Freiwilliges Simulator training

[orti]

Hallo !

 

Besteht für ATPL-Piloten eigentlich die Möglichkeit freiwillig "schwierige" flight procedures, situationen, etc im Sim zu üben oder dürfen /müssen die nur zu fix ausgemachten Zeiten zur Prüfung ("Recertification ?" in den Schwitzkasten?

 

Im normalen Flugbetrieb besteht ja keine Chance einmal ein Triebwerk abzustellen und zu trainieren, kann da ein "eifriger" Pilot in seiner Freizeit mal trainieren gehn oder geht das allein schon mangels Auslastung oder Kosten nicht ?

 

Und wie oft muß ein ATPL denn in den Sim? Für wie lange ? Und was wird dabei so üblicherweise für ein Programm gemacht ?

 

 

Vielen Dank!

 

Jörg

[FalconJockey]

Hallo Jörg!

 

Das kommt ganz auf die Firma drauf an.

 

Normaler Standard ist, dass Airlines ihre Piloten zweimal im Jahr in den Stimulator schicken. Einmal ist es der Pflichtcheck, der sogenannte Licence Proficency Check (LPC). Dann kommt ein halbes Jahr später der optionale Checkflug dran - der Operator Proficency Check (OPC).

 

Bei der CRX mussten wir beim LPC zweimal 4 Stunden in den Stimulator, beim OPC nur einmalig 4 Stunden. Bei der SWISS wurde das dann auf zweimal 4 Stunden beim OPC angehoben - gar nicht schlecht. So hatte man genug Zeit, um den Lehrer zu bitten, auch mal etwas spezielles zu trainieren (Ausfall aller Triebwerke, kompletter Ausfall des Stromsystems, keine Hydraulik mehr etc...).

 

Bei NJE (NetJets Europe) ist es so wie bei SWISS - wir gehen beim LPC und OPC jeweils zweimal in den SIM. Wir müssen dafür eh nach USA fliegen, weil es in Europa (noch) keinen SIM dafür gibt. Andere Firmen, die im gleichen Geschäft sind bieten ihren Crew keinen Checkflug im Simulator an: Da wird der LPC im echten Flugzeug durchgeführt!!! Da sind dann natürlich die Übungsmöglichkeiten eingeschränkt. Das ist ganz klar schlechter, da man im SIM auch exotischere Begebenheiten simulieren kann. Nur hat nicht jede Firma das nötige Budget, um ihren Piloten den Luxus eines sehr guten Trainings zugute kommen zu lassen. Muss man eben auch so sehen.

 

 

Zum Programm: Das kommt auf die Firma an. Jede Airline hat ihr eigenes Trainingsdepartment, das jährlich einen Trainingsplan erstellt und diesen von den jeweiligen Luftfahrtbehörden genehmigen lassen muss. Da sind dann Wetterbedingungen und Prüfungspnkte vorgegeben.

Wie ich das verstehe variiert das aber von Firma zu Firma - bei der einen kann man das Programm relativ grosszügig auslegen. Man ist also nicht 100% darauf festgelegt wie man jetzt welchen Punkt der Prüfungsliste durchführt. Andere Firmen schreiben da doch ganz genu vor was man zu tun hat.

 

Wiederkehrende Standardsituationen sind:

• V1-Cut (Ausfall des kritischsten Triebwerks bei oder knapp über V1)
  
• Non-Precision Approach
  
• Single-Engine Approach mit Single-Engine Go-Around
  
• Aborted Takeoff
  
• Low Visibility Takeoff
  
• Falls die Operation dies mit sich bringt: CAT II/III Anflüge
  
• Abnormal Situations, correct CRM
  

[Peter Guth]

der liebe Andreas hat die Standard-Checks bereits vorzüglich beschrieben. Bei uns war als "Stangenware" noch ein "rapid decompression" im Programm.

 

Jedoch blieb manchmal - je nach Ablauf -  ein Zeitfenster übrig, in dem wir auch andere Proceduren knüppeln konnten, bevor die nächste Crew auf der Matte stand. Das Spektrum reichte dann von Madeira (irgend ein Drecksack wählte dann ganz üble Windverhältnisse vor) bis zu Kai Thak, Hong Kong, oder andere Situationen. Auch wenn diverse Destinations nicht im Companysegment waren. Das kostete aber meistens eine Runde Pizza für alle.....

 

Gruß Peter

[orti]

Danke Andreas & Peter!

 

Ein wenig stand ja schon in Peters manual (zb die rapid decompression). Also wird das eher dann so sein daß den meisten Piloten die 2x 4h im Jahr wohl ausreichen, kann man ja auch verstehen...

 

Würd gern eine Runde Pizza für alle ausgeben wenn ich da mal so einen RW Sim -Anflug auf Kaitak ausprobieren dürfte ;)

 

...Sollte wohl Lotto spielen...

 

 

Ciao, Jörg:)

[Siegfried]

Original geschrieben von orti

Würd gern eine Runde Pizza für alle ausgeben wenn ich da mal so einen RW Sim -Anflug auf Kaitak ausprobieren dürfte ;)

 

Hallo Jörg,

 

.....es kann auch teuerer kommen: Bier für die Crew im Hotel in ARN ;).

 

Die beste Aktion diesbezüglich war aber, als wir mal einen Tagesausflug nach Stockholm organisierten.

 

Wir wollten als Überraschung noch das Flighttrainingscenter in ARN besuchen...aber da die gerade was Umbauten und mit einer vollen B737 nicht wirklich erbaut waren konnten wir das nicht machen.

 

Jedenfalls verteilten wir einiges an "begehrten Getränken" an die Vertrauenswürdigsten Paxe. Beim Aussteigen in ARN merkte unserer Flugbegleiterinnen die Unmengen an "Flüssigkeit" die einige Paxe mithatten und dachte schon an ein kollektives Besäufniss bei unserem Ausflugsprogramm..... Ich konnte sie beruhigen - das es nur "Hydraulikflüssigkeit" sein kann.

 

Naja - jedenfalls ist am Nachmittag ein kleines Grüppchen auf "Vertacht" vorzeitig zurück zum Flughafen ins Sim Center gefahren und siehe da: Wir durften die Sims besichtigen und jeder durfte ein Runde "fliegen" Unser 1stO half bei der 737 und der PIC betreute die Platzrunde in der 767.......

 

Wie so oft - planen kann man sowas nicht.

 

Einige Zeit davor, am Anfang meiner "Fluiskarriere" durfte ich auch mal dabei sein. Druckabfall hatten wir gleich mal am Anflang gehabt.

 

Aber es haben sich alle sehr bemüht - und so konnte ich in der Pause und nachdem sie mit dem Programm fertig waren mal ziemlich viel rumfliegen.

 

Störend war nur, dass die dann aber auch gleich mal das Stallverhalten des Sims und mir auch getestet haben, in dem sie mich aus max.Speed vom Inntal mit wohl mehr als 30 Grad den Arlberg raufdonnern liesen :eek: (ich wollte ja links vorbei fliegen....)