Zürich-Lugano Zürich --- Part 2: Lugano > Zürich

[HaPe]

Nach dem Mittagessen in Lugano, konsultieren wir nochmals ausgiebig das AMIE System. Auch die Radarbilder schauen wir uns genau an. Um 14h30LT sind im Tessin und in den südlichen Walliser Alpen aber noch keine Anzeichen für Gewitter- und Schauerzellen sichtbar. Wir entscheiden, den Rückflug nun doch mit meiner favorisierten "Route 3" via Valle Anzasca über den Weissgrat nach Zermatt zu versuchen.

 

Ausser dem Start eines Biz Jets und einer lärmenden Piaggio Avanti ist hier gegenwärtig nicht viel los. Obwohl der "Grass Taxiway Zulu" bei diesem Wetter sicher knochenhart ist, erhalten wir für den Weg zum Startplatz freundlicherweise einen Backtrack RWY 19…

 

So passieren wir kurz nach dem Start wieder Luino und nehmen "Heading Two-Seven-Zero" Richtung Zermatt…

 

Anfänglich hat man nicht den Eindruck, dass es für die angestrebten +13'000ft reichen wird, aber die Wolkenhöhe und Abstände in Richtung "Zielgebiet" werden immer grösser…

 

Mattmark Stausee (herangezoomt). Hier könnten wir nach Saas Fee ausweichen, falls der Weissgrat nach Zermatt nicht passierbar ist…

 

Nicht nötig, denn schon kommt unsere Schlüsselstelle (ca. Bildmitte links aussen) und dahinter das Matterhorn in Sicht…

 

Warnung: Die nun folgende Benennung der zahlreichen Gipfel erfolgt nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch absolut ohne Gewähr! :D

 

Und so tauchen wir ein in die grandiose Bergwelt! Monte Rosa/Dufourspitze, leicht verhüllt...

 

Einfach atemberaubend…

 

Dies müsste der Liskamm sein…

 

Blick zurück auf's Monte Rosa Massiv…

 

Die Zwillinge, Castor und Pollux (ganz links im Bild), rechts davon das Breithorn…

 

Und dieses hier…, hm…, noch nie gesehen ;)...

 

Das "Horn der Hörner" präsentiert sich heute vollkommen unverhüllt und wurde natürlich freudig, aber mit gebührendem Respekt und Abstand umrundet - unter stetigen Blicken auf's Vario…

 

Die weniger "fotogene" Südseite - trotzdem eindrucksvoll. Hier haben wir anfänglich ein leichtes Sinken von ca. 100-200ft/min festgestellt, war aber mit etwas mehr Leistung problemlos zu kompensieren...

 

Wo's runter geht, geht's irgendwo auch wieder rauf. Hier zeigt das Vario stellenweise gegen 800ft/min Steigen an, den Motor lassen wir aber trotzdem weiterlaufen ;)

Theodulpass, Breithorn (Westseite) und gleich davor (kaum sichtbar) das Kleinmatterhorn. Im Hintergrund (links oben im Bild, von L nach R) das Allalin-, Rimpfisch-, und Strahlhorn und rechts daneben der Weissgrat, über den wir vorher eingeflogen sind...

 

Der Gornergrat mit Blick auf Gorner- und Grenzgletscher…

 

Abschliessend noch das Zinalrothorn…

 

Und so nehmen wir Kurs talauswärts Richtung Norden, wo wir über den Gemmipass, Kandersteg und Thun, wieder in "flachere" Regionen gelangen…

 

Nach insgesamt rund 3h45 (1h40+2h05) effektiver Flugzeit, sind wir um ca. 17h30 und um ein wunderschönes Flugerlebnis reicher, wieder auf dem "28gi" meiner Homebase in Zürich-Kloten gelandet…

 

Soviel zu meinem ersten "echten" Alpenflug ;). Für "alten Hasen" mit xxx Stunden Flugerfahrung sicher nichts Aussergewöhnliches (mehr), aber für mich als Neuling schon.

 

Mit einer gründlichen Vorbereitung, dem Durchspielen verschiedenster Szenarien (was, wenn...?), dem passenden Wetter und den zahlreichen Tipps, hier aus dem Forum und von befreundeten Piloten, habe ich es durchaus als "machbar" und jederzeit auch als "sicher" empfunden. Hilfreich hat sich auch das Einzeichnen der Route(n) auf eine CH-Generalkarte (M 1:300'000) herausgestellt, welche wesentlich mehr Details aufweist, als die CH ICAO Karte.

 

Gruss - HaPe

 

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[teedoubleyou]

Hallo Hans Peter

 

Ich habe schon befürchtet, dass du uns mit Teil 2 nicht mehr belieferst. Jetzt wo ich den ganzen Bericht nochmals durchschauen konnte, kann ich meinen Senf dazu geben:

 

Perfekt!

 

Da hast du dir als Newbie wirklich was ganz feines ausgedacht und durchgezogen.

 

Deine Planung möchte ich gerne mal sehen. Gewichtmässig ersetzte sie wahrscheinlich einen dritten Passagier. Aber lieber etwas zuviel als zuwenig.

 

Mach weiter so!

 

Gruss

Tom

[Men Beglinger]

Hallo Hans Peter

 

Super Fotos! Das war ganz sicher ein sensationeller Flug. Solche Aussichten lässt einen direkt die ganze Schinderei zum Erhalt der PPL vergessen!

 

Noch eine Frage zu den +13'000ft. Wenn ich mich recht erinnere hatten wir im allseits beliebten Fach "Menschliches Leistungvermögen" gelernt, dass man zwischen 10'000ft und 13'000ft max. eine halbe Stunde verweilen darf und danach wieder unter 10'000ft absinken muss. Da du von +13'000ft redest: Warst du denn höher und/oder sind diese Werte aus der Theorie in der Praxis dehnbar?

 

Merci für den tollen Bericht!

 

Gruss, Men

[Gast Hans Fuchs]

Du hast bemerkenstwert gute Geographie Kenntnisse Hanspeter. Die meisten sehen da nämlich nur Berge, die allenfalls ziemlich hoch sind. :eek:

 

Ich kann keine falsche Beschriftung finden. Ein paar Flüge nur und Du kennst Dich aus wie in Deinem Hosensack. Später kommt dann dazu, dass Du ziemlich genau vorhersagen kannst, wo es bei welchem Wind wahrscheinlich schüttelt, rauf oder runter geht.

 

Hans

[HaPe]

@Men: Auch Dir natürlich noch herzliche Gratulation zum First Solo und zur Voice! Freue Dich, Jetzt beginnt der wirklich interessante und abwechslungsreiche Teil der Ausbildung und in wenigen Monaten wirst auch Du mit Vergnügen eigene Flugpläne ausarbeiten ;).

 

Ja, wenn man sich das Ganze so von oben anschaut, dann hat man die 16 Platzrunden an einem heissen Sommertag neben einem nörgelnden Fluglehrer, der einem dauernd am Gas "herumfingerlet" schnell mal vergessen.

 

Auf meinem Flug gab es (bezogen auf die Höhe) eigentlich nur 3 heikle Stellen, das Jungfraujoch, der Weissgrat nach Zermatt und die Umrundung des Matterhorns. Dafür wollte ich wegen möglichen Turbulenzen und Abwindfelder mind. 13'000ft haben. Zeitlich gesehen (inkl. Steigphase), haben wir beim Joch nur ca. 15 Min in dieser Höhe verbracht, vom Weissgrat bis ums Matterhorn waren es ca. 30 Minuten auf 13500ft, da ich vor dem "Matterhorn threesixtie" die erkämpfte Höhe nicht preisgeben wollte. Danach sind wir jeweils langsam auf eine sichere Höhe für den nächsten Wegpunkt abgesunken (Empf. Minimum für Simplon 7800ft / Gemmi 9200ft).

Das mit den 30 Minuten haben wir ebenfalls gehört, jedoch heisst es auch, dass der Körper den Sauerstoffmangel bis "ca." 13kft durch beschleunigte Atmung und erhöhte Pulsfrequenz noch vollständig kompensieren kann, nur ist dies natürlich individuell verschieden. Die beiden Symptome konnten wir jedenfalls bei uns nicht feststellen und auch vom berüchtigten "Kribbeln" keine Spur. Ganz im Gegensatz zu einem Flug vor ziemlich genau einem Jahr mit ca. 30 Minuten auf bis zu 15'000ft mit einer Turbo Arrow. Da hatte ich als Passagier plötzlich Puls 120 und eine angenehme Müdigkeit breitete sich aus. Aber damals wusste ich noch gar nicht, dass es so was wie "Fach 040" überhaupt gibt :D .

 

@ Tom: Na ja, gerade wenig war es wirklich nicht ;). 6 ausführliche Navi-Flugpläne mit allen möglichen N-S Übergängen von West bis Ost, Notams der Zielflugplätze und mind. 10 Alternates, "Asta" und SWC-Charts, Traubenzückerli, falls wir "blutzuckermässig" plötzlich in den Keller fallen, ein Notfunkgerät, Taschenlampe, usw. usf. Nur das Schlangenserum für's Tessin, die Dinghies/Canoes und das Jungle Survival Equipment hab ich dann in letzter Minute doch in Zürich zurückgelassen :D

 

@Hans: Freut mich, dies von einem wirklichen Berg-Kenner zu hören. Das mit dem "wissen, wo's rauf und runter geht" wird wohl noch einige Zeit beanspruchen. Aber solltest Du gelegentlich wieder mal einen freine Platz in der OPH haben, dann lasse ich es mir gerne zeigen;).

 

Gruss - HaPe