dennis Geschrieben 21. April 2005 Geschrieben 21. April 2005 Hallo zusammen ! Ich komme gerade vom Flugplatz, weil ich gerade einen Bekannten hochschleppen sollte. Leider war kein Wart am Platz und deshalb stelle ich jetzt mal hier die Frage. Und zwar geht um das Anlassen. Ich habe den Anlasserknopf gedrückt (linker Magnet) und nachdem der Motor ca. 6-7 Sekunden nur georgelt hat (ich hatte vorher zweimal eingespritzt) und keine Mucken machte anzuspringen, habe ich den Anlasserknopf losgelassen, aber seltsamerweise lief der Anlasser weiter und nach kurzer Zeit sprang der Motor dann an. Sollte der Anlasser nicht aufhören "anzulassen", wenn ich den Knopf loslasse oder ist das extra so gemacht, was ich mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen kann ?! Liebe Grüße vom nicht allzu technikbewanderten Dennis Zitieren
Volume Geschrieben 21. April 2005 Geschrieben 21. April 2005 Hi Dennis, ich denke deine Robin hat da ein Problem und sollte repariert werden. Lies dir mal diesen Bericht durch (den zweiten auf der Seite). Die allermeisten an Lycomings angebauten Anlasser haben einen Magnetschalter, der mit dem Anlasserknopf verbunden ist (dünnes Kabel). Wenn du den Anlasserknopf drückst wird ein Elektromagnet betätigt, spurt das Anlasserritzel in den Zahnkranz ein und schließt dann einen Kontakt vom Anlassermotor zur Batterie (dickes Kabel). Wenn irgendein Teil in der Mechanik des Magnetschalters schwergängig ist (da sind allerlei Teile die aufeinander gleiten drin, die immer schön regelmäßig gereinigt und gefettet sein wollen) dann schafft es die eingebaute Feder nicht (oder nicht sofort) das Ritzel wieder aus dem Starterkranz zu ziehen und den Schalter zwischen Batterie und Startermotor zu öffnen. In diesem Fall kannst du selbst im Cockpit nix machen, da weder der Hauptschalter noch die Anlassersicherung das dicke Kabel zwischen Anlasser und Batterie trennt. Dann mußt du dem Spiel solange zuschauen, bis die Batterie leer ist. (Aussteigen und Batterie abklemmen ist wohl keine gute Idee, solange der Quirl sich noch dreht...) Wenn der Motor anspringt (und damit der Motor den Anlasser dreht, nicht mehr umgekehrt) ändern sich die Kraftverhältnisse, und die Rückholfeder überwindet meist die Reibung. Wenn nicht, dreht der Anlasser bei Startleistung mit gut 20.000 Umdrehungen mit, bis er sich mehr oder weniger spektakulär in seine Einzelteile zerlegt. :eek: Bei einigen Anlassern (mit Permanentmagnetmotoren, laut dem Bericht z.B. bei denen von SkyTech) passiert wohl noch was anderes: Der noch drehende Anlasser (entweder durch seine Massenträgheit, oder wenn du etwas lange auf dem Anlasserknopf geblieben bist vom Motor angetrieben) arbeitet als Generator und versorgt ´hintenrum´ sich selbst seinen Magnetschalter mit Spannung. :confused: Es kann natürlich auch sein, daß der Zahn der Zeit dem Anlasserknopf selbst etwas zugesetzt hat, und das darin enthaltene Fett verharzt / Die Kontakte verbrannt sind, und er einfach nicht mehr sauber trennt. :009: Als erste Maßnahme würde ich mal Starterkranz und Ritzel auf altes, klebriges Fett untersuchen und reinigen, sowie der Einspurmechanik einen Spritzer WD40 gönnen. Besser aber gleich jemanden Fragen, der sich nicht nur damit auskennt, sondern auch eine Lizenz dazu hat. Gruß Ralf Zitieren
dennis Geschrieben 21. April 2005 Autor Geschrieben 21. April 2005 Hallo Ralf ! Schönen Dank für deine ausführliche Erklärung. Ich werde mich dann mal mit einem Wart in Verbindung setzen. Schöne Grüße vom sonnigen Niederrhein, Dennis Zitieren
St-Exupéry Geschrieben 22. April 2005 Geschrieben 22. April 2005 Hallo Dennis, Ralf hat ja schon ausführlich und zutreffend über die Anlasserproblematik berichtet. Ich möchte aber dennoch von meinen Erfahrungen berichten. Es geht hierbei allerdings um die 160 PS Robin DR40 Dauphin. Auch hier ist gemäss Checkliste auf dem linken Magneten zu starten. Der selbe Motor in der PA 28 aber ist zu starten, wenn beide Magnete aktiviert sind. Ich habe nun die Erfahrung gemacht, dass die Robin erst nach längerem 'orgeln' anspringt. Als ich mal zufällig aus Unachsamkeit den Schlüssel auf beiden Magneten stehen hatte, lief die Robin spontan an. Diese Erfahrung machte ich auf allen Vereinsflugzeugen. Seither starte ich nur noch so. Ich weiss, dass oftmals ein Magnet durch Fliehgewichte die Zündung auf spät stellen, solang der Motor mit Anlasserdrehzahl läuft. Um so mehr habe ich auf Anzeichen von Frühzündung ('Zurückschlagen') geachtet. Das kam aber nie vor. Natürlich sind die Bestimmungen des Flughandbuches ausschlaggebend. In diesem einzigen Fall halte ich mich nicht daran. Sollte ich dennoch was falsch machen, möge man mich aufklären` Gruss Reto Zitieren
Volume Geschrieben 22. April 2005 Geschrieben 22. April 2005 Hi Reto, wie du schon richtig erkannt hast, hat bei den Franzosen nur ein Magnet eine Startfrühzündung, und um ein Zurückschlagen zu verhindern sollte auch nur der benutzt werden. Wenn der Motor mal richtig zurückschlägt, kostet dich das einen Starterzahnkranz. Als ich in meinem vorletzten Verein angefangen habe, waren die gerade von der Remo auf die Husky umgestiegen. Unser Motorwart kannte aber die Bestellnummer vom Starterkranz der Remo noch auswendig, so oft war ein neuer fällig falls jemand es auf zwei Magneten versucht hat :009: Ich habe auch mal irgendwo gelesen (Ich glaube im Spruce Katalog), daß es Zündschlösser gibt, die in der Anlassstellung automatisch einen Magneten kurzschließen. Das ist dan sozusagen nicht nur Idoten- sondern sogar Pilotensicher :D Gruß Ralf Zitieren
dennis Geschrieben 22. April 2005 Autor Geschrieben 22. April 2005 NAbend zusammen ! Der Trick mit beiden Magnetet ging bei mir auch lange gut, bis es dann doch mal ein Zurückschlagen gab und der Anlasser im Eimer war. Aus Fehlern lernt man... Seltsamerweise hat's den Anlasser vor ein paar Wochen wieder kauptt gehauen, obwohl nur auf dem linken Magneten gestartet wurde. Laut einigen erfahrenern Piloten und Wart ist der Kranz am Proppeller (ist das der Starterkranz?) aber wohl das Problem allen Übels. Naja bis dass Problem nicht beseitigt ist, werde ich erstmal keine Remo mehr fliegen und mich mit der schöneren Art des Fliegens begnügen :-) Liebe Grüße, Dennis Zitieren
DNovet Geschrieben 23. April 2005 Geschrieben 23. April 2005 Hallo zusammen! Ich freue mich sehr über solche sachlichen und technischen Diskussionen hier in diesem Corner...! :005: Ich hoffe, dass ihr es mir nicht böse nimmt, wenn ich noch ein paar Präzisionen zum elektrischen Systems des Anlassers und den Magneten hinzufüge. :) Verallgmeinert verläuft der Stromkreis des Starters von der Batterie über den Mainbusbar, Starter-CB (Circuitbreaker) und Starterrelais (welches vom Zündschloss oder dem Starterknopf aktiviert wird) zum Starter und von da wieder zur Masse und Batterie. Prinzipiell darf in einem Flugzeug nichts direkt an der Batterie angehängt sein, sondern muss zuvor mindestens über ein Sicherungselement, vorteilshafterweise zusätzlich noch über ein Schaltelement. Deshalb ist auch der Starter an einem CB angehängt, bei 12V-Systemen meist in der Grössenordnung 40A. Und da man schlecht am Pol der Batterie zwanzig Kabelschuhe befestigen kann (ohne das ganze wie ein Christbaum aussehen zu lassen... ;) ), verbindet man diesen StarterCB per mainbus an die Batterie. Die Ansteuerung des Starters erfolgt entweder direkt über Zündschluss (welches in den meisten Fällen in der Position Start auch den einen Magneten stilllegt) oder eben über den Starterknopf. Dieses Relais bekommt jedoch nur diesen Input, der Starter selbst ist eigentlich nur ein Elektromotor mit Planetengetriebe und einer Ritzelmechanik wozu ich noch später komme. Da in diesem Relais bewegliche Teile sind und daher Abnützung unterworfen sind, kann es sein, dass das Relais mit dem Alter ganz einfach hängen bleibt und dann gibts eben den Effekt des weiterlaufenden Starters obwohl die Betätigung losgelassen wurde. Theoretische Möglichkeiten bietet auch noch das Schloss oder der Knopf, wobei eine "interne desintegration" vorstellbarwäre. Allerdings ist dies eher vernachlässigbar, wenn auch möglich. Abhilfe für ein unkommandiert drehenden Starter kann durch ausschalten des mainbus oder ziehen des Starter-CB's geschehen. Und diese Aussage bezieht sich auf das "normale" Standardmässige elektrische System. Eine Lösung für euren eigenen, persönlich benutzten Flieger kann euch nur das elektrische Schema im AFM Auskunft geben (weshalb man dies auch mal ansehen sollte... ;) ). Der Starter selbst besteht wie schon angetönt aus einem Elektromotor mit angeflanschtem Getriebe. Dieses Getriebe besteht zum einen aus einem Planetengetriebe um die höhere und notwendige Drehzahl des Elektromotor in eine kleinere Drehzahl mit entsprechend hoheren Torque umzuwandeln. Und dann gibts dann noch die Mechanik für das Starter-Ritzel. Dieses wird bei einem Kraftfluss vom Starter zum Starterzahnkranz aus- und in die Verzahnung des Kranzes eingefahren und durch eine Kupplung dort festgehalten. Sobald der Kraftfluss umkehrt, also der Starterzahnkranz aufgrund des angesprungenen Motors schneller dreht als der Starter, wird die Kupplung gelöst und das Ritzeln wieder aus dem Kranz ausgefahren. Ein "Freilauflager" ist zwar aufgrund dieser Kupplung vorhanden aus diesem Grunde ebenfalls vorhanden, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass bei längerer Betätigung (wenn das Ritzel defekterweise nicht aus dem Kranz ausgekuppelt wird) und mit zunehmendem Alter anfrisst und dann den Starter mitdrehen lässt... Resultat wäre wohl ein weiteres mal eine "interne desintegration"... Eine elektrische Schaltkomponente findet sich jedoch im Starter nicht. Beim Thema Magneten möchte ich hinzufügen, dass der Zündfunke nicht verzögert wird (falls doch, würde mich die technische Ausführung seeehr interessieren... ;) ). Die Grundlegende Idee des Magnets ist die, dass wie bei einem Velodynamo ein Magnet an einer Spule vorbeidreht und dadurch in der Spule Strom generiert wird. Nur wird nun in einem Magnet mit diesem Strömchen ein Kondensator aufgeladen. Sobald die richtige Stellung für die Zündung erreicht ist (meist 20° oder 25° BTC), wird ein Schalter geschlossen, welcher die im Kondensator gespeicherte Energie auf eine Spule schickt, welche per Magnetismus die schlagartig entstandene Energie auf eine zweite Spule schickt und durch das Verhältniss der Windungszahlen eine sehr hohe Spannung mit kleinem Strom umwandelt. Hat nun der Magnet eine zu tiefe Drehzahl, so ensteht kein "satter" Funken, da durch das langsame vorbeidrehen des Magnets an der Spule zuwenig Energie erzeugt wird. Aufgrund der zu niedriegen Zündspannung findet der Funkenschlag an der Kerze "irgendwann" statt, wenn überhaupt. Um dies zu verhindern gibts nun zwei Systeme. Einmal den Startstromzerhacker oder Startervibrator (good vibrations... ;) ). Dabei wird das Magnet mit sehr hoher Frequenz ein- und ausgeschaltet (=der Kondensator kurzgeschlossen), durch die schnellen Stromänderungen wird so doch eine anständige Zündspannung erreicht. Die Anwendung dieses Mechanismus ist jedoch eher seltener. Ein grosser Nachteil ist der, dass der Vibrator parallel zum Starter geschaltet ist. Hat man also kein Strom, so wird auch nix aus von Hand anwerfen, es sei denn, man bringt eine super-Drehzahl (geschätzt 300-400RPM) hin... *keuch* Oder dann man nimmt eben die verbreitetere Variante ist der Schnappmagnet. Grundlegend wird an einem Magneten pro Umdrehung ein Funke erzeugt, durch interne Schaltung wird jeweils nach jedem Funken das nächste Zündkabel beschickt. Nun wird ein Mechanismus in den Magnet eingebaut, welcher nach einer halben Umdrehung den Drehmagneten gegen eine Feder festzuhalten beginnt und dann am exakt eingestellten Punkt - wo normalerweise der Zündfunke passieren würde - diesen wieder freilässt. Die gespannte Feder beschleunigt nun den Magneten und dadurch entwickelt dieser eine Drehzahl, welcher er nun bei laufendem Motor hätte. Das Resultat ist ein satter Zündfunke zu einem definierten Zeitpunkt. Diesen Mechanismus kann man übrigens als Klopfen wahrnehmen, wenn man schön vorsichtig und ohne grossen Kraftaufwand den Propeller langsam in Drehrichtung durchdreht. Startet man nun trotzdem auf beiden Magneten, so hat man einmal einen definierten Zündfunke vom Schnapper und einen nichtdefinierten vom "nicht-schnapper". Die nichtdefinierten Funken des "nichtschnapper" können sich in Früh- und Spätzündungen äussern, welche eher Suboptimal sind. Wenn ich es richtig verstanden habe, so besitzt die Robin ebenfalls ein Startknopf und kein Zündschlossmit der Startfunktion. Wenn der Motor tatsächlich auf dem einen Magnet nur sehr mühsam anspringt aber auf beiden ohne murren und einwandfrei, so wäre es interessant, wie denn der Motor alleine auf dem anderen Magneten anspringen würde. Alles in allem wärens dann zwei Drähtchen, die falsch angeschlossen sind... ;) Ich hoffe, ich konnte noch ein paar zusäztliche Informationen weitergeben... :) Lieber Gruss vom Dani, im Moment leider "nur" mit virtueller Fliegerei beschäftigt... Zitieren
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