adriank Geschrieben 2. November 2005 Geschrieben 2. November 2005 Hallo zusammen Mit der Mooney in einem Tag von Zürich nach Tunis und zurück. Ist das machbar? Ja. Die Zeit reicht sogar zu einem Umweg zwecks Vulkan Sightseeing über Sizilien und den Stiefel von Italien. Legs: Zürich - Tunis, 582 NM, 3:59, IFR Tunis - Pantelleria, 81 NM, 0:39, IFR Pantelleria - Neapel, 368 NM, 2:35, VFR Neapel - Genua, 302 NM, 2:10, IFR Genua - Zürich, 215 NM, 1:29, IFR Total, 1548 NM (2867 km), 10:52 (652 Minuten) Flugzeug: HB-DHY, Mooney Eagle, Typ M20P, Baujahr 1999, 2181 Stunden. Club Flugzeug der MFGZ Motorfluggruppe Zürich. Reisegeschwindigkeit 184 KTS (340 km/h). Wir hatten meist ordentlich Gegenwind, selten Rückenwind, so schwankte unsere Ground Speed zwischen 150 und 210 KTS. Fuel Verbrauch: 15 Gallonen AVGAS 100LL pro Stunde. Oel Verbrauch: 1 Quart (etwas weniger als 1 Liter) für die ganze Strecke. Piloten: David und Adrian, beide PPL, Night VFR und IFR, je ca. 800 Stunden. Sonntag, 30. Oktober 2005. Endlich stimmt das Wetter, und wir können unseren wohl vorbereiteten Rekordflug antreten. Um 0545 treffe ich mit David im GAC Zürich Kloten. Die Flugvorbereitung haben wir bereits am Vorabend gemacht, heute früh werden die aktuellsten Meteodaten im C Büro geholt und studiert. Ich habe den frühestmöglichen Slot reserviert: 0525 UTC. Fast pünktlich zu Slot Zeit linieren wir auf Piste 28 auf, und David startet 0532 UTC IFR in den Nebel. Die Sicht beträgt jetzt weniger als 300 Meter. Nach wenigen Sekunden fliegen wir, und kurz später befinden wir uns bereits über dem Herbstnebel, und fliegen dem Sonnenaufgang über den Alpen entgegen. Sonnenaufgang! Auf Flight Level 150 über dem Tessin. Für den PIC habe ich meine mobile Sauerstoff Ausrüstung dabei. Just in Case. Mont Blanc. Vom Überflug Poebene (FL 110) gibt es nichts zu berichten: Wie immer sind der Po und sein Land unter einer Dunstschicht versteckt. Schon passieren wir den Flughafen Genua, um über das Mittelmeer Richtung Korsika weiterzufliegen. Genua, da werden wir auf dem Rückflug einen Fuel Stopp einlegen müssen. Später mehr dazu. Die nächsten ca. 140 NM fliegen wir über das offene Meer. Vorschriftsgemäss haben wir schon vor Genua die Schwimmwesten montiert. Vor uns liegt Korsika. Flughafen Calvi an der Nordküste von Korsika. Gebirgszug an der Westküste von Korsika. Wir überfliegen die Südküste Korsikas, vor uns liegt erneut das Mittelmeer, bevor wir Sardinien - bereits in Sicht - erreichen. Windkraftwerk auf Sardinien. Lockere Besiedling, hier ein Dorf mit Sportplatz bzw. Rennbahn. Cagliari, an der Südküste Sardiniens. Wenig später kreutzt ein Airliner unter uns. Ob der eine Cagliari Departure fliegt, oder sich bereits im Anflug auf Neapel oder Rom befindet? Das Carbonara VOR (CAR) liegt bereits hinter uns, und vor uns sind nochmals 140 NM über offenem Meer bis zum Tunis VOR (TUN) zurückzulegen. Die Nordküste Tunesions zeichnet sich am Horizont ab. Wir sind bereits über dreieinhalb Stunden geflogen. Am Stück. Mit 204 KTS unterwegs - in weniger als einer Viertelstunde werden wir in Tunis landen. Tunesien, Nordküste. Tunis, Besiedelung an der Küste. Flughafen Tunis, Final Rwy 19. Wir sind auf Piste 19 gelandet, und folgem dem Follow Me Fahrzeug zum Abstellplatz der Tunisavia. Dabei machen wir drei einheimische Kleinflieger aus. In Tunis betanken wir unseren Flieger. Der ortsansässige Lieferant bringt AVGAS 100LL im Fass. Mit Handpumpe wird das wertvolle Nass (EUR 2.50 pro Liter) in den linken und rechten Flügeltank umgepumpt. Wieviele Liter AVGAS 100LL enthält das Fass? 1 Barrel = 159 Liter. Aber da gehen doch sicher über 200 Liter rein? Danach erledigen wir die Formalitäten: Zollkontrolle, Passkontrolle, Landegebühren bezahlen. Dazu müssen wir uns durch den International Arrival durcharbeiten. Freundliches Nachfragen bei den lokalen Beamten hilft, dass wir an der langen Schlange wartender Fluggäste vorbei relativ zügig die notwendigen Amtsstellen erreichen. Landetaxen und Gebühren betragen 15 EUR. Eindreiviertel Stunden nach unserer Landung starten wir auf Piste 19. David fliegt auch dieses Leg. IFR. Kartago. Der Südosten Tunesiens liegt unter leichter Bewölkung. Südlich Cap Bon verlassen wir die Ostküste Tunesiens. Diesmal sind es 45 NM über offenes Meer. Bereits liegt die Insel Pantelleria vor uns. Wir verlassen FL 100 und befinden uns im direkten Anflug auf Piste 08. Long Final Rwy 08. Zuviel Rückenwind für Piste 08, Circling auf Piste 26. Die schmalere Querpiste 03-21 ist leider nicht mehr in Betrieb, die wäre für die gerade herrschenden Windverhältnisse optimal. Long Final Rwy 26. Threshold Rwy 26. Die MFGZ Mooney HB-DHY und eine ATR42 auf dem Apron. Sonst menschenleer. David hat bereits am Vortag den Zoll bestellt. Zoll, Polizei und Behörden erscheinen pünktlich um 1300. Sie prüfen Mensch und Material und führen eine wirklich gewissenhafte Kontrolle an der Europa Aussengrenze durch. Das dauert dann halt etwas länger. Eine Stunde nach der Landung starten wir auf Piste 08 und ich fliege VFR Richtung Sizilien. Ein Blick zurück. Pantelleria, eine kleine Insel mit Charme. Nach 70 NM über offenes Mittelmeer erreichen wir die Südwestküste Siziliens. Küstenlinie Richtung Capo San Marco. Könnte Santa Catarina sein. Vermutlich Villarmorsa, mit Banhnline. Dahinter die Catania CTR. Wir fliegen Richtung Reggio Calabria VOR (RCA), und vor uns liegt der Vulkan Etna. Etna. Gut sichtbar die vom Nordostwind horizontal verwehte Asche Wolke. Nochmals: Etna. Und weil er so schön ist: Etna. Die Strasse von Messina zwischen Sizilien und dem Stiefel, also dem Festland Italiens. Flughafen Reggio Calabria. Wir fliegen der Westküste von Italien Richtung Norden weiter. Dabei geniessen wir im Westen die Aussicht auf das Mittelmeer. Via Lamezia Richtung Neapel unterwegs. Der Dunst nimmt zu. Zum VFR Anflug auf Neapel müssen wir auf 1500 FT oder tiefer sinken. Der Einflug in die CTR ist vorerst nicht möglich, wir erreichen weder Neapel Approach noch Neapel Tower per Funk. Wir fliegen wohl zu tief, und die Berge um den Vesuv blockieren die Funkverbindung. Da startet grad ein Lufthansa Airliner in Neapel, wir rufen diesen um eine Relay Verbindung zu Neapel Tower aufzubauen. Nach einer Minute haben dier die Bewilligung zum Einflug in die CTR. Der Vulkan Vesuv zeigt sich im Dunst. Die Sicht beträgt noch etwa 5 km. Die Küste vor Neapel. 1528 UTC, die Sonne hängt ordentlich tief. Neapel Capodichino, Base Rwy 24. Der Tower fordert mich auf, einen Short Approach zu fliegen. Final Rwy 24. Am Holding 24 wartet bereits ein Airliner auf seinen Abflug. Short Final Rwy 24. Zügig haben wir geparkt, und warten auf Fuel. Im Hintergrund ein Airliner im Anflug. Fuel, wir warten auf Dich. Nix Gasoline! Obwohl wir uns vorab telefonisch versichert haben, dass wir nach unserer Landung AVGAS 100LL erhalten werden, läuft heute Sonntag nichts, gar nichts. Der Agent versucht in rühriger Art und Weise, doch noch Fuel zu beschaffen. Aber vor Montag, 0900, gibt es nichts Flüssiges. Ohne Betankung ist ein direkter Weiterflug nach Zürich nicht möglich. Wir gehen unsere Optionen durch, und entscheiden uns dann aufgrund der Verfügbarkeit und Meteo auf Weiterflug und Zwischenlandung in Genua. Leider gehen die Uhren in Neapel etwas anders, und so verlieren wir über eine Stunde auf diesem Platz. Streng sequentiell läuft das ab: Gebühren zahlen (mit 50 EUR für den slowmotion Service überrissen), Flugplan aufgeben, dann über 30 Minuten auf das ok zum Flugplan warten, und erst danach bekommen wir das Wetter. Immerhin, das Wetter wird uns in einer Präsentationsmappe überreicht, inkl. Abflugkarten von Neapel. Schauen wir zu, dass wir möglichst rasch wegkommen. Ich starte IFR in die Nacht, und via Ponza VOR (PNZ) und Elba VOR (ELB) fliegen wir auf FL 100 ca. 20 NM westlich der Küste über offenes Meer Richtung Genoa VOR (GEN). Unsere Flughöhe erlaubt uns, auch bei Motorausfall die Küste im Gleitflug sicher zu erreichen. Im Westen verdunkelt sich der Horizont rasch, das Farbenspiel ist imposant: Schwarz (Meer), rot (Horizont) und dunkelblau (Himmel). Im Flug geben wir den Flugplan zum Weiterflug von Genua nach Zürich auf. Gleichzeitig lassen wir die lokalen Stellen in Genua wissen, dass wir Fuel brauchen, und spätestens 30 Minuten nach der Landung wieder starten werden. Nach der Landung in Genua Sestri (Piste 29) werden wir direkt zur Fuel Station gelotst. David übernimmt das Refuelling, ich mache Zoll, Landetaxen und Meteo. Kompliment an die Mitarbeiter in Genua: Die Abfertigung ist geht zügig voran, und ist wenig bürokratisch. So sind wir nach genau 30 Minuten wieder in Luft. Ein rekordverdächtiger Wert. David fliegt IFR auf FL 140 über die Alpen Zürich entgegen. Zürich Kloten, IFR Anflug VOR DME Rwy 28, hier im Final. Wir haben es geschafft: Nach 15 Stunden elapsed Time, und 11 Stunden reiner Flugzeit, treffen wir wohlbehalten in Zürich ein. Am Ende: Paperwork. Note: Wenn einer von Euch dieses Büro von innen kennt (Flughafen Angestellte ausgenommen), dann soll er mir doch eine PM schicken. Nun, wer von Euch packt den nächsten Rekord? Mit Fliegergruss Adrian.
Administration Geschrieben 6. November 2005 Geschrieben 6. November 2005 Zum Originalbericht mit allen Antworten
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