Gulfstream Geschrieben 30. August 2020 Geschrieben 30. August 2020 War mir so nicht bewusst, aus der NZZ. Allenfalls auch für Mitlesende hier off-topic interessant: "Sand ist eine der am stärksten genutzten Ressourcen der Welt. Gleichzeitig ist der Abbau von Sand ein einträgliches Geschäft, das kaum reguliert ist. Es kommt vielerorts zum Raubbau – mit verheerenden Folgen. Er ist ein Werk für die Ewigkeit, und dann verschwindet er so schnell. Sand entsteht in Tausenden bis Millionen von Jahren aus Gestein, das durch Wind, Regen, Sonne und Frost verwittert. Es bilden sich Stücke, die vom Wind und von den Flüssen fortgetragen und dabei immer stärker verkleinert werden. Am Ende bleibt Sand mit einer Korngrösse von 0,06 bis 2 Millimeter übrig. Sand, der ins Meer gelangt, wird wieder an die Küste gespült und baut Strände auf. Nach dem Wasser bilden Sand und Kies zusammen die umfangreichste Ressource, die der Mensch aus der Natur gewinnt. Ohne sie gäbe es weder Beton noch Asphalt oder Glas, um Häuser, Schulen, Strassen oder Solarpanels zu konstruieren. Sand kommt überall vor – in Flüssen, an Stränden, am Meeresgrund und angehäuft in unterirdischen Depots. Er ist billig, vielseitig und meistens relativ leicht abzubauen. Das Problem: Auch beim Sand ist der Mensch unersättlich und entnimmt den Flüssen mehr davon, als natürlicherweise wieder eingetragen und ablagert werden könnte. Naturschutzorganisationen wie der WWF und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen warnen seit Jahren eindringlich: Die ökologischen und sozialen Folgen des Sandabbaus sind ein Problem von globaler Bedeutung. Und trotzdem geschieht wenig. Obwohl Sand eine der am stärksten genutzten Ressourcen ist, ist er gleichzeitig eine der am wenigsten regulierten. Als Erste haben die westlichen Industrieländer Gesetze erlassen, um dafür zu sorgen, dass Sand und Kies nachhaltig bewirtschaftet wird. Doch dort, wo die Städte noch nicht fertig gebaut sind – in den Entwicklungs- und Schwellenländern –, fehlen entsprechende Vorschriften, oder sie werden nicht durchgesetzt. «Sand ist ein sogenannter hegemonialer Rohstoff, zu dem es gegenwärtig praktisch keine Alternativen gibt. Auch fehlen die Anreize zur Entwicklung solcher Alternativen, weil ökonomisch nutzbarer Sand nach heutigen Marktpreisen stark unterbewertet ist», sagte vor ein paar Jahren die britische Ökonomin und Sandspezialistin Kiran Pereira. Das gilt heute noch: Eine Tonne Sand zum Bauen kostet weniger als zwölf Dollar. Das ist das Schicksal von Sand: Er ist ein «High volume, low value»-Rohstoff. «Wenn er knapp wird, holt man ihn sich eben von anderswo», so Pereira. Bauindustrie Die Bauindustrie verbraucht mit Abstand am meisten Sand – dort werden weltweit jährlich rund 30 Milliarden Tonnen dieser Ressource verarbeitet. Beton und Asphalt bestehen bis zu 90 Prozent aus Sand. Ein durchschnittliches Haus benötigt 200 Tonnen Sand, ein Spital 3000 Tonnen, und für den Bau eines einzigen Kilometers Strasse braucht es 30 000 Tonnen Sand. Wegen des Bevölkerungswachstums und der fortschreitenden Urbanisierung steigt der Bedarf insbesondere in Asien und Afrika. Strategische Mineralien Sand ist ein Ausgangsstoff für die Gewinnung sogenannter strategischer Mineralien, die für unser modernes Leben unentbehrlich sind. Mineralien wie Rutil, Zirkon oder Ilmenit (Titaneisen) werden für die industrielle Fertigung von Keramik, Pigmenten, Plastik und anderen Produkten gebraucht. Manche Länder zählen Sande sogar zu ihren strategischen Naturreserven. Nach der Extraktion der begehrten Mineralstoffe wird der Sand mitunter wieder an den Abbauort zurückgebracht. Fracking Sehr viel Sand wird auch für das Fracking gebraucht. Bei dieser Form der Erdgasgewinnung wird ein Cocktail von Chemikalien unter hohem Druck in Gesteinsschichten gepresst – zusammen mit grossen Mengen an Sand und Wasserdampf. Der Sand hat die Funktion, die entstehenden Risse zu stabilisieren. So entstehen Kanäle, durch die das Gas in das Bohrloch gelangen kann. Die verwendeten Sandkörner müssen spezielle Eigenschaften in Bezug auf den Quarzgehalt und ihre Form haben. Die Folgen: Die im wahrsten Sinne des Wortes einschneidendste Folge des Sandabbaus ist die Vertiefung von Flussbetten. Der Grund des Bachang-Flusses in Taiwan etwa hat sich um volle 30 Meter abgesenkt. Das verändert die morphologische Beschaffenheit eines Flusses und seiner Umgebung: Die Ufer werden steiler, und traditionelle Überschwemmungsgebiete fallen trocken. Die Mafia profitiert Wo Regulationen fehlen, hat das organisierte Verbrechen leichtes Spiel. In bis zu 70 Ländern sind sogenannte Sandmafias am Werk. Oft in Zusammenarbeit mit den Behörden und geschützt vor Strafverfolgung beuten sie illegal Sandminen aus. In Marokko haben Sandschmuggler einen langen Strand zwischen Safi und Essaouira in eine Landschaft aus Geröll verwandelt. Die Tierwelt leidet Die Folgen des weltweiten Abbaus von Sand für die Tierwelt sind vielfältig, wenn auch oft wenig untersucht. Die Erosion von Flussufern entlang des Ganges im Norden Indiens zum Beispiel hat die Brutgebiete des seltenen Gangesgavials, eines Flusskrokodils, zerstört. Das Entfernen von Sand verändert die Bodenstruktur am Grund von Flüssen und damit die Habitate von Fischen. Der Mensch bekommt die Folgen des Sandabbaus auch direkt zu spüren. In Taiwan und Kalifornien sind Brücken eingestürzt, weil vertiefte Flüsse die Fundamente der Bauwerke unterspült hatten. An manchen Orten hat sich in der Umgebung der Flüsse der Grundwasserspiegel abgesenkt. Und die verstärkte Erosion der Ufer lässt immer wieder nutzbares Land verschwinden." Markus Gesendet von iPad mit Tapatalk Zitieren
PAO1908 Geschrieben 30. August 2020 Geschrieben 30. August 2020 (bearbeitet) Hallo Markus, es gibt eine gute Doku dazu, ich habe sie vor ein paar Jahren mal gesehen: Wirklich sehenswert. Mir war die Problematik so auch nicht bewusst. Gruss Bearbeitet 30. August 2020 von PAO1908 1 Zitieren
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