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USA: ATC-Vergütung


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

 

ich hätte eine Frage zum Gehaltsystem der US amerikanischen ATC Kollegen:

 

Verdienen amerk. Controller ähnlich "gut", wie das in Deutschland bei der DFS (oder CH) üblich ist und ist das Career-System ähnlich dem europäischen aufgebaut (Aufstieg bis zum Wachleiter etc)?

 

Oder gibt es da bei der Vergütung signifikante Unterschiede?

 

Grüße

Can

EDDT

Geschrieben

Hallo Can,

 

ich war anfangs dieses Jahr zweimal beruflich in den USA und habe verschiedene ARTCC dort besucht. Nämlich Cleveland und dann noch New York auf Long Island.

 

Ja die amerikanischen Kollegen verdienen wirklich "saugut", sie kommen so auf die 130000 bis 140000 US Dollars jährlich. Ich überlasse dir die Arbeit dies in Euros oder Schweizer Franken umzurechnen. Ich hatte das Privileg bei einem Cleveland Controller zuhause eingeladen zu sein, der hat eine Farm, ich weiss nicht mehr wieviele Hektaren, ein grosses Swimmingpool, zwei Boote und etwa vier Jeep-Autos vor dem Haus.

 

In New York ist das ganze aber eher kleiner, denn Grund und Haus sind dort viel teurer. Aber ja, die verdienen wirklich sehr, sehr gut.

 

Einige kleine Abstriche muss man dennoch machen: viele machen einfach dauernd Ueberstunden und leben fast von Ueberstunden. Das ganze ist auch sehr stressig und die Arbeitszeiten sind viel zu lang.

 

Auch die Ruhestandsregelung ist nicht sehr gut, die gehen nur mit gegen 50% bis 60% des letzten Lohn's in den Ruhestand.

 

Gruss von Olindaguy

Geschrieben

Immerhin hat man das schon so gehört. Daran könnte es auch liegen, dass man dortens über jeden Mehr Verkehr, besonders auch den pflegeleichten VFR Verkehr hocherfreut ist.

 

Hans

Geschrieben

Hans,

 

falls es stimmt, dass der Lohn der US-Lotsen vom Verkehrsaufkommen abhängt wäre das höchst fragwürdig. Denn das würde dazu animieren, aus finanziellen Gründen mehr Verkehr zu akzeptieren als man abwickeln kann.

 

Das wäre etwa das Gleiche, wie wenn ein Linienpilot nach Effizienz bezahlt würde: es gibt mehr Lohn, wenn man mit dem Minimum an Sprit landet (da ja bekanntlich mehr Gewicht auch mehr Verbrauch bedeutet), wenn man ATC unterwegs alle zwei Minuten nervt mit einer Anfrage für ein 'more direct routing'......und natürlich dürfte nie ein Go-Around gemacht werden, da dann ja der Lohn abnehmen würde. :001:

 

Da bin ich mit unserem System weitaus zufriedener: Den Verkehr, den ich annehme (oder ablehne) wird beurteilt inwiefern ich die Kapazität dazu habe, evtl. auch meine aktuelle Verfassung, das aktuelle Wetter usw.... ohne dass es einen Einfluss auf meinen Lohn hätte. Und Du wirst auch in der Schweiz kaum einen Lotsen finden, der einen Verkehr (ob VFR oder IFR) ablehnt, nur weil er dazu keine Lust hat. Ist die Kapazität da, so wird er akzeptiert.

Geschrieben
pflegeleichten VFR Verkehr

 

pflegeleichter VFR verkehr:confused:??

mhmm... wie nannte man nur diese rhetorische figur im deutsch unterricht??

so was wie "Schwarzer Schimmel" oder ganz aktuell "leiser Südanflug"....;)

  • 3 Wochen später...
Geschrieben
falls es stimmt, dass der Lohn der US-Lotsen vom Verkehrsaufkommen abhängt wäre das höchst fragwürdig. Denn das würde dazu animieren, aus finanziellen Gründen mehr Verkehr zu akzeptieren als man abwickeln kann.

 

Urs,

 

ich verstehe deinen Einwand durchaus, aber auch mir gegenüber äusserte sich ein US-Lotse so, dass seine Lohntüte vom Verkehrsvolumen abhängt. So wie ich das verstanden hatte, gilt als Massstab das Verkehrsvolumen des gesamten Flughafens, nicht des einzelnen Lotsen, was vorallem das Teamwork wesentlich fördert.

 

Vergiss bitte nicht, dass ein US-Lotse seinen Job (und damit auch die gesamte Ausbildung) innert Sekunden für immer verliert, wenn er sich auch nur einmal übernimmt, das wirkt als gutes Ausgleichsgewicht.

 

Noch eine andere Überlegung: Wenn immer irgendwo etwas gefährliches geschieht, dann muss sich das in der Statistik niederschlagen. Die USA haben aber gerade mal wieder ein Jahr ohne einen einzigen Airliner-Unfall hinter sich. Kann man da wirklich glauben, dass sich die Lotsen übernehmen und ein Risiko darstellen?

 

(Übrigens darf sich in den USA auch die Unfallstatistik in der General Aviation absolut sehen und vergleichen lassen, was nicht zuletzt auch auf die überaus hilfsbereiten Lotsen zurückgeführt werden kann. Diese Vermutung kann ich allerdings nicht beweisen.)

 

Heinz

Geschrieben

Hallo Heinz,

 

ich verstehe deinen Einwand durchaus, aber auch mir gegenüber äusserte sich ein US-Lotse so, dass seine Lohntüte vom Verkehrsvolumen abhängt. So wie ich das verstanden hatte, gilt als Massstab das Verkehrsvolumen des gesamten Flughafens, nicht des einzelnen Lotsen, was vorallem das Teamwork wesentlich fördert.

 

 

Ok, falls es sich so verhält habe ich schon weniger Bedenken von wegen Sicherheit. Aber ich hätte trotzdem Mühe, das zu akzeptieren, aber das liegt wohl eher an unserer unterschiedlichen Arbeitsmentalität verglichen mit den USA. Auch ein Banker hat bei uns ein klar definiertes Einkommen, und in den USA hängt es häufig vom Geschäftsverlauf der Firma ab. Als Angestellter bist Du viel zufriedener, wenn Du immer weisst, wie viel Ende Monat hereinkommen wird - egal, ob's jetzt viel Vekehr hatte oder nicht.

 

 

Vergiss bitte nicht, dass ein US-Lotse seinen Job (und damit auch die gesamte Ausbildung) innert Sekunden für immer verliert, wenn er sich auch nur einmal übernimmt, das wirkt als gutes Ausgleichsgewicht.

 

 

Das ist zwar meines Wissens korrekt, aber ich bezweifle sehr, dass es richtig ist. Auch Lotsen sind Menschen und machen Fehler (und sollten sie auch machen dürfen). In einem gut organisierten Unit (Zweiersektoren usw.) kann ein Fehler durch Kollegen und technische Systeme aufgefangen werden - resp. bemerkt werden. Das Wissen, dass man nach eine Nearmiss den Job verliert (es ist übrigens nicht nach dem ersten Mal in den USA, sondern glaube ich nach dem dritten - und in Europa verschuldet ein Controller in der gesamten Karriere auch ohne diesen Druck weniger als drei Nearmisses (durchschnittlich)) erhöht definitiv den Stresspegel während der gesamten Karriere - in einem Job, wo eh schon viel Stress existiert. Ich bin überzeugt, das ist mit ein Grund, wieso die USA - verglichen mit anderen Controllern - den höchsten Anteil an geschiedenen Lotsen, an alkoholabhängigen Lotsen, an Lotsen mit Depressionen usw. haben.......und diese Rate ist auch bei uns schon sehr hoch, obwohl einiges tiefer als in den USA.

 

 

Noch eine andere Überlegung: Wenn immer irgendwo etwas gefährliches geschieht, dann muss sich das in der Statistik niederschlagen. Die USA haben aber gerade mal wieder ein Jahr ohne einen einzigen Airliner-Unfall hinter sich. Kann man da wirklich glauben, dass sich die Lotsen übernehmen und ein Risiko darstellen?

 

Dass Statistiken mit Vorsicht zu geniessen sind ist ja bekannt. Erstens kann man von wenigen Airliner-Unfällen wohl kaum auf die ATC-Qualität schliessen. Denn wieviele Crashes/Kollisionen gab es, wo ATC hauptschuldig war oder einen starken Einfluss auf das Geschehen hatte? Mir kommen nur gerade drei in den Sinn - seit es ATC gibt. Und bei allen hatte zusätzlich ein Fehlverhalten den Piloten mit einen Einfluss. Zweitens kann man durch das Fehlen von 'atc-related crashes' in den USA keine Schlüsse ziehen - denn es gab so wenige, meiner Meinung nach hätte 'Ueberlingen' in jedem Teil der Welt passieren können.

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