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Fotografieren aus Hubschrauebern


Flying Bull

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Hallo allerseits,

 

es gab den Wunsch über Fotografie aus Hubschraubern zu diskutieren – nun gut, fang ich mal an ;-)

Da ich das häufiger mache – mal als Pilot, mal als Co-Pilot, versuche ich mal zusammenzufassen – aber es gibt bestimmt noch mehr.

1.Fototechnik: Ob analog oder digital – ein paar Grundsätze sollte man berücksichtigen.

Wichtig sind kurze Verschlußzeiten, da die Vibrationen des Hubis sonst zu Verwackelungen führen.

In der Regel fotografieren wir mit mindestens 1/500 sec oder kürzer – damit das funktioniert nehmen wir bei gutem Licht Fuji 400 ASA – Filme – gegen Abend dann 1600 ASA oder 3200 ASA Filme plus entsprechender Zeitvorwahl bei der Kamera.

Auf Grund der Höhe sind leichte Tele-Objektive oder lichtstarke Zoomobjektive angebracht, wenn man später noch Details erkennen möchte. Tele über 200 mm kann man aber getrost vergessen, da die Verwackelungsgefahr riesig wird.

Der Blitz sollte ausgeschaltet sein – nutzt sowieso nichts und wird von den Scheiben reflektiert (hey, glaubt mir, viele stellen einfach auf Automatik ;-)

2.Position des Fotografen: Obwohl wir spezielle Sucher haben, so dass ich die Kamera nicht dierekt vor das Auge halten muß – steige ich bei wichtigen Fotos vom Co-Piloten-Sitz nach hinten, mache die Schiebetür auf und fotografiere durch die offene Tür. Dies machen auch die Spezialisten bei den Unfallaufnahmen. Man braucht sich nicht zu verdrehen, kann die Kamera anständig halten und gut fotografieren. Ein weiterer Vorteil, bei starkem Wind kann man auch schnell die Seite wechseln und aus der anderen Tür fotografieren, so dass der Pilot gar nicht erst in den Rückenwind muß.

3.Fliegerisch: Hier sollte man sich bewußt sein, dass man bei Fotoflügen schnell die Leistungsgrenzen des Hubschraubers erreichen – und überschreiten kann. Hinzu kommt, dass Fotografen, mit dem Wunsch ein perfektes Bild zu schießen, ihr übriges tun, den Piloten unter Stress zu setzten und ggf. sogar in eine gefährliche Situatuion zu dirigieren.

Nehmen wir einen Tag mit 15 bis 20 Knoten Wind und ein stationäres Objekt, z.B. ein Haus. Man fliegt zunächst mit Wind auf der Nase an und ist gerade über dem Übergangsauftrieb, damit die Maschine nicht schüttelt, so ca. 40 Knoten. Also 20 Knoten über Grund.

Diese relative Geschwindigkeit nimmt man wahr, da man auch ein Auge auf das Objekt hat, um den Hubi entsprechend zu positionieren.

Beim Downwindleg würde dies bedeuten, dass ich bei 20 Knoten über Grund und 20 Knoten (Rücken-)wind tatsächlich außerhalb des Groundeffekts in der Luft schwebe und erheblich mehr Leistung brauche, als noch vor ein paar Sekunden!!!

Nun noch die Anweisung vom Fotografen, etwas langsamer, etwas tiefer – und schon nähert man sich dem Vortex!!! Mit der Bewegung über Grund getäuscht und Leistung gezogen, statt reduziert und die Nase leicht Richtung Boden gerichtet, um Fahrt aufzunehmen – das könnte es schon gewesen sein!!!

Statt näher ran – könnte der Fotograf ein leichtes Tele nehmen – und wenn er seine Fotos nicht bei durchgängig 40 – 60 Knoten Airspeed machen kann – und den Schwebeflug möchte, dann sollte man durchaus das Umsetzten des Fotografen in Betracht ziehen, so dass er einmal rechts und einmal links heraus fotografiert – und der Hubi bei den Flügen den Wind auf der Nase hat!

 

Gruß Udo

„Flying Bull“

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Hallo Udo,

 

kann auch noch was zum Thema beisteuern, halt einfach aus der Sicht des Fotografen! ;)

 

1.

Wichtig ist in erster Linie schon mal vor dem Flug ein genaues Briefing in dem die Gegend das Fotoobjekt und allfällige Hindernisse besprochen werden. Als nächstes Besprechen wir jeweils einen ungefähren Ablauf damit keine unnötigen Flugminuten für den Kunden anfallen! Bei uns kommt es dann auch öfters vor das der Kunde auch gleich mitfliegt um dann während des Fluges noch individuelle Wünsche anbringen kann. (Dafür sollte sein Magen jedoch Flugfest sein!)

 

2.

Fotoequipment, digital oder analog je nach Wunsch des Kunden! Dauer der Verschlusszeit, ISO etc der Situation entsprechend!

 

3.

Position des Fotografen, die ist bei uns immer hinter dem Piloten, damit beide in der selben Achse sitzen. Des weiteren wird die Türe raus genommen um einen gewissen Bewegungsspielraum für den Fotografen zu ermöglichen. Natülich ist der Fotograf dann doppelt gesichert und hat Spezialgurten an. Wichtig ist auch das alle losen Gegenstände aus dem Heli entfernt werden. Einziger Nachteil dabei ist dass sich allfällige Überflüge ohne Türe verlängern da sich der Luftwiederstand erhöht.

 

4.

Fliegerisch entscheidet immer der Pilot welche Möglichkeiten am Einsatzort wirklich realisierbar sind, danach richten sich dann auch die Komandos des Fotografen. Alles andere wäre einfach zu gefährlich da teilweise über dicht besiedeltem Gebiet geflogen wird.

 

5.

Als Fotograf ist hat das Fotografieren aus dem Heli natürlich immer seine Tücken und die Situation ist jedes mal neu, was ein gewisses Vorausdenken unabdingbar macht! Des weiteren sollte man einen Flugfesten Magen haben, schliesslich ist es nicht jedermans Sache durch einen kleinen Sucher zu schauen während der Heli sich bewegt und die man selbst die Umwelt nicht wahrnimmt.

 

 

Dies eifach mal so von meiner Seite! Und zum Abschluss gibts noch ein paar Bilder:

 

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200 Kinder an einem Berghang im Rahmen des 200 Jahre Jubiläums des Kantons St. Gallen.

 

02.jpg

Rheinmündung in den Bodensee

 

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Brauerei Schützengarten in St. Gallen, bei der Aufnahme befindet sich der Heli in einer Steilkurve.

 

04.jpg

Kornhaus und Hafen von Rorschach

 

50.jpg

Fotografen Arbeitsplatz mit garantierter Frischluft!!

 

51.jpg

 

 

Gruss aus dem Rheintal, Tino Dietsche

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Hallo Udo

 

Schön das Du das mal wieder in Erinnerung gerufen hast.

Zwar weiss man das, aber mal wieder daran erinnert zu werden kann mit Sicherheit niemanden schaden. Unabhängig davon kann ich immer wieder feststellen, das ein eingespieltes Team Gold wert ist. Wenn der Fotograf selbst noch Helipilot ist, so ist das mit Sicherheit ein riesiges Plus.

 

Erstaunt bin ich jedesmal, wenn ich eine mit Gerätschaften vollgepackte R22 bei sommerlichen Temperaturen auf Fotoflug gehen sehe. Man sagt mir zwar, der Tank sei nur halb voll, aber eben .... Der „grüne Bereich“ ist doch höllisch eng. Irgendwo muss man wohl gewerblich Kohle sparen. :confused:

 

Uebriges:

Das Bild vom Tino mit heraushängenden Füssen, ist sein Markenzeichen. :D

 

Grüssli

Joachim

 

40.jpg

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Hallo!

Ich hatte schon 3 Fotoflüge mit Profis gemacht,also solchen die die Materie gut kennen und erst noch auf dem Jet Ranger.Für mich war es eine Erleichterung da ich mich voll und ganz auf`s fliegerische konzentrieren konnte.Sie sassen beide hinten und hatten die Schiebetüre in Beschlag,Vorteil ist ganz klar der Platz den der Fotograf hat.Hingegen habe ich bei "Gelegenheitsfotografen" klar den Sitz neben mir reserviert,damit ich im Auge habe was passiert.Hat man nicht schon genug gehört von weggflogenen Objektiven oder Fototaschen........so kann ich eingreiffen wenn die Linse zum Fenster rausgehalten wird.

Ganz klar ist auch die Taktik,den Heli beim Schweben nicht an die Reserven zu bringen,empfehle immer ein Tele mitzunehmen,so kann das immerwährende Schweben in der Höhe vermindert werden.

Ueber die technisch beste Möglichkeit von Kameras kann ich nicht viel sagen,habe aber schon festgestellt,dass jene die einen einfachen Apparat haben meist bessere Bilder machten(mehr vom Flug mitbekamen;) ) als jene die die ganze Zeit am Kasten rumgeschraubt haben und bei der Landung fragten "sind wir schon da:confused: "

Gruss Martin

 

äähhh.....Joachim,hat der Tino da wirklich nur fotografiert oder war der Druck zu gross??? ;)

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