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kleine New Yorker Nachtmusik


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Geschrieben

Ecke 16th/7th, es ist kalt, nass und der Wind pfeift durch die Gassen. Die Passanten eilen mit einem heissen Kaffee in der einen und einem Regenschirm in der anderen Hand auf die nächste Subwaystation zu, die Hüte sind tief ins Gesicht gezogen und die Mantelkrägen hochgeklappt.

 

Ich sitze mittendrin in einem Starbucks und schaue dem hektischen Treiben fasziniert zu. Alles ist extrem in dieser Stadt. Es hat extrem viele Leute, es wird extrem viel geschuftet, es hat extrem viele Bettler, man kann am Abend extrem viel anstellen, alles ist extrem teuer und die Hotels sind extrem alt.

 

Heute wo das Flugticket weniger kostet als eine Übernachtung in Manhattan, haben es die preisbewussten Airlines besonders schwer, zahlbare Zimmer für ihre Angestellten zu finden.

Unser temporäres Heim für 24 Stunden ist so ein extrem alter Kasten. Über 2000 Betten hat das Haus aus dem letzten Jahrtausend und die Zimmer versprühen einen Charme, wie ein Zivilschutzbunker in der Innerschweiz.

Die Infrastruktur des Zimmers funktioniert in der Regel gut. Als am zuverlässigsten zeigt sich einmal mehr der Kühlschrank. Alle fünf Minuten beginnt die etwa zweiminütige Kühlphase mit einem leichten Vibrieren gefolgt von einer sanften Rüttelbewegung. Die Zimmer sind ziemlich hellhörig und da die einzelnen Geräte nicht synchronisiert sind, geht ein harmonisches Schwingen durch jeden Hotelflur.

Unterbrochen wird dieses esoterische Hintergrundgeräusch nur durch ankommende Fahrstühle. Es sind deren 10 eingebaut und jeder macht den im Jahre 1896 patentierten und unüberhörbaren ‚Ping-Ton’.

Die Kombination dieser Töne bildet den Klangteppich der kleinen New Yorker Nachtmusik. Dieses harmonische ‚GRRRROOOOOOOOM, PING PING GROOOOMMMM, PING, PING PING…’ wird rhythmisch durch das permanente Hupen der Yellow Caps und den Sirenen von Polizei, Ambulanz und Feuerwehr aufgepeppt.

Jetzt liegt es am Besucher bzw. am Bewohner dieser Stadt, so müde ins Bett zu gehen, dass man trotzdem einschlafen kann. Vermutlich ist das der Grund für das tolle Nachtleben in Manhattan.

Doch Vorsicht, auch wenn man noch so schlapp ist, sollte der vor einem liegende Stotterschlaf sorgfältig geplant werden. Die faktisch nicht vorhandene Fensterisolation kombiniert mit der nur sporadisch funktionierenden Heizung, kann das Raumklima auf SAC Hüttenniveau senken. Da Daumendecken den Weg nach Amerika noch nicht gefunden haben und die Bettlaken in der Regel mehr als ein Loch aufweisen, ist der Gebrauch einer heimischen Decke angebracht.

Ich vertraue seit Jahren auf den Mammut Kuschelschlafsack mit Minustemperaturgarantie bis -20°C. Das gibt ein angenehmes Körperklima und legt zumindest noch eine dünne schützende Schicht Stoff zwischen meine Haut und die leider zahlreich vorhandenen fremden Körperhaare im angeblich frisch gemachten Bett.

Eingekuschelt in ungarische Daunen lässt es sich zur kleinen New Yorker Nachtmusik bestens einschlafen.

So gegen 0300 Uhr stören dann die ersten Disharmonien die vertrauten Klänge. Die Schicht der Kehrrichtleute hat begonnen und jeder Abfallsack entlang der Strasse wird hupend begrüsst.

Viele Hotelgäste nehmen den gut hörbaren Arbeitsantritt der Müllmänner zum Anlass, ein kleines Geschäft zu tätigen. Die Toilettenspülungen rülpsen in allen Stockwerken und spätestens nach 3 Minuten ist jeder wach und der Wasserdruck ist so zusammengefallen, dass die eigene Schüssel den Dienst verweigert. Die Verwischung der eigenen Spuren muss bis am Morgen warten und der Stotterschlaf geht weiter.

 

Wer will denn da über zu wenig Schlaf klagen! Wir sind hier schliesslich in New York, eine Stadt, die nie schläft, nie ruht und vor allem nie neue Hotels baut.

 

Gruss aus NYC

Geschrieben

Aus Solidarität werde ich heute Abend neben dem Kühlschrank auf den kalten Plättli übernachten, nur mit einer Wolldecke eingewickelt und auf meinen Handy-Wecker werde ich um drei den Alarm stellen.

 

Besser könnte man die traurige Szene nicht beschreiben...

 

Gute Erholung (zB im Crewrest des 340ers? :D ) und e....

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