kly Geschrieben 29. August 2021 Geschrieben 29. August 2021 Liebe Pilotenkollegen, Bitte teilen Sie mir Ihre Erfahrungen mit, die Probleme mit der Medizin hatten und Erfahrung im Berufungsverfahren haben und/oder spezielle Kenntnisse zu diesem Thema haben. Ich habe eine CPL/IR/FI Lizenz und arbeite als Fluglehrer. Da ich an einer ATPL-Schule arbeite, benötige ich ein Medical Class 1. Mein Gesundheitszustand und meine körperliche Zustand sind exzellent, ich würde sagen sogar hervorragend für mein Alter und ich habe immer ohne Probleme mein Medical Class 1 erhalten. In meinem Kardiogramm gab es eine kleine Auffälligkeit, die jedoch viele Jahre lang von allen Ärzten als nicht signifikant angesehen wurde. Im Februar sagte mir mein Medical Examiner, dass ich mich aus Altersgründen von einem Kardiologen untersuchen lassen sollte. Er verwies mich an Dr. Drechsel. Dr. Drechsel hat sich sichtlich an meinem Alter gestört. Bei einem Velo-Belastungstest fand er auch eine Auffälligkeit in meinem Kardiogramm, die ebenfalls schon lange bekannt war und als geringfügig galt. Ich musste mich einer MRT-Untersuchung unterziehen, die kein signifikantes Problem ergab. Die Beurteilung lautete: "Keine signifikante belastungsinduzierte Ischämie bei maximaler Herzfrequenz von 124bpm (100% des Solls)." Am Ende empfahl Dr. Drechsel, mir ein Class 1 Medical mit der Einschränkung OML (valid only as or with qualified co-pilot) auszustellen. Mit dieser Einschränkung kann ich nicht in einer ATPL-Schule unterrichten und beabsichtige, gegen diese Entscheidung Berufung einzulegen. Wer Erfahrung mit dem Beschwerdeverfahren hat, Tipps, Informationen zu bestimmten Flugkardiologen, die sich nicht am Alter eines Bewerbers stören, bitte teilen Sie mir Ihre Erfahrungen mit. Zitieren
Dierk Geschrieben 29. August 2021 Geschrieben 29. August 2021 (bearbeitet) Es gibt einen Kriterienkatalog für die Flugmediziner. Eine kleine Auffälligkeit kommt im Kapitel kardiovaskuläres System nicht als Ausschlussgrund vor. Alter kann ab 40 Jahren ein Kriterium sein, welches bei irgendwelchen kardiologischen Auffälligkeiten eine intensivere Abklärung erzwingt. Wenn bereits das Ruhe-EKG auffällig war, kann es sich z.B. um eine Verlängerung der Dauer der Erregungsleitung handeln, z.B. ein Rechts- oder Linksschenkelblock, einen AV-Block oder um Rhythmusstörungen. In der Regel besteht dann erstmal der Verdacht auf eine möglicherweise zugrundeliegende ischämische Herzerkrankung oder eine strukturelle Herzerkrankung (Herzvergrösserung, Kardiomyopathie, Klappenvitium usw.). Ein Stress-Kardio-MRT war offenbar normal. Man wollte wohl sowohl eine strukturelle Herzerkrankung als auch eine lokale Ischämie ausschliessen. Da überhaupt ein MRT gemacht werden konnte, sind offenbar keine signifikanten Rhythmusstörungen vorhanden. Leider ist weder eine Begründung für die Entscheidung des Kardiologen, noch eine genaue Diagnose angegeben. Je nachdem, was objektiv gefunden wurde, gibt es mehr oder weniger Interpretationsspielraum. Wenn zum Beispiel der Verdacht auf eine ischämische Koronarkrankheit aufgrund der EKG-Zeichen weiter im Raum stünde (trotz negativem Stress-Kardio-MRT) wäre eine Koronarangiographie (Herzkatheter) der nächste diagnostische Schritt. Beim Kardio-MRT wurde allerdings in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt, so dass sie heute offenbar mit dem Herzkatheter in etwa gleichauf ist. Bei der Herzkatheteruntersuchung fände man entweder völlig gesunde Herzkranzarterien ohne Verengung oder mehr oder weniger starke proximale oder periphere Stenosen. Laut EASA soll z.B. jede proximale linksseitige Koronararterienverengung ab 30% bereits behandelt (gestentet) und nach 6 Monaten kontrolliert werden. Dies könnte dann eine postinterventionelle (vorübergehende) Krankschreibung auslösen. Die Kardiologen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben das Kardio-MRT nicht routinemässig eingesetzt, weil a) eine Therapie damit nicht möglich ist und b) das Gerät bzw. spezifische Protokoll dafür wohl auch nicht am Klinikstandort verfügbar war. Ich kann daher nicht mehr zum Thema sagen. Zitat (k) Coronary artery disease (1) Chest pain of uncertain cause should require full investigation. Applicants with angina pectoris should be assessed as unfit, whether or not it is alleviated by medication. (2) In suspected asymptomatic coronary artery disease, exercise electrocardiography should be required. Further tests may be required, which should show no evidence of myocardial ischaemia or significant coronary artery stenosis. (3) Applicants with evidence of exercise-induced myocardial ischaemia should be assessed as unfit. (4) After an ischaemic cardiac event or revascularisation procedure, applicants should have reduced cardiovascular risk factors to an appropriate level. Medication, when used to control cardiac symptoms, is not acceptable. All applicants should be on appropriate secondary prevention treatment. (i) A coronary angiogram obtained around the time of, or during, the ischaemic myocardial event or revasculisation procedure and a complete, detailed clinical report of the ischaemic event and of any operative procedures should be made available to the medical assessor of the licensing authority: (A) there should be no stenosis more than 50 % in any major untreated vessel, in any vein or artery graft or at the site of an angioplasty/stent, except in a vessel subtending a myocardial infarction; (B) the whole coronary vascular tree should be assessed as satisfactory by a cardiologist, and particular attention should be paid to multiple stenoses and/or multiple revascularisations; (C) Applicants with an untreated stenosis greater than 30 % in the left main or proximal left anterior descending coronary artery should be assessed as unfit. Leider können weiteren Abklärungen (kardiologisches Gutachten etc.) sehr schnell sehr teuer und vor allem zeitaufwendig werden. Vielleicht besser den Dialog mit dem Aeromedical Center suchen. Bearbeitet 29. August 2021 von Dierk 1 Zitieren
Dierk Geschrieben 30. August 2021 Geschrieben 30. August 2021 Es gibt übrigens noch die Möglichkeit der Zweitüberprüfung. Zitat ARA.MED.325 Secondary review procedure Regulation (EU) No 1178/2011 The competent authority shall establish a procedure for the review of borderline and contentious cases with independent medical advisors, experienced in the practice of aviation medicine, to consider and advise on an applicant’s fitness for medical certification. https://www.easa.europa.eu/sites/default/files/dfu/Easy_Access_Rules_for_Authority_Requirements_for_Aircrew_Part-ARA.pdf Zitieren
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