Frizi Geschrieben 17. November 2005 Teilen Geschrieben 17. November 2005 Morgen zusammen! Habe bei SPIEGEL online folgenden Artikel gefunden! Gruss Fredy Russische Flugzeug-Projekte Link Spiegel Kreml fordert Airbus und Boeing heraus Von Viktor Funk Seit dem Kollaps der UdSSR kaufen auch russische Fluglinien am liebsten bei Boeing und Airbus, die Flugzeugindustrie des Landes verfällt. Der Kreml will den Trend nun umkehren - und fördert den Bau neuer Jets made in Russia, die besser sein sollen als vergleichbare West-Maschinen. Hamburg - Airbus und Boeing machen in Russland glänzende Geschäfte. Gerade erst hat die russische Fluggesellschaft Aeroflot mit Airbus einen Kaufvertrag für sieben A321-Maschinen unterzeichnet. Gleichzeitig buhlen die Europäer um einen Drei-Milliarden-Dollar-Deal für Langstreckenflugzeuge, den auch Boeing gerne für sich sichern würde. Wer den Zuschlag bekommt, will Aeroflot noch in diesem Monat verkünden. Sukhoi Geplanter Regionaljet RRJ (Entwurf): "Große Chancen" auch auf dem westlichen Markt Geht es nach Präsident Wladimir Putin, sollen die beiden West-Hersteller auf dem lukrativen russischen Markt bald neue - einheimische - Konkurrenz bekommen. Vom Präsidenten und der Regierung protegiert, arbeiten russische Flugzeugingenieure an zwei modernen Fliegern, die genauso gut oder sogar besser sein sollen als vergleichbare Modelle von Herstellern wie Airbus, Boeing , Embraer oder Bombardier . Besonders ambitioniert ist der geplante Bau eines Mittelstreckenfliegers made in Russia, der sich MS-21 nennen soll. Der Jet mit 6500 Kilometern Reichweite soll gegen die erfolgreiche Boeing 737 und die kleinen Airbus-Modelle A319 und A320 antreten. Das Flugzeug mit 130 bis 170 Sitzen soll ab 2012 in Produktion gehen. Entwickeln soll es eine geplante, neue Holding der russischen Militärjet-Spezialisten Suchoi, MiG, Irkut und Jakowlew, an der sich auch die zivilen Konstrukteurbüros Tupolew und Iljuschin beteiligen sollen. Putin persönlich drängte noch vor wenigen Tagen, die Vereinigung der Firmen müsse beschleunigt werden. Die russische Industrieagentur will die Entwicklung der Entwürfe für den Jet bis Jahresende mit acht Millionen Dollar fördern. Eine Frage des Ansehens Fest steht, dass der Bedarf an Flugzeugen in Russland in den nächsten Jahren enorm steigen wird. Viele Maschinen stammen aus Sowjet-Tagen und müssen aus dem Betrieb genommen werden. Allein im Mittelstreckenbereich würden in den kommenden 20 Jahren über 600 neue Flieger benötigt, schätzen Experten bei Airbus. Auf der russischen Luft- und Raumfahrtausstellung Maks-2005 im Sommer dieses Jahres zeigte sich Airbus-Vizepräsident Axel Klein optimistisch: 300 Airbus-Jets könnte der russische Markt abnehmen - Schätzwert 20 Milliarden Dollar. Die Russen wollen diesen Markt nicht allein westlichen Unternehmen überlassen. Für die russische Regierung ist die Wettbewerbsfähigkeit der einst stolzen zivilen Flugzeugindustrie auch eine Prestigefrage. Schon seit den neunziger Jahren versucht der Kreml, die Infrastruktur des Landes zu modernisieren - dazu gehören nach seiner Interpretation auch die Transportmittel. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht: Die Flugtechnik sei eine der wenigen verbliebenen Industriesparten, "die die Russen neben der Raumfahrt tatsächlich beherrschen", sagt der Wissenschaftler Dietrich Knörzer - er beobachtet für die Europäische Kommission den weltweiten Markt für Flugtechnik. Sollte das MS-21-Projekt nach Plan vorankommen, könnte das Boeing und Airbus durchaus einige Schwierigkeiten bereiten. Der Flieger soll nach Wünschen der russischen Industrieagentur 15 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen und insgesamt 20 Prozent weniger Unterhaltskosten verschlingen als die Konkurrenz aus dem Westen. Ruslan Ruchow, Direktor des Moskauer Zentrums für Strategie- und Technologieanalysen, ist mit Prognosen über die Zukunft des MS-21 zwar vorsichtig. Eine Herausforderung für die Amerikaner und Europäer sieht er aber allemal. "Bei der MS-21 könnte Russland mit China kooperieren, damit den Absatz sichern und später bessere Modelle entwickeln", sagt Puchow. "Oder sie verkaufen die Forschungsergebnisse an Airbus oder Boeing und kooperieren dann mit ihnen." Sukhoi Geplante RRJ-Modellreihen: "Wird auf jeden Fall gebaut" Für Boeing und Airbus ist das russische Mittelstrecken-Projekt indes noch kein Thema. "Wir haben uns damit noch gar nicht beschäftigt", erklärt Wiktor Anoschkin, Pressesprecher von Boeing in Russland. Auch Gregor von Kursell, Sprecher der Airbus-Mutter EADS , sieht in der MS-21 keine Gefahr für westliche Produzenten: "Der Markt bei Mittelstreckenmodellen ist hart umkämpft. Es wird für die Russen schwierig sein, da einzudringen", sagt er. Bedeutend bessere Chancen hat denn auch das zweite russische Flugzeugprojekt, das schon weiter vorangekommen ist: Der Russian Regional Jet (RRJ) mit Platz für 60, 75 und 90 Passagiere soll schon bald abheben - offizieller Auslieferungsbeginn ist 2007. Die Kurzstreckenmaschine wird nicht mit Maschinen von Airbus und Boeing, wohl aber mit den Jets des brasilianischen Herstellers Embraer und von Bombardier aus Kanada konkurrieren. Hersteller ist die sibirische Jagdbomber-Schmiede Suchoi, die auch beim MS-21-Projekt mitmischt. Der RRJ werde nicht nur auf dem gewaltigen russischen Markt, sondern auch international "große Chancen" haben, glaubt der EU-Experte Knörzer. Erste, nicht ganz freiwillige Bestellungen für das Modell liegen bereits vor: Der russische Wirtschaftsminister German Gref verordnete jüngst, Aeroflot werde 30 RRJ-Flugzeuge kaufen. Zwang zum Erfolg "Dieses Flugzeug wird besser sein als die ausländische Konkurrenz", verkündete Gref. Auch Embraer und Bombardier hatten sich um den Aeroflot-Auftrag beworben - so haben sie im Wettbewerb mit dem RRJ einen ersten Rückschlag erlitten. Aeroflot indes scheint noch Zweifel an dem einheimischen Produkt zu haben - die Airline-Manager hätten gerne stattdessen die ukrainische Antonow An-148 bestellt. Der Moskauer Flugexperte Ruslan Puchow sieht die Zukunft des RRJ dennoch optimistisch. "Der Flieger wird auf jeden Fall gebaut", sagt er. Hilfe bekommen die Russen dabei auch aus dem Ausland - die Motoren des Regionalfliegers sind eine französisch-russische Koproduktion. Außerdem will sich das italienische Flugtechnikunternehmen Alenia Aeronautica an der Zivilflugzeugsparte des Herstellers Suchoi beteiligen - ein vorläufiges Abkommen ist unterschrieben. Die Italiener könnten später die Vermarktung im Westen übernehmen. Boeing ist als Berater beim RRJ-Projekt involviert. Es gebe allerdings ein Problem, das dem RRJ-Bauern noch Schwierigkeiten bereiten könnte, erklärt Puchow: Der Produktionsstandort in Komsomolsk am Amur nahe der chinesischen Grenze sei für Suchoi eine Gefahr. "Die Infrastruktur ist veraltet, qualifizierte Arbeitskräfte verlassen die Stadt", sagt Puchow. "Suchoi sucht jetzt schon nach einem anderen, besseren Fertigungsort." Der Erfolgsdruck ist bei beiden Projekten, beim RRJ und der MS-21, gleichermaßen groß. Boeing und Airbus haben in Russland zuletzt viel Personal abgeworben - die Westkonzerne betreiben inzwischen eigene, große Designzentren in Moskau. Für die russischen Konstrukteurbüros steht deshalb nicht weniger als alles auf dem Spiel. Arkadij Gurtowoj, stellvertretender Direktor von Jakowlew, drückte das mit Blick auf die MS-21 vor kurzem sehr deutlich aus: "Entweder wir verwirklichen die MS-21. Oder wir werden gezwungen sein, nur noch Komponenten für den westlichen Markt zu entwickeln und für immer die Produktion eigener Flugzeuge einzustellen." -------------------------------------------------------------------------------- © SPIEGEL ONLINE 2005 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH -------------------------------------------------------------------------------- Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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