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Über nicht geplante Umwege nach London...


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Geschrieben (bearbeitet)

Guten Morgen,

 

vor einigen Monaten buchte ich eine interessante Flugreise nach London, da wir (meine Frau und ich) die einmalige Chance hatten, ein durch Corona 2021 abgesagtes Konzert jetzt Ende September in London nachzuholen. Das war uns ein großes Anliegen; denn das war noch ein Geburtstagsgeschenk, das wir nicht verfallen lassen wollten. 

London als Destination habe ich ja schon mehrmals angeflogen; oft war es Heathrow, manchmal ging es nach Gatwick. Daher suchte ich im Internet auf verschiedenen Plattformen nach einem Flug nach London-City (LCY) als neuen Zielflughafen. Die Nähe zur Stadt, ein neuer Airport auf meiner Liste und ein Airport der kurzen Wege klangen verheissungsvoll.

Auf Lufthansa.com wurde ich Mitte des Jahres auch fündig und beim weiteren herunterscrollen, boten sich die ein oder anderen interessanten Flugmöglichkeiten:

Da gab es die Verbindung FRA-ZRH-LCY zu passenden Zeiten und akzeptablen Kurs; durchgeführt unter SWISS-Flugnummern mit Air Baltic A220 nach Zürich und weiter mit Helvetic E190 nach City. Zurück dann nonstop mit Lufthansa E190 nach FRA. 

Spotter- und Fliegerherz, was willst du mehr? Zwei neue Airlines, zwei neue Flugzeugtypen und ein neuer Airport auf meiner Bucketliste!

Dem ein oder anderen Foristi hier dürfte bekannt sein, dass ein hier geschätztes Forumsmitglied seit einiger Zeit rechts vorne bei Helvetic sitzt und arbeitet, und das war auch mit ein Grund, diesen Flug über Zürich zu buchen. 

Ob Tis 👋 den Flug ZRH-LCY dann auch bekommen würde, stand zum Zeitpunkt der Buchung noch nicht fest, allerdings war der request im Dienstplan gestellt.

 

Dummerweise gab es dann vor ein paar Tagen eine Änderung im Flugplan: Air Baltic setzte ihren A220 nicht mehr auf der FRA-ZRH Route ein; Helvetic bedient zukünftig die Route. Blöd, die Hoffnung auf einen farbenfrohen A220 der Balten war dahin; kann man aber nicht ändern. Auch Tis meldete sich ein paar Tage vor den Event, um zu berichten, dass er den Flug doch nicht bekommen hat. Schade, hätte aber auch nichts genützt, da Helvetic den Vormittagsflug nach London auch nicht mehr durchführt, sondern Fluggerät von SWISS eingesetzt werden sollte. Erste Dämpfer während der Vorfreude begannen sich langsam auszubreiten...

 

Letzten Samstag, den 30.9., ging es dann auch los. Eine knappe halbe Stunde Fahrt zum Flughafen, und um 07:15 standen wir am Security Check; Boarding für den Flug nach Zürich sollte um 08:30 sein. Geplanter Abflug 08:50.

Am Flughafen ging es zu, als hätten eben die Sommerferien begonnen! Anscheinend nutzten viele Reisende den Brückentag und den Feiertag am 03.10. für ein verlängertes Wochenende irgendwo in Europa. Dementsprechend schleppend ging es auch an der Sicherheitskontrolle. Die Damen und Herren an den Flexibändern schickten uns das ein oder andere Mal in eine Sackgasse, was die Prozedur nicht gerade beschleunigte.

 

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Nach einer gefühlten Ewigkeit nahmen wir auch diese Hürde und checkten das Gate: A16, gleich um die Ecke, um dann auch prompt auf der Anzeigetafel zu lesen, dass der Flug dann doch ab Gate A32 abgefertigt werden würde. Zusätzliche 500m Fussweg sollten nicht das Hindernis für uns werden... vorerst.

 

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Denn kaum nahmen wir um kurz nach 8 Uhr am Gate Platz und warteten auf die Helvetic Embraer, wie sie denn rot-weiß strahlend um die Ecke biegen würde, brummte mein Handy in der Hosentasche!

 

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Swiss schickte mir eine sms:

"Sehr geehrter Passagier, Ihr Flug LX1069 von Frankfurt nach Zürich ist verspätet. Bitte entschuldigen Sie die Umstände. Ihre neue Abflugszeit ist 09:45. Freundliche Grüße SWISS."

Ein Blick auf Flightradar24 bestätigte diesen Umstand, denn der Flieger war in Zürich noch nicht einmal gestartet.

Ich schien der erste der Wartenden zu sein, der von der Verspätung wußte, denn alle anderen anwesenden Passagiere lasen Zeitung, dösten vor sich hin oder ignorierten die Nachricht der Airline auf ihrem Handy. Ich bin dann mal noch relativ gelassen zum Schalter und habe den freundlichen Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass der Flieger anscheinend verspätet ist, wir um 10:50 einen Anschlussflug ab Zürich hätten und dass das jetzt eventuell knapp werden könnte. Mit dem Kopf still vor sich hin nickend, prüfte der Mitarbeiter die Situation in seinem Computer und meinte dann, "Och ja, Sie haben Recht, der Flug ist verspätet..." (????), aber wir hätten ja in Zürich 20 min Zeit zum Umsteigen, wenn hier in Frankfurt alles klappt, trotz Verspätung. Wenn wir den Flieger verpassen würden, würden wir in Zürich auf den nächsten Flug umgebucht. Als ich ihm dann erwiderte, dass das der letzte Flug heute von Zürich nach London-City sei, wunderte er sich ein bisschen, denn er wisse ganz genau, dass es am Nachmittag noch weitere Verbindungen gäbe. Leider schien der gute Mann nicht zu wissen, dass London-City von Samstagmittag bis Sonntagnachmittag seine Pforten aufgrund von Lärmschutzmassnahmen schliesst.

Na, dann werden Sie nach Heathrow umgebucht, grinste er freundlich. Nicht mehr so ganz gelassen antwortete ich, dass das aber nicht unser Plan war.

Uns blieb erst einmal nichts anderes übrig, als zu warten und darauf zu hoffen, dass Helvetic in Zürich zügig vom Hof kam, um mit Highspeed nach Frankfurt die Verspätung ein wenig aufzuholen.

Da meldete sich die Stimme des Mitarbeiters, mit dem ich mich vor 30 Sekunden noch unterhalten habe über den Lautsprecher:

"Sehr geehrte Damen und Herren; Ihr Flug LX1069 nach Zürich ist verspätet..." Jetzt wurden auch die letzten Paxe wieder wach und blickten von Ihren Zeitungen auf, um der Stimme aus dem Off zu lauschen: "Zusätzlich möchten wir Sie darauf hinweisen, dass der Flug heute überbucht ist. Falls jemand von seinem Flug freiwillig zurücktreten möchte, um auf einen späteren Flug umgebucht zu werden, möchten wir das mit 250,- Euro honorieren und bitten diejenigen, sich am Schalter zu melden." 

Jetzt wurde auch ich wieder wach, denn ich stand ziemlich schnell wieder vor dem Mann und bot ihm an, mich auf den Deal einzulassen, wenn er uns jetzt direkt von FRA nach LCY mit Lufthansa umbuchen würde, plus der jeweils 250,- für mich und meine Frau natürlich! Dem Mann schien die Idee sogar zu gefallen, 2 Fliegen mit einer Klappe sozusagen, aber er könne das jetzt nicht entscheiden, da müsse er seinen Supervisor fragen. Später nach London über Zürich kann er hier sofort umbuchen aber von hier direkt zur Destination geht ohne Chef nicht!?

Er checkte unterdessen seinen Computer, um mir kopfschüttelnd mitzuteilen, dass die Flüge heute mit Lufthansa von Frankfurt nach London-City auch alle voll sind. Jetzt musste ich dem Menschen an der Tastatur etwas auf die Sprünge helfen: "Und Heathrow?" (jetzt war es ja auch egal: in Zürich wären wir bei verpasstem Weiterflug auch nach Heathrow umgebucht worden). "Ja, stimmt, da könnte ich auch mal schauen", meinte der Verantwortliche verwundert. Puh, ich war gerade dabei, ein wenig an der ganzen Sache hier zu zweifeln. Wer hat denn hier den Hut auf? 

Wie gesagt, könne er das jetzt nicht entscheiden, wir sollen warten. Na gut. Warten wir.

Da brummte mein Handy wieder in meiner Hosentasche.

SWISS hatte gemerkt, dass die Verbindung in Zürich knapp werden könnte, daher reagiert und meine Pläne mit Lufthansa und dem Mann am Schalter zunichte gemacht:

"Sehr geehrter Passagier, Ihr neuer Flugplan: LH1202 Abflug Frankfurt 09:55, Ankunft Basel 10:40; BA753 Abflug Basel 12:05, Ankunft London-Heathrow 12:45. Vielen Dank für Ihr Verständnis, Freundliche Grüße SWISS."

Ich hielt dem Mann am Schalter die sms unter die Nase und äußerte etwas meinen Unmut. "Tja, da könne er nix machen, da waren die schneller im System..." Er könne mir die Bordkarten nach Basel ausdrucken; die nach London gehen nicht, habe er keinen Zugriff drauf, weil nicht Star Alliance und so, daher müssten wir in Basel komplett raus aus dem Sicherheitsbereich und nochmal komplett einchecken, tut ihm echt leid, und leider sitzen wir nicht zusammen, weil der Flieger voll ist und wir sollten uns jetzt nicht allzu viel Zeit lassen, denn Ihr Gate ist jetzt A68, also den ganzen Weg zurück bis zur Security und bis ganz nach hinten am anderen Flugsteig. Es ist das letzte Gate ganz am Ende. Guten Flug.

Als wir irgendwann im (Vorfeld)Bus nach Basel saßen und auf der Fahrt zur Aussenposition den Helvetic Flieger passierten, wo gerade die Leute einstiegen, begann ich die Sache auch etwas positiver zu sehen: Basel ist auch ein neuer Airport für mich und in einer CRJ-900 hab ich auch noch nicht gesessen. 

 

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Wie versprochen, war die Pocket-Rocket voll bis unters Dach (wer fliegt Samstagmorgens nach Basel?) und ich hab natürlich den letzten Platz (25C) ganz hinten ergattert.

 

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Den ohne verstellbare Rückenlehne am Klo. Das wurde auf dem 30-minütigen Flug auch von einigen Mitreisenden tüchtig und in vollen Zügen in Anspruch genommen. Die dazugehörigen Gerüche schienen auch die Flugbegleitern benebelt zu haben, denn sie versprach uns standhaft einen kurzen Flug nach Frankfurt, sogar zweisprachig. Ebenso begrüßte sie uns auch nach dem Aufsetzen auf der RWY15 freundlich in Frankfurt. Schnell raus hier, auch weil Flightradar24 mir mitteilte, dass unser Weiterflug in 35 Minuten los könnte.

Zum Glück hatten wir nur sehr kleines Handgepäck, so daß wir recht zügig durch die Katakomben des Airports rennen konnten, um dann am Ausgang überlegen zu müssen: sollen wir jetzt nach Frankreich oder in die Schweiz einreisen? Zwei Ausgänge standen zur Wahl und wir nahmen die Schweiz.

 

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Zum Glück ist ja BSL nicht ganz so üppig, so daß wir recht bald am BA-Check In standen. Dort klappte immerhin alles zügig und auch die Security war flott, und In-Time standen wir verschwitzt und leicht außer Atem am Gate 30. Nur unser Flieger nicht. Der hatte eine Stunde Verspätung.

 

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Hier am Gate war es recht voll und laut, viel EasyJet mit vielen Kindern, keine Sitze frei, viele Leute saßen auf dem Boden, anscheinend noch völlig überdreht vom Freizeitpark Rust und jetzt laut und müde auf dem Weg nach Britannien. So langsam wurde es anstrengend.

 

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Dennoch kürze ich hier mal ab; der Flug nach London verlief ereignislos, schicker Approach über die Stadt, und mit ich-weiß-nicht-mit-wieviel-Verspätung-zum-geplanten-Flug kamen wir um 13:10 lcl in Heathrow an. Müssten so knapp 3 Stunden später gewesen sein... und am falschen Airport. Dafür noch mal doppelt so lange und doppelt so teuer mit der Underground in die Innenstadt. Danke für fast nix.

 

Den ganzen Tourikram erspare ich euch; ist ja immer dasselbe, wo bei wir jetzt bewußt auf Westminster, Piccadilly Circus, Hyde Park Corner und Buckingham Palace verzichtet haben. Am Regent Canal zwischen den Hausbooten entlang zu schlendern oder in Angel oder Islington in diversen Cafes und Pubs zu versinken, ist auch was schönes.

 

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Das Konzert war übrigens super (https://manchesterorchestra.com falls jemand neue musikalische Inspirationen sucht 😉 ),

 

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und der Rückflug war auch vergleichsweise einfach.

 

Wir wählten einen anderen Weg zum Airport via Boot und Seilbahn:

 

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LCY geht ruckzuck. Sehr kurze Wege, keine Wartezeiten, extrem flotte Security, jedoch ziemlich voll mit Leuten. 3 Millionen Paxe pro Jahr verteilt auf eine Handvoll Gates, aufgereiht auf einen langen aber engen Schlauch sind nicht wenig; ein ständiges Kommen und Gehen von Embraer-Fluggerät, die am Nachmittag die Businessklientel in die europäischen Metropolen shuttelt. Unser Flug war leider auch hier verspätet und auch hier rappelvoll, so daß unser Chauffeur es am Ende etwas eilig hatte, um vor dem Gewitter das Weite zu suchen.

 

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Der Start war beeindruckend: 1500 Meter Beton hören sich nicht viel an, sind es anscheinend für ne voll beladenen E195 auch nicht (vielleicht kann da Tis aus eigener Erfahrung berichten?), denn der Pilot gab mit angezogenen Brakes Vollgas, dass die ganze Kiste rappelte und schwankte, um dann mit einem Satz nach vorne loszupreschen wie in einer Achterbahn. London-like nahm der Kapitän dann in 3000ft die Gase raus und bugsierte uns um die Gewitter im Tiefflug aus dem Luftraum London heraus. Kurz vor der Nordsee hatten wir dann auch Platz über uns und durften rauf bis FL330. Eine erneute Vorfeldrundfahrt in Frankfurt mit dem Flieger auf die letzte Außenposition an der Autobahn und entsprechend langer Busfahrt beendete dann unseren - auch fliegerisch - kurzweiligen Trip nach London.

 

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Danke fürs lesen, Gruß Thomas

 

 

 

Bearbeitet von Boeing707
Bilder nachträglich eingefügt
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  • Danke 3
Geschrieben
vor 7 Stunden schrieb Boeing707:

Jetzt musste ich dem Menschen an der Tastatur etwas auf die Sprünge helfen:

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Wer hat denn hier den Hut auf?

Hoi Thomas,

 

Danke für deinen Trip Report! Tatsächlich stelle ich mir diese Fragen auch immer öfter, wenn ich unterwegs bin. Es ist manchmal echt erschreckend, wie wenig Fachwissen zum Teil noch vorhanden ist bei diesen "Fachleuten". Fachkräftemangel, liebe Airlines? Ihr schreibt gerade Rekordgewinne! Zahlt endlich eure Leute anständig, dann kann für ausgebildete Personen auch wieder einen Job am Flughafen eine valable Option sein. Und man wüsste als Kunde auch wieder, wofür man eigentlich seine sauer verdienten Kröten abdrückt! Auf der anderen Seite schneiden sich die Airlines auch immer mehr selber ins Fleisch, wenn jeder seine eigenen System-Süppchen kochen muss und nichts mehr kompatibel ist...

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