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Notstart B 206


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Geschrieben

Hallo zusammen

 

Vor kurzen stellte ich mir beim Abstellen des Hubi auf einer Wiese am Fluss die Frage, was tun, wenn Du hier ganz schnell weg müsstest (flash flood o.ä)? :confused:

 

Die Start-up Procedures für Turbinen-Helis sind genau definiert und nehmen einige Zeit in Anspruch - da ist nichts mit Einsteigen und Losfliegen. Was aber, wenn diese Zeit einmal nicht zur Verfügung steht?

 

Wisst Ihr etwas über Notstart / Emergency Take-off Procedures für den B206 oder andere Turbinen-Hubschrauber?

 

 

Klar ist schon, dass die Sicherheit des Piloten vor derjenigen des Helis kommt, doch:

- Den Heli einfach seinem Schicksal überlassen?

- Oder lieber einen Schnellstart-Schaden am Triebwerk in Kauf nehmen, um den Rest zu retten? Es könnte allerdings auch sein, dass es billiger ist, nichts zu tun und später einen Blechschaden zu reparieren, statt eine gegrillte Turbine zu ersetzen...

 

Dass es Schnellstart-Prozeduren gibt ist sicher, da Helis auch militärisch genutzt werden, die nofalls nicht am Boden zerstört werden sollten - doch zu welchem technischen Preis kriegt man einen Schnellstart?

 

Danke für Eure Hinweise.

 

PS: Dass ich mir vorher besser überlegen sollte, wo der Hubi zu parkieren ist, ist geschenkt. :)

 

Grüsse

Mike

Geschrieben

Hallo Mike,

 

Würde mich auch sehr interessieren dieses Thema.

 

Gruss Marco

Geschrieben

Hi

 

also für die EC 135 gibt es ein Quickstart Procedure, aber ob man das als schnell bezeichnet ist die Frage...das dauert immer noch schätzungsweise 1-2 Minuten.

 

Ich kann morgen mal genaueres Posten wenn ihr wollt.

 

Grüße

Bastian

Geschrieben

Hi Bastian

 

Wäre cool, ja bin gespannt.

Inzwischen habe ich von einer grossen Militärmaschine (im Irak?) gelesen, welche sehr schnell abheben musste, weil der Mob die Maschine zu stürmen/zerstören drohte. Die Maschine kam weg, der Schaden an Rotoren und Triebwerk ging aber in die Millionen.

 

Mike

Geschrieben

Hallo!

Ich denke die Frage können wir relativ trocken:005: beantworten.

Ich habe in meine Unterlagen und Manuals nirgends etwas über einen Emergency Take off des 206 gefunden.

Der Vergleich Zivil und Militär hinkt natürlich gewaltig da kaum eine Schraube zwischen beiden Versionen identisch ist.Einzig bei der Kiowa (entfernter militärischer Verwandeter der Ranger-Familie)habe ich mal was gelesen über eine "Schnellstartmöglichkeit",vielleicht finde ich diesen Artikel noch,aber ist schon lange her.

Um zu Deiner Frage zurückzukommen,nehmen wir doch gleich die Checkliste und die Limiten hervor,die einen Start überhaupt ermöglichen.Und denken wir daran die Kiste auch zu retten:

 

-Batterie on

-Starter drücken und Idle öffnen (hier kommt die erste Beschränkung um nicht einen Hotstart zu produzieren der die Turbine verheizt.)

-Bei 58% Idle energizing beenden

-RPM auf 100 % bringen (zweite Beschränkung hier,40% N2 Torque nicht überschreiten um eine mechanische Beschädigung der Turbine zu verhindern.)

-Take off aus Gefahrenbereich und unmittelbares landen.

 

Wenn die beiden zeitlichen Beschränkungen nicht wären,würde man den "Tschäderi" relativ schnell evakuieren können ohne den Hubi zu beschädigen.

Nun ist die Frage ob man es sogar in Kauf nimmt die Turbine zu beschädigen um den Rest des Helis zu retten.........

Der 206 wird auch mit einem Hotstart abheben können,was einige schon bewiesen haben.

Der 206 wird auch mit einem Overtorque abheben können,was ebenfalls einige schon aus Unachtsamkeit bewiesen haben.

Ist der Heli durch eine Totalzerstörung gefährdet,würde man wohl die Turbine auf`s Spiel setzen,ansonsten.........?????????

Werde die zeitlichen Abläufe mal am Dodosim-Simulator des Jet Ranger Startup-Add-On austesten.Die Parameter sind praktisch 1 zu 1 in die Realität verwertbar,ebenso all die Limiten.

Gruss Martin der hofft den "Tschäderi" niemals vor dem ertrinken zu retten!

Geschrieben

Hi Martin

 

Danke für Deine Einschätzungen - richtig ist natürlich, dass man meist nur einen kurzen Hopser zu machen braucht, um die Maschine aus einem Gefahrenbereich zu bringen.

 

Dass die 40 % Torque auch einen technischen Hintergrund haben, wusste ich nicht (!) - geht es nicht im Wesentlichen darum, den Heli beim Hochfahren der Turbine am Boden nicht drehen zu lassen - was aber nur auf Beton/Asphalt ein Problem ist? (Klar halte ich die Limits immer ein, trotzdem muss ich mit meinem FL Instr ein erstes Wort reden....muss einem ja gesagt werden ;) ).

 

Wenn man auf die 1 Minute warmlaufen verzichten könnte dann wäre schon einige Zeit gewonnen. Habe gelesen, dass diese Massnahme nicht für die Tubine, sondern nur für die Hilfsaggregate vorgesehen ist

 

Allerdings müsste so eine Prozedur geübt/simuliert oder zumindest gechecklistet werden, da man in der Eile todsicher einen wichtigen Schalter vergisst und dann u.U. mehr Schaden produziert als verhindert.

 

Bin gespannt auf Deinen Test.

 

Gruss

Mike

Geschrieben

Hallo zusammen,

 

na ja, wenn ich mit dem Jet Ranger (oder jedem anderen Hubschrauber) eine Aussenlandung mache, stelle ich mir die Frage: "was kann wie schnell an diesem Ort passieren?" Kann eine Wiese innerhalb 5 Minuten so unter Wasser stehen, dass ich mit dem Heli nicht mehr normal wegkomme? Wenn dem so ist, bleibe ich im Hubschrauber, u.U. sogar im flight idle, jedenfalls im ground idle. Sind wir mal ehrlich, 5 Minuten sind nicht lange und das reicht für alle procedures. Wisst ihr, was eine Turbine für den B 206 kostet? Da überlegt man es sich gleich dreimal, einen Heissstart hinzulegen.

Geschrieben

Hi Stefan

 

Wer vorher nachdenkt ist immer schlauer - stimmt schon. :) Doch was, wenn man mal etwas übersehen hat - soll ja vorkommen. Etwas tun oder nicht und wenn ja was? :confused:

 

Gemeint sind ja die unerwarteten Vorkommnisse, dass heisst, ich werde eben NICHT mit brüllender Turbine im Flieger sitzen und drauf warten, dass ich elegant den Pitch ziehen und den Hubi in Sicherheit bringen kann.

 

Klar: Ich kann auch daneben stehen und mich z.B. freuen, dass sich meine Versicherung für 10 Mio. gerade eben amortisiert hat.... :cool: (und schon mal den Prospekt für den neuen Hubi zücken...)

 

Als aber damals der Kollege mitanschauen musste, wie sein Hubi ganz langsam begann, rückwärts den Schneehang hinunter zu gleiten (weil die Schneekufen sich in der Sonne aufheizten und so ideale Gleitbedingungen entstanden), hat er sich sicher auch überlegt, ob er einen "Rettungsversuch" unternehmen soll oder nicht. Klar, dass es DANN zu spät ist - wohl für alle procedures. :002:

 

Deshalb die Frage, was tun wenn man vorher nicht schlau genug war?

Hast Du in Deiner Flugerfahrung schon mal von Schnellstart-Prozeduren gehört?

 

Liebe Grüsse

Mike

Geschrieben

Hallo miteinander

 

Vor Jahren hatte sich folgendes Szenario im Rahmen der Airshow in Altenrhein ergeben.

 

Ich war mit einer AL-II (HB-XBF) dort und befand mich ca. 100m von dort entfernt.

Im Scanner hörten wir einen Tschechischen MI-24 Kampfheli im Anflug und die Anweisung neben der AL-II im Grass!!! :001: zu parken.

Was das heisst, war uns sofort klar...... :002:

 

Also 100m Sprint, Rotorbrake release, Anlassen noch beim Einsteigen, Temperatur war früher nie kritisch, diesmal auch nicht, langsam/schnell Full Trottle am Torque-Limit. Dabei noch den Bauchgurt rum. Pitotrohrabdeckung flatterte im Downwash. Vergessen.

Zunächst kein Funk, nichts und Rückwärts-Steigend aus der Lücke raus und weg Richtung Yachthafen.

 

Gewartet bis die MI-24 am Auslaufen war und mit Fuelwarning wieder gelandet.

Ok, das war gut gegangen aber Riesenscheisse! :rolleyes:

 

Bei einer etwas weiter stehenden B47 (nicht meine) wurde der Heckstabilisator abgeschlagen und die dazugehörenden Steuerseile abgerissen. Ferner wurde ein Zuschauerzelt „demontiert“. Ich denke mal unser Tino hier im Forum wird sich auch nocht mit Grausen daran erinnern.

 

Die „netten“ Worte, welche später mit dem Tower gewechselt worden, waren nicht gerade aus dem Benimm-Knigge und ziemlich deutlich! ;)

 

Die Besatzung des MI-24 hatte hunderte von Dosen Büchsenbier im gekühlten Waffenschacht. :)

Was soll ich sagen .... war noch ein schöner Abend mit den Jungs. :D

 

Grüessli

Joachim

Geschrieben

Hallo allerseits,

Schnellstart - immer ein Thema - z.B. bei der Polizei, wenn Leben auf dem Spiel stehen.

Das Problem - die Sicherheit - da gab es z.B. mal ne Bo-Besatzung, die vergessen hatte, die Kraftstoff-Förderpumpen einzuschalten - und die hatte dummerweise auch die Warnleucht überklebt - die Maschine stand danach in der Elbe....

Bei der 206 sind im Regelfall die Kraftstoffpumpen zum Anlassen nicht notwendig - besser ist es trotzdem, wenn sie laufen.

Rotorblätter frei - Kraftstoffpumpe(n) ein, Batterie ein, anlassen - und gleich weiter hoch drehen lassen - abheben und umsetzten.

Generator, Funk usw. lassen sich später zuschalten - und sind fürs umparken nicht notwendig - sollte aber wirklich nur ein "Notanlassen" sein.

Ein "verheizen" des Triebwerks lohnt nicht - ein overtorque auch nicht - besser ist es wirklich in den Limts hochzufahren, die Gedenkminute zu überspringen, nochmal einen Blick durchs Cockpit schweifen zu lassen und sich über Wind und Hindernisse klar zu sein - wenn man diese fünf bis zehn Sekunden nicht mehr hat - dann sollte es nicht sein - sonst hämmert man irgendwo rein und hat auch nichts gewonnen!

 

Bei komplexeren Maschinen unterlassen wir bei dringenden Einsätzen schon mal einzelne Checks der Checkliste, z.B. den Autopiloten - wenn die Warnleuchten aus sind, wird er einfach zugeschaltet - er wird bei jedem normalen Flug gecheckt - wenn ein Kind ertrinkt, kann ich das unterschlagen.

Den Hydraulik-Check kann man aus der Reihenfolge nehmen, ggf. auch unterschlagen - je nacht Dringlichkeit - allerdings muß man sich sehr bewußt sein, dass man die vorgeschriebenen Verfahrensweisen nicht einhält und sich daraus Risiken ergeben. Ich nutze dan nimmer den Level-Off on route, um noch mal komplett durchs Cockpit zu checken - Safety first!

 

Gruß Udo

"Flying Bull"

Geschrieben
Hi Stefan

 

Wer vorher nachdenkt ist immer schlauer - stimmt schon. :) Doch was, wenn man mal etwas übersehen hat - soll ja vorkommen. Etwas tun oder nicht und wenn ja was? :confused:

 

Gemeint sind ja die unerwarteten Vorkommnisse, dass heisst, ich werde eben NICHT mit brüllender Turbine im Flieger sitzen und drauf warten, dass ich elegant den Pitch ziehen und den Hubi in Sicherheit bringen kann.

 

Klar: Ich kann auch daneben stehen und mich z.B. freuen, dass sich meine Versicherung für 10 Mio. gerade eben amortisiert hat.... :cool: (und schon mal den Prospekt für den neuen Hubi zücken...)

 

Als aber damals der Kollege mitanschauen musste, wie sein Hubi ganz langsam begann, rückwärts den Schneehang hinunter zu gleiten (weil die Schneekufen sich in der Sonne aufheizten und so ideale Gleitbedingungen entstanden), hat er sich sicher auch überlegt, ob er einen "Rettungsversuch" unternehmen soll oder nicht. Klar, dass es DANN zu spät ist - wohl für alle procedures. :002:

 

Deshalb die Frage, was tun wenn man vorher nicht schlau genug war?

Hast Du in Deiner Flugerfahrung schon mal von Schnellstart-Prozeduren gehört?

 

Liebe Grüsse

Mike

 

Hallo Mike,

 

nee, auch mein Flughandbuch gibt nichts darüber her, das einzige, was ich mir in einem solchen Fall ersparen würde ist der Hydraulikcheck, der Kraftstoffpumpencheck und das Einschalten der unnötigen Geräte

 

Gruß

Geschrieben

Hi

 

also in der EC135 gibt es im Manual wie gesagt ein Engine quick start procedure.

Diese betrifft allerdings tatsächlich nur den eigentlichen Triebwerksstart und nicht die Vorbereitungen. Der Trick an diesem Verfahren ist nur der, dass auf einmal beide Engine Master Switches in Flight geschaltet werden! Das FADEC regelt alles weitere was bedeutet, dass das erste Engine bis 51% N1 hochfährt und dann direkt das zweite gestartet wird, ohne den Umweg über Idle.

Wenns wirklich schnell gehen muss dann reicht es auch bei der 135 ein paar Schalter umzulegen: Bat Mstr ein, FADEC 1 & 2 ein, Prime Pumps ein, Engine Master Switches auf flight. Damit sollte man dann einen "fliegenden" Heli haben, die frage ist inwieweit man mit einem dunklen Cockpit, blinkenden Warnlampem u.ä. zu recht kommt ;)

 

Grüße

Bastian

Geschrieben

Hallo Leute

 

Da hat sich also doch noch die Crème de la Crème der alten Heli-Hasen eingefunden, um über Schnellstarts aus der Praxis zu berichten. ;)

 

Am dramatischsten natürlich wieder einmal Joachim, der offenbar keinen filmreifen "Abgang" auslässt. DAVON hast Du sicher kein Bild, gell Joachim... :D

 

Wie mir scheint, geht es eben durchaus, die Maschine im Eiltempo hochzufahren ohne gleich einen Totalschaden zu verursachen, WENN man genug Erfahrung hat und seinen Heli kennt.

 

@Bastian: Das abgekürzte Hochfahren beim EC 135 ist somit eine Standardprozedur, bei der die Elektronik die augelassenen Checklist-Items kompensiert.

 

 

@Flying Bull: Das Beispiel mit dem ertrinkenden Kind ist natürlich einleuchtend, doch zu Ende gedacht, müssten dann ja eigentlich alle Regas und Polizeihelis dieser Welt laufend Schnellstarts durchführen...

 

 

Fazit für den "Freizeitpiloten" dürfte dennoch sein: You better think twice....

oder man schreibt sich eine (abgekürzte) Not-Checklist und spielt das mal ("supponiert") durch.

 

 

Grüsse

Mike

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hallo Zusammen

 

Zitat von Bastian:

also für die EC 135 gibt es ein Quickstart Procedure, aber ob man das als schnell bezeichnet ist die Frage...das dauert immer noch schätzungsweise 1-2 Minuten.

 

Ich weiss etwas spät, jedoch finde ich das Thema auch sehr spannend und habe mal bei einem Piloten über den Notstart, resp. Quickstart-Verfahren der EC135 nachgefragt.

Er erklärte mir dass das Quickstart-Verfahren nicht viel schneller sei, da die EC135 schon beim Normalstart sehr schnell startet, was ich nur bezeugen kann, war schon einige Male erstaunt wie schnell das Ding aufstartet.

Die EC135 starte so schnell das man gar nicht dazu käme, so schnell in die Luft zu kommen, man müsse ja Funk, Navigation usw. auch noch einschalten.

 

Finde dies ein tolles Thema!

Geschrieben

Ach gar nicht gesehen Bastian hat seine eigene Frage beantwortet, naja dann ... ist mein Beitrag überflüssig :002:

Geschrieben

Noch nebenbei: Beim Normalstartvorgang der EC135 benötigen die Turbinen ca. 40 Sec. für den Start.

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