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Medienmythos oder doch möglich


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Geschrieben

Hallo,

 

heute wurde mal wieder in den Nachrichten gemeldet, dass ein Eisblock ein etwa 2qm großes Loch in ein Hausdach geschlagen hätte. Natürlich wurde als erstes angeführt, dass man vermute das Eis stamme aus der Fäkalienanlage eines Jets. Ich halte das für sehr unwahrscheinlich oder wäre es theoretisch wirklich möglich? Ich meine zwar, dass das schonmal diskutiert wurde, kann den Thread aber nicht mehr finden :(

 

Also zum einen ist die Anlage ja durch ein Ventil abgeschlossen. Selbst in dem Fall, dass das Ventil undicht wäre, so würde doch der Kabinendruck den Inhalt recht schnell heraus pressen. Als Folge ergäbe sich ein Strahl, der allein durch die hohe Geschwindigkeit des Flugzeuges nicht zu einem "Block" gefrieren könnte. Für einen Block der Größe müsste sich die Flüssigkeit schon irgendwo ansammeln können. Auch das ist durch die (relative) Windgeschwindigkeit an der Rumpfunterseite praktisch unmöglich.

 

Wo also könnte sich wenn überhaupt eine entsprechende Menge Wasser ansammeln, gefrieren und dann abplatzen? Gibt es bereits tatsächlich bewiesene Fälle? Und wenn, wo liegt das große technische Problem.

 

Um es vorweg zu nehmen, ich halte das ganze für einen Medienmythos. Wo auch immer das Eis herkommt.

 

Gruß

Thomas

Geschrieben

Es gibt Fälle, wo man von "blue-ice" redet.

Dabei tropft das - wortwörtliche - Scheissventil ein wenig. Diese Tropfen der blauen Desinfektionsflüssigkeit fliessen nach aussen und treten schliesslich an der Ritze des Servicedeckels nach aussen. Wenns genug langsam geht (zB ein Tropfen pro Sekunde), so gefriert der Tropfen ein, bevor er verblasen wird. Der nächste Tropfen fliesst dann dem Eis entlang und gefriert dann ebenfalls. Dies geht so weiter bis sich nach und nach ein richtiger schöner, blauer Eiszapfen bildet.

Dieser Eisblock kann dann durch Vibrationen oder durch Erwärmung beim Absinken in wärmere Luftschichten ablösen. Und was dann folgt ist eine Frage der Physik.

Bei der MD80 ergibt dies oft Probleme, da diese Eisbrocken gerne mal für eine Einbusse in der performance des Triebwerkes sorgen.

 

Ähnliches kann beim "gewöhnlichen" Abwasser passieren. Dies kommt von den Lavabos und wird direkt über eine Leitung nach draussen geführt. Der äusserste Teil der Leitung nennt sich "drain-mast" und ist beheizt. Funktioniert nun mal diese Heizung nicht, so kann sich durchaus ebenfalls ein Eiszapfen bilden, welcher dann irgendwann mal abfallen kann.

 

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein Eisbrocken von einem Kilogramm Gewicht ein Dach durchschlagen kann, wenn er auf FL300 losgelassen wird...

 

Einfach bitte bei den blauen Dingern nicht denken, dies sei ein Ufo oder von einem selbigen solchen... ;)

Geschrieben
Ähnliches kann beim "gewöhnlichen" Abwasser passieren. Dies kommt von den Lavabos und wird direkt über eine Leitung nach draussen geführt.

 

Gibt es mehrere Flüssigkeiten, oder Stoffe, die direkt nach aussen geleitet werden?

Ich dachte bis jetzt eigentlich immer, dass alles irgendwo "gelagert" wird, und dann am Boden fachgerecht entsorgt wird.

Wenn wir schon dabei sind - wie funktioniert das eigentlich mit der Toilette?

 

Grüsse aus Wien

 

Bernhard

Geschrieben

Hallo Bernhard

 

Alles was Toilettenabwasser sind, geht nicht über Bord sondern in einen Tank, der dann am Boden geleert wird. Die einzigen Flüssigkeiten die über Bord gehen, sind Abwasser aus den Becken der Bordküchen. Diese fliessen über geheizte Abflussöffnungen über Bord und zerstäuben in der Regel sofort, da es nur geringe Mengen sind.

 

Grosse Flugzeuge verfügen heute meist über Vakuumtoiletten. Das heisst, alle Toiletten sind mit dem Abwassertank verbunden. Durch den Unterdruck, der durch die Druckdifferenz von Kabinen und Aussendruck entsteht, werden die Fäkalien und Toilettenabwasser direkt in den Tank gesogen. Am Boden sorgt eine Unterdruckpumpe für genügend Unterdruck, so dass die Toiletten auch am Boden benutzt werden können.

 

Bei kleineren oder älteren Fliegern sind die Toiletten mit einem eigenen kleinen Tank versehen, welcher mit einem "Deodorant" (blaue Flüssigkeit) gefüllt ist. Sie funktionieren nach dem "Schwerkraft"- oder "Plumsklo"-Prinzip :D Diese Toiletten werden ebenfalls am Boden geleert.

 

Viele Grüsse

 

Wilko

Geschrieben

...und wehe jemand füllt zuviel "Blaumacher" nach - dann steht die Sosse in der Kabine. Hatten wir nicht nur einmal im ERJ.

Geschrieben

Hi,

 

schonmal danke für die ausführlichen Antworten. Also ist die Vermutung gar nicht mal so abwegig. Da ist nur die Frage, warum es keine entsprechenden Kontrollsensoren gibt. Die Gefahr jemanden am Boden zu erschlagen ist zwar sehr gering aber immerhin vorhanden. Mal ganz zu schweigen von Kettenreaktionen. Versteht das nicht falsch, ich bin bestimmt kein panischer Typ :) aber in den Maschinen steckt dermaßen viel Sensorik, dass es an dieser Stelle auch kein Problem sein sollte. Sonst beschwört man doch die 100%ige Sicherheit.

 

@ Andreas: hehe besser als wenn durch eine 737 andere (eher gelbliche) Flüssigkeit schwappt, weil ein Pax "inkontinent" ist. Auch schon erlebt :rolleyes:

 

Gruß

Thomas

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