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Heli-Flug Grenchen - Debriefing


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Geschrieben

Hallo liebe Flightforum-Kollegen

 

Am 24.10.03 konnten Cyrill Camenisch, Benjamin Hari, Markus Wisler, Heinz Richner, Men Beglinger, Hans Fuchs und ich einen Schnupperflug mit Joachims BH47 und Fluglehrer Alex Bächlin absolvieren.

 

Es würde mich nun brennend interessieren, wie Eure Erfahrungen und Empfindungen nach diesem Flug aussehen. Was ging gut und was weniger gut. Was fandet Ihr toll,  was hat Euch genervt. Die meisten haben ja Flächenflieger-Erfahrung, da wäre es interessant die Unterschiede zu erfahren zum Heliflug.

 

Also fange ich gleich mal an:

 

Ich hatte ausser meiner 10min. Easycopter-Erfahrung nur theoretisches "Wissen". Ich wusste wofür die einzelnen Bedienelemente da waren. Die Instrumente waren für mich nur einigermassen klar.

 

Ich stand also vor dem Heli und hatte doch etwas herzklopfen, da ich nicht genau wusste was mich da erwartete. Als ich den Zündknopf drücken durfte, um die Maschine anzulassen war jedoch alles wie weggeblasen. Alex hob ab und flog über die Runway auf die Grasfläche um einige Hoverübungen zu machen:

 

Übung 1: Pedalen

Ich übernahm also die Pedalen und musste den Heli zunächst einfach möglichst gerade halten. Danach jeweils eine 90 Grad Drehung nach links oder rechts. Das war bereits gar nicht so einfach. Ich musste mich vor allem beherrschen, nicht immer zu stark in die Pedalen zu treten, da die verzögerte Reaktion des Helis sonst recht heftig ausgefallen ist.

 

Übung 2: Kollektiv (ohne Gas)

Das war wohl das einfachste. Am Kollektiv ziehen für nach oben und drücken für nach unten. Ich fand es sehr interessant, wie hier der Bodeneffekt zu spüren war. Das Gas wurde immer durch Alex bedient und ich kann nicht sagen, wie es sich verhalten hätte, wenn ich auch das hätte mitbedienen müssen.

 

Übung 3: Cyclic Stick

Das fand ich sehr schwer. Es ging lediglich darum den Heli am Ort zu halten und nicht nach vorne, hinten links oder rechts wegzudriften. Der Stick ist aber so empfindlich und die Reaktion etwas verzögert, dass es mir nur 1 oder 2mal für kurze Zeit gelang mehr oder weniger an Ort und Stelle zu bleiben. Sonst flogen wir ziemlich wild übers Feld. Auch hier lag das Geheimnis darin, keine heftigen Steuerbewegungen zu vollführen, aber eben leichter gesagt als getan.

 

Übung 4: Überlandflug

Alex übernahm und flog uns etwas vom Flugplatz Grenchen weg. Dann hiess es "Your Control!" und er liess doch tatsächlich alle Steuerelemente los. Im ersten Moment dachte ich: Oje, in spätestens 3 Sekunden muss er eingreifen. Aber von wegen. Was ich schon gehört hatte bewahrheitete sich. In der Vorwärtsbewegung fliegt der Heli, im Gegensatz zum Schwebeflug, fast von alleine. Kurven flog ich meistens sehr sehr zaghaft, da ich mir von den Schwebeübungen eingeprägt hatte: Keine heftigen Bewegungen. Und so flogen wir eben immer ziemlich weite Kurven. Im nachhinein muss ich sagen, dass ich da ruhig etwas mutiger hätte sein können. Ich hatte dafür genug mentale Zeit, um die Aussicht aus dieser tollen Glaskanzel zu geniessen. Es war einfach herrlich. Ich wäre gerne noch stundenlang so herumgeflogen!

 

Übung 5: Autorotation

NEIN! Die machte natürlich nicht ich. Alex fragte, ob wir mal ne Autorotation machen wollen. Ich gebe zu, zuerst dachte ich: Meint er das jetzt ernst? Aber er fackelte nicht lange, übernahm die Kontrollen und stellte den Motor auf Leerlauf. Sofort gings nach unten (fast wie Achterbahnfahren). Alex peilte ein Feld an und kurz vor dem Boden zog er die "Nase" des Helis stark nach oben, was die vorwärtsbewegung stoppte, und wir setzten quasi ohne Motor ganz sanft in der Wiese auf. Ich war total fasziniert. Und weils so schön war, machten wirs gleich nochmal. Wieder legte Alex eine perfekte Landung hin. Boah, möchte ich auch mal können.

 

Dann gings wieder zurück nach Grenchen und meine 42 Flugminuten (es kam mir sehr viel kürzer vor) waren bereits vorbei.

 

Mein Fazit:

Ich hatte eigentlich erwartet, nach diesem Flug völlig gestresst und kaputt wieder auszusteigen. Seltsamerweise war ich jedoch die ganze Zeit völlig entspannt und konnte es nur geniessen. Die Schwebeübungen waren natürlich sehr schwer. Es wäre für mich absolut undenkbar gewesen, alle Kontrollen gleichzeitig zu bedienen und den Heli so im Schwebeflug zu halten. Das ging ja schon fast nicht, nur mit 1 Bedienelement auf einmal. Wenn ich denn mal mit dem PPL(H) anfangen sollte, werde ich da wohl viele viele Stunden üben müssen und ich kann mir vorstellen, dass diese auch frustrierend sein werden, denn man muss da wohl erst einmal ein Gefühl dafür entwickeln. Beim Reiseflug war es für mich jedoch wie im Himmel. Das war mein Traum, den ich eigentlich gar nie richtig für möglich gehalten hatte. Doch ich flog zum ersten Mal einen Heli. Was kann ich sagen: Eine unglaubliche Erfahrung!

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Joachim bedanken, der für uns alle diese Erfahrung möglich gemacht hat. Und natürlich auch ein herzliches Danke an Alex Bächlin für seine gute Betreuung. Es hat mich persönlich meinen Traumziel Helipilotenschein wieder einen Schritt näher gebracht. Ob ich das nötige Talent, die Geduld und nicht zuletzt das nötige Kleingeld jemals zur Verfügung haben werde, wird sich noch zeigen. Ich bleibe zuversichtlich.

 

So dieser Beitrag wurde jetzt viel länger, als ich es eigentlich wollte, aber das liegt wohl an der Begeisterung.

 

Ich würde mich nun auch über Erfahrungsberichte der anderen beteiligten freuen.

 

Viele Grüsse

 

Dani Kistler

Geschrieben

Aber Hoppla Dani,

 

grosses Wundern bei mir, das Du den Bodeneffekt bereits wahrgenommen hast.

 

Scheinst ja was von Popometrie im verlängerten Rückgrad zu haben.:D

 

Gruss

Joachim

Geschrieben

Tja, Joachim

 

Die Sensorfläche ist an der Stelle auch wahrlich gross genug :D:D:D

Viele Grüsse

 

Dani Kistler

Geschrieben

Hoi Dani

 

Als einer der angesprochenen "Helitester" möchte ich auch noch einige von meinen Eindrücken vom vergangenen Freitag aufarbeiten ;) .

 

Da ich schon um ca. 11:30 in Grenchen eingetroffen war, hatte Joachim noch etwas Zeit mir die HB-ZBF einwenig genauer vorzustellen.

 

Für mich war es das erste mal, dass ich einen Heli etwas genauer unter die Lupe nahm. Ansonsten hat man ja höchstens bei einer Flugmesse oder Aviatikveranstaltung die Möglichkeit als Laie einen solchen Vogel genauer zu betrachten.

Das 6-Zylinder Triebwerk mit seinem Turbolader viel mir sofort als erstes auf. Sehr mächtig wie dieses Kraftwerk mit 280PS aus der Nähe betrachtet auf einem wirkt!

 

Dann die sehr schöne Kanzel die einem einen wunderbaren Rundblick während dem Flug auf die Landschaft gestattet (hatte aber während den gut 50Min. praktisch keine Zeit dies zu geniessen). Das Cockpit aufgeräumt und gut überschaubar mit nur wenig modernen Elektronik, hinterliess bei mir einen sehr angenehmen Eindruck. Überhaupt ist die ganze Maschine vorbildlich gepflegt und sieht fast aus wie neu, obwohl sie mit Jg. 66 (korrigier mich bitte Joachim falls falsch) ein echter Oldtimer ist.

 

 

Nun zu den Flugübungen.

 

Zuerst wie bei Dani die Pedalen (Heckrotor). Tönt ganz einfach, ists aber nicht! Ein kleiner Tritt nach links um eine 90° Wende zu machen, aber das ganze ist noch zu zaghaft und es passiert nicht allzuviel. Dann etwas stärker und wusch haben wir bereits eine 180° Wende! :(

Na ja, aller Anfang ist schwer. Nach kurzer Zeit und einer kleinen Angewöhnung an die Kräfte wirds doch noch langsam besser.

 

Dann ein kurzer Rüffel des Towers, das technische Flüge erst ab 13:45 gestattet seien und Alex verabschiedet sich kurzerhand beim Tower und wir (Teilstücke auch ich selbst ;) ) fliegen gegen Osten über Solothurn. Dann wurde Höhe abgebaut und Alex erläuterte, dass wir hier in einer Lichtung landen werden.

Landen! Wo? Unter uns sehe ich vor allem Hochspannungs- und Telefonleitungen, Häuser, Bäume und allerlei andere Hindernisse!

Im Moment konnte ich sogar für meinen Gleitschirm kaum einen vernünftigen Landeplatz ausmachen.

Aber das ganze läuft sehr schnell und professionell ab und wir setzen in einer Lichtung sanft auf.

 

Jetzt kommen die Schwebeübungen wobei ich den Stick bedienen durfte. Naja, das ganze verläuft am Anfang doch recht unruhig und der Heli macht eigentlich nicht das was ich mir vorstelle. Aber nach einigen Übungen wird auch hier das Gefühl etwas besser und es gelingt mir 2 oder 3 mal den Heli für eine geraume Zeit etwas zu stabilisieren. Die Verzögerung der Stickbewegungen machen mir am meisten zu schaffen. Aber nach geduldigen Erklärungen und Tipps von Alex merke ich, dass ich den Stick viel zu kräftig geführt hatte. Mit nur noch 3 Fingern und ganz kurzen und feinen Korrekturen wird die Sache immer besser.

 

Deine Feststellung im Reiseflug, kann ich nur bestätigen. Bei einer Reisegeschwindigkeit von ca. 80Kt. lässt sich der Heli relativ angenehm Steuern.

Und schon waren wir wieder im Anflug auf Grenchen und die 50 Min. wahren wie im Fluge vergangen ;) .

 

An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Joachim und Alex, die mir dieses unvergessliche Erlebniss ermöglichten.

 

Gruss von einem glücklichen

Cyrill

Geschrieben

Cyrill, danke auch für Deinen Input.

 

Eines wundert mich bei Euch beiden. Nämlich das Handling der Pedale welche den Heckrotor steuern und damit die Drehung um die Hochachse.

 

Gerade hier hatte ich die wenigsten „Probleme“ erwartet. Ok, der Heckrotor der 47 gilt als sehr stark und ist als „Zugrotor“ ausgelegt und damit aerodynamisch sehr effizient. Das ist auch gut so. Bei geringer Dichtehöhe, wie z.B. in den Bergen und/oder hohen Temperaturen, ist dieser damit sehr kräftig und kann das Drehmoment sehr gut ausgleichen. Dieses ist noch unterstützt durch den relativ langen Hebelarm der Heckauslegers. Bei der geringen Höhe von Grenchen und den tiefen Temperaturen am Freitag wird der Heckrotor bei der geringsten Veränderung des Anstellwinkels der Blätter natürlich sehr „bissig“.

 

Beide habt Ihr die scheinbare „Verzögerung“ des Sticks bemerkt. Warum scheinbar? Nun, dieses hat mehrere Gründe. Die 47 hat gegenüber der R22 oder der Hughes 300 eine annähernd doppelt so hohe Masse. Die gesamte Steuerung erfolgt hydraulisch. Aehnlich einer Servolenkung beim Auto. Die Handkräfte am Stick sind marginal. Wenn jetzt der Steuerinput erfolgt, so wird diese zwar sofort aerodynamisch umgesetzt, aber die gesamte Masse des Helis muss sich erstmal in Bewegung setzen.(Stichwort: Massenträgheit) In dem Moment wo man selbst die Bewegung verspürt, ist es für eine Neutral- oder Gegenbewegung schon fast zu spät und man schaukelt sich schnell auf.

 

Die Hydraulik für die Steuerung lässt sich über einen gesicherten Kippschalter ausschalten. Die Steuerkräfte welche dann auftreten sind zwar zu beherrschen, fordern aber sehr hohe Kräfte. Die Kräfte sind so hoch, das das Handbuch empfiehlt, das nur eine Bewegung zur gleichen Zeit gemacht werden darf/sollte. Dieses ist auch Bestandteil des Ratings. Ein allfälliger Ausfall des Motors hat auf die Hydraulik keinen Einfluss, da die eine Hydraulikpumpe vom Getriebe des Hauptrotors angetrieben wird.

 

Gruss

Joachim

Geschrieben

Grüezi zäme

 

komme erst heute dazu, mein Hirn auszulegen:

 

Also, für mich war dies eine ganz neue, tolle Erfahrung. Ich wusste von Joachims X Theorie + Technikstunden, dass ein Heli zu bedienen nicht ganz einfach würde. Nachdem mir Alex stufenweise die Ruder übergab, ging es ans Pröbeln und Ausloten, was denn die jeweiligen Hand- und Fussbewegungen mit welcher Kraft in der jeweiligen Achse auslösen.

 

Ganz entscheidend anders als im Flächenflieger empfand ich die Richtungsänderungen 'mitten drin' ohne Vorwärtsbewegung. Man sitzt sozusagen mitten in der 3D-Bewegung drin. Das hat mich fasziniert. Ich war zwar nur 30 Minuten in der Luft, bekam aber gegen Ende des Fluges langsam das Gefühl für die Steuerungen. Ich denke, so nach einigen Uebungsstunden langsam die Kapazität freimachen zu können, die Instrumente für den Motor und die Navigation usw einzubeziehen.

 

Klar ist, dies war nicht mein letzter Heliflug als Flugschüler. Joachim, was hast du wieder angerichtet?

 

Gruss

Heinz

Geschrieben

Hallo Heinz

 

Das mit der 3D-Bewegung habe ich so auch noch nie gehört. Stimmt aber.

 

Na warte erstmal ab wenn Du in einer „3D-Bewegung“ mitten in der Pampas stehst und Du dir überlegst ob Du nach rechts oder links wegfliegen willst.

 

Wenn Du in einer Schlucht der Doubs am Wildwasser, umgeben von Wald stehst, dann kommt vielleicht noch der Buschflieger aus Dir raus. Vergess dann die Angel nicht!

 

Hoffentlich liest das der Hans nicht. :D

 

Gruss

Joachim

Geschrieben

So so, die Karte hat sich gedreht wie ein Karussell.

 

Ich konnte mich heute davon überzeugen, das der "Farbfernseher" technisch ok ist. :)

 

Könnte es nicht sein, das Du Aktion und Reaktion ein wenig verwechselt hast?:D

 

Gruss

Joachim

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