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Wohin soll es denn heute gehen? (1. Teil, 34 Bilder, 3.2mb)


N1 and ITT

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Zum 2. Teil.

 

So, meine Herrschaften. Nach mehrjährigem Rumstöbern in diesem Forum und nach ein, zwei Jahren der Mitbesserwisserei ist es nun an der Zeit:

 

Nachdem meine Ausbildung etwas anders beendet wurde, als ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, suchte ich eine Weile in der grossen, weiten Welt nach meinem aviatischen Glück. Dieses fand ich ein halbes Jahr später, Anfangs 2002, in Form einer kleinen aber feinen „Bedarfsfluggesellschaft“, welche sich eben daran machte zu wachsen. Und wie...

 

Die Erlebnisse dieser Zeit im und beim Flugzeug habe ich wenn immer möglich festgehalten. Diese möchte ich Euch, werte Mit-Flightforümler, nicht vorenthalten.

 

Auch erhalten wir so einen Einblick in eine aviatische Sparte, welche ich zumindest vorher kaum richtig wahrgenommen hatte.

 

Ein Wort der Warnung: Ich bin dem urchig-puritanischen „Spotten“ nicht ganz so zugeneigt wie die Experten in diesem Forum. Deshalb sind die Bilder Chrut und Rüebli drucheinander: Cockpitshots, Photos aus der Ausbildung, Touristen-Phöteli, etc.

 

Aber nun los:

 

Februar 2002 – Cessna Citation II-Kurs in San Antonio

 

Objekt der Begierde:

 

c2.jpg

 

Begonnen hat alles im Februar 2002, als ich – relativ – kurzfristig das Angebot bekam ins Flugzeug zu steigen und in die USA zu düsen, um dort die Cessna Citation II näher kennen zu lernen. Dass mein damaliger Arbeitgeber mich innerhalb von 3 Tagen ziehen lassen musste, war für mich eine den Umständen entsprechend kleine Hürde.

 

Meine Reise nach San Antonio, TX, fand mit einem Swissair-11er statt, welcher sehr bald in die SWISS integriert werden würde. Aber das war damals noch Zukunft... Jedenfalls waren Cockpitbesuche noch möglich und wenn der Copi schon mal muss, muss ein Photo seiner Sitzunterlage her:

 

md11_1.jpg

 

Und da ich den Captain noch von der Ausbildung her kannte (Zufälle... unglaublich), war die Landung im Cockpit gebongt. Im Buttwil-Slang würde das jetzt wohl heissen: „’Xray-Romeo, Left-hand downwind 09R-full Stopp, tschüss zäme.“:

 

ord.jpg

 

Und da waren wir auch schon im Final. Der Copi fliegt, kämpft....

 

md11_2.jpg

 

... und verliert. Rumsbums.

 

rumms.jpg

 

Aber wir sind in Chicago/ORD und dürfen innerhalb von 45 Minuten unseren Anschluss nach San Antonio/SAT finden. Terminal-Zügelchen hin und her und das Gepäck muss ja auch noch mit. Und die gefährliche Schere aus dem Hand-Gepäck muss auch noch in ORD bleiben. In Zürich schein sie nicht als speziell bedrohlich aufgefallen zu sein. Aber wir schaffen’s und sind nach 3 Stunden AA-MD-80 in SAT. Es kann losgehen.

 

Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, dürfen wir den sog. Ground Course über uns ergehen lassen. Im Wesentlichen ein durchkauen jedes Systems des Flugzeugs, eins nach dem anderen. Die Instruktoren wissen zwar meist gut bescheid, sind aber didaktisch in der Steinzeit und dementsprechend zieht sich die erste Woche hin. Stimmungsbild Tag 5, 3pm:

 

fsi.jpg

 

Dafür geht’s am Montag darauf endlich mit dem Simi los. Die Kiste ist stein-alt:

 

c2_sim.jpg

 

Aber sie läuft und macht Spass und fordert, so wies sein sollte... Die Citation wird je nach Besitzer auf der Käptens-Seite mit analogen Instrumenten oder mit einem EFIS geflogen. Je nach Crew wird der Simi innert 10 Minuten umgebaut. (Siehe die Schrammen unter der HSI auf der linken Seite) Der Copi darf derweil Archäologe spielen und ohne Flight Director und dergleichen Hilfsmittelchen seine Leistung erbringen:

 

c2_sim_int.jpg

 

Nachdem mein Kollege und ich nach einer Woche den Simi beackert hatten, war der Check auch kein wirkliches Problem mehr. Der eigentliche Spass kam dann einen Tag später, da wir nun noch das Difference-Training auf den Citation Bravo machen durften. Dieser ist standard-mässig mit EFIS auf (Achtung: Luxus!) beiden Seiten ausgestattet:

 

fsi_bravo.jpg

 

Und auch die Kiste macht auch als Ganzes einen etwas moderneren Eindruck:

 

cb_sim.jpg

 

Ironischerweise hat uns die alte Rumpelkiste namens Citation II-Sim nie im Stich gelassen. Der Bravo-Sim gab schon nach einer Stunde den Geist auf... José und Joe sind ratlos. „What the ...“:

 

fsi_yo.jpg

Nachdem uns dann ein Swissair A330 über Chicago wieder nach ZRH gebracht hatte, war einen Tag darauf Landetraining angesagt. Die mindestens 5 Landungen sollten uns von ZRH nach Epinal LFSG und wieder zurück führen. Mein Kumpane aus dem Simi flog hin ich zurück und natürlich – wie immer, wenn man zum ersten mal den Chlapf real unter dem Hintern hat – war es nicht gerade windstill... Man beachte den Crab-angle:

 

landetrng.jpg

 

Jedenfalls kam der Experte und sah doch, dass es gut war... Es konnte ernsthaft losgehen:

 

März 2002 bis April 2003 Fliegen auf dem IIer

 

Zunächst muss ich auf den Unterschied zwischen dem klassischen Iier und dem Bravo hinweisen. Beide fungieren unter dem gleichen Rating C550, sind aber vom Cockpit her meilenweit auseinander. Seht selbst...

 

Cessna Citation II (C550):

 

2er.jpg

 

Cessna Citation Bravo (C550):

 

bravocokpit.jpg

 

Die „Probelmatik“: Am Montag Bravo, am Dienstag IIer, am Mittwoch Bravo, .... Es macht die Sache interessant.

 

Schon nach kürzester Zeit hatte ich das Vergnügen, meinen ersten „Samadner“ LSZS fliegen zu dürfen. Mit dem jüngsten Copi und dem – sagen wir – weisesten Käptn der Firma gings durch die Suppe Richtung Bündnerland. Freie Sicht aufs Wolkenmeer! (mit Hilfe des geliebten Y-Flugplanes):

 

alpen.jpg

 

Kurz vor Julier reissts auf und der Platz kommt in Sicht. Mit dem typischen High and Fast geht’s im Schweinsgalopp auf die 03 los! (Die dabei nötigen 8is um die Höhe zu vernichten lassen wir jetzt unerwähnt...)

 

lszs.jpg

 

Enagdin! Sonne! Schnee! Torte! Punsch! Und in ZRH hat uns 2 Stunden später die Suppe wieder. Welcome back in Zurick... (Schafft die Z-Flugpläne ab!):

 

final14.jpg

 

Und auch der andere Klassiker London-City EGLC steht schon bald auf dem Programm. Den Anflug muss ich regulations-bedingt dem Herren links überlassen. Dafür darf ich Phötele. 5.5° die Ebene runter sieht schon krass aus...:

 

eglc1.jpg

 

Und all zu lange ist das Pistchen ja auch nicht... Aus Murmeln sitzen, nennt man das:

 

eglc2.jpg

 

Der Rückweg beschert uns die wohl unglaublichste Sunset-Reihe. Vom TOD bis zum APP in ZRH einfach traumhaft...

 

FL280 descending:

 

sunset8.jpg

 

FL240 passing:

 

sunset9.jpg

 

Die letzten Strählchen:

 

sunset3.jpg

 

Einflug in die Schichten:

 

sunset2.jpg

 

Und in bekannten Gefilden, ungefähr bei Leibstadt:

 

applszh.jpg

 

Dazwischen bescheren uns der Dispatch so interessante Orte wie z. Bsp. Lviv UKLL in der Ukraine. Da der Sommer um sich greift, beginnt sich die fehlende APU bemerkbar zu machen. Es wird heiss... Aber seht selbst:

 

In Lviv bringt uns der Tankwagen „Bestes russiches Petrol, chachacha!“:

 

ukll2.jpg

 

Und im sehr nahen Ivano-Frankivsk UKLI sind die beiden Herren der Flughafen-Verwaltung kaum mehr vom Flugzeug wegzubringen... Dafür laden sie uns zum Borschtsch-Essen ein.:

 

ukll8.jpg

 

In Mykolaiv UKON sind etliche A/Cs abgestellt. Unter anderem Hunderte (wirklich: Hunderte!) von AN-2. Leider alle im selben schlechten Zustand wie dieser Vogel hier. Kein Wunder bei 35°C im Sommer und wohl unter Null im Winter...

 

ukhh6.jpg

 

Auch eine IL-76 wartet auf Kundschaft. Die Mannschaft verbringt die Wartzeit (zum damaligen Zeitpunkt zwischen 1 bis 3 Wochen) im Flugzeug. Der Campingwagen von Chris von Rohr muss im Inneren wohl ähnlich aussehen...

 

ukhh4.jpg

 

Auch die Kommandobrücke des 76ers wird als Wäschetrockner verwendet. Für das Photo werden wenigstens die Unterhosen versorgt:

 

ukhh5.jpg

 

Ein paar Tage später ist Kharkiv UKHH unser Ziel. Der Flughafen ist ein typischer Sowjet-Bau und gleicht den Airports in anderen Städten der Ex-Sowjetunion aufs Haar:

 

ukhh3.jpg

 

Unsere Unterkunft im Nahen Aeroport-Hotel ist zwar very basic, aber erfreulich sauber. Obwohl ich schon eine Massage-Dusch-Brause erwartet hätte:

 

ukhh1.jpg

 

Die Kantine für unser Nachtessen macht erst auf unser Drängen auf. Aber die einzige Angestellte ist dann umso netter und mit dem Zeigefinger und allerlei Faxen kommen wir zu unserem Essen. Ein heikler Esser darf man in diesem Beruf ohnehin nicht sein...:

 

ukhh2.jpg

 

Viele der Hotels in der Ukraine waren und sind wohl heute noch selten als Hotel im Gebrauch. Die meisten Zimmer dienen als Wohnung für mehrere Personen. Mein Captain und ich waren jedenfalls das Ereignis der Woche oder sogar des Monats in diesem Hotel. Es mag etwas „kolonialistisch“ klingen, aber jeder Bewohner dieses Hotels wollte uns regelrecht begaffen. Und das natürlich unter grossem Gekicher und Mit-Händen-und-Füssen-Kommunizieren... Bis dann die Etagen-Matrone den Pulk aufgelöst hat und wieder Ruhe einkehrte.

 

Was ich zu dieser Erfahrung immer wieder sage: Wir leben kaum 1000km von der Ukraine entfernt, aber es ist eine ganz, ganz, ganz andere Welt... Für mich noch heute ein höchst interessanter und gleichzeitig nachdenklich-machender Gedanke...

 

Zum Schluss unseres Trips im Osten gings noch nach Nyiregyhaza LHNY (Preis für den, der das 10x hintereinander fehlerfrei aussprechen kann...). Die Piste ist gerademal 3200ft lang. Es langet grad...

 

Hier ist der Captain mit dem lokalen Fliegernachwuchs ins Gespräch vertieft:

 

nygerhaza.jpg

 

Der anschliessende Take Off war natürlich auch was für die stählernen Nerven. Wobei es privat und nach AOM vorig reicht, aber trotzdem...

 

Dafür beschert uns der Rückweg über Berlin EDDI wiedermal einen sunset der Sorte: „Aber bitte mit Sahne...“:

 

sunset.jpg

 

 

 

Soweit mal die Zeit mit dem Citation II. Die nächsten Tage dürften die Zeit von März 2003 bis ungefähr heute ans Tageslicht befördern. Dabei ist auch ein Flugzeugwechsel zu verzeichnen... Für Interessantes ist also gesorgt.

 

Viel Vergnügen und bis bald,

 

Greg

 

Zum 2. Teil.

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Greg

 

In mehreren zeitlichen und geografischen Sprüngen geht's durch deine Erfahrungen und Erlebnisse, es ist ein Vergnügen. Dein knapp-prägnanter Schreibstil ist dann noch der Zucker auf dem Guetzli. Oder so. Vier Sterne:

 

stern.gifstern.gifstern.gifstern.gif

 

Besten Dank

Gruss, Urs

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Wirklich ein sehr spannender und gut gemachter Bericht!! Ein weiterer klasse Einblick in die Business-Aviation!

 

Ich freu mich jedenfalls schon auf den Nächsten!! :)

 

Schönen Gruss,

Michael

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Hi Greg

 

Super Bericht mit super Fotos - ich beneide Dich um Deinen Job. Als Ostblock-Fan hat mir die Story natürlich besonders gut gefallen und Du hast schon recht: Ein Flug nach Russland oder in die Ukraine ist wie eine Zeitreise in eine andere Welt. Auf der anderen Seite zeigt es mir auch jedes Mal wieder wie veramerikanisiert wir in der Schweiz eigentlich sind. Gerade kulturell (wie Literatur, Ballett, klassische Musik u.ä.) hat uns die ehemalige Sowjetunion vieles voraus und obwohl der Wohlstand nicht so gross ist wie bei uns, stehen die Menschen für Werte wie die Familie noch ein.

 

Ich freue mich bereits auf Deine weiteren Berichte und wünsche Dir stets many happy landings.

 

Daniel

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Hallo Greg,

 

Danke für diesen interessanten, unterhaltsam geschriebenen Bericht von Destinationen, die ich sonst nur als AN24/74/12-Ziele kenne, wenn auch leider nicht persönlich ("Carga? No prroblem, ve cann arrrange..")

 

Ich freue mich schon auf den zweiten, dritten, vierten, ... n-ten Teil :)

 

Gruss,

Thomas

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Super Bericht!!!!!!!

 

BITTE AN ALLE BUSINESS-PILOTEN :

MACHT BITTE MEHR FLUGBERICHTE VON EUREN FLÜGEN!!!!!

 

Ich möchte wirklich mal genau in einen Alltag eines Business Piloten reinschauen könnten, um entscheiden zu können, ob mir sowas als Beruf gefallen würde... :D :D :D

 

Silvan

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hallo greg

 

 

wunderbarer bericht. ich konnte mir zeitweise das lachen nicht mehr verkneifen :) :) :) übrigens was ist der preis wenn ich Nyiregyhaza 10 mal richtig ausgesprochen habe? :rolleyes: :rolleyes:

 

mach weiter so mit den berichten. einfach genial

 

gruss gabriel

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@Wisi

"Vielen Dank für den Einblick in Deine Ausbildung bei (Servair..????)"

Ich kann ja nicht gut "no comment" sagen... :rolleyes:

 

"Sind wir jetzt also schon zu viert in der Business Szene tätig.."

Ich denke, NJ bietet dir ähnliche Szenen und Erfahrungen?

 

@Gabriel Kus

Eine original Ungarische Bockswurst. (Herstellungsdatum ca. Jun 2002)

 

@alle

Zu viel der Ehre! Danke!

 

Greg

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hallo greg

 

 

 

@Gabriel Kus

Eine original Ungarische Bockswurst. (Herstellungsdatum ca. Jun 2002)

 

 

Greg

 

 

 

also also... dann werde ich wohl nicht üben, bis ich Nyiregyhaza 10 mal richtig ausprechen kann... :D :D

dachte nicht an was essbares..

 

gruss aus zürich

 

gabriel kus

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  • 8 Jahre später...

Servus zusammen,

 

der Bericht ist echt stark. Leider kann ich die Bilder aber nicht sehen? :003:

Habe es schon mit mehreren Browsern versucht, aber leider werden die Bilder nie angezeigt.

Habt ihr eine Idee, woran es liegen könnte?

 

Grüße

Michael

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Das liegt sehr wahrscheinlich daran dass der Beitrag und die Bilder vor neun Jahren aufgeschalten wurden. Deshalb dürften die Bilder in der Zwischenzeit aufgrund ihres Alters gelöscht worden sein. ;)

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