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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

 

meine Frage zum obengenannten Thema: zwecks Fehlervermeidung bei Arbeitsaufgaben im Team frage ich mich, inwiefern die aus der Aviatik bekannte Methode bzw. Training des Crew Ressource Managements auch ausserhalb des aviatischen Kontexts angewandt werden kann.

 

Da ich keine ATPL Ausbildung habe, habe ich selbst auch keine aviatische Ausbildung zum Crew Ressource Management genossen. Ich habe jedoch festgestellt, dass z.B. Kommunikationsfehler auch im nicht aviatischen Bereich eine häufige bzw. vielleicht sogar die häufigste Fehlerquelle bei delegiertem Arbeiten im Team sind.

 

Im medizinischen Bereich ist die „Crew“ bzw. das Team relativ umfangreich mit völlig verschiedenen Kompetenzen, Kenntnissen und Verantwortungsbereichen (von der Hilfspflegefachkraft bis zum Ärztlichen Direktor).

 

Es gibt jedoch in diesem Bereich bisher weder eine Fehlerkultur, die mit der doch relativ hochentwickelten der Aviatik vergleichbar wäre, noch ein auf allen Hierarchieebenen hinreichend ausgeprägtes Bewusstsein zu kommunikationsbedingten Fehlern und überhaupt zu den Grenzen menschlichen Leistungsvermögens unter Stress oder erhöhter Fehlerrate infolge verminderter Ruheperioden. Seitens des Strafrechts herrscht noch immer eine starke Tendenz zur blame culture, d.h. eine einzelne Person wird zum Sündenbock erklärt, ohne dass systemische Zusammenhänge berücksichtigt werden.

 

Um mögliche Fehler präventiv anzugehen, frage ich mich, wie am besten die aus dem Crew Ressource Management bekannte Methodik auf nicht-aviatische berufliche Bereiche übertragen werden kann. 

 

Wurde so etwas schon einmal versucht, gibt es persönliche Erfahrungen mit der Anwendung des CRM ausserhalb der Pilotenkanzel oder hat jemand allgemein Literaturtipps zum Crew Ressource Management? 

 

Danke.

 

Bearbeitet von Dierk
Grammatik
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Dierk

 

Ich habe bis jetzt auch noch nicht viel zum Thema Crew Resource Management gelesen, jedoch ist die Theorie sicherlich auch auf andere nicht-aviatische Bereiche anwendbar aufgrund der vielen psychologischen Modelle, die darin Anwendung finden. Meines Wissens nach hat die damalige Swiss Aviation Training im Bereich Medizin Seminare angeboten, um dem medizinischen Personal Konzepte aus dem CRM zu vermitteln.

 

LG

 

Chris

EDIT: Ich habe dazu noch folgenden Artikel gefunden https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/safety-first--aerzte-lernen-von-piloten/story/19571252

Bearbeitet von SierraCharlie
Link gefunden
Geschrieben

Interessant. So ein Seminar wäre sicher nicht verkehrt.

 

Ich habe noch dies dazu gefunden:

 

 

 

 

Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb SierraCharlie:

Meines Wissens nach hat die damalige Swiss Aviation Training im Bereich Medizin Seminare angeboten, um dem medizinischen Personal Konzepte aus dem CRM zu vermitteln.

 

 

Ja das scheint es noch zu geben und mit etwas durchklicken findet man es auch.

 

https://www.interpersonal-competence-training.com

 

Zitat

IC Interpersonal Competence steht für die geballte Kompetenz im Human Factors Training. Es wurde von Lufthansa Aviation Training gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) entwickelt. Damit steht der Healthcare-Branche im gesamten deutschsprachigen Raum ein völlig neuartiges Instrument zur Verfügung, mit dem das Handeln im Team und die Sicherheit in Entscheidungsprozessen entscheidend verbessert wird – und zwar fachübergreifend.

 

Gruß Alex

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Geschrieben

Nicht explizit CRM, aber gerade der Gebrauch von Checklisten hat sich auch in einigen Bereichen der Medizin etabliert, nicht zuletzt um Kunstfehler zu vermeiden.

Z.B. : https://www.medmedia.at/das-medizinprodukt/checklisten-in-der-medizin-hilfsmittel-oder-zeitdieb/

"Aus der kommerziellen und der militärischen Luftfahrt ist der Einsatz von Checklisten nicht mehr wegzudenken. Auch in der Medizin macht man sich das Wissen zunehmend zunutze.'

"Anästhesist und Intensivmediziner Prof. Peter Pronovost war einer der ersten Ärzte, der in den USA Checklisten in der Medizin einsetzte, um der steigenden Komplexität entgegenzuwirken und Prozesse zu vereinfachen. Im Jahr 2001 startete er mit dem Vorhaben, Blutinfektionen aufgrund bakteriell besiedelter zentraler Venenkatheter durch die Anwendung einer einfachen Checkliste zu bekämpfen – Infektionen, die immerhin für rund 30.000 Tote (USA) pro Jahr kausal verantwortlich waren."

"Das Pflegepersonal wurde ermächtigt, Ärzte in ihrer Arbeit zu stoppen, wenn sie Punkte der Liste umgingen."

"Auch im chirurgischen Umfeld hat sich die „WHO surgical safety checklist“ bewährt, die heute insgesamt 19 Checks umfasst, von denen sieben vor der Narkoseeinleitung durchgeführt werden. Die Verwendung dieser Checkliste ist heute eine klare Empfehlung der WHO, der sich weltweit auch viele Organisationen und Fachgesellschaften angeschlossen haben („World Alliance for Patient Safety“)."

Gruss
Jens

Gesendet von meinem Pixel 2 mit Tapatalk

Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb SierraCharlie:

 

Artikel für Abonnenten. Aber auf SRF gibt es zwei Beiträge mit identischem Titel und Gast Dr. Läubli. Es geht hauptsächlich um Checklisten im OP.

 

https://www.srf.ch/news/panorama/sicherheit-im-operationssaal-chirurgen-lernen-im-cockpit

 

https://www.srf.ch/play/radio/treffpunkt/audio/aerzte-lernen-von-piloten?id=8240e81a-b920-4d02-a459-37c34432ce5b

 

 

 

Bearbeitet von Dierk
link
Geschrieben (bearbeitet)
Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb guy:

 

Ah, sehr cool, vielen Dank. 

 

Jetzt müsste es nur noch auch tatsächlich in der Routineversorgung besser integriert und umgesetzt werden... 

Geschrieben

Hallo Dirk

 

Das Thema CRM wurde, wenn ich mich richtig erinnere, in den 80er Jahren bei einigen Airlines eingeführt. Man hat relativ schnell den Nutzen von CRM in der Teamarbeit erkannt. Vor allem in Teams, bei welchen komplexe Handlungen unter Zeitdruck und in Stresssituationen korrekt ausgeführt werden müssen.

Es wurden deshalb schon früh Kurse bei Spitälern und in Operationsteams durchgeführt (mir ist hier bekannt, dass dies zumindest hier in der Ch stattgefunden hat).

Dieses Austauschen von Kenntnissen zwischen Trainingsplattformen von Flugbesatzungen und Spitälern findet weiterhin statt.

Die Checklisten, welche heute bei Operationen genutzt werden, hat dabei nach meinem Gutdünken nur am Rande  etwas mit CRM zu tun. Die Checklisten sind primär da, in jeder Situation nichts zu vergessen.

CRM selber bedeutet unter anderem auch, dass eine OP-Schwester den Chefarzt auf einen möglichen Fehler hinweisen darf.

 

Gruss

Patrick

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo alle,

 

vielen Dank für die Links. Jetzt habe ich einiges zum Lesen...

 

Was in der Chirurgie läuft kann ich nicht sagen, ist nicht mein Fachgebiet.

 

Checklisten haben wir z. B. keine. Man könnte diese evtl. für einschlägige Prozeduren verwenden, wie Punktionen von anderen Körperflüssigkeiten als Blut.

 

In der Inneren Medizin bzw. auf dem Notfall gab es jedenfalls keine solchen speziellen CRM Kurse/Schulungen. Mag sein, dass sowas an einem Unispital angeboten wird, in einem Regionalspital habe ich davon nie gehört. In meinem Bereich kommt es eher auf die Kommunikation zwischen Ärzten mit Ärzten und mit Pflegefachleuten (bzw. mit dem Patienten) an, aber gerade das wäre ja auch Teil von CRM.

 

 

Bearbeitet von Dierk

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