Wifler Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 hallo forum! vor zwei tagen bin ich zum ersten mal in einem segelflugzeug mitgeflogen (und durfte sogar selber hoch und runter fliegen, juhuuuu ;-) ). dabei hat mir der pilot auch ne menge erklärt über grundsätzliches beim fliegen. das meiste wußte ich schon, einiges aber noch nicht. er hat mir erklärt, daß man mit einem segelflugzeug keine kurve nur mit querruder und ohne seitenruder fliegen kann, weil dann das flugzeug nur kippt, sich aber nicht dreht. ich hab' ihn darauf gefragt, ob bei großen jets zum kurvenfliegen genauso das seitenruder verwendet wird und er meinte "nein" mit der begründung, daß das über schubunterschiede zwischen dem linken und rechten triebwerk gemacht wird. meine frage nun: stimmt das? wenn der pilot in einem airbus nach rechts lenkt (also nur den stick nach rechts bewegt ohne in die pedale zu gehen), wird dann wirklich "per autothrust" die kurve automatisch eingeleitet, oder passiert dann das gleiche wie in einem kleinen flugzeug, also nur kippen?!!?! sollte man bei einem großen flugzeug für kurven nicht das seitenruder verwenden, wozu braucht man es noch (ausser bei start und landung)? ich hoffe, ich hab mich als laie verständlich ausgedrückt und freu mich auf antworten... gruß ferdi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ursmunger Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 Hallo Ferdi, im Prinzip wird bei allen konventionellen Flugzeugen die Kurve mit Quer- und Seitenruder kombiniert geflogen. Der Grund für den Einsatz des Seitenruders ist im Prinzip nur folgender: Durch den höheren Druck auf der Flügelunterseite erzeugt das äussere Querruder mehr Widerstand als das Kurveninnere. Um diesen Effekt auszugleichen braucht man das Seitenruder. Zwar kann das z.T. durch unterschiedliche Querruderausschläge technisch kompensiert werden. Aber: Im Segelflugzeug werden relativ grosse Querruderausschläge benötigt, auch ist dieser Effekt durch die Bauweise bedingt grösser als bei Motorflugzeugen. Schon bei einer Piper Warrior kann eine Kurve problemlos ohne Seitenruder geflogen werden - will man sie aber 'aerodynamisch sauber' fliegen so brauchts das Seitenruder. Auch mit dem Segelflugzeug kann eine Kurve ohne Seitenruder geflogen werden. Dabei fängt es aber sehr stark zu schieben an, was den Kurvenradius erheblich erhöht - und aerodynamisch nicht sauber ist, da die Flugzeugnase nicht in Flugrichtung zeigt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Markus Burkhard Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 Hallo Ferdi Dein Segelflug-Kollege hatte in diesem Fall unrecht. Die Airliner werden nicht per differenziertem Schub in die Kurve gelegt. Es wird aber auch nicht ins Seitenruder getreten. Die Kurve wird schlicht und einfach mit den Querrudern "Ailerons" geflogen. Das Seitenruder wird bei den Airlinern wie du schon gesagt hast für Start und Landung benötigt um auf der Runway-Mitte zu bleiben, oder bei Seitenwind. Dazu ist es noch notwendig z.B. bei einem Triebwerksausfall mit dem Ruder gegenzusteuern. Aber ja ansonsten wird es kaum benötigt. Gruss Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 Eine weitere wichtige Funktion des Seitenruders bei Airlinern ist das dämpfen des sogenannten Dutch-Roll-Effektes, der bei allen Fliegern mit gepfeilten Flügeln auftritt. Dutch Roll nennt man das Aufschaukeln um die Hochachse. Ohne diese Dämpfung würde kein Passagier, ohne dass ihm übel wird, im hinteren Teil des Fliegers sitzen. Wer je den Ausfalls eines Yaw-Dämpfers (Yaw=Bewegung um Hochachse) miterlebt hat, der weiss, was ich meine ;) Gruss Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Peter Guth Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 ...die Sache ist recht einfach: bei Airlinern wird das Seitenruder inflight i.d.R. nicht benötigt. Das bei kleineren Fluggeräten bekannte schmieren/schieben ist innerhalb regulärer Proceduren bei großen Viechern im Effekt drastisch geringer. Man tritt primär "nur" in die Pedale, um beim take off run (z.B. ab 40kts - wenn das Seitenruder aerodynamisch wirksam wird) Windeinflusse auszugleichen und die Kiste auf Pistenachse zu halten. Danach erfliegt man "klassisch" rasch den benötigten WCA. Ansonsten eigentlich nur zum Ausgleich der Differenzwinkel heading/track kurz vor und während der Landung. Oder aber sofort, wenn ein Engine "ins Körbchen geht", solange, bis der asymetrische Schub ausgetrimmt ist. Gruß Peter Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
DNovet Geschrieben 18. Mai 2004 Teilen Geschrieben 18. Mai 2004 Und, um mich dem Peter und Wilko anzuschliessen... Werden die Kurven bei airlinern heutzutage meist auch mit roll-spoilern geflogen, womit der Effekt des "inadverse yaw" ausgeglichen wird... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wifler Geschrieben 19. Mai 2004 Autor Teilen Geschrieben 19. Mai 2004 Danke für Eure fundierten Antworten! Jetzt bin ich schlauer, wundert mich aber schon, daß ein Segeflugpilot mir da echt was Falsches erzählt hat...is ja fast beunruhigend sowas... Danke nochmal! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Maxrpm Geschrieben 21. Mai 2004 Teilen Geschrieben 21. Mai 2004 Der sog. sekundäre Querrudereffekt - die Ursache warum eine saubere Kurve bei großen Querruderausschlägen zusätzliche Seitenruder benötigt - tritt bei vergleichbaren Umständen beim Airliner genauso auf wie beim Segelflugzeug. Der Unterschied liegt in den Umständen sprich im Einsatzprofil. Ein Segelflugzeug fliegt typisch Kurven mit sehr starker Querlage und relativ nahe an der Stallgeschwindigkeit. Um so ein Kurve ein- oder ausleiten zu können werden starke Querruderausschläge und damit kooridiniertes Seitenruder benötigt. Ein Airliner fliegt im normalen Einsatz maximal 30 Grad Querlage mit einer Geschwindigkeit die weit von seiner Minimalfahrt entfernt ist. Wird dagegen ein Airlinier etwa bei einer Demonstration der Werkspiloten oder anläßlich eines Zulassungsverfahrens nahe an der Minimalfahrt mit hoher Querlage geflogen so benötigt diese Kurve ebenso zusätzlich Seitenruder zur Koordination. Umgekehrt benötigt ein Segelflugzeug in schnellen Wellenflug für eine Kurskorrektur ebenfalls kein Seitenruder (die erforderlichenQuerruderausschläge sind zu gering) Wolfgang Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
D-AMUJ Geschrieben 21. Mai 2004 Teilen Geschrieben 21. Mai 2004 ...so ist es, deshalb schrieb der Peter (Grüße an meinen Ex-Kollegen) ja auch: "innerhalb regulärerer Proceduren" -gemeint ist damit regulärer Flugbetrieb, nicht die Erkundungen beim Testbetrieb.. Gruß Uschi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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