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Mo 26.07.2004 22.20 SF 1 Transit Zürich-Flughafen


Nicolas A380

Empfohlene Beiträge

Endlich mal was von Zürich und sogar noch aktuell. Von 2003 sollte der Bericht sein:

 

Transit Zürich-Flughafen

"Einblick in eine geschlossene Zone"

 

Flughafen Zürich Kloten, Transit. Durch dieses Nadelöhr versuchen täglich zahlreiche Flüchtlinge und Migranten aus vielen Ländern und Kontinenten, in die Schweiz einzureisen. Die Flughafenpolizei muss sich um diese Menschen kümmern und sie bei abgewiesenen Gesuchen auch wieder ausweisen. Vadim Jendreyko zeigt, was in dieser geschlossenen Zone hinter den Kulissen alles passiert.

 

Nur mit gültigen Ausweispapieren und Flugticket darf der Bereich zwischen Passkontrolle und Gate betreten und wieder verlassen werden. Täglich passieren rund 50'000 Reisende den Flughafen-Transit: 40'000 Quadratmeter Gänge, Einkaufsflächen und Servicezonen, verteilt auf zwei Terminals, 25 Geschäfte, fünf Cafés, zwei Restaurants. Doch unbemerkt von den Passagieren spielen sich hinter den Kulissen der glitzernden Scheinwelt Dramen und Tragödien ab: Flüchtlinge und andere Migranten verbringen hier bis zu zwei Wochen in der Hoffnung, das Flughafen-Schnellverfahren zu passieren. Für die Flughafenpolizei bedeutet dies viel Arbeit: Anhörung unzähliger Fluchtgeschichten, Verlegungen ins Ausschaffungsgefängnis, Rückschaffung trotz Widerstand. Vadim Jendreyko hat für "DOK" während mehrerer Wochen Polizisten und Asylsuchende begleitet.

 

Die Einreisenden kommen meist aus Afrika, Asien und dem Nahen Osten. Sie versuchen über diese Schleuse in eine bessere Welt zu gelangen. Der Grossteil von ihnen will weiter, in Länder wie England, die USA oder Canada, bleibt aber wegen ungültiger Reisedokumente hier hängen. Einige kehren angesichts der blockierten Weiterreise zum Herkunftsflughafen zurück. Wer in der Schweiz ein Asylgesuch stellen will, tritt ins Flughafen-Schnellverfahren ein. Es ist eine Art Filter vor dem ordentlichen Inland-Asylverfahren, bei dem schon über die Hälfte der Antragstellenden vom Bundesamt für Flüchtlinge ausgesiebt wird. Das Verfahren dauert zwischen acht und 14 Tagen. In dieser Zeit dürfen die Asylsuchenden den Transitbereich nicht verlassen und wohnen in einer Asylunterkunft.

 

Der Transitbereich ist das Arbeitsfeld der Flughafenpolizei. Sie muss Reisende ohne gültige Papiere aufspüren, registrieren und gegebenenfalls ihre Reiseroute rekonstruieren. Sie verlegt abgewiesene Asylsuchende ins Ausschaffungsgefängnis. Oft muss sie versuchen, in aufwändiger Kleinarbeit ihre Identität festzustellen und neue Reisepapiere beschaffen. Die Polizisten führen die Rückschaffung abgewiesener Asylsuchender durch, auch gegen deren Willen und Widerstand, und eskortieren sie gelegentlich bis in deren Heimat. Täglich haben die Beamten mit Menschen zu tun, deren Geschichte und Kultur sie nicht kennen und deren Sprache sie oft nicht verstehen. Von ihnen wird der Vollzug der geltenden Gesetze erwartet, unabhängig von den menschlichen Herausforderungen, auf welche sie dabei treffen.

 

Zwischen diesen beiden Polen stehen vier Mitarbeitende des Rückkehrberatungsteams vom Roten Kreuz des Kantons Zürich. Sie unterhalten eine Anlaufstelle für Asylsuchende innerhalb des Transitbereichs. Sie informieren die Asylsuchenden über das für sie oft undurchsichtige Flughafenverfahren und beraten sie rechtlich und in sozialen Belangen. Das Team des Roten Kreuzes arbeitet mit der Flughafenpolizei und dem Bundesamt für Flüchtlinge zusammen und sucht Mittel und Möglichkeiten, um den Betroffenen zu einer reellen Chance im Flughafen-Schnellverfahren zu verhelfen.

 

Täglich sind die Beraterinnen und Berater mit neuen Geschichten und Hoffnungen konfrontiert. Und oft müssen sie diese Hoffnungen dämpfen und negative Entscheide vermitteln. Ihr Handlungsspielraum ist gering; trotzdem gilt es, immer wieder gemeinsam mit den Asylsuchenden eine Perspektive zu entwickeln.

 

Die Lebenswirklichkeiten im Transitbereich sind sehr unterschiedlich: Für die einen sind es Tage und Wochen des Wartens und Bangens inmitten einer Umgebung, die in konzentrierter Form den Luxus und Wohlstand unserer Gesellschaft widerspiegelt. Für die anderen ist es anspruchsvolle, oft aufzehrende und frustrierende Arbeit, die sie hier verrichten. Eine reibungsreiche Dynamik in einer geschlossene Zone inmitten der Schweiz.

 

Gruss

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