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weisch na...?


Walter Fischer

Empfohlene Beiträge

Mit diesem Thread möchte ich den jüngeren Lesern einen Einblick in die Zustände und die Lebensweise zu meiner Jugendzeit weitergeben.

Wie ich aus Gesprächen erfahren habe, wird dies von Jüngeren gerne aufgenommen und entsprechend kommentiert.

Es folgt nun eine Aufreihung spontaner Kulissen aus der Zeit des beginnenden Wirtschaftsaufschwunges, anfangs der 50-er Jahre des vorigen Jahrhundert's, welche ich selbst erlebt habe und die mir so stark im Gedächtnis haften blieben, dass ich sie heute noch haarklein widerzugeben glaube.

Mein hehrer Hintergedanke dabei ist, andere Forums- Urgesteine, wie Ueli, Hans, Oldchris, Heinz und Co. ebenfalls auf den Plan zu rufen, allwo im Nu ein mächtiges Kaleidoskop vergangener Tage zu neuem Leben erweckt werden möge.

 

Doch lest selbst:

 

Dem Dorfschmid schaute ich mehrmals aus nächster Nähe zu, wie er nach gekonnten Hammerschlägen auf das Hufeisen dieses dem irritiert auf dem Kopfsteinpflaster tänzelnden und vom anwesenden Kutscher kraftvoll fluchend in Position gehaltenem Gaules, zischend und rauchend auf das zuvor zugeschnitzte Horn des Hufes anpasste.

Dasselbe Pferd sah ich am nächsten Tag, genauer am Nachmittag um zwei Uhr auf meinem Schulweg zusammen mit einem vierbeinigen Artgenossen an der selben Deichsel den reich mit Kränzen und Schleifen behangenen Leichenwagen vor einer beträchtlichen Schar stumm hinterherschlurfenden dunklen Gestalten, der Trauergemeinde. Klack- klack- klack... Unser örtlicher Kolonialwarenhändler war verblichen und wurde nun einem alten Brauch zufolge nochmals an die frische Luft gebracht. Durch zwei Büschel Dahlien und Rosen konnte ich sein leise nickendes schneeweisses Gesicht, umrahmt von schwarzem Sarggehölz, erspähen.

 

Schon am folgenden Tage mühten sich meine Pferde mit einer Ladung Brucheis ab, welches vom Klöntalersee stammte und nun den tropfenden Weg zum Bierkeller des Restaurantes "Weingarten" nahm.

 

An jedem noch so kleinen Bahnhof gab es einen Güterschuppen, welcher meistens von mindestens 4 bis 8 mit Industrie- blauen Hemden, welche bis zum Bretterboden reichten, ausstaffierten SBB- Frachbrief- Experten dekoriert war.

Da mussten wir Pferde des armen Mannes mit unserem ganzen Stolz, nämlich dem Handleiterwagen, vorfahren, um die vor kurzem vom Onkel, seines Zeichens Bauer, in Hinteroberkrattigen aufgegebenen 2 Sack Bintje- Kartoffeln à je einem Zentner (50 Kg, Doppelzentner= 100Kg), zu verladen.

Aber wehe- Du hast vergessen, zuvor den tit. Frachtbrief im Stationsbüro zu erlangen! Da kannten diese Schriftgelehrten kein Pardon und mit verächtlichem Blick auf die stets griffbereite Taschenuhr, machten sie ihren Hals so lange, dass sie beinahe vor Uebergewicht von der Rampe gefallen wären.

Und hatten sie den gelben Fackel dann endlich zwischen ihren Fingern, konnte man beobachten, wie sich das fade Blau ihres Berufshemdes für kurze Zeit in ein leuchtendes Königsblau verwandelte.

 

In jedem Dorf gab es mindestens auch einen Dorfmetzger, welcher wöchentlich Montags seinen im Hinterhof gelegenen Schlachtraum mit Leben erfüllte. Hei ! war das ein Gehüpfe von uns 3.- Klässlern, wenn wir versuchten, dem heranschiessenden Blutstrom am Boden erst im letzten Moment die Schuhspitze zu entziehen. Oder wenn der vergelsterte Muni unter Aufbietung seiner letzten Kräfte seinem Bolzenschuss entkam, indem er zappelnd und schleudernd aus der Hinrichtungsstätte galoppierte und in einer Fontäne aus aufgewirbelten Kopfsteinpflastersteinen und Fellteilen im nahen Hoschtet entschwand.

Und während die Schlachtgesellen dem Siedfleischlieferanten Seilschwingend hinterherhechteten, wagten wir uns in den Ring der Nibelungen, um der dort aufgehängten Kuh ins noch warme Gekröse zu greifen.

 

Nein, Kutteln verschmähe ich noch heute, währenddem ich ein zartes Filet eines nicht zuvor geflüchteten Ochsen noch heute mit Genuss auf der Zunge vergehen lasse.

 

Einmal in der Woche war Waschtag. Da ging es dann wieder mit dem Familienwagen und mir als Pferd, also dem Leiterwagen zum nahe gelegenen See. Dorthin, wo die Reichen ihre Segelboote wasserten, wo es als so eine sanft ins Wasser abfallende Rampe gab. Dort angekommen wurden die zu waschenden Kleidungsstücke unter Verwendung einer zu Schaum geschlagenen Kernseife auf einem waffelartig ausgeprägten Metallbelag, dem Waschbrett so lange gedroschen, bis die Hemdenknöpfe abzuspicken begannen und ich diese heldenhaft im knietiefen Wasser herausfischte, nicht ohne zuvor auf dem algenverschlammten Ufer auszurutschen und mich vor der herannahenden Seife meiner Mutter in Sicherheit zu bringen versuchte, was nach ein paar an Ort schleudernden Startversuchen meiner noch unterentwickelten Schenkelarbeit prompt kläglich scheiterte.

 

Noch viele Geschichten fallen mir spontan ein, doch andere Schreiber sollen nun zu Worte kommen, damit der Faden nahtlos weitergesponnen werden kann.

 

Viel Spass dabei wünscht Euch

Walti

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hoi Walti

super Idee.:008:

Aber, nicht Jedermann/frau bringt die Worte so geschickt zu "Papier" Bildschirm wie du.

Solche Geschichten/Geschichtchen fallen mir reihenweise ein, doch mit dem gekonnten Schreiben, da happerts ein bisschen.

Doch etwas Kurzes:

Wären meiner Schulzeit es war im Frühjahr. Wie jeden Abend kam ich von der Schule heim und wie immer den Schulsack in die Ecke, die Werktagskleider anziehen und ab in den Stall. Die Anweisungen kamen postwendend unter der zweiten Kuh hervor, denn Vater war bereits am Melken.

Nun einen kurzen Zeitsprung. Beim Abendessen. Unsere Tischordnung war Tradition, oben am Tisch Vater, an der linken Tischseite wir Kinder und vis à vis Mutter und Grossmutter. Es wurde wenig gesprochen, aber an diesem Tag war es anders. Vater hatte den ganzen Nachmittag auf dem Felde oberhalb des Hauses beim Runkeln hacken verbracht. Plötzlich habe es hinter seinem gebeugten Rücken höllisch gebraust, dann gerumpelt und danach Stille. Er drehte sich um und sah keine 50 Meter hinter sich einen Segelflieger, einer von den schweren Dingern, welche sie zur Schulung gebrauchten, die waren meist schneller wieder am Boden, als der Schlepper. Langsam hob sich das transparente Schutzdach und ein kreidebleicher Pilot stieg mühselig aus seinem Vehikel.

Vater half ihm dann den Flieger, welcher quer über den ganzen Acker eine tiefe Furche gezogen hatte auf den Feldweg zu stossen.

Zitat: Das Ganze brachte ihm einen herrlichen Alpenrundflug ein, was meinem Vater mehr brachte als wenn der Schaden an seinem Felde mit Geld wieder gut gemacht worden wäre.

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Danken möchte ich Euch beiden und allen nachfolgenden Schreibern. Dir, lieber Walter, möchte ich nur sagen dass Du eine absolute Gabe hast, Erlebnisse in Worten derart herüber zu bringen, wie ich das sonst allenfalls von Herrn Ramspeck kenne. Ein Riesenlob eines Dilletanten zwar, dennoch: Danke! Eigene Erlebnisse aus meiner Kinder- und Jugendzeit gäbe es wohl, die meisten sollten auch bereits verjährt sein. Dennoch, so auf Anhieb fällt mir nichts ein was ich mit bescheideneren Mitteln lesbar herüberbringen könnte. Ausser dass mein Vater, nach der Arbeit jeweils nach Hause kam und sagte: Jaja, früh krümmt sich was ein Hacken werden will. Und mich dabei anschaute. Was soviel bedeutete wie dass irgendwelche gemeinen Weiber meine Taten gewärtigt haben und das Buschtelefon schneller war als heutzutage ein Handy.

Danke für die gute Idee und die fesselnde Schreibe

Hans

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Gute Idee, Walti!!

 

Weckt mich bitte, wenn Ihr bei den 70ern angelangt seid!

Ich über bis dahin mal ein bisschen schreiben, damit ich mich vielleicht nicht aufs Blut, sondern nur auf die nackte Haut blamiere ;)

 

Gruess Jimmy

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Na, dann will ich auch noch ein wenig aus meiner Kindergartenzeit erzählen.

Ich wurde in Freienstein im Haus meiner Grosseltern geboren. Mein Grossvater betrieb damals eine Wagnerei mit zugehöriger Sägerei. Mit 2 Jahren bezogen wir eine Wohnung im „Vereinshaus“, ein Haus, in dem Vereinsanlässe sowie religiöse Veranstaltungen stattfanden. Ein riesiger Garten wurde von meinen Eltern und zwei ältlichen Jungfern bewirtschaftet. Diese 2 Damen wollten anscheinend Hühner züchten und beschafften sich ungefähr ein Dutzend Küken. Mein Cousin, 4 Jahre älter als ich hatte die glorreiche Idee, die Hauskatze zu den Küken in den Verschlag zu sperren. Dies bekam den Küken nicht so gut, heute würde ich Jugendlichen dafür eins hinter die Löffel geben! Wir blieben dank unserer Verschwiegenheit ungestraft. Ab und zu besuchte ich meinen Grossvater, seine Wagnerei war nur ca 300 m von unserer Wohnung entfernt. Staunend beobachtete ich, wie er aus einem viereckigen Kantholz mit einem Ziehmesser einen Axtstiel schnitzte oder ein hölzernes Speichenrad herstellte und das Rad mit einem glühenden Eisenring fixierte. Auch Weinfässer stellte er her, zweiseitig konisch zugespitzte Bretter wurden mit Bändern langsam zusammengezogen und mit Wasser geschmeidig gehalten. Nach einiger Zeit konnten dann Boden und Deckel eingepasst und mit Eisenreifen fixiert werden. Alle Maschinen in der Werkstatt wurden von einem zentralen Elektromotor über eine Transmissionswelle angetrieben. Verschiedene Lederriemen, ungefähr 10 cm breit, trieben Bandsäge, Hobelmaschine, Drechselmaschine, Schleifstein und auch den externe Sägegatter an. Mittels eines Holzpflocks wurden die Riemen vom Leerlaufrad zum Antriebsrad gedrückt. Ein wenig ungeschickt angestellt, flog dieser Pflock durch die Werkstatt. Dies passiert bei den heutigen Getrieben nicht mehr, leichtes Kratzen ist die Antwort.

Die angebaute Sägerei meines Geburtshauses war natürlich für Buben ein herrlicher Spielplatz, leider auch ziemlich gefährlich. Ein ca 40 m langes Geleise für flache Rollis reizte mich besonders, man konnte damit kleine Fahrten machen und es knallte so schön metallisch, wenn die Wagen aufeinander prallten. Diese Rollis waren eigentlich dazu da, um Baumstämme einzuspannen und dann mit Seilantrieb am Sägegatter vorbei zu führen. So wurde ein Brett nach dem anderen vom Stamm gesägt. Diese Bretter wurden dann vor dem Haus zu Beigen aufgeschichtet, immer ein Distanzhölzchen dazwischen. So konnte das Holz während 2-3 Jahren trocknen. Leider ist das Haus mit angebauter Werkstatt vor einigen Jahren mit samt den Holzvorräten total abgebrannt.

 

Da es zur damaligen Zeit noch keine Gameboys, elektrische Eisenbahn etc. gab, sägte mein Grossvater Holzklötzchen mit ungefähr 1,5 cm Seitenlänge und verschiedenen Längen. Diese dienten mir und meinem Bruder als Spielzeug. Damit bauten wir Häuser, Autos und alles was wir mit unserer Fantasie erstellen konnten.

 

In unserer Nachbarschaft befand sich eine Töpferei in der aus Lehm Blumentöpfe, Vasen und aus Steingut Geschirr hergestellt wurden. Ich durfte ab und zu dabei sein, wenn der Brennofen beschickt wurde. Da muss man sich einen etwa 50 m langen Tunnel vorstellen. Da wurden dann Metallrollis, die mit dem Brenngut beladen waren, langsam durch diesen elektrisch beheizten Tunnelofen gezogen. Wenn dann das Brenngut am anderen Ende des Ofens herausgezogen wurde, liess man es langsam auskühlen. Um zu kontrollieren, ob die gebrannten Objekte unversehrt, dh ohne Risse waren, klopfte man mit dem Finger an die Unterseite. Wenn ein scheppernder Ton ertönte, war ein Stück Ausschuss produziert worden. Anschliessend kamen die unversehrten Stücke ins Verkaufsgestell und auch ins Schaufenster. Dies war natürlich für mich der Anlass, das auch zu Hause zu tun. Alles unseres Geschirr habe ich in Abwesenheit meiner Mutter zwischen Vorfenster und Fenster aufgeschichtet. Meine Mutter war nicht in gleichem Masse begeistert und so erfolgte ein Donnerwetter. Als ich etwas später dasselbe mit meinem Bruder im 1. Stock durchführte, wurde meine Mutter durch eine Nachbarin alarmiert. Dieses Mal erfolgte kein Donnerwetter, ich konnte lediglich einige Zeit nicht mehr so bequem sitzen.

Mein Geburtshaus, die Wagnerei in Freienstein

Wagnerei_Freienstein.jpg

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Da es früher noch richtige Winter gab, ja, auch richtige Sommer, Frühjahre und Herbste, erfahrt Ihr hier, wie wir dem Wintersport huldigten.

Nun, es gab damals noch keine Kunststoffskis und Kanten daran, samt multifunktionaler Sicherheitsbindung. Nein, das Material des Ski's bestand aus Hickory- Holz mit zwei Metallbacken und einem Drahtzug ungefähr in der Mitte derselben als profane Bindung. Die Ski's mussten mehrmals pro Saison auf der Lauffläche neu lackiert werden, um die Risse und Schrunden notdürftig zu verdecken. Und wollte man nicht dauernd diese verwunschenen "Schtögeli" (Schneeverballungen) an den Laufflächen, musste man fleissig Seife aufreiben. Die meist zu grossen Skischuhe bestanden aus alten Militärschuhen, welche, da sie meist 2 Nummern zu gross waren, mit 2 oder 3 Paar Wollsocken an den Füssen ausgefüllt wurden. Dermassen hochgerüstet schlaufte man sich die zwei Haselnuss- Stöcke mit Basttellern um die Handgelenke, stapfte das Bahnbord hoch, um alsogleich in grosser Todesverachtung in die Tiefe zu stürzen, um unten, nach etwa 200 Metern in einer selbsgebastelten Nassschneelawine zum Stillstand zu kommen.

Den sog. Telemarkschwung überliessen wir den Profis.

Und nun zu einem unerhörten Skandal, der sogar im Anzeiger des Bezirkes ausgebreitet wurde:

Jährlich Ende Januar an einem schönen Sonntag wurde oben am Berg das örtliche Schüler- Skirennen ausgetragen. Je nach Schulklasse startete man weiter oben oder unten. Die Oberstufenschüler mussten ganz oben zunächst ein ziemliches Flachstück meistern, welches zu teils regelrechten Stock- Schlachten ausartete. Mit viel Bruchholz im Schnee. Am Ziel unten gab es eine richtige Ovomaltine- Zielflagge und Ländlermusik ab Lautsprecher, samt einem Platzspeaker. Von diesem erfuhren die bangenden Eltern vom mehr oder weniger geglückten Start der Meute hinter der Kuppe.

Dabei müssen sich wahre Dramen abgespielt haben, wurde doch zum Beispiel der Sohn des Gemeindepräsidenten mit seiner an sich Renntauglichen Ausrüstung vom Sohn des Wirtes des Restaurantes Eintracht in der Hocke links liegen gelassen, derweil jener mit verzweifelten Stockeinsätzen versuchte, mehr Fahrt aufzunehmen. Und schon näherte man sich dem Gefälle zum Ziel, wo nun unser Wirtesohn mit atemberaubendem Tempo derart in Fahrt geriet, dass er als erster am Ziel, nach der Zielflagge den ganzen Auslauf bremsend und stiebend benötigte um dennoch am Rande desselbigen in die 100- Liter Teekanne zu brettern.

Und nun sah man es: Am Orte des Aufpralles lagen mehrere Stück schwarz schimmernde Plastikteile im unschuldigen Schnee! Diese gehörten zum Fahrbelag der Ski's.

Und bald darauf machte das Gerücht die Runde, der ganze Belag der Siegerskis bestünde aus aufgeschmolzenen Schallplatten, was nun einen Riesenskandal bedeutete! Selbstverständlich wurde dieser Teilnehmer umgehend disqualifiziert. Ich glaube er bekam nicht einmal Tee und Wienerli, dafür war der Kunststoffskibelag erfunden, welcher in den folgenden Jahren seinen Siegeszug fortsetzte.

Dem verwöhnten Herrensöhnlein vom Gemeindepräsidenten gelang aber auch damit nie eine Platzierung in den vorderen Rängen. Es lebe der Sport!

 

Gruss Walti

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Es macht grossen Spass eure Geschichten zu lesen, ich selber muss noch eine ganze Weile warten, bis ich dann auch miterzählen kann :)

 

Ich höre nur immer von meiner Mutter die Geschichten, als sie dort, wo heute in Dietlikon Media Markt und Ikea etc. stehen, auf den, leider gepachteten :D , Äckern nach der Schule arbeiten mussten.

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Mein 1. Flughafenbesuch als 7jähriger.

In meiner Kindergartenzeit wurde der Flughafen Zürich, damals noch Flughafen Kloten, neu gebaut. Nachdem er 1951 eingeweiht wurde, interessierte mich natürlich die Fliegerei. Als meine Gotte (Patin) mir eröffnete, dass sie mit mir und meinem Cousin den Flughafen besuchen wollte, war ich natürlich hell begeistert. Ein kleiner Wermutstropfen war nur, dass der Fussmarsch von Freienstein nach Kloten einige Stunden dauerte. Als wir dann von der Kaserne Kloten in Richtung Flughafen marschierten, kamen wir zuerst bei den Rundflugbaracken vorbei. Die standen ungefähr dort, wo heute das Hochregallager des Frachthof steht. Man konnte ohne Probleme direkt zu den Rundflug-Flugzeugen spazieren, keine Kontrollen behinderten die damaligen Besucher. Es waren 2 De Havilland Dragons, 2motorige Doppeldecker, die früher bei der Swissair im Dienste standen.

De Havilland Dragon

Etwas weiter in Richtung Kloten war eine Wiese, auf der konnten Besucher die wenigen Autos parkieren. Ungefähr 50 m vor der Piste war zwischen kleinen Holzpfählen ein Draht gespannt, wie noch heute bei einem Viehzaun. Was waren wir früher vertrauenswürdige Besucher! ;) Auf der anderen Seite der Piste stand ein spezielles Fahrzeug mit einem Ausguck, der ein kleines Verdeck hatte. Dieses Fahrzeug war mit einem Kontroller besetzt, der den GA-Verkehr mit einer grünen Lampe die Landebewilligung auf der Graspiste östlich der Piste 28 gab. Leuchtete rot, war durchstarten angesagt.

Später besuchten wir das neu erstellte Flughafengebäude. Dies war das Gebäude mit dem alten Kontrollturm und der Halle mit den Restaurants Topair und Cockpitbar. Vor dem Gebäude war eine grosszügige Besucherterrasse, die über die ganze Breite des Flughafengebäudes führte. Seitlich des Gebäudes befand sich eine Treppe, von welcher man durch ein Drehkreuz nach Einwurf von 20 Rappen die Terrasse besuchen konnte. Viele DC-3, DC-4 und andere Exoten standen auf dem Vorfeld. Was mich damals ängstigte waren die Flammen, die beim Starten der Motoren seitlich aus den Lüftungsklappen schossen. Ein Angestellter des Flughafens stand jedes Mal beim startenden Motor und wenn die Flammen etwas gar zu heftig auftraten, blies er etwas Kohlesäureschnee in die Motoren. Eine gewaltige Rauchwolke zeugte auch von viel verbranntem Öl in den Zylindern. Interessant war auch, dass landenden Flugzeugen mittels eines grünen Scheinwerfers mit Zielvorrichtung vom Kontrollturm die Landeerlaubnis signalisiert wurde. Ebenfalls Flughafenfahrzeuge erhielten so die Erlaubnis, eine Piste zu überqueren. Auf dem Dach des Kontrollturmes befand sich ein starker drehbarer Scheinwerfer, der nachts die Position des Flughafens anzeigte.

Nach einiger Zeit kehrten wir müde mit dem Postauto nach Hause zurück.

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Glück Auf Walti!

 

Voll Demut und Bewunderung verschlinge ich Deine Zeilen.

Der Inhalt, doch fast mehr das geschriebene Wort zeigt von einer Sprache, einer Kultur die dem Sterben ausgeliefert ist. Nicht die Sehnsucht nach der „Guten, Alten Zeit“ sondern die Sehnsucht nach einer Sprache in ihrer Vielfalt, Ausdruckskraft, Buntheit ganz ohne kurzlebige oder nicht übersetzbare Modewörter die letztendlich in einen sprachlichen Einheitsbrei münden.

 

So rufen Deine Zeilen auch in mir prägende Erlebnisse in Erinnerung.

 

Wir waren bei Nachkriegsvertriebenen Verwandten aus dem Sudetenland in Neumarkt (D, Oberpfalz) als plötzlich die Radiosendungen unterbrochen wurden und in dramatischen Worten vom Mauerbau der Ostzone berichteten. Ich hatte als kleines Kind den Satz „Jetzt gibt es wieder Krieg“ nicht verstanden, aber die Tränen und den Schmerz beim vermeintlich letzten Abschied von meinen nunmehr bundesdeutschen Großeltern haben sich sehr in mein kindliches Gedächtnis gebrannt.

 

Oder als der US Präsident J.F.Kennedy nach Wien kam.

Ich habe damals mitgewunken, zwar damals nicht verstanden. Wie Verrückte standen wir in der Einflugschneise noch viele km vom Flugplatz entfernt und winkten und winkten als die Präsidentenmaschine einschwebte, mit Taschentüchern ja selbst mit großen Betttüchern. Er war DIE Hoffnung, DER vermeintliche Garant für Frieden für unser junges noch nicht selbstsicheres neutrales Land.

 

Oder die Tränen meines Volksschuldirektors. Wir durften in eine neu errichtete Volksschule, inmitten eines neuen, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechenden, Stadtteiles übersiedeln. Die feierliche Eröffnung und Übergabe erfolgte durch den Bürgermeister von Wien Franz Jonas. In seiner Rede hob er hervor, dass nun der Wiederaufbau abgeschlossen sei. Die baulichen Narben des Krieges seien nun beseitigt. Die Alliierte Besatzung hat vor zehn Jahre ihr Ende gefunden (Wir waren in Favoriten Russenzone). Das nun neue, im wirtschaftlichen Aufschwung befindliche, neutrale Österreich findet seine Identität. Dann danach beim Absingen die Bundeshymne, die wir lange und oft geübt haben, habe ich die Tränen des Volksschuldirektors nicht verstanden.

 

Die Jahre vergehen, man steht im täglichen Leben.

Angst vor der Zukunft? Nein!

Es liegt an uns „Alten“ Gutes zu bewahren, Vorzuleben und Weiterzugeben.

 

Solange auch solche Rubriken hier im ILS-Forum zu finden sind, fühle ich mich zu Hause.

 

Martin S!

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Ich bin zwar noch nicht so alt, aber kann über ein paar Erlebnisse berichten die ich in meiner Kindheit bei meinem Grossvater (mütterlicherseits) hatte. Nach seiner Pensionierung hatte er viel Zeit, doch langweilig wurde es ihm nie. Er hatte ein Haus in Dürrenäsch AG, in dem auch meine Mutter aufgewachsen ist. Das Haus ist noch heute im Originalzustand und befindet sich in Familienbesitz. Rundherum um das Haus ist noch etwas Land mit Obstbäumen drauf. Pflaumen, Zwetschgen und Kirschen, wenn ich mich recht erinnere. So gab es natürlich immer im Sommer und Herbst eine grosse Auslese der gereiften Früchte. Was machte er nun damit?

Sie wurden alle in grosse Fässer gekippt um sie zu gären. Dann kam im Spätherbst ein mobiler Schnappsbrenner ins Dorf, wo er sich den eigenen Schnapps brennen liess.

 

Ob es sowas heute noch gibt? Auf dem Land wäre es schon möglich.

 

Eine andere, heute wohl merkwürdig anmutende Arbeit, war das Sammeln von Mäuse-Schwänzen. So gingen wir auf das benachbarte Feld um Mausfallen zu stellen. Mit dieser Tätigkeit tat man den Bauern einen Gefallen und konnte dabei noch etwas Geld verdienen. Die Fallen waren so spezielle Metallkrallen die einander gespannt in die Mauslöcher gesteckt wurden. Köder brauchte es keinen. Wenn die Maus dann in der Nacht zum Loch rauskam, schnappte die Falle zu und die Maus war sofort tot, da ihr das Rückgrat gebrochen wurde. Das Folgende ist eher gruselig. Man nahm dann die Mäuse aus ihrem Loch und entfernte sie von der Falle, welche gleich wieder im selben Loch die erneute Anwendung fand. Mit einer Schere schnitt man den Schwanz ab und warf diesen in ein Gefäss. Die tote Maus landete auf dem Kompost hinter dem Haus.

 

Wofür man die Mausschwänze brauchte weiss ich heute nicht mehr. Ich glaube man konnte sie in der Apotheke verkaufen, woraus dann bestimmte Stoffe gewonnen wurde.

 

Mein Grossvater kochte auch noch selbst die Konfitüre und machte wöchentlich frische Butter. Er hatte dafür ein spezielles handbetriebenes Schwinggerät, was man in heutigen Haushalten nicht mehr kennt. Es ist ein Gefäss mit einer Kurbel dran. Drin ist eine Zentrifuge mit Propeller womit der Rahm hart geschlagen wird. Das ausgeschiedene Wasser fliesst dann über einen Ausguss in ein separates Gefäss. Wenn ich auch mal kurbeln durfte, merkte ich, wie mühsam es war die Butter selbst herzustellen.

 

Gekocht wurde immer mit einem Herd für Brennholz. Dieser Herd sieht eigentlich ähnlich aus, wie die heutigen, hat auch einen Backofen, mit dem Unterschied, dass sich darunter noch ein Holzofen mit Asche-Schublade befindet. Zusätzlich war dieser Herd auch noch mit der "Chouscht" (Kachelofen) im Wohnzimmer gekoppelt.

 

Einem Ritual gleich legte sich mein Grossvater am Nachmittag immer auf die Chouscht für den Mittagsschlaf und hörte dazu Radio Beromünster.

 

Mein Grossvater dachte nie ans Aufhören und stieg auch noch im stolzen Alter von 85 Jahren auf die Leiter um "Chriesi z'günne" (Kirschen pflücken). Leider hatte er beim Absteigen mal einen Unfall, wo er sich verletzte. Nach dem Spitalaufenthalt war an eine Rückkehr in sein Haus nicht mehr möglich.

 

Heute lebt er in einem Altersheim in Reinach, wo ich ihn hin und wieder besuchen gehe, um über alte Zeiten zu plaudern. Natürlich war für ihn der Wechsel ins Altersheim nicht einfach - aber Radio Beromünster hört er noch immer täglich.

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