Gast Hans Fuchs Geschrieben 31. März 2003 Teilen Geschrieben 31. März 2003 Dies Thema richtet sich natürlich vor allem an unsern Christian. Ich habe gelesen, dass die Schweizer Segelflieger so eine Art Negativrekord halten, was die Unfallhäufigkeit angeht. Mal angenommen, dass das nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, woran könnte es liegen? Was wird unternommen? Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Christian Thomann Geschrieben 1. April 2003 Teilen Geschrieben 1. April 2003 Hallo Hans Nein, aus der Luft gegriffen ist es nicht, aber aus der Statistik. Es stimmt, dass im Schweizer Segelflug statistisch mehr Unfälle gezählt werden, als in andern Ländern. Das BFU hat diese Statistiken kürzlich veröffentlicht. In der Schweiz sind etwa 3'000 Segelflugpiloten lizenziert. Das ist verhältnismässig auch sehr wenig. Dass wir leider einige unschöne Zahlen darüber legen müssen ist sehr schade. Ein Segelflugzeug ist auch nicht mit viel Elektronik ausgerüstet, keine Antikollisionswarnungen, Blitzlichter, Flightlevels etc. Du hast dies im Bedretto ja miterlebt. Wir tummeln uns auf gewissen "Rennstrecken" wie Jura, Wallis, Bergflanken, Kreten, und sogar sog. Hotspots. Das sind Kreuzungen, an welchen viele wegen der guten Aufwinde je nach Tageszeit bevorzugt werden. Dieses "Strickmuster" sind etwa hundert übereinander gelegte Streckenflüge aus den Loggern (GPS-Flugschreiber). Man beachte aber: innerhalb eines Jahres, nicht am gleichen Tag! Während unseres gemeinsamen Fluges fanden wir zeitweise auch sehr schlechte Sichtverhältnisse vor, die sich aber später rasch besserten. Der Schweizer Segelflugverband ist mit seiner Unfallprävention leider nicht sehr fortgeschritten und schon gar nicht Federführend. Im Februar wurde ein Flight Safety Workshop gemacht, aus welchem einige Empfehlungen hervorkamen. Das war's dann aber auch schon. Es liegt auch nicht einfach in der Anbringung von Farb- oder Spiegelfolien auf dem Flugzeugrumpf und den Tragflächen. Es ist auch nicht damit gemacht, das Piloten/Unfallverhältnis herunter zu spielen, wie die Statistik des SFVS beschreibt. Ebenso wenig nützt es von nicht erfassten Gleitschirm- und Deltaunfällen zu jammern. Es ist und bleibt eine Tatsache. Für mich als Pilot hindert mich keine Spiegelfolie und kein untaugliches Strobelight daran selbst heraus zu schauen. Das hast du hoffentlich bei mir auch beobachtet. Den "Kopf abschrauben", sage ich jeweils. Die Halswirbel kann man ja am Abend wieder tüchtig schmieren. ;) Ein regelmässiger Refresher in Form eines Kurses wäre vielleicht ein gutes Mittel. Dennoch sind es aber nicht hautpsächlich Kollisionen, die die Statistiken füllen, sondern auch etliche Bodenberührungen, aus verschiedenen Gründen (Abschmieren). Auch ungwohnte neue Elektronik im Cockpit. Ich persönlich verpöne GPS-gestützte Thermikberater und Kreisbahnvorzeichner. Siehe den Uhrenladen an der Aero in Friedrichshafen vom 24. - 27.4.2003! Wenn mir ein Motorpilot einen besseren Tipp geben kann, als "Useluege" und sauber fliegen, dann bin ich sehr gerne Abnehmer dafür! Danke Hans, für deine sehr interessante Frage! Chregel Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast Hans Fuchs Geschrieben 1. April 2003 Teilen Geschrieben 1. April 2003 Christian Wir hatten ja früher schon mal festgestellt, dass es entgegen meiner ersten Vermutung nicht in erster Linie die Zusammenstösse untereinander, sondern Zusammenstösse mit dem Gelände sind, die die Statistik hochtreiben. Klar, die Schweiz hat ein ganz spezielles Gelände, doch das haben die Franzosen und die Oesterreicher auch. Wie sieht es denn bei denen aus? Mir stellt sich auch die Frage, wie denn die Flugtaktik im Gebirge geschult wird. Entgegen Deiner Vermutung habe ich mich am Hang nicht unwohl gefühlt, doch habe ich ja wirklich eine schöne Anzahl Stunden nahe am Gelände drauf. Wie aber kommt der normale Flachland Segelpilot zu seinem Gebirgsflugtraining? Ein schöner Anteil der Unfälle sind auch immer die unklaren Fälle, wo eine medizinische Ursache vermutet wird. Ich bin keineswegs für eine Verschärfung in diesem Bereich, doch stellt sich die Frage, ob hierzulande andere Anforderungen und Regeln unsere Statistik trüben? Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Christian Thomann Geschrieben 3. April 2003 Teilen Geschrieben 3. April 2003 Hoi Hans >...wie denn die Flugtaktik im Gebirge geschult wird Eigentlich gar nicht. Die Segelflugschulung beinhaltet heine Alpeneinweisung. Erst, wenn ein Pilot auf einem Alpenflugplatz fliegen will, so kann der Platz gewisse Einweisungsbedingungen erstellen (Samedan, Münster etc), obwohl jeder Segelpilot bis dorthin fliegen kann. Lediglich die Einweisung auf TMG Motorsegler (Falke, Super-Dimona) schreibt eine Alpenweinweisung vor, d.h. eine Streckeneinweisung mit Überqueren des Hauptalpenkammes. Absolut lächerlich! Antwort: Ausser in eigentlichen Alpenflugplätzen wird dies gar nicht ausgebildet. >...eine medizinische Ursache vermutet wird. Vermuten kann man immer. Das passiert mir auch immer wieder, dass ich auch dort suche, da man oft den einen oder anderen Piloten persönlich als vorsichtigen und erfahrenen Piloten kennt. Ob er aber ein Herzproblem hatte, kommt erst später in den Untersuchungsberichten aus. Ich habe diese Berichte abonniert und lese alle Sparten immer sehr interessiert durch. Ich empfehle dies jedem als Prävention. Ich verweise auch auf den obigen Links zum BFU. Die Statistik beinhaltet ja einfach als Zählmaterial die Flugphase und nicht die Ursache. Hans, ich weiss, das Problem ist nicht so einfach zu beantworten und ist sicher jedem vernünftigen Piloten ein Dorn im Auge. Ein grosses kumulierendes Problem ist meines Erachtens auch jenes, das ich oben beschrieben hatte: die Ansammlung vieler Flugzeuge am gleichen Ort, zuwenig Herausschauen, ungeeignete Instrumentierung (Uhrenladen, GPS, Elektronik) und der unzustillende Drang weiter nach oben zu steigen, bis es an der Basis eintrübt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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