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Ein VFR Nachtflug | EDFE-EDDS, 04.02.2004


Oshkosh

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Hallo,

 

um auch mal einen kleinen Beitrag in dieser neuen Rubrik zu leisten, habe ich mich entschlossen Euch einen Eindruck meines letzten NVFR Flugs von Egelsbach nach Stuttgart zu vermitteln. Anders als von mir gewohnt, gibt es diesmal, bis auf ein Bild, nur reinen Text.

 

Im Rahmen meiner PPL-A Ausbildung habe ich mich, als die Tage begannen kürzer und das Wetter schlechter zu werden, entschlossen die NVFR Berechtigung gleich mitzumachen. Die Platzrunden und meinen ersten Überlandflug von Egelsbach nach Mannheim (Long Range X-Country :D) hatte ich schon absolviert und meine Soloplatzrunden waren auch schon unter Dach und Fach.

 

Es ging nur noch darum, einen Tag zu erwischen, an wir einen längeren Überlandflug durchführen konnten. Als Ziel stand schon lange Stuttgart fest, wegen der tollen Anflugbefeuerung :D. Es vergingen mehrere Anläufe über einen Zeitraum von etwa vier Wochen, bis zur letzten. Als ich am Mittwoch morgen, dem 04. Februar meine Emails abrief, war da schon eine Nachricht von meinem Fluglehrer:

Betreff:NVFR

CAVOK!

 

Ruf' mich mal an...

Wie schriftlich dazu aufgefordert, rief ich ihn zurück und schaute mir parallel die METARs und TAFs an. Tatsächlich: CAVOK in ganz Deutschland (wenn man von der Küste und dem Thüringer Wald absieht) und Temperaturen von maximal 14 Grad (im Januar!) versprachen beste Bedingungen - sogar der Wind hielt sich in Grenzen, deutlich unter 10Kts.

 

Ich hatte noch einen Termin bei einem Kunden, der dann etwa gegen 13:00h zu Ende war. Dann ab nach Hause, noch mal Wetter checken und bei der Flugleitung in Egelsbach anrufen, da Landungen nach SS+30 PPR sind. Um 19:00h schliesst der Platz normalerweise. Die Planung ergab eine reine Flugzeit von knapp einer Stunde und somit war bei Sunset um 17:34 lokal an eine Heimkehr bis 19:00h lokal nicht mehr zu denken. Also Spätabfertigung anmelden, die sich die Hessische Flugplatz GmbH natürlich entsprechend finanziell vom Verursacher vergüten lässt...

 

Der Flieger, eine PA-28-181 Archer II hatte ich ja schon länger auf Verdacht gebucht, also von der Seite war schon mal alles erledigt. Dann nochmal den Flugplan rauskramen, der sich schon in der terziären Schicht von ca. 4 Wochen auf meinem Schreibtisch verbarg. Geplant war: Abflug in Egelsbach über Ried VOR (RID), dann inbound Karlsruhe VOR (KRH) zum Luburg VOR (LBU), um dann in Stuttgart zu landen. Nochmal schnell mit meinem Fluglehrer die Strecke telefonisch durchgehen, ob er das genauso sieht wie ich :D, um dann anschliessend bei der DFS diesen telefonisch aufzugeben. Die Dame an der anderen Leitung nahm meinen ersten Flugplan sehr zügig entgegen und wollte sich dann schon verabschieden, aber: wir wollen ja auch wieder zurück! "Mit der gleichen Maschine", fragte sie, "Wenn wir die Maschine nach der Landung noch mal nehmen können, ja..." entgegnete ich schelmisch :D:D:D. So, Flugplan auch erledigt. Hier nochmal als Übersicht:

EDFE-RID-KRH-LBU-EDDS.jpg

 

Das Telefon klingelt, Sylvia ist dran - ob denn noch ein Platz frei wäre, eine Arbeitskollegin von ihr würde gerne mit. Na klar, kein Problem - die Piper hätten wir schon mal voll...

 

Als nächtes rücke ich meinen Unterlagen zu Leibe: Roll-/Sichtanflugkarte Stuttgart und die Nachtkarte von Egelsbach, leeres Papier für das Kniebrett und auf den Sichtanflugkarten von Stuttgart werden die Pflichtmeldepunkte noch mit Radialen auf LBU und TGO 'frisiert' - wer weiss, wie gut die nachts auszumachen sind. Aber da war noch was?! Ja, genau: die Radarfrequenzen, die kommen auch auf meinen Spickzettel auf dem Kniebrett, das hat mir schon so manches "...say again..." gespart...

 

So die Sachen sind gepackt, jetzt muss ich nur noch auf die Damen warten. Kaum sind diese angekommen gehts direkt weiter, alles ins Auto packen und ab nach EDFE. Wir suchen gerade einen Parkplatz, da kommt uns schon Jörg, unser Fluglehrer entgegen, "Na, seid Ihr auch schon da...?!" Ich erledige mit ihm die Vorbesprechung und Sylvia geht zusammen mit ihrer Arbeitskollegin schon mal raus zur Maschine und läd' den ganzen Papier und Taschenkram ein. Merke: "Vergesst, was Euch im Technikunterricht erzählt wird, ein Flugzeug fliegt mit korrekt ausgefüllten Formularen und Geld."

 

Jörg und ich packen auch unser Kartenmaterial zusammen und gehen an die Halle, ich gehe noch schnell volltanken und dann sitzen wir endlich zu viert in der Maschine. Ich bin fertig angeschallt, Headset auf, die Checkliste wird abgearbeitet - "Prop Clear, Start engine" steht da geschrieben, wo ist denn der Schüssel? Natürlich sitze ich drauf, also: abschnallen und Schlüssel unter dem Allerwertesten hervorzaubern :rolleyes:. Der Motor blubbert vor sich im Leerlauf hin - "Egelsbach Info, D-ERWA, PA28, VFR Night trainingflight to Stuttgart, request Taxi", "D-ERWA taxi to holding position, RWY27, QNH 1029" --- also los zur 27.

 

Dort angekommen, gehts mit der Checkliste weiter, Run Up Check complete, alle Frequenzen (NAV/COM) voreingestellt, Heading Bug auf RWY HDG: "D-ERWA ready to copy clearance", "D-WA when airborne, climb on RWY HDG, 1.500ft, when reaching the highway turn inbound RID, be aware of high tension lines south of the field, when advised contact Frankfurt Departure on 120.42, squawk 5145". Nach dem erfolgreichen zurücklesen dieser Mammut Freigabe rollen wir zum Abflugpunkt der 27, Gas rein, Drehzahl ist da und los geht's! Airspeed alive, 40, 50, 60, 65 rotate: wir sind in der Luft. Wir steigen und haben auf der Höhe der Autobahn 1.400ft erreicht, als wir nach Süden abdrehen, Richtung RID. "D-ERWA contact now Frankfurt Arrival, 120.42", "120.42, D-WA, tschüss!".

 

Die neue Frequenz wird aus dem Standbyfenster in das aktive gezaubert. "...Lufthansa 123 passing 1.500ft to 4.000ft", "Lufthansa 123, climb FL110, unrestricted" - so jetzt noch einen Moment abwarten, nicht das ich einem Airliner in seinen Inital Call brülle. "Frankfurt Departure, D-ERWA, just airborne at Egelsbach, inbound RID, 1.500ft", gepannt lausche ich in den Funk "D-WA guten Abend, eines vorweg: wollen sie direkt nach Luburg?" - der kann Fragen stellen, na klar: "D-WA affirm", "D-WA direct Luburg, 3.500ft or below" - na danke :D. Mein Fluglehrer ist von der Aktion nicht ganz so begeistert, "Na dann schau mal, was du jetzt mit Deiner Flugplanung machst...", oh Mist, da hat er recht. Erst mal Richtung LBU, nach Südosten abdrehen und wir steigen auf 3.500ft. Ich suche die Karten raus und wir besprechen die neue Route, die beiden Damen auf der Rückbank haben die Headsets abgenommen und sind in Fachgespräche vertieft :D.

 

Auf 3.500ft über dem Odenwald angekommen bekomme ich die Frequenz für den nächsten, zuständigen Bereich verpasst: Heidelberg Approach auf 130.500 MHz. Eingestellt und aktiviert, wieder einen Moment abwarten - Stille, keiner zu hören: "Heidelberg Approach, D-ERWA, good evening", "Dehhhtahhh Whihskeyh Affah, idehhnihhfiehd climmhb fahv thousan' fahvhunnhehd" - Oh mein Gott: der Texaner hat Dienst! "D-ERWA, climbing 5.500ft, inbound Luburg".

 

Auf der Höhe angekommen, trimme ich die Maschine aus und es geht mit 110Kts und einer Groundspeed von satten 90Kts Richtung Stuttgart. Kurz vor Heilbronn gibt der Heidelberger, gebürtig texanische, Radarlotse uns an Langen Radar (also Stuttgart Approach :D) auf der 125.05 weiter. "D-ERWA, continue inbound LBU, maintain current altitude, QNH 1031, expect Echo routing, RWY in use 25". 15 Meilen vor LBU leite ich meinen Sinkflug ein, um den Luftraum "C" von Stuttgart und die Lizenz meines Fluglehrers nicht unnötig zu belasten. Kurz vor Luburg sinken wir weiter auf 3.500ft. Noch im Sinkflug bekommen wir die Anweisung: "D-ERWA contact now Stuttgart Tower on 118.800".

 

"Stuttgart Tower, D-ERWA, approaching Luburg, 3.500ft", "D-ERWA, enter CTR via Echo 1 and Echo 2, report Echo 1, QNH 1031". Wir fliegen weiter in Richtung E2 und haben schon eine hervorragenden Blick auf den Flughafen und das rege Treiben dort unten. "Stuttgart Tower, Eurowings 987, good evening", "Eurowings 987, stand by, call you back in sequence" -- mächtig was los, das kann ja heiter werden :rolleyes:. "D-ERWA, Echo 1, 3.500ft", D-ERWA, report Echo 2". Okay, also weiter zum Echo 2, wunderbar zu erkennen: der Fernmeldeturm von Stuttgart. Kurz vor erreichen, bekommen wir folgendes zu hören "D-WA hold at Echo 2".

 

Auf der Frequenz ist inzwischen die Hölle los: an der 25 stehen vier Airliner und drei weitere sind im Anflug. Nach fünf ausgedehnten Kreisen um den Fernsehturm mache ich nochmal auf mich aufmerksam "D-ERWA still holding, Echo 2", "D-WA, I know, expect three more Minutes." Na, das ist doch ein Wort, da wissen wir jetzt wenigstens woran wir sind :D. Weiterhin bekommen wir einen Verkehrshinweis, über Echo 1 ist inzwischen ein Hubschrauber in unsere Richtung unterwegs, der kann ja wenigstens stehen bleiben. "D-WA after finishing current holding, continue right downwind, RWY25", oh - es geht los! Also ab in Richtung Flughafen und dem rechten Gegenanflug zur 25, wir sinken weiter auf 2.500ft.

 

Im Gegenanflug angekommen, sehen wir eine Dash-8 aufsetzen und ich verringere die Geschwindigkeit, da ich mit einem kurzen Anflug rechne: Vergaservorwärmung, Höhe halten und Geschwindigkeit abbauen, Klappen setzen und austrimmen. In der Ferne erkennen wir die Landescheinwerfer einer weiteren Maschine, die gerade das ILS runterrutscht. "D-WA, turn final, cleared to land RWY25, long landing". Ich kürze den Queranflug ab und drehe in den Endanflug, nächste Klappenstufe, trimmen auf die Geschwindigkeit achten. Ich lege noch etwas Gas nach, um möglichst nahe am Taxiway Foxtrott anzukommen. Touchdown und ja: wir können die Maschine tatsächlich nochmal für den Rückflug nehmen :D. Wir sollen uns bei Stuttgart Ground melden und wir sehen schon den Follow Me Bus - "D-ERWA, following the Marshall, frequency change approved" heisst es dann auf November angekommen.

 

Abstellen, Tasche, Karten und Digicam schnappen und ab in GAT. Wir wollen nämlich noch was besonderes im Bild festhalten:

 

IMG_1395.jpg

Im GAT gibt es nämlich eine Ankunftstafel für die Kundschaft, wer da drauf will muss einen Flugplan aufgegeben haben :D, das letzte Mal wussten wir davon noch nichts - da war die Enttäuschung gross.

 

Im GAT ging es dann an die Sortierung der Unterlagen für den Rückflug, unsere Paxe haben den Flug sichtlich genossen (Diagnose: aviatisches Dauergrinsen) und Jörg bekommt gerade einen Anruf, das für ihn evtentuell ein Frachtflug nach Göteborg ansteht..

 

 

Die Geschichte des Rückflugs erspare ich Euch, das war ja schon sehr viel Text. Für alle, die trotzdem durchgehalten haben alles zu lesen und dennoch nicht dabei eingeschlafen sind, vielen Dank :D!

 

 

Gruss,

 

Markus

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Joerg Schoenfelder

Hi Markus,

 

 

Schöne Story , war richtig interessant und hat verdammt viel Spass gemacht den Bericht zu lesen. Viel Glück noch bei deiner PPL.:)

 

 

MfG Jörg

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Hallo Markus

 

Tolle Storry, wunderperfekt FXP - Like.:D

Ich musste bei Deinem Bericht zeitweilig so lachen,

dass meine Freundin nach dem Rechten schauen kam.

Mit der Aussage:

 

Jetzt musste ich doch mal Schauen, was Du da machst!

Sogar die Katz schaue verwundert die Treppe hoch.

 

To ol, Mach weiter So und alles Gute für Dein PPL.

 

Mit freundlichen Grüssen

 

Cedric:)

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Schöner Bericht, kannst dich ja das nächste mal melden, wenn du über mein Haus drübersaust.

Bzgl. dem GAT Flugplan, war, das der 319CJ von Daimler Chrysler Aviation nach Pontiac?

 

 

Gruß

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Hallo ihr Drei,

 

danke für's durchhalten beim lesen :D - schön das es Euch gefallen hat!

 

@DLH449: nicht nach, sondern aus Pontiac

 

@Cedric: gottseidank, ich hatte schon die Befürchtung, das der viele Text etwas 'trocken' wirkt...

 

@Jörg: danke, mal schauen, was sich da machen lässt :D...

 

Gruss,

 

Markus

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