Zum Inhalt springen

TV-Tipp Fr 24.10.2003 23:30 n-tv Rekordjagd im Segelflieger


Christian Thomann

Empfohlene Beiträge

Der Copilot auf diesem Flug war Karl Rabaeder - ein Mitglied unseres Segelflugvereins in Innsbruck. Für die Feier dieses fliegerischen Meilensteins haben wir eine Text aus den 20 Jahren ausgegraben

 

 

 

 

Vor 80 Jahren waren diese Stürme in den Anden auch schon der Stoff für Heldensagen. Damals aber nicht weil sie Rekorde ermöglicht haben, sondern weil es zu dieser Zeit ein Abenteuer war sie auch nur zu überleben.

 

Antoine de Saint Exupery beschreibt eine ähnliche Wetterlage aus der Sicht der Piloten der 20er Jahre.

 

In Terre des Hommes schreibt er: "Ich hatte den Flughafen von Trelew in Richtung Patagonien verlassen. Man überfliegt dort eine Gegend, die zerbeult ist wie ein alter Kessel. Nirgends wirkt die Erde so verbraucht wie dort. Die Luftstömungen, die die Hochdruckgebiete über dem Pazifik durch die Andenkette pressen" ... "bekommen dabei immer größere Geschwindikeit, so daß sie alles kahlputzen." ... " Ab und zu ragen über das rundliche Hügelland, auf dem der Wind nur einen Bodensatz von hartem Kies gelassen hat, Berge hervor, die Schiffsbugen ähneln: spitz, zackig bis auf die Knochen abgeschunden" ..." Die Farbe des Himmels gefiel mir nicht. Er war blau, strahlend blau, viel zu balu. Hartes Sonnenlicht lag auf dem aufgerauten Landstrich und ließ die abgenagten Berggerippe aufleuchten."..."In schwarzen Gewitterwolken zeigt sich der Feind ehrlich, man kann seine Stärke abschätzen,.. und sich auf den Anstrum vorbereiten. Im tiefschwarzen Gewitter kämpft man mit dem Gegner Brust an Brust. Aber bei schönem Wetter und in großer Höhe überrschen die Sturmstöße den Piloten und er fühlt unters ich die Leere gähnen.".."Ich zog meine Gurte fest an, steuerte mit nur einer Hand und hielt mich mit der anderen an einer Strebe des Flugzeuges fest.".."Vor allem eins:ich mache keine Fahrt mehr. Da ich sofort nach recht abgeschwenkt war um die pötzliche Abdrift auszugleichen, sah ich die Landschaft immer unbeweglicher zu meinen Füßen".."Die Lanschaft tanzte und schwankte, aber alles geschah am Ort."..." Alle, die Bergrücken und Felsgrate, alle die Begspitzen, die ihre Kielwasser in den Windstrom zeichneten, erschienen mir als ebenso viele Geschütze, die alle auf mich gerichtet waren. "..."Nun bin ich Gefangener eines Tales, und meine Bedrängnis ist größer geworden"..."In diesem Talgrund habe ich die Herrschaft über meine Maschine zu Dreivierteln eingebüßt."..." Ich wende- wenn man diesen fast planlosen Walzer durch die ostwärts offenen Täler wenden nennen kann."..."Da wird mir, als hätte ich gar nicht mit dem Wind zu kämpfen, sondern mit diesem Felsgrat, mit jenem Bergkamm..."..."Ich kann nur staunen und große Augen machen, an Ort und Stelle wird das Flugzeug plötzlich 500 Meter emporgerissen."..."Das Flugzeug wabert wie im Kochtopf.".."In ein paar Minten ist viel geschehen. Zunächst habe ich das Meer nicht angeflogen, sondern wurde auf das Meer hinausgeworfenwie von einem gewaltigen Hustenkrampf. Mein Tal spie mich aus wie eine Geschützmündung. Gewiss ich bildete mir ein sofort eine Wendung gemacht zu haben um nicht planlos von der Küste abgetrieben zu werden. Ich hatte die Bewegung aber kaum ausgeführt , da sah ich das Land schon verwischt in zehn Kilometern Entfernung.."..."Ich zappelte also nicht nur im Fallwind der Küstenkette, nein, der ganze Himmel stürtzt vom Andenkamm auf mich herab. Zum ersten mal in den Jahren als Verkehrsflieger kam mir der Gedanke, dass die Flügel abbrechen könnten."

 

Soweit aus dem Bericht des berühmten Fliegers und Schriftstellers. Sein Flugzeug war ein Berguet 4 ein komplexer Doppeldecker mit 450PS wassergekühltem Motor, Geschmischverstellung, Zündungverstellung etc.

 

Ob sich Exupery wohl hätte vorstellen können,das die Maschine die 80 Jahre später einige tausend Meter höher unseren Karl über eine Distanz führt, für die Exupery 10 mal zwischenlanden mußte, gar keinen Motor hat? Das das Wissen ihrer Piloten um das Wetter die gleichen Wetterlage die für ihn ein übermächtiger Gegner war, in einen Freund verwandelt hatte der einem 3000km Gleitflug verschafft?

 

Ich glaube Exupery hätte sich zumindest über die Schlichtheit eines Nimbus 4 verglichen mit seiner Berguet 4 nicht erstaunt. Schreibt er doch über die Maschinen der Zukunft::

 

"Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Die Technik in ihrer höchsten Vollendung ist unauffällig."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Christian Thomann

Das ist ja echt super! Du hast einen Kameraden Karl Rabaeder und ich habe in unserem Verein Wolf Dieter Herold aus dem Mountain Wave Projekt.

 

Das bringt immer derart tolle Ergänzungen, wie dein lebhafter Bericht. Auch ich durfte in Leerotoren schon etliche derartige Erlebnisse erfühlen. Hast du im Film den schönen Riss in der Haube oben in der Mitte gesehen. Der kommt kaum von einem Tempo-Taschentuch!

 

Danke für den Bericht!

Christian

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...