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Zeitvertrag als Pilot ?!?


andi-san

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Hallo,

 

über einen anderen Beitrag bin ich zu folgendem Zitat in einer Zeitschrift gekommen:

Thys ist 46 Jahre alt, er arbeitet bei der türkischen Fly Air mit einem Zeitvertrag für die Feriensaison. Früher gab es feste Jobs, er flog den Airbus für eine niederländische Linie, er flog Fracht für die Deutsche Post, er flog für die Franzosen.

 

Nun, das klingt so etwas nach einem "Zeitarbeiter" im Pilotenkorps, der einen befristeten Vertrag hat.

Meine Frage: Ist das in Europa die Regel, daß für bestimmte saisonelle Anlässe für gewisse Zeiten die Piloten per befristeten Vertrag eingestellt werden ?

 

Ich dachte immer, das Pilotenkorps ist sowas wie eine heilige Kuh für eine Airline. Da kommt man ja nicht so schnell rein und wenn dann schon gar nicht so schnell wieder raus (normale Verhältnisse mal vorausgesetzt). Wie lange kann so eine Befristung gehen ? Wer vermittelt die ? Läuft das gar über Arbeitnehmerüberlassung ???

 

Wer hat damit Erfahrung und kann berichten... ?

Gruß

andi

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Vorweg: meine Erfahrungen beschränken sich darauf, daß ich mit „geleasten“ Kollegen gearbeitet habe.

 

Die internationale (neoliberale) Arbeitsmarktentwicklung macht auch vor den Piloten nicht halt. Will heißen, der „klassische“ Job - Eintritt in jungen Jahren und danach eine kontinuierliche Karriere bis zur Pension in derselben Firma - wird immer mehr unter dem Vorwand wirtschaftlicher Notwendigkeit in den Hintergrund gedrängt.

 

Piloten-Personalleasing und -Überlassung, früher eher bei Kleinstfirmen und in weniger entwickelten Ländern zu finden, wird auch bei etablierten Unternehmen (Lufthansa, AUA) in zunehmendem Ausmaß angewendet.

 

Durch das große Angebot an Arbeitskräften (auch aufgrund von Entlassungen) ist der „Wanderarbeiter“ immer häufiger anzutreffen. Typischerweise hat ein paar tausend Stunden in seinem Logbuch und ein klassisches Typerating (737, 320er, Fokker, Dash etc.) und ist aus irgendwelchen Gründen entweder gar nicht in eine große, etablierte Airline hineingekommen oder eben irgendwie „auf der Straße“ gelandet. Dann meldet man sich bei einer Personalleasingfirma an und wartet auf einen Zeitvertrag (siehe hier: PARCAVIATION). Es gibt aber auch Freiwillige, denen so ein Tramperleben gefällt (ein paar Monate Indien, dann Afrika, dann wieder Europa etc.).

 

Bei den großen Airlines wird dieses Instrument der Überlassung immer häufiger zur „saisonalen Aussteuerung von Überkapazitäten“ (ein Euphemismus für Personalfehlplanung) angewendet bzw. wird dieses zumindest versucht.

 

Wie das formal abläuft ist so verschieden wie eben das Arbeitsrecht der beteiligten Staaten. Gemeinsam ist fast allen Systemen jedoch die Aushöhlung des Arbeitnehmerschutzes (Kündigung, Pension, Krankenversicherung etc.).

 

Auch sicherheitsrelevante Aspekte sollte man nicht verharmlosen. Alle paar Monate (vielleicht auch 1-2 Jahre) völlig andere SOPs, eine neue, unbekannte Firmenkultur, „multi-kulti Cockpits“, ProfChecks und Lizenzverlängerungen, die ständig unter wechselnden Bedinungen bzw. teilweise sogar selbst organisiert und bezahlt werden müssen, sind zumindest kritisch zu hinterfragen. Zudem findet man in solchen Firmen (z.B. Helios) manchmal ja auch in anderen Bereichen (Wartung, Management) ein internationales und kulturelles Personal-Patchwork.

 

.

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zum thema passt auch der folgende artikel im orf-online von heute:

 

"....... Auslastung verbessern

Großes Kopfzerbrechen bereitet der AUA weiterhin der hohe Kerosinpreis. Lag der Anteil der Treibstoffkosten an den Gesamtkosten vor wenigen Jahren noch unter zehn Prozent, liegt er jetzt bei 17 Prozent.

Die AUA wird darauf mit weiteren Schritten zur Verbesserung der Auslastung reagieren. Unrentable Flugverbindungen werden laut Sörensen gestrichen, etwa in den Wintermonaten der Flug Wien - Osaka.

 

>>>>>Zudem werden in den Wintermonaten

>>>>>unterbeschäftigte Piloten an andere

>>>>>Fluglinien ausgeliehen, heuer hat man

>>>>>eine indische Fluglinie im Auge. ....."

 

gesamter beitrag http://wien.orf.at/stories/57796/

 

mfg

wolfgang ex loww, vie

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Hallo Hans,

 

ups - jetzt bin ich zugegebenermassen schon etwas baff.

Ich kenn' das Thema aus dem "Alltagsbereich" bzw. Arbeitsleben, daß man sich ggf. mit Leiharbeitnehmern aushilft (macht mein Arbeitgeber im großen Stil...).

 

Für den Flugbetrieb hab' ich das ausgeschlossen, aber man lernt eben nicht aus. Danke für den Link, scheint mir interessant zu sein (nicht für mich, bin leider kein Pilot - nur generell).

 

Kann es sein, daß eine Airline darüber nicht gerne spricht bzw. gerne zugibt, sich "so" zu behelfen ? Gerade bei den Großen kann ich mir vorstellen, daß man sich nur allzugern dieser kurzfristigen Möglichkeit bedient jedoch dies nur ungern zugibt ?!

Muß sich der Pilot dann eigentlich die Uniform selbst jeweils kaufen oder fliegt der in seiner eigenen ?

 

Man lernt wohl nie aus.....

Ist jemand hier im Forum, der das selbst mal gemacht hat und seine Erfahrungen berichten möchte ?

 

Gruß

andi

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Kann es sein, daß eine Airline darüber nicht gerne spricht bzw. gerne zugibt, sich "so" zu behelfen ? Gerade bei den Großen kann ich mir vorstellen, daß man sich nur allzugern dieser kurzfristigen Möglichkeit bedient jedoch dies nur ungern zugibt ?

Richtig!

 

 

Muß sich der Pilot dann eigentlich die Uniform selbst jeweils kaufen oder fliegt der in seiner eigenen ?

Normalerweise wird die Uniform zur Verfügung gestellt.

 

.

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Hi!

 

Ich bin auch schon in den Genuss eines Zeitarbeitsvertrags gekommen: Bei Swiss! Ich hatte im August 2003 "ins Blaue" hinein gekündigt, weil ich nicht mehr wollte und war im November zunächst am Boden (Arbeitsvertrag lief noch bis Ende November 2003). Da aber eine grosse Zahl von Piloten von der Saab 2000 auf den Embraer umgeschult werden musste, kam Swiss "ganz plötzlich" zu der Einschätzung, dass man Leihpiloten brauche, also nahm ich das Angebot an und arbeitete mit einem Monatsvertrag für eine Schweizer Personalagentur, die uns an Swiss verlieh.

In der Zwischenzeit hatte ich mich auch bei Portugalia Airlines in Lissabon (ERJ145) beworben. Die hätten mich eigentlich genommen, hatten aber Stress mit ihrer Gewerkschaft (Portugiesen zuerst!). Kurz nachdem ich bei Netjets eingestiegen war, rief man mich doch noch an und bot mir einen Vetrag über 6 Monate bei bezahlter Wohnung und anderen Bonbons an. Natürlich habe ich abgelehnt ;) Hätte ich aber keinen Job gehabt, hätte ich das sicher angenommen: Was kann man gegen ein halbes Jahr in Lissabon sagen?

 

Die Zeitverträge haben ihre Vor- und Nachteile. Die meisten Piloten werden sicher einen unbefristeten Vertrag bevorzugt. Wem es aber nichts ausmacht, durch die Welt zu tingeln, der stört sich nicht an Zeitverträgen, immerhin sind die im Normalfall recht gut bezahlt - wenn man die Probleme mit der Rentenversicherung etc. mal aussen vorlässt.

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Hy!

 

Es warten noch paar Kicks auf die wahren Abenteurer unter euch. Macht ein 727-200 Rating und dann ab zu einem Frachtflieger in Florida oder zentral Amerika. Leider lassen die Amis wohl kaum jemanden aus der EU rein, ansonsten beispielsweise Amerijet. Von Miami aus nach Antigua, St Maarten, Grenada, St. Vincent, Dominica, Costa Rica, Panama und und und.

 

Gebt bei airliners.net einfach mal bei der Photo Search Engine "amerijet dominica" ein (sonst nix auswählen) und seht selbst was die Piloten dort erleben dürfen...

 

Habe die Jungs mal auf dem Vigie Airport (Castries, St. Lucia) gesehen. Super Flugplatz mitten am Ort und am Meer gelegen. Habe sich mit einem Gabelstapler in die Maschine hieven lassen. Dort ist die alte Lady noch ein donnerndes Hilight...

 

Weiss jedoch nicht, wie secure das Ganze dort abläuft. Wenn dort solche Sicherheitszustände wie bei Emery Worldwide herrschen, dann vergesst meinen Ansporn einfach wieder...

 

Oder aber im Pazifik (Air Nauru, Air Marshall Islands, usw.). Die haben modernes Gerät. Bloss nicht alle Palmen-Jobs nur den Aussies und den Amis überlassen ;-))

 

Grüsse

josch

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