Johannes H. Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Hallo, zu diesem Thema habe ich schon die Suche bemüht, aber keine Antworten auf meine speziellen Fragen gefunden. Wenn man die Räder nicht ausfahren kann, landet man i. d. R. auf Schaum. Wie bremst man danach ab? Im worst case lassen sich gar keine Räder mehr ausfahren. Dann muss man wohl rutschen, oder? Wird einen dieses Problem dazu bewegen, zu einem Alternate mit längerer Piste zu fliegen (z. B. SXF statt THF)? Gruß Johannes Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
St-Exupéry Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Hallo Johannes, die Antwort hast Du dir ja schon selber gegeben. Ohne ausgefahrenes Fahrwerk keine (Rad)-Bremsen! Der Schaum ist ja meines Wissens primär da, um die Funkenbildung zu vermindern, bzw. einen möglich Brand möglichst im Keim zu ersticken. Aber ich denke, die Anhaltestrecke ist auch so noch kleiner, als wenn ganz normal gelandet und mit den Radbremsen verzögert wird. Ob überhaupt die Reverser bei einer Landung auf dem Schaumteppich betätigt werden, weiss ich nicht. Mal sehen, was die Profis dazu antworten werden! Gruss Reto Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Um keine Geschichte ranken sich so viele Legenden wie um den Schaumteppich bei Gear-up-Landungen :p Man müsste wahrscheinlich jemanden von der Flughafen-Feuerwehr fragen. Ich als Linienpilot würde bestätigen, dass der Schaum die Rutschstrecke nicht wesentlich verlängert. Der Schaum wirkt also nur als Feuerverzögerer. Der Teppich wird übrigens nicht über die gesamte Piste gesprüht, sondern im letzten Teil, wo das Flugzeug zu stehen kommt. Es macht wenig Sinn, wenn das Flugzeug auf Schaum aufsetzt, dann durchrutscht, schliesslich auf trockene Piste schleift, Feuer fängt und ausbrennt. Ausserdem wird das Thema Schaumteppich in Schulung, Büchern und Checklisten praktisch nicht erwähnt. Es gibt Leute, die befürworten es, andere sind dagegen. Jedem Commander ist es selbst überlassen, so was zu bestellen, falls er mal in die Bredouille kommt. Ich bin jetzt etwas mehr als 10 Jahre in dem Business, habe mal gehört, dass es in Genf angewendet wurde, habe aber noch nie so was gesehen, und zum Glück noch nie gebraucht... Schubreverser ist wohl auch kein Thema mehr: Du kannst froh sein, wenn deine Triebwerke noch ein bisschen als "Fahrwerk" dienen, ansonsten bricht das ganze wohl sehr schnell ab. Und ich würde mal behaupten, dass das Ding sehr schnell zum Stehen kommt, sobald der Rumpf oder die Tragflächen aufsetzen. Vollständiges drinbleiben der Räder ist auch eher selten. Meistens hat man ein oder mehrere Räder, bei denen man nicht sicher ist, ob es draussen und vor allem gesichert ist. Das sind dann die spannenden Momente im Leben eines Piloten. Die heutigen Systeme sind auch so konstruiert, dass man mehrere, voneinander unabhänige System zum Ausfahren hat (mehr als zum einfahren). Am Schluss ist dann meistens noch ein simples, mechanisches oder aerodynamisches Notsystem, damit man sicher noch ein Fahrwerk zum Landen hat. Wahrscheinlich war das früher ein bisschen anders, deshalb auch die vielen Legenden. Wenn ihr noch Fragen habt, probiere ich die noch nachzuliefern. Weiss sonst noch jemand irgendwelche Räuberstories drüber ;) ? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Johannes H. Geschrieben 29. September 2003 Autor Teilen Geschrieben 29. September 2003 Hallo ihr beiden, vielen Dank für eure Hilfe. Ich habe eigentlich befürchtet, dass so eine Rutschpartie länger ist, als eine normale Bremsung. Wieviel kürzer ist sie denn ungefähr? Gibts da Handbuch-Werte? Man wird also nicht wegen sowas den Alternate anfliegen, oder? Liebe Grüße, Johannes Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Rogerfly Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Hi Danix, da meinst Du wohl den Fall der Iberia vom 20.03.99. Davon habe ich einmal ein Video gesehen, wirklich tolle Leistung. Saubere Landung auf dem Teppich. Leider weiss ich nicht, wo das Video verfügbar ist. Jedoch unter folgendem Link ist der Unfallbericht mit Föteli. http://www.bfu.admin.ch/common/pdf/1724 Zu Beachten ist noch, wieviel Zeit zur Erstellung des Teppiches übrig bleibt. Aus meinen ACC Unterlagen geht folgendes hervor: Bugradteppich: ca. 10 Minuten Wartezeit (1000 * 3 Meter) grosser Teppich: ca. 30 Minuten Wartezeit (700 * 30 Meter) Ich bin selbst jedoch kein Feuerwehrmann und habe keine praktische Erfahrung mit Schaumteppichen. Gruss Roger Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
teedoubleyou Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Original geschrieben von Rogerfly da meinst Du wohl den Fall der Iberia vom 20.03.99. Hallo zusammen Gilt zu beachten, dass bei diesem Zwischenfall "nur" das Bugrad nicht ausgefahren ist. Nur so von wegen Bauchlandung usw. Gruss Tom Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Siegfried Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 In FRA hat man mir gesagt, dass heute kein Schaumteppich verwendet wird. Die Gefahr besteht nämlich darin, dass der Flieger, weil er auf einer Seite vielleicht mehr "rutscht" sich dreht ....und dann wird es wirklich gefährlich. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Spitfire Mk XIX Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 Hi Zum Vorfall der MD87 EC-GRL vom 20.9.99 kann noch folgendes erwähnt werden: Das besagte Video wurde vom Sicherheitsdienst bzw. der Feuerwehr (SSA) des Flughafens Genf angefertigt und zeigt sowohl das Legen des Schaumteppichs mit der Spezialeinrichtung des Flughafens als auch die Landung der EC-GRL. Man erkennt auch, dass die Besatzung nach dem Absenken der Nase auf den Schaumteppich die Reverser benutzte. Die Evakuation über die Notrutschen zeigt dann die üblichen Probleme: Passagiere nehmen Handgepäck, Jacken und Hüte mit... - jedenfalls wurde glücklicherweise niemand verletzt. Die Fähigkeit Schaumteppiche zu legen, wird von vielen Flughäfen aufgegeben. Als Hauptgrund dafür wird der Druck zu vermehrten Kosteneinsparungen genannt. Weitere Vorfälle, bei denen in der Schweiz Schaumteppiche verwendet wurden: 19.3.1998: HB-GPC, Beech BE58P, Bauchlandung in Zürich 26.2.1999: N24A, Gulfstream Commander 690C, Bauchlandung in Zürich Gruss Dan Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast harry Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 hier in london war auch mal so ein zwischenfall: bei einem airliner ist eins von den hauptfahrwerken nicht rausgekommen. wenn das ne 747 gewesen waere, waere es kein problem gewesen, aber die muehle hat nur 2 hauptfahrwerke. ob da allerdings schaum benutzt wurde weiss ich nicht. und beim gimli glider ist auch das bugfahrwerk zusammengeklappt, trotzdem kein feuer, auch ohne schaum... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Peter Guth Geschrieben 29. September 2003 Teilen Geschrieben 29. September 2003 .. der Schaumteppich ist nicht mehr up to date im üblichen Sinne. Die Standzeit (Zeitfenster) des Schaumes ist auf wenige Minuten begrenzt und erfordert ein präzises Timing der Feuerwehr, was sehr schwierig ist. Desweiteren wird nach Einsatzende ein recht hoher Aufwand für die Dekontaminierung fällig, was unnötig lange Pistenblockagen bedeutet. Dagegen sind moderne Löschfahrzeuge heute dermaßen gut motorisiert und ausgerüstet, dass sie mit bis zum 160kmh in minutenschnelle gezielt am Einsatzort sind. Ich glaube, die Anfahrtzeit liegt heute bei unter 3 Minuten, ab Alarm. Ausgerüstet mit effektivsten Löschmitteln, notfalls sogar im Einmann-Betrieb. In Erweiterung des Rettungsbedarfs stehen ab einer Anzahl Landungen stets zwei Vorfeldlöschfahrzeuge im Bereich der Touchdownzone stand by. Ein Fahrzeug ständig voll besetzt und einsatzfertig, das zweite (auch zur vor Ort-Ablöse im 30- oder 60 minuten Rythmus) "dahinter", mit Ersatzcrew ggf. im (kleinen) Warteraum. So z.B. in EDDL, -z.B. 23R- etwa 250m östlich neben dem Gebäude der Jungs von der Flughafen-Falknerei. Ich denke, die Kollegen vom Firefighting hier können da mehr Details benennen. Gruß PG Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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