Manfred Geschrieben 15. Juli 2004 Geschrieben 15. Juli 2004 Hallo Zusammen, ich möchte mit diesem Thread eine Diskussion anstossen, dessen Thema sonst eher im Bereich der gewerblichen, berufsmässigen Fliegerei zu Hause ist. "Crew Resource Management (CRM)" oder "Cockpit Coordination Concept (CCC)" - ein für Linienpiloten gängiger Begriff und zudem Lehrinhalt für angehende FO's. Aber wie steht's um dieses Thema bei "uns" Privatpiloten? Oder mit anderen Worten: Ist CRM in der privaten, nicht kommerziellen Fliegerei überhaupt erwähnenswert? Ich meine: JA! Viele unserer (Aus-)Flüge werden im Team mit einem 2. Piloten auf dem rechten Sitz durchgeführt. Ich unterstelle, dass sich dabei meist völlig natürlich und automatisch eine gewisse Form einer gewollten oder auch nicht gewollten Zusammenarbeit ergibt. Das funktioniert in der Regel bei Fliegerkollegen, mit denen man des öfteren gemeinsame Trips unternimmt, ganz gut - ohne das es dabei im Vorfeld konkrete Absprachen bezgl. der Verantwortlichkeiten gegeben hätte. "Machst Du den Funk?", wäre so eine Standardfrage, die fast jeder PIC seinem rechten Nebenan schon mal gestellt hatte. Ich als PIC erfreue mich an Flügen, bei denen "mein" PNF genau das tut, was ich von ihm erwarte. Nicht zu viel und nicht zu wenig - und am besten genau so, wie ich es machen würde. Das vermindert mein Arbeitsvolumen, ich kann mich mehr auf das Fliegen konzentrieren und es dient vor allem der Sicherheit im Fluge. Fast perfekt, wenn er das auch noch ohne vorherige Anweisung tut. Denn am Boden sind wir ja eigentlich Freunde :) Als PNF, natürlich wohl wissend wie man so ein Ding bedient, erfreue ich mich im Gegenzug auch darüber, wenn ich nicht nur zum stillen Beisitzer degradiert werde und gewisse Aufgaben im beiderseitigem Einverständnis übernehmen kann. Ich beobachte mich selbst dabei, wie ich mich manchmal geradezu aufdränge. Insbesondere dann, wenn ich meine es gerade besser zu wissen. Und glaubt mir, das kommt oft vor :) Oft beobachte ich jedoch auch grosse Dramen in kleinen Maschinen. Da fummeln viel zu viele Hände an diesem ach so kleinen Frequency-Selector. Dann stecken plötzlich zwei Nasen tief in der aufgefalteten ICAO-Karte, um das soeben entdeckte Autobahndreieck in der Karte wieder zu finden. Minutenlang. Bei hochentwickelteren Gadgets, wie GPS, Moving Maps und dergleichen kommt es dann doch schon mal zu kleineren Unstimmigkeiten. Zoom-Faktor, Map-Orientation und verschiedenste Darstellungsmodi lassen einfach zu viele individuelle Geschmacksvarianten zu. Jeder konzentriert sich mehr auf das, was der andere tut - anstatt zu fliegen und rauszuschauen. Meine persönlichen Erfahrungen sind hier sicherlich etwas überspitzt formuliert. Aber ich denke, dass der Eine oder Andere bereits ähnliche Situationen erlebt hat. Und wohlgemerkt, CRM ist in der professionellen Fliegerei ein nicht zu unterschätzendes Thema. Viele Flugunfälle konnten auf mangelhafte oder schlichtweg falsch praktizierte Besatzungszusammenarbeit zurückgeführt werden. Durchaus ein Thema, mit dem man sich meines Erachtens auch in der Privatfliegerei beschäftigen sollte. Genug nun der einleitenden Worte. Meine Frage wäre nun, wie der/die Eine oder Andere von euch im alltäglichen Zweipersonenbetrieb "Flugzeug" mit diesem Thema umgeht. Gibt es da konkrete "Abkommen" oder Regeln an die ihr euch haltet? Standardisierte Prozesse zum Nachlesen oder Best-Practices, die sich in der täglichen Fliegerei bewährt haben? Angefangen von der Vorflugkontrolle, das Lesen und Abarbeiten von Checklisten, navigatorische Aufgaben während des Fluges, mitschreiben von ATIS und Clearances, Bedienung der Avionik und die Durchführung des Sprechfunks natürlich. Hab ich etwas vergessen? Kennt jemand Quellen im Web, die eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Sache ermöglichen? Ich möchte meine Art und Weise des kooperativen Fliegens perfektionieren und persönliche Standards weiterentwickeln, um Flüge im Team hinsichtlich Sicherheit und Professionalität zu optimieren. Ich bin gespannt auf eure Antworten! Viele Grüsse Manfred Zitieren
bluesky Geschrieben 15. Juli 2004 Geschrieben 15. Juli 2004 Hallo Manfred! Du sprichst ein sicherlich sehr interessantes Thema an. Auch ich fliege gerade längere Strecken mit einem 2. Pilot, der sich genauso wie ich an ein kleines "Crew Management Concept" hält, dass ich zusammengestellt habe. Dieses beinhaltet im Wesentlichen: PF ist meistens auch PIC 1.) Am Boden liest der PNF die Checkliste, der PF befolgt sie und es kommt ein Read-Back 2.) In der Luft liest PNF Checkliste UND befolgt sie 3.) Der PNF funkt, frequency & transponder settings 4.) SEHR genau Absprache bei Emergency: PNF setzt i.d.R. sofort Notruf (Mayday) ab, der PF kümmert sich um ein Außenlandefeld und fliegt es an, PNF hilft, Emergency Chechlists abzuarbeiten, öffnet und entriegelt die Türe und hilft bei der Evakuierung. Alle Checklisten werden erst nach Aufforderung des PF abgearbeitet. Bisher bin ich mit diesem Verfahren gut zurecht gekommen und bin stets auf Notfälle vorbereitet. Ein 2. Mann ist auf jeden Fall ein großes Plus für die Sicherheit. Schöne Grüße Marcel Burr Zitieren
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