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Brandaktuelle Doku zum Germanwings-Absturz seit heute verfügbar


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Geschrieben

Liebe Community,

 

die ARD hat eine wirklich ganz ausgezeichnete 4-teilige Doku zum Germanwings-Absturz gemacht (nur die Fakten, abseits der kursierenden Verschwörungstheorien), die seit heute in der ARD-Mediathek abrufbar ist.

 

Hier geht's zum ersten Teil.

 

LG
Patrick

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Kurzes Zitat aus dem Interview, welches interessant zu lesen ist:

 

In diesem umfassenden Interview geht es aber auch um die fragwürdige Arbeitsweise der Macher einer privaten Doku über den Absturz, in der den Vertretern substanzloser und von anerkannten Experten als unseriös bewerteten Thesen breiter Raum gegeben wird. Zudem wird offenkundig, dass die Familie Lubitz ihr 2017 präsentiertes umstrittenes Privatgutachten, mit dem ihr psychisch kranker Sohn Andreas von der Verantwortung für den Absturz augenscheinlich reingewaschen werden soll, entgegen ihren damals vollmundig erfolgten Ankündigungen, es "der Behörde zur Verfügung" stellen zu wollen, niemals an den Staatsanwalt weitergeben hat.

Es kommt auch ans Licht, dass die Familie Lubitz, die öffentlich die forensisch bewiesene Absturzursache von Germanwings Flug 9525 anzweifelt, eine ihr aus reinem Entgegenkommen der deutschen und französischen Behörden angebotene Möglichkeit zum Abhören der Aufzeichnung des Cockpit-Stimmenrekorders überhaupt nicht wahrgenommen hat - und dass eine auch selbst vor der Kamera in Erscheinung tretende Person aus dem Umfeld der erwähnten privaten Dokumentation die Staatsanwaltschaft Düsseldorf penetrant aufgefordert hat, die Flugschreiber des verunglückten Airbus ohne jede Rechtsgrundlage an von ihr (dieser Person) ausgewählte "Experten" zur erneuten Untersuchung zu übergeben.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

Habe die Doku zufällig schon vor einigen Tagen in der ARD-Mediathek gesehen (ich schaue ab und zu True Crime). Die Doku ist m.E. sehr aufarbeitungslastig, was die Trauerarbeit der Nachkommen der Opfer anbelangt. Das, was zum Fliegerischen und der Flugunfalluntersuchung vorkommt, kennt man zumeist schon. Dennoch sind paar interessante Aspekte dabei.

 

Was ich nicht wußte, obwohl ich mich mal stärker damit befasste, ist, dass sich Tim van Beveren für diesen "Coup" durch die Eltern Lubitz' quasi "hergab". Finde ich also erstaunlich, dass sich ein in den 90ern durchaus gut etablierter "Experte", Filmemacher und Autor dann zu sowas herabliess. Generell war das, was die Eltern da veranstalteten, aus meiner Sicht im höchsten Maße peinlich und allem voran pietätlos, zumal die Pressekonferenz - auch unter Anwesenheit von TvB - an einem Jahrestag dieses unfassbaren Ereignisses erfolgte.

 

Was in dieser Dokureihe auch mehr zutage gebracht wird ist, dass Lubitz sich wahnhaft in eine offenbar rein subjektivierte Augen-Symptomatik hineinsteigerte. Keiner der konsultierten Augenärzte fand etwas. Ich persönliche tippe - nachdem, was ich mal zu Lubitz wo gelesen hatte - auf winzige Glaskörpertrübungen, die manche bereits als Junge haben bzw. sehen können.

Steigert man sich in das bei "Dr. Google" rein, landet man auch bei Krankheiten, die zu Blindheit führen können - aber nicht bei diesen benignen Formen. Die Meisten von uns, die ohne Sonnenbrille auf den Schnee oder blauen Himmel schauen, sehen irgendwann auch mal diese "Floater". Im Alter wird das dann für viele ein Thema, wenn sich der Glaskörper ablöst, was aber auch meist "normal" ist.

 

Jedenfalls, in einem nicht allzu langen Zeitraum war er bei über 40 Ärzten diverser Fachrichtungen. Finde es krass, dass er sich nicht selbst aus dem Job genommen hat - ein verantwortungsvoll gearteter Charakter muss zu so einem Schluß kommen, selbst wenn es schmerzhaft ist. Das damals an sich so taffe LH NFF-System hat da halt mal einen durch das Netz schlüpfen lassen. Konnte keiner ahnen, dass sich ausgerechnet bei Hansens so ein "Kaliber" so lange durchwursteln konnte.

 

Fazit: Sehr emotional gelagerte Doku in 4 Teilen, aber in Teilen mit interessanten Infos, die einige noch nicht kennen.

 

Gruß

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Phoenix 2.0:

Konnte keiner ahnen, dass sich ausgerechnet bei Hansens so ein "Kaliber" so lange durchwursteln konnte.

 

Er hatte während der Ausbildung eine Depression. Diese wurde dann therapiert und er konnte seinen beruflichen Weg weiter gehen.

Leider kam es dann wieder zu einer Depression. In seinem Fall wäre es das Ende der Pilotenlaufbahn gewesen, wenn der Arbeitgeber dies mitbekommen hätte.

Er war dann schwerst depressiv und hatte sogar schon Wahnvorstellungen (Augenprobleme). Wegen dieses psychotischen Verhaltens wurde er auch krankgeschrieben und hätte in eine Klinik gehen müssen. Er hatte sich vor dem Attentat längere Zeit vorbereitet. So konnten Suchverläufe zu bestimmten Themen (Türsicherung) nachvollzogen werden. Die Tat war daher geplant.

Was der Vater nicht wahrhaben möchte ist, dass sein Sohn eben sehr schwer erkrankt war. Durch die verschiedenen Psychopharmaka kam es noch zu weiteren Einschränkungen.

Einige Angehörigen der Verstorbenen suchen heute noch nach Schuldigen. Der Arzt der Flugtauglichkeitsuntersuchung hätte das Thema psychische Erkrankung (Depression) nicht angesprochen. Aber da wäre ohnehin nichts dabei herausgekommen.

Der einzig Schuldige bleibt der Verursacher. Das Depressive so einen erweiterten Selbstmord begehen, ist extrem selten.

 

In fast jedem anderen Beruf hätte er sich erneut eine Auszeit in einer Klinik nehmen können, um seine Depression zu behandeln. 

Auch konnte er wegen der Depression in der Ausbildung keine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.

 

Natürlich alles kein Grund Unschuldige umzubringen. Man sollte solche Personen zumindest so absichern, dass diese eine Ausbildung machen können, um einen anderen Beruf zu erlernen.

 

Die Doku ist sehr interessant und empfehlenswert. Auch der Staatsanwalt erklärt den Sachverhalt sehr gut.

Bearbeitet von LS-DUS
Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Phoenix 2.0:

Was ich nicht wußte, obwohl ich mich mal stärker damit befasste, ist, dass sich Tim van Beveren für diesen "Coup" durch die Eltern Lubitz' quasi "hergab". Finde ich also erstaunlich, dass sich ein in den 90ern durchaus gut etablierter "Experte", Filmemacher und Autor dann zu sowas herabliess. Generell war das, was die Eltern da veranstalteten, aus meiner Sicht im höchsten Maße peinlich und allem voran pietätlos, zumal die Pressekonferenz - auch unter Anwesenheit von TvB - an einem Jahrestag dieses unfassbaren Ereignisses erfolgte.

Absolut. Tim van Beveren ist im Alter wohl einigen Verschwörungstheorien aufgesessen und hat sich da selbst reingesteigert. Peinlich und bedauerlich.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 14 Stunden schrieb LS-DUS:

Er hatte während der Ausbildung eine Depression. Diese wurde dann therapiert und er konnte seinen beruflichen Weg weiter gehen.

 

Der pensionierte und durchaus bekannte LH-Captain in seinem Oldtimer (in der Dokureihe) meinte sinngemäß, dass jemand mit offensichtlich gravierenden psychischen Problemen nichts in einem Cockpit verloren hätte.

 

Weiß ned, ob Dierk sich hier in den Thread 'reinverirrt, aber es gibt ja unterschiedliche Arten der Depression. Eine Erschöpfungsdepression etwa (bei "Burn-out" bzw. CFS) ist anders gelagert, als eine - laienhaft ausgedrückt - "echte" Depression. Erstere läßt die Betroffenen durchaus noch rudimentär funktionieren und Sinn sowie positive Momente erleben; Letztere kann in Episoden immer wieder kommen und schlägt generell auf die Stimmung, sie ist wie ein Vulkan, der lange "schlafen" und dann wieder plötzlich ausbrechen kann.

 

Die Medizin sagt, dass selbst schwere Depressionen "heilbar" seien. Ehrlich gesagt kommt mir das bissl vor, wie beim Rauchen: einmal Raucher gewesen, ist man immer gefährdet, wieder anzufangen. Der Vgl. hinkt zwar ein wenig, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine. 

 

Früher hätte man jemanden wie Lubitz während der NFF-Ausbildung "nachhaltig" aussortiert, da bin ich felsenfest überzeugt. Zu meiner Zeit als Jungspund - bis in die 90er rein - durfte man bei der AUA bei der Erstuntersuchung ja nicht mal eine ganz leichte Brille haben, egal ob nur 0,25 und 0,5 Dioptrien und 100% Sehschärfe korrigiert. Und die hätten wohl ganz sicher keinen genommen oder nach einer Pause wieder zugelassen, der eine schwere depressive Episode hatte. Aber das ist nur meine Einschätzung, Wolfgang und Co. wissen da sicher mehr, wie streng man damals bei den Airlines war.

 

Wie gesagt, wenn man Schicksalsschläge wegstecken muss (z.B. Partner oder Elternteil stirbt) und dgl., sind depressive Phasen "normal". Aber aus heiterem Himmel deswegen, weil man das Elternhaus verlässt und sich in irgendwas hineinsteigert, was wissenschaftlich nicht messbar/diagnostizierbar ist, ist etwas anderes - da "stimmt was nicht", und das "wächst sich" m.E. - selbst unter längerer Behandlung - auch ned so leicht aus. Unsereins war froh mit 20, sich von zuhause vom Acker machen zu können. Keine Mutter mehr, die sagt. "'räum dein Zimmer auf!" 😜 Lubitz scheint hingegen Probleme gehabt zu haben, sich zu lösen und auf eigene Füße zu stellen.

 

Kann falsch liegen und will niemanden diskriminieren, aber ich bin der Ansicht, dass man bei sowas streng bleiben sollte. Womöglich brauchen wie die A.I. im Cockpit, denn wenn die "Klima-Generation" ins Selektionsalter kommt, wird es wohl dünn... (Ironie OFF). Ein "neuer Umgang" kann m.E. nicht sein, dass man die Zugangsbeschränkungen in Cockpits lockert:

 

Noch nie zuvor gab es so viele Kinder und Jugendliche, die in Bezug auf ihre mentale Gesundheit herausgefordert sind. Die Generation Z leidet stärker als jede andere Jugendgeneration vor ihr unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen, depressiven Symptomen und Depressionen. QUELLE

 

Gruß

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Phoenix 2.0:

dass jemand mit offensichtlich gravierenden psychischen Problemen nichts in einem Cockpit verloren hätte.

vor 1 Stunde schrieb Phoenix 2.0:

wenn man Schicksalsschläge wegstecken muss (z.B. Partner oder Elternteil stirbt) und dgl., sind depressive Phasen "normal"

Eben genau das!

 

Wenn jemand bedauernswerter Weise von früh an unter Depressionen leidet, dann ist das leider unvereinbar mit dem Beruf: Entweder wird man durch Fehlzeiten für den Arbeitgeber unproduktiv und teuer, oder man endet im schlimmsten Fall so wie der Lubitz. Das war eigentlich schon immer klar, keine Ahnung wie der durchkam. Offenbar war er ein hervorragender Schauspieler, hätte er doch nur etwas in diese Richtung unternommen, anstatt beruflich zu fliegen. Weil sie ihren Nachwuchspiloten beim Auftreten der depressiven Phase während der Ausbildung nicht aussortiert haben, ist die Lufthansa für mich persönlich vollumfänglich haftbar und sollte als ethisch korrekt handelndes Unternehmen alle Angehörigen und Betroffenen umfassend und grosszügig entschädigen. Der Konzern ist reich, konnte und kann sich das locker leisten: Die am Anfang angebotenen 50.000 + 25.000 EUR pro Person waren ein Schlag ins Gesicht und der Firma unwürdig!

 

Als Konsequenz aus diesem erweiterten Selbstmord müssen wir Piloten nun jedes Jahr beim Fliegerarzt den Alibi-Psychotest durchgehen und unsere Kreuzchen setzen: Ja, ich kann stets gut schlafen. Nein, ich habe kein Problem mit Alkohol. Nein, ich will mich nicht umbringen.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 6 Stunden schrieb Phoenix 2.0:

Der pensionierte und durchaus bekannte LH-Captain in seinem Oldtimer (in der Dokureihe) meinte sinngemäß, dass jemand mit offensichtlich gravierenden psychischen Problemen nichts in einem Cockpit verloren hätte.

 

Weiß ned, ob Dierk sich hier in den Thread 'reinverirrt, aber es gibt ja unterschiedliche Arten der Depression. Eine Erschöpfungsdepression etwa (bei "Burn-out" bzw. CFS) ist anders gelagert, als eine - laienhaft ausgedrückt - "echte" Depression. Erstere läßt die Betroffenen durchaus noch rudimentär funktionieren und Sinn sowie positive Momente erleben; Letztere kann in Episoden immer wieder kommen und schlägt generell auf die Stimmung, sie ist wie ein Vulkan, der lange "schlafen" und dann wieder plötzlich ausbrechen kann.

 

Der Unfall wurde intensiv und mit viel Engagement im Unterforum von unseren Forumsgrössen über 80 Seiten diskutiert, teilweise mit Beiträgen, welche jeweils lang genug waren, um 2 Din-A4 Seiten zu füllen. Die Unfallursache war ungewöhnlich kurz nach dem Unfall bekannt. 

 

Der Unfallbericht ist ausführlich und die oben verlinkte Doku legt den Schwerpunkt auf das Leiden der Opfer, ohne zu sehr in technische Details zu gehen (z.B. fehlt in der Doku der Hinweis, dass bereits während des Hinflugs nach Barcelona am Autopiloten "gefummelt" wurde und - wenn ich mich recht erinnere - kurzzeitig eine Höhe von 100 ft eingedreht wurde, welche jedoch sofort wieder zurückgenommen wurde.

 

Erhellend ist die im Vergleich zu bisher bekanntem die in der 4-teiligen Doku etwas erweiterte Einsicht in die Krankheitsumstände und das von Patrick dokumentierte Interview mit dem Staatsanwalt. 

 

Da es in diesem Faden um die Doku geht, möchte ich noch erwähnen, dass in der Doku die näheren Angehörigen wie die (Ex) Lebenspartnerin oder die Familie nicht interviewt wurde oder werden konnte. Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht konnten auch die involvierten Ärzte nicht zu dem Fall konkret Stellung nehmen. Die Doku hätte noch etwas stärker die Rechtsgüterabwägung bei der ärztlichen Schweigepflicht diskutieren können - ab welchem Moment kann oder muss, trotz strafbewehrter Schweigepflicht, diese gebrochen werden? 

 

Für den allgemeinen Fall (ohne Bezug zum Germanwings-Absturz):

  • Konkrete und akute Gefahr für das Leben Dritter oder der Person selbst (akute Fremd- und Eigengefährdung) - § 34 Rechtfertigender Notstand
  • Abwendung von angekündigten Straftaten von erheblicher Bedeutung - § 138 Nichtanzeige geplanter Straftaten
  • Meldepflichtige Infektionskrankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) 
  • Straßenverkehrsgefährdung aufgrund erheblicher gesundheitlicher Einschränkungen (uneinsichtiger Patient)

D.h. die Gefahr muss konkret und akut sein, ein rein theoretisches Risiko (mögliches Rezidiv einer Jahre zurückliegenden depressiven Episode) reicht nicht aus, um die ärztliche Schweigepflicht brechen zu dürfen. 

 

Augenärzte, die z.B. einen Piloten untersuchen, der (aufgrund irgendwelcher Symptome) glaubt, blind zu werden, aber nichts Organisches finden, können die Schweigepflicht in der Regel nicht brechen, solange der Patient nicht eindeutige Hinweise auf akute Eigen- und/oder Fremdgefährdung gibt. 

 

Allerdings muss ein Pilot seine Krankenakte und die wegen gesundheitlicher Probleme durchgeführten Untersuchungen dem Fliegerarzt gegenüber offenlegen. 

 

Das Problem hier ist, dass System ist auf die Ehrlichkeit des Piloten angewiesen. 

 

Ohne auf den Fall Bezug zu nehmen, möchte ich noch folgendes allgemein ergänzen: wenn sich der Selbstwert einer Person über ihren Beruf definiert (bei Männern häufiger der Fall als bei Frauen) und z.B. ein spezieller Karrierewunsch bereits seit der Kindheit besteht, und außerdem dieser Selbstwert grundsätzlich eine erhöhte Vulnerabilität aufweist, wie es z.B. bei narzisstischen Persönlichkeitsstörungen der Fall ist, dann können die Karriere bedrohende Gefahren bewusst oder unbewusst als Angriff auf das "Selbst" empfunden werden. Besteht gleichzeitig noch eine Angststörung, dann können diese Gefahren überzeichnet werden. Mögliche Folgen sind z.B. fixe Ideen, im Fall vermeintlicher Krankheit ein hypochondrischer Wahn oder (wenn vor dem 25 Lebensjahr auftretend) eine (zusätzliche) hypochondrische Persönlichkeitsstörung, auch können Somatisierungsstörungen (Krankheitssymptome ohne Krankheit) auftreten, sowie Schlafstörungen, Zwangsgrübeln usw. Eine Chance zur Symptomlinderung oder gar Heilung setzt die vertrauensvolle Bildung von "Rapport" voraus, d.h. im Rahmen einer längerfristigen (Psycho-)Therapie öffnet sich der Patient ohne Vorbehalte. Dafür ist selbstverständlich die ärztliche Schweigepflicht Grundvoraussetzung. Gerade für einen Patienten mit Verlustängsten bzgl. fliegerischer Karriere ist eine solche Öffnung schwierig, wenn er/sie glaubt, dadurch evtl. seiner Karriere zu schaden, weil "doch irgendwie" diese Informationen weitergeleitet werden.

 

Ein Fragebogen, wo im Rahmen der Fliegerärztlichen Untersuchung kurz mal ein paar Fragen im Rahmen sozialer Erwünschtheit abgehakt werden, ist besser als kein Fragebogen, kann aber ein ehrliches, vertrauensvolles Gespräch nicht ersetzen. Hier kommt es auch auf die Erwartungen seitens des Piloten an: möchte er nur schnell routinemäßig das Medical als "lästige Pflichtübung" erledigen, sieht er den Sinn des Medicals ein und "arbeitet" aktiv und konstruktiv mit bei der Erhebung der Krankengeschichte (Idealfall) oder sieht er das Medical als Gängelung oder gar "Angriff des Systems" auf seine fliegerische Karriere bzw. sich selbst. Hier können wiederum Ängste auftreten, gegenüber der vermeintlichen Willkür des Aeromedical Centers machtlos zu sein.

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Dierk:

Ein Fragebogen, wo im Rahmen der Fliegerärztlichen Untersuchung kurz mal ein paar Fragen im Rahmen sozialer Erwünschtheit abgehakt werden, ist besser als kein Fragebogen, kann aber ein ehrliches, vertrauensvolles Gespräch nicht ersetzen. Hier kommt es auch auf die Erwartungen seitens des Piloten an: möchte er nur schnell routinemäßig das Medical als "lästige Pflichtübung" erledigen, sieht er den Sinn des Medicals ein und "arbeitet" aktiv und konstruktiv mit bei der Erhebung der Krankengeschichte (Idealfall) oder sieht er das Medical als Gängelung oder gar "Angriff des Systems" auf seine fliegerische Karriere bzw. sich selbst. Hier können wiederum Ängste auftreten, gegenüber der vermeintlichen Willkür des Aeromedical Centers machtlos zu sein.

Niemand, der klar denken kann, wird bei diesen Terminen auch nur ein Wort darüber verlieren, denn spätestens seit Lubitz ist es äusserst schwer geworden, sein Medical wieder zu erlangen. Darum sind die gesetzlich vorgeschriebenen Fragebögen einfach nur eines: eine verlogene Pflichtübung.

Und selbstverständlich geht man nicht zum Fliegerarzt, weil man endlich seine medizinischen Fragen stellen und aktiv über seine Leiden berichten kann, sondern weil das Medical unsere Arbeitsgrundlage ist. Wer geht denn bitte gerne zum Arzt??

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 19 Minuten schrieb FalconJockey:

Niemand, der klar denken kann, wird bei diesen Terminen auch nur ein Wort darüber verlieren, denn spätestens seit Lubitz ist es äusserst schwer geworden, sein Medical wieder zu erlangen. Darum sind die gesetzlich vorgeschriebenen Fragebögen einfach nur eines: eine verlogene Pflichtübung.

Und selbstverständlich geht man nicht zum Fliegerarzt, weil man endlich seine medizinischen Fragen stellen und aktiv über seine Leiden berichten kann, sondern weil das Medical unsere Arbeitsgrundlage ist. Wer geht denn bitte gerne zum Arzt??

 

Falls das Medical als eine Art gefühltes Repressionsinstrument eingesetzt wird sobald man ein Wörtchen zuviel sagt, und dann auf eigene Kosten umfangreiche Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden, während zwischenzeitlich das Medical erstmal auf unbestimmte Zeit pausiert wird, ist diese Art zu denken natürlich zu erwarten. 

 

Im Fall eines hypochondrisch veranlagten Angstpatienten ist zumindest ausserhalb des fliegermedizinischen Settings die Bereitschaft, einen Arzt aufzusuchen, hoch bis sogar extrem hoch. Ich habe mal einen Hypochonder behandelt, der trotz unserer grosszügigen Öffnungszeiten mit unkomplizierter Möglichkeit eines schnellen Termins mindestens einmal im Monat auf der Notfallstation aufgeschlagen ist, dort vehement CT Scans diverser Körperregionen gefordert hat, welche er bei ungefähr jeder dritten Konsultation auch bekam, bis irgendwann mal eine Oberärztin angerufen hat, so gehe dies nicht weiter und wir sollten den Patienten "besser führen". 

 

Natürlich bringt es für das Medical nichts, wenn man einerseits 40 Ärzte aufsucht, dem Fliegerarzt jedoch nie etwas davon erzählt. 

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben
vor 19 Minuten schrieb Dierk:

Natürlich bringt es für das Medical nichts, wenn man einerseits 40 Ärzte aufsucht, dem Fliegerarzt jedoch nie etwas davon erzählt.

Genau lag das Problem. Nicht darin, dass wir normale Piloten nicht offen reden wollen. Die, die chronisch psychologische Probleme haben, sind oftmals - wie oben erwähnt - sehr gute Lügner und Schauspieler. Es gibt auch einige, bei denen die Stories so unglaublich und überzogen sind, dass sie zu offensichtlich sind.

Geschrieben (bearbeitet)
Am 24.2.2025 um 20:40 schrieb FalconJockey:

Absolut. Tim van Beveren ist im Alter wohl einigen Verschwörungstheorien aufgesessen und hat sich da selbst reingesteigert. Peinlich und bedauerlich.

 

Ich bin ehrlich gesagt auch erschüttert über dieses "Machwerk", das TvB da abgeliefert hat. Ich habe ihn sehr geschätzt und auch immer wieder beruflich mit ihm zu tun gehabt, aber ich bin eigentlich immer noch sprachlos über dieses "Gutachten", das den Namen (qualitätsmäßig betrachtet) nicht verdient, das muss man mit aller Klarheit so sagen.

 

In meinem Buch über den Absturz habe ich dem Gutachten von TvB ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie den gängigsten Verschwörungstheorien. Eine davon wird ja leider und das tut mir besonders weh, da ich ihn ebenfalls immer geschätzt habe, vom AV-Herald Betreiber verbreitet. Er ist der "Österreicher", der Staatsanwalt Kumpa quasi unter Druck gesetzt hat, die Flugschreiber für eine neue Untersuchung an Experten, die er benennt, herauszugeben, anderenfalls sei Staatsanwalt Kumpa "für weitere Airbus-Abstürze verantwortlich". Er ist, das geht aus dem Pressetext von Sky klar hervor, einer der treibenden Akteure hinter der ominösen Sky-Doku: https://www.austrianwings.info/2025/03/sky-doku-ueber-germanwings-absturz-wirft-fragen-auf/

 

Es ist immer wieder erschütternd zu sehen, wie Leute, die sich Vergangenheit als Fachleute einen guten Namen gemacht haben, dann alles wegwerfen, weil sie sich irgendwie "verrennen".

 

Ich weiß auch, dass Sky einigen deutschen Journalisten ein Presse-Preview schon vor einiger Zeit zugesagt hat, bis heute haben diese Medienvertreter den Film aber noch immer nicht gesehen. Warum? Kriegt man bei Sky langsam Panik und erkennt, was man sich da für einen mutmaßlichen "Griff ins Klo" mit dem Verschwörungsunsinn geleistet hat? Immerhin sind die treibenden Kräfte hinter dem Film zuvor schon bei mehreren anderen Sendern abgeblitzt. Das mit Sicherheit aus gutem Grund. Aber so oder so, jetzt kann Sky nicht mehr zurück, das Geld ist investiert, der Film produziert und selbst wenn die Verantwortlichen jetzt erkennen würden, was sie da getan haben, wäre es für einen Rückzieher zu spät.

 

LG
Patrick

Bearbeitet von HuPa
FalconJockey
Geschrieben

Ja, ich bin darüber auch sehr enttäuscht. Ich hoffe, dass diverse Akteure noch zur Besinnung kommen!

Geschrieben (bearbeitet)
Am 25.2.2025 um 12:25 schrieb FalconJockey:

 Offenbar war er ein hervorragender Schauspieler, hätte er doch nur etwas in diese Richtung unternommen, anstatt beruflich zu fliegen.

 

 

Es gab - soweit bekannt - einen ziemlichen Druck seitens der Familie diesbezüglich. Ich zitiere aus Seite 107 meines Buches über den Germanwings-Absturz: "(...)so schilderte es Lubitz selbst gegenüber Dritten, sei er unter großem Druck seiner Eltern, vor allem seines Vaters, der ein erfolgreicher Manager war, gestanden. Lubitz selbst sagte mir vorliegenden Unterlagen zufolge einmal, dass ihm sein Vater in einem Streit gedroht habe, dass er (Andreas Lubitz, Anm.) nicht mehr sein Sohn wäre, wenn er die Pilotenausbildung nicht durchziehen sollte."

 

Diese Aussage findet sich auch in den juristischen Unterlagen der deutschen Behörde, sie wurde mir mehrfach bestätigt und ich habe eine Kopie des entsprechenden Dokumentes mit eigenen Augen gesehen, kann es jederzeit an Eides statt bezeugen. Außerdem, das sagte Andreas Lubitz einmal gegenüber Dritten, habe sein Vater "immer besondere Leistungen" von ihm "erwartet".

 

Das passt sehr "schön" ins Gesamtbild. Denn es ist ja letzten Endes auch primär der Vater von Andreas Lubitz, Günter Lubitz, der die Verantwortung seines Sohnes am 149-fachen Massenmord nicht wahrhaben will und im Internet mit hanebüchenen Theorien, warum sein Sohn "unschuldig" sei, hausieren geht. Die Mutter und der Bruder von Andreas Lubitz äußern sich eigentlich kaum in der Öffentlichkeit. Zur Mutter hatte Andreas Lubitz, so sagte er selbst, immer eine "besonders intensive Bindung" gehabt.

 

Das Verleugnen der Tat des Sohnes ist natürlich viel einfacher und komfortabler (vielleicht auch eine Art Schutzmechanismus?) als sich selbst die unbequeme Frage stellen (und für sich selbst beantworten) zu müssen, ob man als Vater möglicherweise vielleicht schwere oder schwerste Fehler in der Beziehung zu eigenen Sohn begangen haben könnte, die unter gewissen Umständen vielleicht zur psychischen Erkrankung des Sohnes beigetragen haben oder diese gar ausgelöst haben könnten.

 

LG

Patrick

Bearbeitet von HuPa
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Geschrieben (bearbeitet)

Interessanter, für mich neuer Aspekt - eine Art "Übervater", der den überforderten Sohn unter Druck gesetzt haben soll, wohl um sich u.U. selbst mit dem Sohn, der "es geschafft" hat, brüsten zu können. Kennt man seit jeher aus Offiziersfamilien.

 

Schwäche und Aufgeben werden nicht geduldet, da dies "Schande" über die Linie der tapferen und hoch dekorierten männlichen "Helden-Ahnen" brächte.

 

Gruß

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
FalconJockey
Geschrieben

Ich vermute mal, dass Papi eigentlich eine höhere Karriere vom Sohn erwartet hatte, anstatt "nur Pilot" zu werden. "Dann zieh es halt wenigstens durch, wenn Du schon sowas niederes tun musst".

Geschrieben (bearbeitet)
vor 8 Stunden schrieb FalconJockey:

Ich vermute mal, dass Papi eigentlich eine höhere Karriere vom Sohn erwartet hatte, anstatt "nur Pilot" zu werden. "Dann zieh es halt wenigstens durch, wenn Du schon sowas niederes tun musst".

 

Lufthansa und LFT, wie es damals wohl noch hiess, war trotz allem sehr prestigeträchtig. Lufthansa-Pilot und Arzt sind wohl heute noch als gleichwertig angesehen. "Manager" kann quasi immer noch jeder werden, der u.a. ein BWL-Studium aussitzt..., und wer gut ist, braucht nicht mal das. Denke auch, dass zu Lubitz' Zeiten noch nichts unmittelbar selbst zu bezahlen war in Bremen, nur der klassische prozentuale Abtrag mittels Gehalt die ersten Jahre. Er stand somit bei seinem Vater also eher nicht in finanzieller Schuld.

 

Die Doku zeigt schließlich auch, das Lubitz schon lange schon Pilot werden wollte. Wäre sein Vater ein echter "Despot" gewesen, hätte er ihm auch diesen Traum weit vorher schon madig gemacht. Ich denke somit eher, dass er ihm in seiner "Pause" ordentlich "Stoff gegeben" hat, und das - zusammen mit der depressiven Episode - auf tieferer Ebene nichts Gutes herauskommen ließ. Womöglich hielt er ihm auch vor, dass er es - zumindest initial - "nur" zu GWI geschafft hatte.

 

Ein früherer guter Kumpel hatte auch so einen Vater, der sehr sehr viel erwartete, weil er selbst Manager im EDV-Bereich war. Wenn ich am Wochenende bei ihm war, liess er ihn nie in Ruhe, immer musste er was "Produktives" machen.

Der frühere Kumpel ist heute selfmade-Millionär, aber er kann sein Leben und auch sonst nichts geniessen. Ist ständig "unter Strom" und ungeduldig, muss ständig etwas herumüberlegen und Probleme lösen sowie überall Verbesserungspotentiale entdecken und ansprechen. Als er mit seiner Frau mal in einer Dschungel-Logde ohne Netzempfang und Internet war, bekam er fast einen Nervenzusammenbruch. Solche Väter gibt es heutzutage immer weniger - wenigstens ein Vorteil dieser "Verweichlichung". Seine Kinder sind auch verwöhnte Gören, die sich alles herausnehmen und wenig "leisten" müssen, außer an der Privatschule nicht ganz mies zu sein... 🤭

 

Wir können jedenfalls über das Psychogramm des Vaters nur mutmassen, jeder baut sich seine eigene Hypothese zusammen.

 

Gruß

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
FalconJockey
Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb Phoenix 2.0:

Lufthansa und LFT, wie es damals wohl noch hiess, war trotz allem sehr prestigeträchtig. Lufthansa-Pilot und Arzt sind wohl heute noch als gleichwertig angesehen.

Nicht, wenn Du aus einer Akademikersippe stammst. Für die ist man nur ein besserer Chauffeur oder Busfahrer! Im Gegensatz zu einem Studium mit Doktortitel ist die Ausbildung zum ATPL ja eher einfach und primitiv.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 5 Stunden schrieb FalconJockey:

Nicht, wenn Du aus einer Akademikersippe stammst. Für die ist man nur ein besserer Chauffeur oder Busfahrer! Im Gegensatz zu einem Studium mit Doktortitel ist die Ausbildung zum ATPL ja eher einfach und primitiv.

 

Um so zu denken, muss man eine Art Einfaltspinsel mit Standesdünkel und dgl. sein. Wenn ich mir ältere Dokus mit Leuten wie Jürgen Raps oder Fokko Doyen anhöre, dann waren das top Manager, die noch dazu top Piloten waren. Letztlich ist ein Pilot auch einer Art Manager - u.a. kalkuliert und plant er Ressourcen und schätzt variable Umstände ein, um ein konkretes Ziel zu erreichen. Dazu noch das Handwerk des Fliegens und viele andere Aspekte.

 

In den 70ern war es schwieriger, einen Doktor zu machen, so wie es auch schwieriger war, Pilot zu werden. Heute haben Leute einen Doktortitel, wo man sich am Kopf greift (siehe u.a. gewisse Leute in der Politik aus meiner Generation; da haben so manche schon zusammengeklaut oder gar Ghostwriter engagiert; das gab's doch auch einen ehem. Verteidigungsminister in D, oder?).

 

Wer sich heute auf vielen normalen Unis umsieht (also nicht ivy league oder u.a. ETH Zürich) und auch dort mal die MINT-Fächer mal außen vor läßt, erkennt jede Menge Mittelmäßigkeit und auch Unterdurchschnittlichkeit. Wer da das LFT bzw. heute für das LH Aviation Training zugelassen wird und es schafft, steht objektiv immer noch weit besser da - imho. Solange der LOL-Fall nicht eintritt...

 

UND: "bei die Mädels" punktet man als junger Copilot doch heute gewiss auch immer noch mehr, als als prekär lebender Post Doc, der in einem fensterlosen Raum irgendwelche Sachen auswertet und aus Tabellen heraus dann Diagramme erstellt:

 

FALL 1:

Lady: "Schatz, was hast Du heute gemacht?" 

Wissenschaftler: "Ein Streudiagramm mit einer linearen Regressionsgeraden über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Liebensleben der Pflastersteine." 

Lady: "mhm..ja....wow....toll.., klingt ja meeega spannend!" *stochert in ihrem Essen herum*

 

FALL 2:

Lady: "Schnugg, wie war es in Tokyo?"

Pilot: "Super,... und ich habe Dir die Kenzo-Tasche mitgebracht, die es nur dort gibt!"

Lady: "Ooohh, wiiirkliiich?!? Du bist echt der Beste *schmatz schmatz*!!

 

😎🤭

 

Gruß

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
FalconJockey
Geschrieben

Tja, heute ist man bei den Airlines, vorallem bei den Low-Costern nur noch ein SOP-Monkey! Do as you are told.

 

Viele Frauen haben mit dem Job auch ein Problem: "Wie, Du bist regelmässig eine Woche weg?". Mit so einem will man keine Kinder, weil die ganze Arbeit an der Frau hängenbleibt, während der werte Pilot in Tokyo säuft... so schaut es aus!

Geschrieben
vor 9 Minuten schrieb FalconJockey:

Tja, heute ist man bei den Airlines, vorallem bei den Low-Costern nur noch ein SOP-Monkey! Do as you are told.

 

Viele Frauen haben mit dem Job auch ein Problem: "Wie, Du bist regelmässig eine Woche weg?". Mit so einem will man keine Kinder, weil die ganze Arbeit an der Frau hängenbleibt, während der werte Pilot in Tokyo säuft... so schaut es aus!

 

Eh, aber wir sprachen von Hansens! 😎

 

Und Punkt 2: Ja, Klassiker - seit es Piloten gibt!

 

Gruß

Johannes

Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb FalconJockey:

Nicht, wenn Du aus einer Akademikersippe stammst. Für die ist man nur ein besserer Chauffeur oder Busfahrer! Im Gegensatz zu einem Studium mit Doktortitel ist die Ausbildung zum ATPL ja eher einfach und primitiv.

Braunburg revisited;  trifft  sich gerade gut, dass ich einen alten Roman zur Hand genommen habe: "Deutschlandflug". Darin wird eine Umschulung auf einen neuen Flugzeugtypen beschrieben, mit einem "Systemkoller" welche viele in der Halbzeit befiel. Das liest sich so:

 

"Man warf jetzt restlos alle Systeme durcheinander und wusste nicht mehr, wo man all die gedrückten Überdruckventile, Absaugleitungen, Reduzierschalter, Unterspannungssicherungen, Autosyndrehmesser, Querlagewahlschaltknöpfe, Regelscheiben, Triebwerkzapfluftleitungen und Fahrwerknotfahrwahlhebelstellungen einordnen sollte."

"Auch die Sprache bestand aus Chiffren, die nur dem höheren Magister entzifferbar waren: eine Art technisches Esperanto aus Englisch, Deutsch, Abkürzungen und Verballhornisierungen. Da wurden Solenoide erregt, Valves in Outputposition gefahren, Climb Data eingegeben, Notisolierventile gecrossswitched, Firebottles gedischarged. Da gab es Wortungeheuer wie Hydraulic Power Fire Shutoff Valves, Aft Emergency Lights Battery Power Supply, Horizontal Stabilizer Flap und Attack Sensor. Und da gab es, als Folge davon, Abkürzungen über Abkürzungen: HSI und ADI, INS 3, VERT GYRO und TAS SAT IND, AIDS DIG REC und CADAC."

 

"Besserer Chauffeur oder Busfahrer?"  "eher einfach und primitiv"?  Hört sich nicht so an.  Im Gegenteil.  Ist aber auch schon 40 Jahre her. Kann es sein, dass vieles, was hier aufgeführt wird, soweit digitalisiert und automatisiert wurde, dass auch die Ausbildung einfacher geworden ist?

 

Gruss Richard

 

 

FalconJockey
Geschrieben

Sicher sind heutzutage viele Sachen vereinfacht und werden in den Handbüchern gar nicht mehr oder nur sehr rudimentär behandelt, weil man als Crew eh nichts daran ändern kann.

 

Aber auch die Sachen oben lernt man recht schnell im Rahmen eines Type Ratings.

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