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Wieso den Voice- und Datarecorder (mit)abstürzen lassen????


Mike I

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Hallo Profis

 

Als GA-Flieger und Helipilot erstaunt es mich jedesmal, wenn nach einem Airliner-Flugunfall die grosse Sucherei nach dem Voice- und dem Datarecorder losgeht.

 

Wieso lässt man diese wichtigen Flugdaten heutzutage immer noch zusammen mit dem Flugzeug abstürzen (sorry ist etwas makaber aber nicht böse gemeint) um diese dann mit viel Aufwand wieder auffinden und ggf. rekonstruieren zu müssen?

 

Es wäre doch ein Leichtes, diese Daten im Flug laufend (wenn nötig verschlüsselt) wegzusenden (Satellit, Bodenstationen...) und irgendwo temporär zu speichern - ist der Flug dann erfolgreich beendet, könnte man die Daten zusammen mit dem Flugplan wieder löschen/schliessen.

 

Grüsse und Danke für Eure Einschätzungen

Mike

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Ciao Mike

 

Als GA-Flieger und Helipilot erstaunt es mich jedesmal, wenn nach einem Airliner-Flugunfall die grosse Sucherei nach dem Voice- und dem Datarecorder losgeht.

 

Dazu ist zu sagen, dass es nach einem Flugunfall im allgemeinen sehr rasch geht, bis man die Flugschreiber gefunden hat. Da man die übrigen Wrackteile ja auch lokalisieren muss, ist der Aufwand i. a. selbst bei Abstürzen ins Wasser vergleichsweise gering. Und damit sind wir bei Deinem Vorschlag:

 

Es wäre doch ein Leichtes, diese Daten im Flug laufend (wenn nötig verschlüsselt) wegzusenden (Satellit, Bodenstationen...) und irgendwo temporär zu speichern - ist der Flug dann erfolgreich beendet, könnte man die Daten zusammen mit dem Flugplan wieder löschen/schliessen.

 

Theoretisch ist das tatsächlich sehr einfach und entsprechende Vorschläge bzw. Projekte bestehen bereits. In der Praxis ist der Aufwand dann aber doch sehr gross und läuft dem Trend zu immer billigerem Fliegen natürlich genau entgegen. Die Datenformate der einzelnen Aufzeichnungsgeräte sind immer noch sehr verschieden und auch die Menge der Parameter ist bei weitem nicht einheitlich. Hier müsste zuerst ein sehr grosser Standardisierungsaufwand geleistet und anschliessend ein leistungsfähiges und weltweit funktionierendes Datenübertragungssystem eingerichet werden. Das ist auf einer netten Powerpointfolie problemlos, in der Praxis aber nur mit grossem Aufwand realisierbar ;). Eine solche Lösung würde sich erst rechtfertigen, wenn überdurchschnittlich viele Flugschreiber beim Aufprall zerstört würden und dann alle Daten verloren wären. Das ist aber in der Realität nur sehr selten der Fall. Kleine Anmerkung hierzu: Kampfflugzeuge haben - da dort gelegentlich Kollisionen mit dem Gelände bei hohen Geschwindigkeiten auftreten - oft Flugschreiber, die beim Auslösen eines Schleudersitzes ebenfalls ausgeworfen werden. Damit "überleben" sie auch einen Crash, bei dem das Flugzeug aufgrund der hohen Kontaktenergie in kleine Einzelteile desintegriert. Allerdings darf der Unfall nicht "überraschend" auftreten, sonst ist die ganze Massnahme wieder wirkungslos...

 

Gruss Dan

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Noch eine kleine Anmerkung von einem Technikbanausen...:)

 

 

Ich denke, die Verbindung nach aussen könnte unter Umständen vor dem Absturz abbrechen (durch Gewitter, Beschädigungen, etc...). Und dann hat man den Salat, weil das Ding zwar mitfliegt, die Daten aber nicht mehr übermitteln kann.

 

Speichert es hingegen einfach all die Daten vor Ort, können alle Kommunikationswege nach aussen abbrechen, wenigstens hat man dann die Daten noch (vorausgesetzt das Gerät bleibt ganz)

 

 

Grüsse,

Tis

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Zudem ist es bei relativ vielen Gesellschaften üblich die aufgezeichnetten Daten (vor dem Aufzeichungsgerät) abzuzweigen und für dieverse Anwendungen (zB Triebwerkswartung) zu verwenden.

 

Dann gibt es ein kleines Problem bei Flügen über 75° Nord, denn INMARSAT garantiert dort keine Abdeckung mehr.

 

Und was macht man wennm die Antenne defekt ist? Das kommt häufiger vor als man denkt und würde gleich bedeuten den Flieger am Boden stehen lassen zu müssen. zudem sind die heutigen Aufzeichungsgeräte wesentlich billiger als die ganze SAT-Einrichtung.

 

Und (das wohl wichtigste Argument). Spie es eine Rolle die Daten ein bis zwei Tage früher zu haben? Nicht wirklich, ausser dass die Sensationslust von Presse und 'Schnellinformierten' schneller mit Spekulationen gefüttert werden kann. Die Monate, jagar Jahrelangen Untersuchungen danach interessieren ja keinen mehr.

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Ich sehe das Hauptproblem in der Datenmenge, resp. der Datenübertragung. Sagen wir mal es werden vier Audikanäle übertragen, dazu eine Unmenge von Daten, in Zukunft vielleicht noch Bilder... da kommt einiges Zusammen. Der Link zu Satellit oder Boden kann auch nicht mit "richtigen" Kommunikationssatelliten verglichen werden. Soweit ist alles noch mit aktuellen Mitteln zu erfüllen.....aber wie viele Flugzeuge befinden sich jetzt in der Luft UND wieviele kurven am Boden rum? Plötzlich kommt da eine Unmenge von Daten zusammen...

Verschlüsselung, Speicherung, etc. lassen wir mal noch beiseite.

Möglich ist's auf jeden Fall, aber der Preis wird sehr hoch sein...

 

Gruss

Daniel

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Hi Dan, hi Tis, hi Hunter, hi Daniel

 

Danke für Eure Einschätzungen.

 

Weiss nicht, ob es heute noch richtig ist, dass es nicht drauf ankommt, ob es ein oder zwei Tage länger dauert, die Daten zu finden. WENN es dann überhaupt noch was zu finden gibt. Und hier würde das Wegsenden der Daten Sinn machen: Nämlich um Datenverlust zu vermeiden - Daten vor Ort aufzeichnen kann man ja parallel immer noch.

 

Dass dies was kostet ist klar. Jahrelang zu forschen, um Absturzursachen zu finden, die man auch einfach hätte auslesen können, kostet hingegen auch.

 

Wie hoch der Kostenanteil eines solchen Systems an den gesamten Flugkosten ist, weiss ich nicht, die Vermutung liegt aber nahe, dass die Gesamtkosten dadurch nicht signifikant ansteigen würden. @ Tis: Redundanz wäre ja z.B. durch den mitfliegenden Recorder gegeben. @ Hunter: Daten abzweigen, wäre weiterhin kein Problem, eher im Gegenteil: Stichwort online Zugriff - was ist los mit dem Flieger - während er noch (!) fliegt - nicht erst wenn er in die Lithosphäre eintritt.

 

@Hunter: Abbrechende Verbindung wären z.B. wie downloads zu managen: Zwischenspreichern im Flightrecorder und bei bestehender Verbindung weiter auslesen. Müsste mit dem Teufel zugehen, wenn der Flieger genau dann "desintergriert" (cool, Dan), wenn keine Verbindung besteht - ausserdem kann man dann ja immer noch die orangen Boxen suchen gehen.

 

Kompatibilitätsprobleme und Übergangsfristen wiederum können eigentlich kein Argument sein, um etwas allenfalls Sinnvolles nicht zu tun. Vereinheitlichung von Datenformaten ist etwas was die Industrie nun schon einige Male üben konnte...

 

Auch Bandbreite dürfte in - sagen wir sieben Jahren (bis sich alle geeinigt haben), auch kein wirkliches Problem mehr darstellen.

 

Bekanntlich ist weltweit die Anzahl der Flugbewegungen so stark angestiegen, dass es heutzutage leider schon rein statistisch zu mehr "Desintegrationen" kommen muss als früher (sorry, stimmt aber leider). Dagegen hilft nur ein allgemein noch höherer Sicherheitsstandard.

 

Schneller wissen was genau geschah und wie es künftig zu verhindern ist, dürfte immer wichtiger und wertvoller werden - bei SR 111 wusste man erst drei oder vier Jahre nach dem Unfall, was genau die Ursache war - und inzwischen sind alle verunsichert: Passagiere, Piloten, Flugzeughersteller, Behördern etc. und Verunsicherung kostet heute viel, sehr viel Geld.

 

 

Danke für Eure Gedanken

 

Gruss

Mike

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Mike

 

Du has da was nicht ganz verstanden. Die Black Boxes sind erstens so stark gebaut dass sie (bis auf ganz wenige Ausnahmen) den Absturz 'überleben'. Danach, nach Auswertung dieser Daten (die also nach wenigen Tagen zur Verfügung stehen) sind allererste Aussagen über die Ursache nur zum Teil möglich. Die Weiterleitung der Daten nach Aussen würde daran nichts ändern, die Untersuchungsergebnisse sind damit höchstens um die Auswertezeit verschnellert worden. Nur, bereits heute werden die Daten bit für bit verifiziert, und diese Verifizierung würde vermutlich noch länger dauern. Abgesehen von teurem Equipment (was wiederumfür den hersteller von grossem interesse wäre) sehe ich überhaupt keinen Vorteil in einer neuen Methode...

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