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Erfahrungsbericht Minolta Dimage Z1 (Achtung: Viel zu lesen!)


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Geschrieben

Hallo Leute,

 

mittlerweile bin ich seit einer Woche im Besitz einer Minolta Dimage Z1. Da in verschiedenen (einschlägigen) Foren und Testberichten die Z1 ja äußerst unterschiedlich bewertet worden ist, möchte ich gerne hier meine persönliche Meinung loswerden.

 

Ich selbst schätze mich als ambitionierten Anfänger oder Fortgeschrittenen ein.

 

Meine Kriterien für den Kauf waren:

 

- Preisgrenze 400 € (Kamera ohne Zubehör)

- Umfangreiche manuelle Einstellmöglichkeiten

- Mindestens 8-fach Zoom

- Mindestens 3 Megapixel (für normale Abzüge ausreichend)

 

Mein Anwendungszweck:

 

- Standardknipsen (Freunde bei Parties, Weihnachtsfotos, etc.) – also weniger anspruchsvolle Aufnahmen

- Urlaubsfotos (Freundin, Freunde, Landschaft, etc.) – also weniger anspruchsvoll bis anspruchsvoll

- Flugzeugfotos – also teils sehr anspruchsvoll (schnelle Bewegungen, schwierige Belichtung, hohes Zoom nötig)

- (experimentieren, um in Zukunft einfach besser zu wissen, wann man was einstellen muß um bessere Fotos zu machen)

 

Meine Entscheidung fiel auf die Z1 da sie ein äußerst gutes Preisleistungsverhältnis besitzt und doch noch halbwegs (!) handlich ist.

 

Zubehör:

 

- Fototasche (bereits vorhanden)

- 8 Ansmann 2200er NiMH plus Ladegerät (insgesamt 55 €)

- 4 Notfallbatterien (6 €)

- SD-Karte mit 128 MB (50 €)

- SD-Card-Reader im Laptop vorhanden

- Stativ (bereits vorhanden)

 

So, genug des Geschwafels, jetzt meine Erfahrungen:

 

 

Erster Eindruck und Verarbeitung

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Gut. Einziges Manko: das wackelige Objektiv. Das ist ein bekannter Fehler und das ist bei allen Z1 so. Laut vieler Foren ist das kein Problem, mindert aber den Qualitätseindruck. Ich selber konnte auch nicht feststellen, dass das irgendetwas mit der Bildqualität zu tun hat.

Die restliche Verarbeitung macht auf mich einen guten Eindruck. Außer dem Objektiv klappert nichts, die Kamera liegt sehr gut in der Hand, könnte aber etwas schwerer sein.

Störend ist hier, dass der LCD-Monitor von einer auf Fingertapser extrem empfindlichen „Scheibe“ umgeben ist, die man dann dauernd saubermachen muß, damit die Z1 noch gut aussieht. Ist aber nicht wirklich negativ.

Der Blitz lässt sich einfach mit dem Finger hochschieben und ist dann einsatzbereit. Er kommt nicht automatisch raus.

 

Negativ:

- wackeliges Objektiv

- zu geringes Gewicht

- Scheibe um LCD-Display

 

Positiv:

+ Design

+ liegt supergut in der Hand

+ kann mit normalen AA Batterien betrieben werden (Vorsicht: nur Industriealkaline verwenden, sonst zu wenig Power)

+ Schnittstelle zu externem Blitz

+ Stativgewinde

 

Bedienung

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Super. Die Bedienführung der Kamera ist in sich logisch. Grundsätzlich: Betriebsart auswählen (Sucher, LCD, Wiedergabe), Einschalten, Programm auswählen (dazu später), knipsen. Vorher bei Bedarf den Blitz ausklappen.

 

Sämtliche Einstellungen macht man in einem Menü, das immer in 1 bis 3 Reiter unterteilt wird. Je nach ausgewähltem Programm lassen sich hier unterschiedliche Funktionen beeinflussen.

 

Die Programme im einzelnen: Auto (Kamera macht alles selbst, wenig weitere Einstellmöglichkeiten), Portrait, Sport, Landschaft, Sonneuntergang, Nacht, manueller Betrieb (alles wird eingestellt: Blende, Belichtungszeit, bei Bedarf auch der Fokus), Blendenautomatik, Zeitautomatik, Automatik ohne Motivprogramm.

 

Die Programme sind selbsterklärend, werden aber in der Anleitung ausführlich beschrieben. Die Anleitung kommt übrigens in einer kleinen Version gedruckt und auf CD als PDF in einer „großen“ Version.

 

Über die Menüs kann man nach kurzer Einarbeitungszeit alles nahezu blind und schnell verändern. So z.B. die Empfindlichkeit von 100 auf 200 ISO stellen o.Ä..

 

Negativ:

- Großes Handbuch nicht gerdruckt

 

Positiv:

+ klare Benutzerführung

+ sehr viele Einstellmöglichkeiten

+ frei belegbare Funktionstaste

 

Die Aufnahme (oder: hier scheidet sich die Spreu vom Weizen)

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Hat man sein Bild „komponiert“ und alle Einstellungen getroffen, tippt man den Auslöseknopf an. Der AF stellt scharf und „zack“. Fertig ist das Bild. Soweit in der Theorie.

 

Die Realität bereitet hier zwei Probleme: der AF hat in schwierigen Lichtsituationen Probleme, scharf zu stellen und das Speichern der geschossenen Bilder dauert recht lang.

 

Das Problem mit dem AF kann man durch den manuellen AF versuchen, zu lösen. Das ist aber leider nur sehr schwer möglich, da man auf dem kleinen LCD-Display oder im Sucher kaum die richtige Schärfe erkennen kann. Das Bild sieht also auf dem Display scharf aus, obwohl es das nicht ist.

Also: AF geht zwar superschnell aber hat gerade in der Dunkelheit Probleme. Abhilfe schafft hier aber oft das Umschalten der Messung auf Spot.

 

Problem zwei: Das Speichern der Bilder. Wenn gerade eine Boeing 747 im Landeanflug direkt über den Kopf fliegt, möchte man gerne hintereinander 4,5 oder 6 Aufnahmen machen, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, einen guten Schuß dabei zu haben. Das kann man bei der Minolta leider nur mit der Serienbildfunktion machen. Das funktioniert in der höchsten Auflösung aber auch nur einige wenige Aufnahmen lang, danach muß gespeichert werden. Zusätzlich ist die Aufnahmenfolge mit etwa 1 Bild/Sekunde auch noch meilenweit entfernt von dem was analoge Kameras in diesem Preissegment liefern.

 

Um wieder etwas positives zu sagen: Die Auslöseverzögerung ist tatsächlich recht hoch. Ebenfalls nicht so schnell wie eine analoge Kamera dieses Preissegments, aber doch anständig.

 

Negativ:

- AF hat teilweise erhebliche Probleme

- Abspeichern der Bilder dauert sehr lang. Etwa 2,5 Sekunden

- Manuelle AF fast nicht zu gebrauchen

- Keine Bulb-Funktion

 

Positiv:

+ schneller AF

+ hohes und schnelles Zoom

+ schnell arbeitendes Display (außer bei Nachtaufnahmen)

+ großer Funktionsumfang (z.B. Supermakroaufnahmen)

+ schnelles Einschalten (etwa 2 Sekunden)

+ Bildvorschau im LCD zur Beurteilung der Belichtung etc.

+ schnelle Belichtungskorrektur (+/- 2.0) vor der Aufnahme möglich

+ Belichtungszeit bis 1/1000

 

 

Bildqualität

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Auch hier scheiden sich die Geister. Die einen sagen, die Bilder werden nicht scharf, die anderen sagen, die Bilder werden bei Kunstlicht zu dunkel oder körnig. Keines von dem kann ich bestätigen. Eine Kamera ist immer nur so gut wie ihr Fotograf. Ein Bekannter von mir hat sich von seinem Vater eine sündhaft teure Digital-SLR ausgeliehen und meinte doch tatsächlich, die Bilder werden damit von alleine Meisterklasse. Weit gefehlt…Die Ergebnisse waren auch nicht besser, als mit seiner „billigen“ analogen SLR.

So ähnlich verhält es sich auch mit der Z1. Sie kann sehr wohl scharfe Fotos produzieren und genauso Portraitfotos mit scharfem Vordergrund und unscharfem Hintergrund. Wie gesagt, der Fotograf sollte sich die Zeit nehmen, die Funktionen der Z1 genau zu studieren und die richtigen Funktionen im richtigen Moment ein- bzw. abschalten. Dann klappts auch mit dem Nachbarn…

 

ABER: Da der AF ab und an seine Probleme hat, werden tatsächlich einige Bilder unscharf. Das liegt aber daran, dass die Kamera eine Art AF-Timeout besitzt. Wenn man den Auslöser ganz durchdrückt, versucht der AF scharf zu stellen. Schafft er das nicht innerhalb einer bestimmten Zeit (etwa 0,5 – 1 Sekunde), so nimmt er den bis dahin besten Wert und schießt das Bild trotzdem. Sinn: Bei unwiederbringlichen Aufnahmen soll die Aufnahme wenigstens existieren, wenn auch mit geringerer Qualität. Bei meiner analogen Nikon F65 ist das nicht so. Sie löst GAR NICHT aus, wenn der AF nicht scharf stellt….Die Folge: man MUSS manuell fokussieren.

 

Dann doch lieber mit Timeout oder?!

 

Das Problem kann man aber in den Griff kriegen, indem man den Auslöser einfach solange vor der Aufnahme antippt, bis der AF scharf stellt (weißer Punkt im Display, bei unscharfem AF: roter Punkt) und erst dann die Aufnahme macht.

 

Ein echtes Problem stellen aber Nachtaufnahmen dar. Hier versagt der AF teilweise völlig und die Aufnahme ist nahezu unmöglich. OK, Nachtaufnahmen sind sowieso schwer. Wenn die Aufnahme doch gelungen ist, wird das Bild aber manchmal wirklich sichtbar körnig. Schade…

 

Weiteres Problem: Bei hohen Kontrasten (Gegenlicht) erscheint sichtbarer CA.

 

Zu den Kunstlichtaufnahmen: Hier ist es entscheidend, die richtige Blenden- und Zeitkombination zu wählen. Nur das Einstellen des „Nachtprogramms“ reicht meistens nicht. Hier lässt sich aber ebenso durch die Belichtungskorrektur viel erreichen.

 

Negativ:

- manchmal geringe Schärfe (siehe AF-Timeout)

- bei dunkleren Aufnahmen körniges Bild

- manchmal etwas triste Farben (dafür gibt’s aber Photoshop)

- CA

- Viel Rauschen bei Nachtaufnahmen und ISO 200 oder 400

 

Positiv:

+ Hohe Schärfe durchaus möglich durch richtige Bedienung

+ Schöne Blendeneffekte erzielbar (z.B. Portrait)

+ Bei ISO 50 oder ISO 100 wenig Rauschen

 

Fazit

-------

 

Die Z1 ist definitiv KEINE professionelle Kamera. Wer eine professionelle Kamera sucht, sollte wohl zum einen nicht in der Preisklasse bis 400 € schauen und zum anderen nicht an eine Kamera mit festem Objektiv denken.

 

Die Kamera bedient genau die Leute, die sich zwischen „Knipsern“ und „Fotografen“ befinden. Sie hat viel Spielraum zum „customizen“, lässt aber auch automatisches „knipsen“ zu.

 

Die Kamera macht grundsolide Fotos, hat aber Probleme mit dem AF und bei Nachtaufnahmen.

 

In einem Satz: Ich kann die Kamera empfehlen, solange man mit den Krankheiten AF und Nachtaufnahme leben kann. Sie ist super zum experimentieren geeignet und ist durch ihr hohes Zoom auch flexibel einsetzbar (siehe Flugzeugfotos).

 

Über die Bildqualität lässt sich ab und an streiten, aber Hand aufs Herz: Wer bearbeitet seine Fotos denn nicht am Computer, BEVOR er sie entwickelt? So lassen sich viele Fehler nachträglich entfernen und das Bild verbessern.

 

 

Ich hoffe, Ihr konntet etwas mit dem Bericht anfangen…

 

Auf Beispielfotos habe ich hier bewusst verzichtet, da mein Repertoire im Moment einfach noch zu klein hierfür ist. Falls aber Interesse besteht, werde ich einige Fotos auf meinen Webspace stellen. Im Moment sind da nur einige Spotter-Aufnahmen und kaum andres Material.

 

So…das wars, über Kommentare, Kritik und Lob freu ich mich…

 

Gruß

 

Ferdi

Geschrieben

Hi Toni,

 

danke für die schnelle Antwort.

 

Ich bin der ähnlichen Ansicht, dass die Digitalfotografie (noch ?) nicht mit der analogen Fotografie mithalten kann, aber sie bietet in gewisser Hinsicht Vorteile (jetzt mal unabhängig vom verwendeten Kameratyp oder den Pixeln).

 

1. Man sieht das Ergebnis sofort (oder eben ne Stunde später am heimischen Rechner) und kann dann Rückschlüsse über die Fototechnik ziehen.

2. Wenn man die Bilder hauptsächlich digital verwendet und die Abzüge im Grunde nur für das heimische Fotoalbum braucht, muß man – oder besser: denke ich, dass man – nicht so viele Pixel braucht. Klar, wenn man Poster machen will oder einfach nur große Abzüge braucht, muß es mehr sein. Wenn dann der Preis auch stimmt, ist das eine feine Sache. Nur im Moment sind eben 10 MPixel oder geschweige denn 34 MPixel eben nicht Standardpreis. Dafür hab ich auch so noch meine analoge SLR und kann „wichtige“ Fotos auch mit dieser Kamera machen. Dann habe ich nur das Problem, dass die Qualität beim späteren Digitalisieren mit meinem Billigscanner (Canon 8000F) schlechter wird, als das was bei Bildern herauskommt, die von vornherein digital sind.

 

Lange Rede, kurzer Sinn:

 

Jeder muß selbst wissen, was er braucht. Wer das nicht weiß, kann gar nicht die

richtige Kamera kaufen. Aber das trifft ja auf so ziemlich alles zu, was man kaufen kann. Für mich jedenfalls ist die Z1 das Richtige, da ich die Leistungsfähigkeit einer „großen“ Digital-SLR mit Sicherheit NICHT herausfotografieren kann.

 

Im Übrigen habe ich mir ein Bild (von einem Freund) auf Postergröße (etwa 50x40) vergrößert. Das Bild wurde mit einer Digicam geschossen und hat nur 2048x1600 Pixel und es macht sich trotzdem in dieser Größe ebenfalls gut. Klar, man erkennt die Pixel, aber es ist überhaupt nicht so, dass man nur wegen den „wenigen“ Pixeln das Poster unbrauchbar wäre.

 

Mit dem Pixelwahn verhält es sich eben ähnlich wie mit allem andren Computerzeug. Kaufst du dir heute einen PC, kannst du dir sicher sein, dass dieser in einem Jahr veraltet ist und in drei Jahren Schrott.

 

Gar so schlimm isses mit den Digicams ja zum Glück noch nicht, aber die Tendenz ist klar. Leider verlieren viele Leute über das ganze Warten auf bessere Technik und den günstigeren Preis, das wesentliche aus den Augen:

 

Was brauche ich?

 

So, nu bin ich weg…ein gemütliches Feierabend-Bierchen mit einem Freund trinken. Und ganz ohne Cam oder Computer…. ;-)

 

Gruß

 

Ferdi

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