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Aus Fehlern lernt man


Flugfussi

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Hallo zusammen!

 

Die Unfall-Bilanz des letzten Jahres kann eigentlich als "gut" bezeichnet werden - stetig zunehmender Flugverkehr, aber trotzdem genauso wenig Flugunfälle wie vor 10 Jahren. Piloten schreiben es der neuen Methode der Auswertung von menschlichen Fehlern zu: Beinahe jede grössere Airline hat mittlerweile Apparate in ihre Flugzeuge eingebaut, die jede Handlung der Piloten genau überwachen und Abweichungen von der Norm/den Vorschriften sofort registrieren - wobei die Piloten inkognito bleiben. Auch sie selbst können anonym ihre Fehler an bestimmte Stellen melden. Soviel weiss ich darüber. Aber was geschieht danach?

 

Macht man aus den tausenden von Daten ein übersichtliches "Fehlerjournal", das von jedem Piloten eingesehen werden kann? Gibt es Seminare, wo diese Flugfehler besprochen werden? Trainiert man das korrekte Verhalten in den "Fehlersituationen" im Simulator? Und muss aufgrund der Anonymität des Piloten, der den Fehler begangen hat, auch ein erfahrener Captain, der richtig gehandelt hätte, diese Fehlersituation wieder trainieren?

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Ja, es entsteht aus den anonymen Daten ein Fehlerkatalog der statistische Auswertungen zu Tendenzen im Pilotenkorps oder bestimmten Routings erlaubt. Diese Tendenzen können dann im Refresher behandelt werden. Der Refrescher wird meistens im Zusammenhang mit der Simulatorprüfung/Prüfungsflug durchgeführt. Diesen (also Refresher und Prüfung) müssen sich alle Unterziehen, egal wieviele Flugstunden oder sonstige Erfahrung sie haben. Die Erfahrung des Captains ist leider nicht proportional zu der Wenigkeit der Fehler.

 

Die routenspezifische Analyse ist aus zwei Gründen wichtig. Erstens kann damit überprüft werden ob die Annahmen in der Flugplanung korrekt sind, zweitens kann so mit einwandfreiem Material wenn nötig bei der ATC um Korrektur der gehandhabten Procedures gebeten werden.

 

In ganz krassen Überschreitungen der Werte wird die Firma die die 'Neutralisierung' der Daten vornimmt auch direkt mit der Crew Kontakt aufnehmen, sofern nicht die Crew selber aktiv geworden ist.

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Danke für deine Antwort, Richi!

 

Du hast die Auswertung und Handhabung der Daten vollständig erklärt, bzw. alles was ich wissen wollte. Das System klingt einleuchtend simpel (die eigentliche Praxis dann wieder nicht).

Aber habe ich dich recht verstanden: Eine Airline kann die ATC um die Änderung der Procedures beten? Ist die Änderung der Luftraumstruktur von LSZH allein wegen der Swiss A340 ein solcher Fall?

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Oliver,

 

dabei geht es wohl eher um Fälle wie wenn z.B. auf einer bestimmeten Strecke ATC immer eine Route mit grossem Umweg gegenüber dem Flugplan zuteilt.

 

Bei der Absenkung der TMA war das BAZL die treibende Kraft (es geht übrigens nicht nur um die Swiss A340!!!)

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hallo

 

das lückenlose Überwachen eines Händlings der Flightcrew ist nicht mit dem Datenschutz vereinbar. Es gab genügend diesbezüglicher Diskussionen in den Pilotenverbänden, z.B. Vereinigung Cockpit. Ich weiß nicht, wie es heute läuft, aber früher waren die CVR´s (mechanisch per Tape) auf rückwärtig 22-24 min. begrenzt, mit den üblichen Aufzeichnungs-Spektren. Rekonstruierbare Abweichungen von der Procedure wurden -soweit aufgezeichnet- allerdings ausgewertet und im Assesment verwertet.

 

Gruß Peter

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Die CVRs werden eigentlich dazu nicht verwendet sondern andere Daten wie sie auch im FDR landen. Hauptsächlicher Nutzer des Systems ist die Maintenance, denn diese kann so wesentlich bessere Schlüsse auf den Zusatand des Fiegers ziehen als ohne solche Daten.

 

Die Erweiterung auf Flight Saftey ist eigentlich ein 'Abfallprodukt' und wird (unter anderem aus Gründen des Datenschutzes) von Dritten gesammelt und ausgewertet. Die Airline erhält eine Zusammenfassung um die Trainingsschwerpunkte zu vertiefen.

 

Zur ATC: es ist auch möglich dass mehrere Airlines die eine bestimmten Airport anfliegen mit hilfe dieser Daten den behörden aufzeigen können dass ein Procedure nicht wirklich sicher ist,oder ist ist auch schon vorgekommen dass damit bewiesen wurde das gewisse Handhabungen einer ATC-Stelle nicht wirklich optimal ist. Meistens dienen die Daten aber dazu die Flugplanung zu optimieren, wie Urs schon angetönt hat.

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das lückenlose Überwachen eines Händlings der Flightcrew ist nicht mit dem Datenschutz vereinbar. Es gab genügend diesbezüglicher Diskussionen in den Pilotenverbänden, z.B. Vereinigung.

 

Jaja, ein bekannter Flugzeughersteller hatte mal eine Anfrage über gewisse Flugdaten an Airlines gestellt. Alle haben vollständiges Material geliefert, nur nicht die Deutschen...die haben ausnahmslos den Treibstoffverbrauch weggelassen (es könnte ja einem Piloten unökonomisches Fliegen vorgeworfen werden)...

 

Willkommen in Deutschland :confused: :009:

 

Jo

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