petra Geschrieben 28. Oktober 2003 Geschrieben 28. Oktober 2003 Ich habe eine Frage zu den Vorflügeln: Sie werden sowohl zum Start (besserer Auftrieb) als auch zur Landung (Widerstand zur Geschwindigkeitsreduktion) benötigt. Was passiert, wenn sie sich nicht einfahren lassen? Ist es nur ein höherer Widerstand (vergleichbar mit einem nicht eingefahrenen Fahrwerk uind den Konsequenzen wie bei HF) oder können während des Fluges größere Probleme auftreten? Ich weiß, dass mal Ende der 70er Jahre eine LH B742 in Kenia beim Start gecrasht ist, weil die Vorflügel nicht ausgefahren fahren und dadurch der Auftrieb zu gering war. Zitieren
DNovet Geschrieben 28. Oktober 2003 Geschrieben 28. Oktober 2003 Hallo Petra! Zuerst vielleicht als Übersicht: Es gibt Slats und Flaps. Ein Slatsystem sorgt in erster Linie dafür, dass die Strömung auch bei höheren Anströmwinkeln nicht abreisst. Dadurch wird eine geringe Fluggeschwindigkeit erreicht, da der Flügel steiler angestellt werden kann und damit mehr Auftrieb produziert wird. Ein Flapsystem sorgt durch veränderung des Profils dafür, dass mehr Auftrieb produziert wird. Dadurch kann zwar ebenfalls langsamer geflogen werden, jedoch dadurch, dass durch die aerodynamische Verändung am Flügel mehr Auftrieb bei gleichem Anstellwinkel produziert wird. Slats befinden sich vorne am Flügel, Flaps befinden sich meist hinten am Flügel (es gibt jedoch auch Flaps-Systeme, welche sich vorne am Flügel befinden, siehe Krügerflaps bei 747). Können die Flaps oder Slats als ganzes System nicht eingefahren werden, so passiert inflight eigentlich nix weiteres oder kritisches, ausser Geschwindigkeits-Einschränkungen und daraus resultierend Höheneinschränkungen was sich massiv auf die Reichweite und Endurance auswirken kann. Meist bestehen auch Redundanzen zB beim Antrieb, dass beim Ausfall eines Motors die Flaps zwar schon noch fahren, aber einfach mit halber Geschwindigkeit. Kann jedoch ein einzelner Flap oder Slat nicht eingefahren werden, so stellt dies ein grösseres Problem dar, da nun der Auftrieb nimmer symmetrisch ist. Diese Möglichkeit ist jedoch meist durch den gesamten Chlapperatismus ausgeschlossen, da beim Ausfall eines Elementes gleich das gesamte System nimmer geht. Zitieren
B747 Geschrieben 29. Oktober 2003 Geschrieben 29. Oktober 2003 Hallo Petra. Der Dani hat das meiste schon erwähnt. Das Klappensystem mit seinen Komponenten wird durch einen Computer überwacht, welcher bei einer Anomalie sofort vom Primarantrieb auf den Sekundärantrieb wechselt. Diese Systeme werden je nach Flugzeugtyp Hydraulisch Elektrisch oder Pneumatisch angetrieben. Der Ausfall eines Motors hat dabei eigentlich keinen Einfluss, ausser Dani meinte dabei den "Motor des Flapsystems". Bei den moderenen Flugzeugen werden die Slats und die Flaps nur durch betätigen des Flap-Handles betätigt. der Flapcomputer steuert dabei gemäss Programmierung die Bewegung der einzelnen Komponenten. Der schlimmste Fehler ist eine Asymetrie. Dabei wird das System sofort ausgeschaltet, und die Crew muss entsprechend einer Checkliste die nötigen Landevorkehrungen treffen. Ist das System dabei noch kaum ausgefahren, verlängert sich entsprechend die Landedistanz. Zudem kann die Landegeschwindigkeit nahe der max. zulässigen Geschwindigkeit der Reifen befinden. Zum LH-Crash weiss ich folgendes: Die B747-200 befand sich auf dem Rollweg zur Startpiste. Da diese leicht abschüssig war, benutzte die Besatzung teilweise die Schubumkehr, um die Stahlbremsen nicht allzufest zu strapazieren ("riding the brakes" kann diese unnötig aufheizen). Die Logik auf der B747 fährt die Vorflügel (oder Teile davon) ein sobald der Umkehrschub betätigt wird. Die entsprchende Warnlampe befand sich damals auf der Schalttafel des Flugingenieurs, welcher zu diesem Zeitpunkt bereits in Flugrichtung sass. Für den anschliessenden Start waren nun die Vorflügel nicht in der richtigen Position. Der Flieger hob ab, und flog im sog. Groundeffekt, stieg aber nicht weiter. Als erste Sofortmassnahme entschied sich die Besatzung das Fahrwerk einzuziehen. Dabei gehen zuerst die teilweise geschlossenen Fahrwerkstore auf bevor der Einziehvorgang beginnt. Dabei entstand zusätzlicher Wiederstand welcher ausreichte die Maschine nun zum Absturz zu bringen. Daraufhin wurden die Anzeigen im Cockpit und die Logik des Klappensystems modifiziert, sodass ein ähnlicher Unfall heute nicht mehr passieren kann. Gruess Beat Zitieren
Walter Fischer Geschrieben 8. November 2003 Geschrieben 8. November 2003 Interessantes Thema! Gehe ich richtig in der Annahme, dass im Notfall (asym.) die Kurve zurück zur Piste vorgegeben ist? Wird ev. auch ohne zu dumpen gelandet (trotz zu hohem Landegewicht), wegen zu hohem Risiko, draussen zu bleiben? Diese Frage richtet sich hier speziell an Beat. Gruss Walti Zitieren
B747 Geschrieben 9. November 2003 Geschrieben 9. November 2003 Hallo Walti. Eine Flap Asymetrie nach dem Start ist nicht so eine gefährliche Sache, da die Klappenbewegung systembedingt sofort gestoppt wird, und diese in der aktuellen Position beibehalten wird. Wenn ich schwer bin dumpe ich, bis ich ein Landemasse habe bei dessen Landegeschwindigkeit kein Risiko mehr besteht die max. Geschwindigkeit der Reifen zu überschreiten. Ev. muss zu einem anderen Flugplatz geflogen werden (Pistenlänge). Wenn die Asymetrie beim Anflug passiert, habe ich ja bereits eine niedrige Masse. Die verfügbare Pistenlänge muss auch hier nachgeprüft werden Die ganze Problematik wird mit einer Checkliste abgearbeitet. Gruess Beat Zitieren
Walter Fischer Geschrieben 9. November 2003 Geschrieben 9. November 2003 Flap's hinten, Slat's vorne. Manchmal auch Flap's vorne am Flügel. "Das Krüglein geht zum Flügel, bis es klemmt.."Asymmetrie links oder rechts.... Na, dann werde ich das nächste Mal im Flugzeug genau hinschauen, ob da auch alles schön geschmeidig einfährt, wenigstens auf meiner Seite:D :D :D Danke Beat! Gruss Walti Zitieren
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