Pedro_EW 138 Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 Hallo zusammen, habe heute morgen in der FAZ folgende Geschichte gelesen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. ------------------------------------------ Die Frau, die vom Himmel fiel: Wie Larissa Savizkaia eine Flugzeugkollision überlebte Stimmrekorder zeichnen nicht alles auf: Wie Larissa Savizkaja eine Flugzeugkollision überlebte MOSKAU, im Juli Es war ein schwüler Julimorgen, als sich Larissa Sawitskaja wieder daran erinnerte, wieviel sie vom Sterben weiß. Sie mußte nicht zur Arbeit an diesem Tag. Sie schaltete den Fernseher ein. In den Nachrichten zeigen sie qualmende Trümmer. Zwei Flugzeuge seien kollidiert, sagt der Nachrichtensprecher, in Deutschland über dem Bodensee. In der einen Maschine saßen russische Kinder und Jugendliche, in der anderen die zwei Piloten eines Frachtfluges. Für Larissa Sawitskaja ist es ein Schock, sie ist bei den Bildern ganz durchdrungen von einer Angst, die mit den Erinnerungen hochkommt. Sie weiß, was die Unfallopfer kurz vor ihrem Tod erleben: Sie hört ihre Schreie, das Zerreißen von Metall. Sie kennt die Gewißheit, bald tot zu sein. Und dann, Sekunden oder Tage später . . . Mücken, da waren noch Mücken. Und Hubschrauber, ganz weit weg. Es war schon Nacht, als die Flugzeuge über dem Bodensee zusammenstießen, und vermutlich haben einige der Passagiere schon geschlafen, so wie auch Larissa Sawitskaja schlief, als sie am 24. August 1981 an Bord einer Propellermaschine vom Typ Antonow 24 saß. Bis sie aufwachte - von einem Knall, einem nie gekannten Schlag, in völliger Orientierungslosigkeit und Verblüffung, und ihr Körper sich von ungeheuren Kräften zusammengeknüllt fühlte, wie ein Blatt Papier. Am schmerzhaftesten sei aber das Gefühl gewesen, ihre Haut werde verbrannt. Es war die eisige Höhenluft, die sie für Hitze hielt. Wie es später in einem geheimen Militärbericht heißt, waren sie 5220 Meter über der Erde, als das andere Flugzeug seitwärts in die Antonow raste. Genau wie am Bodensee: So etwas überlebt keiner. Es sei denn, es geschieht ein Wunder. Der Himmer hängt schwer und weiß über Moskau. Larissa Sawitskaja wartet vor einer Sushi-Bar im Moskauer Stadtteil Schtschukino. In ihrer Zwanzigquadratmeterwohnung, wo sie mit ihrem siebzehnjährigen Sohn lebt, will sie keinen Besuch empfangen. Sawitskaja ist einundvierzig Jahre alt, eine sanfte stille Frau mit meergrünen Augen, braunem Haar und tiefen Augenringen. Sie habe viel gearbeitet in letzter Zeit, murmelt sie, im Sekretariat eines Immobilienbüros in der Innenstadt, bis abends um zehn. Ihr Hosenanzug ist weit geschnitten und verdeckt alle Formen. "Ich habe ganz schön zugenommen", sagt sie entschuldigend: "Das kommt von den Medikamenten." Es ist etwas verwirrend, dieser Frau zu begegnen, was aber eher mit den eigenen Vorstellungen zu tun hat: Man denkt, man könne es den Leuten ansehen - wem Schlimmes zugestoßen ist, den stellt man sich gebrochen vor. Larissa Sawitskaja wirkt meistens heiter, auch wenn sie von ihrem Sturz in die Tiefe erzählt. Nur manchmal ist das Strahlen weg. Vor allem, wenn sie von ihrem Mann spricht. Sie haben gerade den letzten Tag der Flitterwochen hinter sich, für die Larissa ihr Biologiestudium unterbrochen hat, als die Antonow mit ein paar Stunden Verspätung auf die Startbahn rollt. Ihren Mann Wladimir kennt Larissa schon seit Jahren, sie sind zusammen auf der Schule gewesen, in ihrer Heimatstadt Blagoweschtschensk nahe der chinesischen Grenze. Die meisten Begriffe von Zeit und Entfernung müssen dort vor der Weite des Landes kapitulieren; was sind schon ein paar hundert Kilometer, ein paar Tagesreisen. Was ist schon jahrelanges Warten. Wladimir habe ihr lange nachgestellt, sagt Larissa Sawitskaja, und sie habe ihn schlecht behandelt. Wenn er vorbeikam, um Blumen zu bringen, war sie nicht zuhause; sie konnte sich das leisten, sie hatte schließlich viele Verehrer. Aber so ausdauernd wie Wladimir war keiner. Eines Tages liebte sie ihn auch. Sie habe vor seiner Liebe die Waffen gestreckt - so einfach sei das gewesen, sagt Larissa Sawitskaja. Die Flitterwochen verbrachten sie zuerst in Wladiwostok, am Meer. Sie angelten riesige Seezungen und aßen rohes, gefrorenes, in hauchdünne Scheiben geschnittenes Fleisch, mit viel Salz und Zwiebeln. Danach reisten sie nach Komsomolsk-na-Amurje, um Verwandte von Wladimir zu besuchen. Am 24. August dann wollten sie wieder nach Blagoweschtschensk zurückkehren. Sie standen um sechs Uhr auf, die Verwandten brachten sie zum Flughafen. Die Maschine sollte um neun Uhr starten. Sie kann es nicht erklären, sagt Larissa , aber sie wollte eigentlich nicht fliegen an jenem Tag. Für den nächsten Morgen gab es jedoch keine Tickets mehr. Also fuhren sie wie geplant. Das Flugzeug aus Sachalin hatte Verspätung, sie mußten bis zum Mittag warten. Es sind drei Stunden Flug von Komsomolsk-na-Amurje bis nach Blagoweschtschensk, der Hauptstadt des Amurbezirks. Im Flugzeug konnte man sich die Sitze aussuchen. Larissa wollte ganz hinten sitzen: "Wenn ich nicht das Heck gewählt hätte", sagt sie, "dann würde ich heute nicht in diesem Restaurant sitzen." Auf den Flug freute sie sich. Sie sei schon immer gern geflogen, daran habe auch der Unfall nichts geändert. Fremd ist ihr bis heute diese Angst vor dem Ausgeliefertsein, wenn man Tausende von Metern über dem Boden ist. Nie hat sie die Hände um die Sitzlehnen gekrallt und sich von den Geräuschen der Triebwerke aufschrecken lassen, wenn sie sich mit den Höhenwinden ändern. Vom Flug bekam Larissa Sawitskaja zunächst nicht viel mit. Erschöpft vom frühen Aufstehen und den vielen Feiern der vorangegangenen Tage, machte sie es sich sofort im Sitz bequem und schlief neben ihrem Mann ein. Es war das letzte Mal, daß sie ihn lebend gesehen hat. "Wissen Sie", sagt Sawitskaja, "im vorigen Jahr bin ich beim Astrologen gewesen, und er erschrak, als er mein Horoskop sah." Auf der Zeichnung, die Sawitskaja mitgebracht hat, sieht man vier Zeichen ganz dicht beieinander; man nennt das eine Vier-Sterne-Konjunktion, die sehr selten sein soll, sagt Sawitskaja. "Saturn, das ist das Schicksalszeichen, es steht für Tod und Krankheit. Aber hier, sehen Sie, gleich daneben, das ist Jupiter. Der Glücksplanet." Auf einmal wird Larissa Sawitskaja aus dem Schlaf gerissen. Ihre Sinne sind völlig überfordert, ein erschreckender Knall, ein Schlag vor den Kopf, jähe Schmerzen auf der Haut, als habe sie ein Feuer versengt. Und vielleicht ist es gut gewesen, daß sie geschlafen hat, sagt sie heute; vielleicht war es der Schlaf, der ihren Körper so biegsam und entspannt gemacht hat, daß sie sich nicht sofort die Wirbelsäule oder das Genick brach, als riesige Kräfte sie mit dem Kopf auf den Vordersitz prallen ließen. Zunächst kann sie nichts sehen, ein Nebel um sie herum nimmt ihr die Sicht, "wie in der Sauna", sagt Sawitskaja. Sie tastet nach Wladimir, auf dem Sitz neben ihr. Er bewegt sich nicht. Die qualmende Luft ist mit Blicken nicht zu durchdringen, aber da sind diese Geräusche, ein höllisches Heulen von Metallteilen, und Schreie, die nicht mehr menschlich wirken, von vorne kommen sie. Und von unten. Larissa Sawitskaja weiß noch immer nicht, was passiert ist, dafür hat sie auch keinen Gedanken, sie weiß nur, daß es etwas Schreckliches ist, und sie fühlt, daß ihr Mann tot sein muß. Metallsplitter haben sein Gesicht getroffen, wie sie wenig später bemerkt. Es war ein Militärflugzeug vom Typ Tupolew 16k, daß in den vorderen Teil der Passagierkabine raste. Es rasierte die Tragflächen der Antonow und die Decke der Kabine ab. Bis heute kennt Larissa Sawitskaja nicht alle Details; denn das sowjetische Militär - es machte keine Fehler, niemals, und sowjetische Militärmaschinen stürzten nicht ab. Das Flugzeug hatte Bomben und Munition an Bord, aber auch das wurde Sawitskaja erst offiziell bestätigt, als schon die Zeit der Perestroika angebrochen war und es einem befreundeten Juristen gelang, an einen Untersuchungsbericht des Militärtribunals zu kommen, das damals den Fall bearbeitet hatte. Die Schuld wird im dreiseitigen Abschlußbericht der "Kommission für die Aufklärung eines schweren Flugunglücks", datiert vom 28. Februar 1982, den Fluglotsen gegeben, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Lotsen kannten die Luftkorridore der Militärs nicht. Die waren geheim. Sawitskaja wird nur lapidar in einem Satz erwähnt; ein Satz nur, in den ganz nebensätzlich das Schicksal dieser Frau gequetscht ist: "Durch den Zusammenstoß starben die Besatzungen der Flugzeuge sowie die Passagiere des Flugzeugs AN-24, mit Ausnahme des Passagiers Sawitskaja." Es hat im kommunistischen Osteuropa nur noch einen anderen Fall gegeben, daß so ein Wunder geschah und jemand den Sturz aus großer Höhe überlebte. Es war eine jugoslawische Stewardeß. Sie fiel aus zehntausend Metern in die Tiefe. Auf einmal hat sich der Qualm verzogen. Larissa Sawitskaja schaut um sich. Das Dach ist weg, nur noch die Wände mit den Fenstern sind da, der Boden der Kabine, vier Sitzreihen. Und drei Leichen: eine Frau, ein Mann, der tote Wladimir mit seinem blutüberströmten Gesicht. Aber von unten hört Larissa Sawitskaja noch immer Schreie. Später werden die Retter zu ihr sagen, daß sie ungefähr acht Minuten lang gefallen sein muß, bis sie den Boden erreichte; acht Minuten, die sich dem Zeitgefühl entziehen. Die Trümmer, die am Bodensee herunterkamen, haben ungefähr zwei Minuten gebraucht, aber was den Fall des Kabinenwracks der Antonow bremste, waren die Luftwirbel, die sich in der oben offenen Kabine bildeten. Wie ein Blatt vom Baum muß das Trümmerstück gefallen sein, mit deutlich abgebremster Geschwindigkeit. Larissa Sawitskaja sagt, sie habe sich nicht gegen das Sterben gewehrt. Sie habe gewußt, daß ihr Leben zuende sei. Ganz ruhig sei sie gewesen auf ihrem Sitz, habe durch das Fenster nach draußen geschaut, wie andere durch den Sucher einer Kamera blicken; die Hand ihres Mannes lag auf ihrem Schoß. Das Abschiednehmen habe alle anderen Wahrnehmungen überlagert. "Aber das Sterben ist mir nicht gelungen", sagt Larissa Sawitskaja. Die Sitzbank vor ihr bricht ab; die Kräfte, die auf die fallende Antonow wirken, nagen am Kabinenboden. Vor Sawitskaja tut sich das Nichts auf. Es sind die Instinkte, die sie zwingen, die Hand ihres Mannes loszulassen und sich in den Mittelgang zu werfen; sie rutscht ein Stück weiter nach oben, ein Stück weiter weg vom Nichts. Dort verliert sie das Bewußtsein. Als sie wieder erwacht, fällt sie immer noch, sie hat keine Ahnung, wie lange schon, wie weit der Boden noch entfernt ist. Ihr Bein schmerzt. Und etwas ist anders. Etwas fehlt. Da waren doch noch Leute irgendwo um sie herum in der Luft, aber sie hört keine Schreie mehr, keine menschliche Stimme; es ist so etwas wie ein Vakuum entstanden inmitten des Pfeifens von stürzendem Metall. Auf einmal kapiert sie etwas. Wenn sie weiter auf dem metallenen Kabinenboden bleibt, dann wird der Aufprall fürchterlich weh tun. Vor Schmerzen hat sie Angst. Sie will fallen, das Fallen macht ihr nichts aus, denn mit dem Tod hat sie sich abgefunden. Aber daß da noch ein Schmerz kommen könnte: das hatte sie völlig vergessen. Sie versucht, vom Kabinenboden wegzukommen. Krabbelt wieder auf einen Sitz, wo sie sich anschnallt. Larissa Sawitskaja legt das Besteck beiseite, läßt sich einen Stift und ein Blatt Papier geben. Sie zeichnet ein Rechteck mit vier Kreisen, das ist die Bordwand. Dann vier Sitzreihen und den Mittelgang. "Hier", sie zeichnet ein Strickmännchen auf den Gang, "habe ich gelegen. Und dort", sie fügt eine gestrichelte Linie hinzu, die zur vorletzten Sitzreihe führt, "habe ich mich dann hingesetzt." Sie hat einen Erinnerungsfetzen im Kopf, von einem italienisch-amerikanischen Spielfilm, den sie mit Wladimir ein halbes Jahr zuvor gesehen hat. Den Titel weiß sie nicht mehr. Im Film ist auch ein Flugzeug abgestürzt, durch die Luft trudelten eine Mutter mit ihrer Tochter. Das Kind schaffte es, im Fallen einen Sitz zu greifen. Es starb nicht. Wie Larissa Sawitskaja da sitzt in der vorletzten Reihe und nach draußen blickt, denkt sie zum ersten Mal: Sie könnte es überleben. Von draußen scheint ihr ein grüner Funke entgegenzuspringen. Es sind Bäume, auf die sie zurast, unten in der Taiga. Instinktiv drückt sie sich mit aller Kraft vom Sitz ab, um sich abzufedern. Dann der Aufprall. Ein unvorstellbarer Schmerz. Das Gefühl von explodierenden Körperzellen. Schwärze. Und Stille. Und dann, Sekunden oder Tage später . . . Mücken, da waren doch Mücken. Und Hubschrauber, ganz weit weg. Sie lauschte nur auf die Geräusche, die allmählich ihren Kopf erfüllten, im halbwachen Zustand. Die Augen hielt sie lange noch geschlossen. Dann öffnete sie sie. Es war Abend, irgendwo in der Taiga. Sie lag in einem kleinen Birkenhain auf sumpfigem Boden; einer elastische, weiche Birkeninsel inmitten von hartem Lärchenwald. Später erst hat sie begriffen, was das bedeutete, als sie Fotos sah von Menschen, die nicht auf die Birken gefallen waren. Die Stämme der Lärchen hatten manchen aufgespießt. In die Stille des Waldes hinein rief Larissa Sawitskaja: "Ist jemand hier am Leben?" Niemand antwortete. Nicht weit von ihr lagen ihr Mann und die beiden anderen Leichen aus der Kabine - zum Glück, sagt Sawitskaja, mit den Gesichtern zum Boden. Sie ist dann aufgestanden und umhergegangen, obwohl ihr Bein, wie sich herausstellen sollte, gebrochen war, auch der Arm und eine Rippe. Sie trank Regenwasser und schlürfte Brei von Blaubeeren, die sie sammelte; kauen konnte sie nicht, ihre Zähne waren zertrümmert. Sie fanden Larissa Savizkaja drei Tage nach dem Absturz. Die Retter waren junge Soldaten, die den Wald durchkämmten, und einige von ihnen erlitten einen Schock, als Larissa Savizkaja ihnen entgegenhumpelte. Später, im Krankenhaus, fragte sie einen von ihnen, warum sie denn noch drei Tage später nach Überlebenden gesucht hätten. Wir suchten keine Passagiere, antwortete der Mann. Wir haben die Bomben eingesammelt. Da hörte sie auch zum ersten Mal, daß es eine Militärmaschine gewesen sein muß, die die Antonow gerammt hatte. Larissa Sawitskajas Unglück ist es seitdem gewesen, daß es einen Fall wie ihren in der Sowjetunion nicht geben durfte. Als etwas davon an die Öffentlichkeit drang, schrieben die Journalisten, sie sei aus einem Segelflugzeug gestürzt. Von dem Militärflugzeug war nie die Rede. Bei Sawitskajas Eltern tauchte der KGB auf, um ihr einzuschärfn, daß es besser wäre, über die näheren Umstände zu schweigen. Vom Staat bekam sie eine einmalige Entschädigung von 75 Rubel, das waren damals um die 30 Euro, das Monatsgehalt einer sowjetischen Putzfrau. Was alles vielleicht nicht so schlimm wäre, wenn sie sich genügend Medikamente leisten könnte; ihre Wirbelsäule ist schwer beschädigt, und vor vier Jahren waren Arme und Beine kurzzeitig gelähmt. Nicht einmal einen Schwerbehindertenausweis hat sie bekommen; "Altersprobleme" beschieden ihr die Behörden, und das zu einer Zeit, als sie erst zwanzig Jahre alt war. Im Flugzeug sitzt auf dem benachbarten Sitz ein Münchner Geschäftsmann. Die Maschine rüttelt. Wir kommen ins Gespräch. "Ich muß Ihnen eine einzigartige Geschichte erzählen", sagt der Mann nach einer Weile, nachdem wir von Flugangst und von Abstürzen gesprochen haben. "1976 habe ich einen jugoslawischen General kennengelernt, der mich kurz darauf mit seiner Tochter bekanntmachte. Sie war Stewardeß. Und wissen Sie was? Sie hat einen Sturz aus zehntausend Meter Höhe überlebt." ANNE ZIELKE Sie kann es nicht erklären, aber sie wollte eigentlich nicht fliegen an jenem Tag. Für den nächsten Morgen gab es jedoch keine Tickets mehr. Im Untersuchungsbericht des Militärtribunals wird sie in einem Satz erwähnt; ein Satz nur, in den ganz nebensätzlich das Schicksal dieser Frau gequetscht ist. Im Krankenhaus fragte sie, warum sie denn noch drei Tage später nach Überlebenden gesucht hätten. Wir suchten keine Passagiere, antwortete der Mann. Wir haben die Bomben eingesammelt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2002, Nr. 167 / Seite 31 ------------------ Gruss und gut Land Pedro_EW 138 Weatherman Meteo Channel Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 hallo Pedro die geschichte hört sich abenteuerlich an, aber ich könnte mir schon vorstellen, wenn die sturzgeschwindigkeit, durch welche umstände auch immer abgebremst wird, die höhe sekundär ist und man ohne weiters überleben kann, wichtig ist natürlich unter anderem die geschwindigkeit ! mit der sich das flugzeug vor dem absturz bewegt, bei 900 kmh. wird der menschliche körper, wenn er mit den luftmolekülen in berührung kommt wie ein steake zerlegt, meist hände, kopf und füße abgetrennt, teile der haut vom fleisch abgezogen und durch die anfangs starke luftreibung verdampft großteils der körperflüssigkeit, die lunge wird durch den druck explosionsartig zerrießen, der sauerstoffmangel und die extrem tiefen tempereaturen sind, wenn man schlagartig mit dieser geschwindigkeit konfrontiert wird zu vernachlässigen, die bewußtlosigkeit tritt augenblicklich ein, wenn der aufschlag des körpers mit ungefähr 250 bis 300 kmh. stattfindet, werden die inneren organe regelrecht versetzt, kein organ befindet sich mehr dort wo es eigentlich sein soll, da ist nix von "die letzten minuten, sekunden des fluges noch erleben" (sekundentod) um zu der geschichte zurück zu kommen, acht minuten flug aus 5220 meter klingt schon sehr lang bzw. übertrieben, ------------------ karl [Dieser Beitrag wurde von amiga4000 am 22. Juli 2002 editiert.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 sorry Pedro, habe deine namen falsch geschrieben ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter Fischer Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 Habe mal gelernt, dass die höchste in der Athmosphäre mögliche Geschwindigkeit eines freifallenden Objektes bei 220 Kmh liegt bei idealer Form, also vermutlich ein spitzer Pfeil. Habe ich da jetzt etwas falsch verstanden? Gruss Walti Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 die geschwindigkeit von ca. 900 kmh muß ja erst vernichtet werden, braucht also seine zeit und die erde kommt immer näher, ein aufschlagtempo von über 220 ist also möglich, weiters, ein körper der bereits bis auf den torso reduziert wurde bringt auch weniger widerstand, aufnahmen und gutachten aus der gerichtsmedizin zeigen wie filigran der menschliche körper ist, wenn er mit derartigen energien konfrontiert wird, ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter Fischer Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 Hab mich zwischenzeitlich noch etwas schlau gelesen. Also ein Fallschirmspringer erreicht eine Vmax von knapp 200 Kmh, gleichgültig, ob er von FL 240 oder FL 100 abspringt. Dünkt einem eigentlich gar nicht mal so schnell, oder? Gruss Walti Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 22. Juli 2002 Teilen Geschrieben 22. Juli 2002 nur wenn er die arme ausbreitet, würde er die arme und die beine anlegen, erreicht er bis zu 300 kmh, ein falke erreicht beim vertikalen beutefang eine endgeschwindigkeit von 310 kmh ! aber wenn es um das überleben geht, wenn man bei ca. 900 kmh. aus dem flieger geschleudert wird, ist die aufschlaggeschwindigkeit sekundär, da man sekunden nach dem kontakt mit der aussenluft bereits tod ist ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast harry Geschrieben 24. Juli 2002 Teilen Geschrieben 24. Juli 2002 wie kommt ihr alle auf 900 km/h? ist die antonov 24 nicht eine propellermaschine? ich meine ich glaube nicht dass props im reiseflug 900 km/h erreichen... und die zahlen fuer den fallschirmspringer wage ich auch zu bezweifeln. ich hab mal gehoert dass ein springer maximal ca. 200 km/h erreichen kann, und das auch nur wenn er arme, beine und ohren anlegt und mit dem kopf nach unten in der luft haengt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 24. Juli 2002 Teilen Geschrieben 24. Juli 2002 nächstes jahr wird ein amerikanischer fallschirmspringer aus einer höhe von ca. 24.000 meter versuchen im freien flug bzw. sturz die schallmauer ! zu durchbrechen, natürlich mit spezialanzug und anderen lebenserhaltenden hilfsmittel, aber eben ohne antrieb, wie kommst du auf die 200 kmh ? der weltrekord im abfahrtslauf liegt bei 250 kmh, hält übringens ein österreicher, meine wortmeldung hat keinen direkten bezug auf die Antonow 24, die natürlich die 900 nicht erreicht ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast boerries Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 Hi, so unwahrscheinlich ist die Geschichte nicht, es gibt zahlreiche Berichte über Bomberbesatzungen aus dem WK II denen so etwas passiert sein soll. Makaber ist allerdings dieser Hinweis. Es soll bei dem Bombenanschlag auf die PAN AM 747 über Lockerbie zwei Passagiere gegeben haben, die den Absturz überlebten, dann aber am Boden erfroren sind weil man sie erst nach 4 Tagen gefunden hat. http://www.geo.de/themen/kultur_politik/lockerbie/todesflug10.html?SDSID=40273 000000011027602168 Der ganze Bericht: http://www.geo.de/themen/kultur_politik/lockerbie/index.html [Dieser Beitrag wurde von boerries am 25. Juli 2002 editiert.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter Fischer Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 Hallo Karl, also das mit dem Fallschirmspringer hab ich irgend auf so einer Sky- Diver- Seite gelesen, aber mit der maximal möglichen Fallspeed in Erdnähe hab ich, wie mir scheint Müll gedroschen. Wenn ich mir in meiner Phantasie nur schon so ein antriebslos gewordenes Flugzeug vorstelle, dass in den Sturzflug übergeht, dann fände ich diese Geschwindigkeit geradezu lächerlich gering. So ein Airbus wird da sicher schnell mal über 300, 400 kn erreichen. Werd dies gelegentlich mal im FS testen Gruss Walti, der langsam aber sicher seine Erinnerungen an die Schulzeit im Nebel verschwinden sieht. Frage: Ab wann kann man eigentlich auf sein Langzeitgedächtnis zugreifen? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Michel340 Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 In grösser höhe ist der Luftdruck auch erheblich kleiner. Die Reibung der Luft somit auch. 900 Km/h würde auch kein Airliner aushalten. Die Reisefluggeschwindikeit bezieht sich auf die Geschwindikeit über Boden (TAS/GS), nicht IAS. Die Geschwindigkeit der AN24 dürfte sehr gut überlebbar sein. Schliesslich habe die Passagiere der Aloha B.737-200 den Flug auch gut überstanden als das Dach weg war. Die Maschine war mit 300 Knoten unterwegs IAS).Es gab schon einige Fälle, wo Stürze aus grosser Höhe überlebt wurden. MfG Michel Verde [Dieser Beitrag wurde von Michel Verde am 25. Juli 2002 editiert.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 <BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Walter Fischer: Hallo Karl, also das mit dem Fallschirmspringer hab ich irgend auf so einer Sky- Diver- Seite gelesen, aber mit der maximal möglichen Fallspeed in Erdnähe hab ich, wie mir scheint Müll gedroschen. Wenn ich mir in meiner Phantasie nur schon so ein antriebslos gewordenes Flugzeug vorstelle, dass in den Sturzflug übergeht, dann fände ich diese Geschwindigkeit geradezu lächerlich gering. So ein Airbus wird da sicher schnell mal über 300, 400 kn erreichen. Werd dies gelegentlich mal im FS testen Gruss Walti, der langsam aber sicher seine Erinnerungen an die Schulzeit im Nebel verschwinden sieht. Frage: Ab wann kann man eigentlich auf sein Langzeitgedächtnis zugreifen? ...ich verstehe diesen beitrag nicht ?! was meinst du damit ?! hilft du mir mal ein wenig auf die sprünge? karl...der auf sein langzeitgedächtnis sehr gut zugreifen kann, arbeitet seit jahren zur vollsten zufriedenheit aller, ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adrian Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 Hallo zusammen, Ich möchte Euch keineswegs belehren, aber weil ich mich schon immer für Physik interessiert habe, versuche ich mal, das Ganze auf den Punkt zu bringen: 1. Egal wie schnell sich ein Körper in der Horizontalen bewegt, die Erdanziehungskraft beträgt immer m*g, wobei m = Masse in kg g = 9,81 m/s^2 2. Die Luftwiderstandskraft beträgt Rho/2*v^2*A*cw, wobei Rho = Luftdichte in kg/m^3 v = Geschwindigkeit in m/s A = Angriffsfläche in m^2 cw = Widerstandsbeiwert (dimensionslos) Nun geschieht folgendes: Der Körper wird so lange beschleunigt, bis der Luftwiderstand exakt gleich gross wie die Erdanziehung ist (d. h. bis die resultierende Kraft gleich null ist). Ein Fallschirmspringer hat nun die Möglichkeit, durch entsprechende Körperhaltung seine Angriffsfläche zu verändern und damit auch den cw-Wert, welcher ja vor allem die Formgebung und Oberflächenbeschaffenheit beinhaltet. Übrigens ist die ideale Form nicht die eines spitzen Pfeils, sondern in etwa diejenige, die ein Wassertropf im freien Fall annimmt. (Wie sah doch noch gleich ein Flügelprofil von der Seite aus? - Bingo!). Auf alle anderen Parameter hat der Fallschirmspringer keinen direkten Einfluss. Richtigerweise wurde gesagt, dass der Luftdruck und damit auch die Luftdichte in grosser Höhe kleiner ist. Als Konsequenz für unsere Formel ergibt sich daraus, dass ein Körper mit zunehmender Annäherung an die Erdoberfläche sogar wieder leicht gebremst wird, wenn er eben nicht wie ein Mensch gewisse Parameter verändern kann. So, ich hoffe, Euch nicht zu sehr gelangweilt zu haben, ansonsten überlest diesen Beitrag einfach. Adrian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
amiga4000 Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 danke Adrian, mit dieser formel läßt sich ausrechnen wie lange die verzögerung eines festkörpers dauert der sich mit 900 kmh bewegt und plötzlich keinen antrieb mehr hat, ein objekt welches sich mit dieser geschwindigkeit bewegt wird nicht innerhalb einer sekunde auf 240 kmh abgebremst ------------------ karl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adrian Geschrieben 25. Juli 2002 Teilen Geschrieben 25. Juli 2002 @Walti Ein Airbus oder ein anderer Airliner hat eben einen viel kleineren cw-Wert als ein Mensch. Das leuchtet auch ein, denn schliesslich möchte man ja im normalen Reiseflug möglichst wirtschaftlich fliegen können, und dafür ist die Herabsetzung des Widerstandes auf ein Minimum ein absolutes Muss. Es ist also durchaus normal, dass ein Mensch im freien Fall viel stärker gebremst wird. Da fällt mir gerade ein, ich hab' mal von einer verrückten Geschichte gehört, da wollte einer für einen Guiness-Rekord im freien Fall auf einem Klavier spielen. Angeblich scheiterte das Unterfangen daran, dass das Klavier zu langsam herunterfiel. Gruss - Adrian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast harry Geschrieben 26. Juli 2002 Teilen Geschrieben 26. Juli 2002 <BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Adrian: @Walti Ein Airbus oder ein anderer Airliner hat eben einen viel kleineren cw-Wert als ein Mensch. bei flugzeugen ist das nicht so einfach wie z.b bei autos. da haengt der luftwiderstand vor allem vom anstroemwinkel ab. wenn man z.b sehr langsam fliegt, braucht man einen grossen anstroemwinkel -> grosse wirbel an den fluegelspitzen -> viel widerstand. wenn man sehr schnell fliegt, braucht man einen deutlich geringeren anstroemwinkel -> weniger wirbel -> weniger widerstand, aber dafuer ist due reibung zwischen luft und flugzeughaut deutlich groesser -> viel widerstand. das optimum liegt irgendwo dazwischen, und zwar da wo die summe aus wirbel-widerstand und reibungs-widerstand minimal wird. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adrian Geschrieben 26. Juli 2002 Teilen Geschrieben 26. Juli 2002 Da hast Du natürlich recht. Das Problem des schädlichen Randwiderstandes beschäftigt die Flugzeugkonstrukteure schon seit langem. Sichtbar wird das mitunter an der Ausgestaltung der Randbögen, denkt man z. B. an Wirbelkeulen, Winglets und dergleichen oder an die hohe Flügelstreckung bei Segelflugzeugen. Das obige Beispiel war insofern etwas speziell, als ich an einen mehr oder weniger senkrechten Sturzflug mit kleinem Anstellwinkel dachte. Aber sobald die Maschine selbst mit dem Abfangen beginnt (was sie eigentlich tun muss, wenn sie sauber getrimmt ist), dann ändert sich die Situation natürlich, da bin ich völlig einverstanden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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