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HUDs


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Geschrieben

Hallo,

 

ich möchte noch einmal zu einem meiner Lieblingsthemen kommen, nämlich den HUDs. Wer von euch kann mir etwas über ihre Geschichte berichten? Soweit ich das überblicke, gibt es die doch schon lange in der Militärluftfahrt, von wo sie erst seit wenigen Jahren den Weg zur zivilen Luftfahrt gefunden haben. Ich beobachte mit Interesse, dass vor allem Bizjets und Regiojets dieses Equipment erhalten, während die großen Airliner darauf verzichten müssen/dürfen. Wie kommt das? Kann mir vielleicht auch jemand etwas zur Technik der HUDs sagen, z. B. Oberflachenbeschichtung, Projektionstechnik und warum immer nur für den Captain?

 

Ich würde mich über eure immer sehr kompetenten Antworten freun!

 

Johannes

Geschrieben

Also, ich weiss nicht alle Antworten, und nicht alles 100%ig, aber ich versuche mal den Anfang...

 

1. HUDs im Militär waren zunächst Zielvorrichtungen. Schon die Doppeldecker hatten Kimme/Korn. Die einfachere HUDs waren dann einfach eine Kimme aus Glas. Darin enthalten war nur die Schussrichtung und spärliche Angaben über Schiessbereitschaft oder Daten des Waffenrechners usw. Ich erinnere mich an das HUD unserer Mirage III. Die war etwa so etwas. Aber die ersten gab es schon eine Generation von Jets vorher.

 

2. Die Jet-Airliner brauchen es gar nicht, weil sie Autoland haben. Die zivilen HUDs sind primär Anflughilfen. Der aktuelle Standard ist Cat IIIA. Ich fliege den SB20 auf Minimum 200 m Pistensichtweite (RVR), Minimum 50 ft. Es gibt wenige Airliner, die es haben, z.B. alte Boeing 727, denen man Autoland nicht vernünftig einbauen könnte (dazu benötigt es nicht nur Avionik, sondern das ganze Konzept, Elektrik, Hydraulik usw. muss für Autoland ausgelegt sein). Einzig Delta hat meines Wissens zusätzlich zu Autoland noch HUDs in ihre NG-737 einbauen lassen. Sie haben begriffen, dass HUDs nicht nur ideale Cat III Maschinen sind, sondern auch bei schönem Wetter die "Situational Awareness" (svw. "wissen was um einen herum passiert") wesentlich erhöht.

 

3. Ein HUD besteht aus der Elektronik, meistens unter oder hinter dem Cockpit, ein Projektor und eine Scheibe. Der Projektor befindet sich hinter der Scheibe und die Scheibe vor dem Piloten. Sie ist speziell beschichtet (bzw. im Sandwichverfahren zusammengeklebt), dass die meisten Lichtstrahlen zwar von vorne ins Cockpit kommen, die speziellen grünen Strahlen vom Projektor aber nicht nach aussen, sondern dem Captain auf die Netzhaut. So hat man den Eindruck, dass die Anzeige wirklich draussen in der Gegend sei. Der Projektor stellt dabei die Anzeige auf "unendlich", so dass das Auge gleichzeitig die Landschaft und die Anzeige fokussieren kann.

 

4. Nur der Captain hat's, weil es sonst zu teuer wäre. Auch Autoland macht immer der Captain. Also machen sie es beim HUD auch so. Was soll's, das Leben ist ungerecht :rolleyes:

 

Wer weiss mehr?

 

Dani

Geschrieben

Hi Johannes!

 

Um mal eine kleine Korrektur ans Tageslicht zu bringe: Die heutigen Systme, die in der Zivilluftfahrt ihre Verwendung finden heissen nicht HUD sondern HGS. Es handelt sich hierbei nicht um ein einfaches HUD, so wie es u.a. in der MD80 zum Einsatz kam, sondern vielmehr um ein komplexes Guidance-system.

Verwendung finden solche HGS vor allem in vielen Bizjets und in kleinen Regionaljets, die nur durch die Verwendung eines solchen HGS CATIIIa tauglich gemacht werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist der CRJ: Da der Autopilot dieses Flugzeuges niemals fähig wäre ein Autoland durchzuführen (Grund sind die 3°AND im APP, die von Autotrim im Flare nicht bewältigt werden) ist der Einstz eines dolchen HGS für CATIIIa-Abflüge zwingend.

Hoffentlich konnte ich dir damit ein wenig weiterhelfen.

 

LG

Stefan

Geschrieben

Hallo,

 

danke für eure Antworten. Da drängen sich bei mir gleich ein paar Folge-Fragen auf. Neuerdings werden nichtmehr nur grüne Zeichen mit dem HGS projeziert (Schreibt man so, oder?), sondern auch Infrarot-Filme. Die sind dann schon mehr als einfarbig und wie funktioniert das dann?

Ist ein HGS für den Copi nur unbezahlbar und unnötig oder auch technisch (z. B. mangels Platz) nicht machbar?

Und noch die Frage speziell für Stefan: Eine MD80 mit HUD? Erzähl! Wo gibts denn sowas?

 

Gruß Johannes

Geschrieben

Hi Johannes!

 

Bei OS sind die MD80 (glaube alle) mit dem HUD ausgerüstet.

Primär dient es zum "monitoring Autoland", es ermöglicht dem PIC aber auch ein manual takover inkl. rollout guidance (Sorry für die vielen englischen Ausdrücke aber ich wüsste nicht, wie man diese am besten eindeutschen könnte).

Technisch gesehen bewirkte das HUD in der MD80 ein upgrade des Autoland-System von Fail passive (2 DFGC) auf fail operational (2 DFGC + HUD).

Bezüglich deiner anderen Frage kann ich dir ein nettes Video empfehlen, welches du auf http://www.gulfstream.com herunterladen kannst. Das von der Firma entwickelte System nennt sich "Enhanced Vision System" und basiert (soweit ich mich noch erinner kann) auf einem HGS in verbindung mit einen Infrarot-Video-System.

 

LG

Stefan

Geschrieben

Hallo Stefan,

 

ja also die englischen Ausdrücke sind wirklich ein Problem! :confused: Du musst sie aber nicht eindeutschen, sondern du könntest mir erklären was sie bedeuten. Beispiel gefällig? :)

 

Englisch: Flaps

eingedeutscht: Landeklappen

beschrieben, was sie bedeuten: Das sind Flügelelemente an der hinteren Flügelkante die für Start und Landung ausgefahren werden und die gewölbte Fläche des Flügels und damit den Auftrieb vergrößern!

 

Ist das so verständlich? ;) Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit der Erklärung!

 

Das "Enhanced Vision System" kenne ich bereits! Genau daher kam ja meine Frage, wie man es schaft, mehr als nur diese grünen Zeichen da drauf zu projezieren.

 

Also, ich freue mich auf weitere Antworten.

 

Liebe Grüße,

Johannes

Geschrieben

Darf ich aushelfen? Die MD80 ist von ihrer Konstruktion nur mit 2 völlig unabhängigen Autoland-Systemen ausgerüstet. Für Autoland Cat III sind aber 3 nötig. Deshalb übernimmt der Captain bei Bedarf manuell, als 3. Quelle, falls 2 versagen. Er schaut durch ein Glas, wo er 2 Kreise sieht, die er ineinander konzentrisch halten muss. Dann ist er auf dem richtigen Weg. Man sagt diesem System deshalb fail passiv, weil es bei Ausfall (hard over) nicht mehr funktioniert (manuell geflogen wird).

Bei weitem nicht alle MD80 haben dieses System. Jede Airline macht sich eine Kostenüberlegung: Sind die Kosten des Systems mit Unterhalt und Schulung günstiger als die Summe aller Flugausfälle bedingt durch schlechtes Wetter, lohnt sich der Kauf.

Geschrieben

Hier bei einer Swissair DC-9-81:

HUD.jpg

Gruss Walti

Geschrieben

Hallo,

 

@Dani: Vielen Dank für die Aushilfe! Kannst du auch bei der EVS-Technik-Frage und der Frage nach einem doppelten HGS aushelfen?

 

@Walti: Ja toll! Da sieht man gut den Unterschied: Alt und Neu - DC-9 und ERJ 145!

 

Gruß Johannes

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