Walter_W Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 (bearbeitet) Ich eröffne hier einen eigenen Thread zu Corona. Die bisherigen Post’s zu Corona sind in verschiedensten Thread’s platziert worden. Gemäss NZZaS arbeite der Bundesrat an einem Konzept zur Bewältigung einer allfälligen zweiten Welle. Dieses Konzept ist derzeit in den Kantonen in Vernehmlassung und soll etwa in zwei Wochen veröffentlicht werden. Der Hauptansatz ist ein regionaler Ansatz, etwas was BR Berset bisher immer abgelehnt hat, als gefordert worden ist, den Tessin von der Restschweiz abzuriegeln. Genau dies wird künftig möglich sein. Die Kantone werden ermächtigt sein, „Läden, Restaurants, Hotels oder sogar ganze Ortschaften abzuriegeln. Das Betreten oder Verlassen sei für alle Personen verboten.“ Dies könnte für Touristikorte sehr einschneidend sein, aber so liessen sich Vorkommnisse wie in Ischgl oder Verbier vermeiden. Das BAG hat weiterhin die Aufsicht, aber die Kantone werden ausführungsbestimmend sein. Das hiesse, dass es keine „ausserordentliche Lage“ mehr geben soll und „nur“ eine „besondere Lage“. Andere Quellen: Gemunkelt wird, dass es kein zweites Finanzpaket des Bundes geben wird bei einer zweiten Welle. Ebenfalls solle der Einsatz der Armee und Zivilschutz besser auf die tatsächlichen Bedürfnisse abgestimmt werden und nicht jedem Kanton der nach Unterstützung durch die Armee ruft, gleich ein Kontingent auf Vorrat zugeteilt bekommen, welches der Kanton dann aber gar nicht richtig einsetzen kann und die Soldaten zum Herumstehen nötigt. Es wurde offensichtlich nicht nur WC-Papier durch die Bevölkerung gehamstert, Kantone haben auch Soldaten und Zivilschützer gehamstert. Schutzmasken sind jetzt genügend vorhanden, das Pflichtlager für Ethanol wird wieder aufgebaut im Raume Luzern. Bearbeitet 17. Juni 2020 von Walter_W 1
Dierk Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 Wenn ganze Ortschaften abgeriegelt werden, wird es wieder (vorsorgliche) Hamsterkäufe geben, die dann auch tatsächlich sinnvoll sind. Zeit für eine Gefriertruhe ... 1
ErnstZ Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 vor 2 Stunden schrieb Dierk: Wenn ganze Ortschaften abgeriegelt werden, wird es wieder (vorsorgliche) Hamsterkäufe geben, die dann auch tatsächlich sinnvoll sind. Zeit für eine Gefriertruhe ... Nein, sinnvoll werden die m.E. auch dann nicht sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Schweiz Ortschaften wirklich komplett abgeriegelt werden und nicht einmal mehr Logistikunternehmen zur Belieferung von Supermärkten zugelassen werden. Es hat sich ja gezeigt in Italien, Spanien oder Österreich dass auch bei Abriegelung von Gebieten die Versorgung von lebensnotwendigen Artikeln gewährleistet war. Zudem stelle ich mir eine Abriegelung noch schwierig vor. Das funktioniert in touristischen Regionen mit einer Einfallachse sicherlich ziemlich gut. Was aber wenn beispielsweise ein Hotspot in einer Kleinstadt im Mittelland oder in der Agglomeration einer grösseren Stadt auftritt? Grüsse Ernst
cosy Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 58 minutes ago, ErnstZ said: Nein, sinnvoll werden die m.E. auch dann nicht sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Schweiz Ortschaften wirklich komplett abgeriegelt werden und nicht einmal mehr Logistikunternehmen zur Belieferung von Supermärkten zugelassen werden. Denk mal ein paar Sejunden weiter! Hamsterkäufe sind wie Massen-Fluchtverhalten nicht an logisch -analythische Weisheiten gekoppelt, sondern Reaktion auf ein Signal, einen Trigger. Und genau das ist die Fehlkonstruktion in Deinem Text: Wenn man kommunizieren wird, dass Kantone oder Ottschaften oder Liegenschaften abgeriegelt werden, das aber nicht vorhat aus Angst vor Massenreaktion, solkte sowas erst gar nicht beschlossen und kommuniziert werden! Für meinen Geschmack ist das pures Kriegsrecht. Das stinkt zum Himnel!
ErnstZ Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 vor 17 Minuten schrieb cosy: Denk mal ein paar Sejunden weiter! Hamsterkäufe sind wie Massen-Fluchtverhalten nicht an logisch -analythische Weisheiten gekoppelt, sondern Reaktion auf ein Signal, einen Trigger. Und genau das ist die Fehlkonstruktion in Deinem Text: Wenn man kommunizieren wird, dass Kantone oder Ottschaften oder Liegenschaften abgeriegelt werden, das aber nicht vorhat aus Angst vor Massenreaktion, solkte sowas erst gar nicht beschlossen und kommuniziert werden! Für meinen Geschmack ist das pures Kriegsrecht. Das stinkt zum Himnel! Lies doch nochmals meinen Text und denk dann selber mal ein paar Sekunden weiter... Ich habe nie gesagt man werde das nicht tun aus Angst vor Massenreaktionen... Ich habe lediglich gesagt dass auch wenn abgeriegelt werden würde, dass man weiterhin für die Lieferung lebensnotwendiger Güter offen sein wird. Das kann man nämlich kontrollieren, wenn Lastwagen mit Lebensmitteln ein- und ausfahren. Genauso hat es auch in Österreich funktioniert, Teile des Tirols waren abgeriegelt, aber die Logistik konnte nach wie vor aufrechterhalten werden. Genau so etwas muss man auch kommunizieren! Wobei ich nicht hoffe, dass es überhaupt soweit kommen wird... Grüsse Ernst 1
Walter_W Geschrieben 14. Juni 2020 Autor Geschrieben 14. Juni 2020 Hamsterkäufe treten nur auf, wenn es nicht gelingen würde, die Versorgungssicherheit, für Alle verständlich genügend, zu kommunizieren. Jetzt wird übrigens WC-Papier mit 40% Rabatt verschleudert. In der Tat, sowohl im Tirol, in der Lombardei und in Frankreich wurden Gebiete abgesperrt und damit konnten Hotspots isoliert werden und die weitere Ausbreitung verhindert werden. Dass die Versorgung mit lebenswichtigen Güter sichergestellt werden muss und auch kann, ist selbstverständlich. Dazu gäbe es sogenannte Logistik-Triagestellen. Das ist nichts Neues, sind ähnlich wie Contaminationsstellen und diese sind in der scharfen Praxis schon vielfach erprobt. Also verhungern wird niemand. Aber es muss klar sein, die persönliche Freiheit würde wieder eingeschränkt, so wie die ganze Schweiz dies in den letzten Wochen erlebt hat, aber eben nicht mehr national, sondern nur regional oder lokal. „Bleibt zuhause“ würde für die betroffenen Orte wieder gelten. Solche regionalen oder lokalen Massnahmen sind immer noch besser als die ganze Schweiz wieder runterzufahren oder der Ausbreitung des Virus freien Lauf zu gewähren. Die Immunität ist noch zu wenig erforscht, als dass man auf sie zählen kann. Aber vielleicht könnte man dem veralteten Ratschlag „Notvorrat anlegen“ wieder etwas besser nachleben. Hoffen wir, dass wir vor der zweiten Welle oder weitere Wellen verschont werden. Habt ihr übrigens gewusst, dass vor 60 Jahren viele Ortschaften in der Schweiz mehrere Tage vollständig abgesperrt wurden wegen der Maul- und Klauenseuche? Oder auch in neueren Zeiten gelegentlich Ortschaften wegen Lawinengefahr nicht mehr erreicht werden konnten. 1
Urs Wildermuth Geschrieben 14. Juni 2020 Geschrieben 14. Juni 2020 Sieht man den Verlauf an und die Entscheidungsprozesse dieser ersten Welle die die Sonntagspresse jetzt ja teilweise rausgelassen hat, dann denke ich wird man in der Zukunft sehr viel schneller handeln müssen um die Auswirkungen möglichst klein zu halten. Da macht ein Lokales Konzept eben Herde lokal auch abzusperren durchaus Sinn, in der Pendlergesellschaft ist bei der Inkubationszeit von nach wie vor 5-14 Tagen das aber nach wie vor schwierig umzusetzen. Es ist heute klar, dass es bereits im Februar sehr laute warnende Stimmen gegeben hat, wenn man auf diese gehört und bereits um den 24.2. einen totalen Lockdown gemacht hätte, dann wäre die Sache in der Schweiz sehr viel glimpflicher abgelaufen und man hätte den Lockdown bereits Anfang April national wieder lösen können. Die jetzt bekannt gewordenen Entscheidungsbäume, sollten sie so gefallen sein, sind jedenfalls für viele Beteiligten ausgesprochen ernüchternd. Um eine 2. Welle schneller und effektiver abhandeln zu können ist es absolut notwendig, dass die Prozesse hinterfragt und die Vorratshaltungen e.t.c. 100% gewährleistet werden. Dann muss man auch nicht die Bevölkerung anlügen (Masken) sondern kann sofort handeln. Es wäre durchaus möglich, dass eine 2. Welle nicht mehr mit einem derart rabiaten Lockdown gehandelt werden müsste sondern dass z.B eine Maskenpflicht und Hygieneeinhaltung durchaus reicht um die Ansteckungen zurückzufahren. Jedenfalls ist es auch wichtig, die Lektionen aus den Ländern zu sehen, die radikaler oder eben gar nicht gehandelt haben. Desto mehr kann man zukünftige Situationen mit mehr Hintergrundwissen auch anders angehen falls die Auswertungen der bisherigen Verläufe das erlaubt. Aus dieser Sicht heraus kann man von den Verläufen der Ignorantenstaaten USA, UK und so weiter vermutlich recht viel lernen, aber der Preis dafür ist extrem hoch. 2
Urs Wildermuth Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 Ein sehr interessanter Artikel zum Thema. https://www.bluezones.com/2020/06/covid-19-straight-answers-from-top-epidemiologist-who-predicted-the-pandemic/ Ich würde meinen man kann mit dem recht viel anfangen, allerdings hat es einen kleinen Schönheitsfehler: Er propagiert dass das Ansteckungsrisiko draussen sehr viel kleiner als drinnen ist. Das ist aus verschiedenen Gründen auch nachvollziehbar. Allerdings war eine der grössten Ausbrüche im Mailänder Fussballstadion, draussen. Nur ist das natürlich keine "normale" Situation, dennoch aber ist draussen generell zu einfach. Open Airs, Konzerte, Fussball, e.t.c. wo die Leute nahe zusammen stehen und dazu auch noch singen oder schreien sind draussen genau so gefährlich wie drinnen. 1
ErnstZ Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 vor 3 Stunden schrieb Urs Wildermuth: Ich würde meinen man kann mit dem recht viel anfangen, allerdings hat es einen kleinen Schönheitsfehler: Er propagiert dass das Ansteckungsrisiko draussen sehr viel kleiner als drinnen ist. Das ist aus verschiedenen Gründen auch nachvollziehbar. Allerdings war eine der grössten Ausbrüche im Mailänder Fussballstadion, draussen. Nur ist das natürlich keine "normale" Situation, dennoch aber ist draussen generell zu einfach. Open Airs, Konzerte, Fussball, e.t.c. wo die Leute nahe zusammen stehen und dazu auch noch singen oder schreien sind draussen genau so gefährlich wie drinnen. Das mit dem Fussballspiel in Mailand ist sicherlich ein gutes Beispiel eines grossen Ausbruchevents. Die Frage ist aber, wo sich die Leute angesteckt haben. War das wirklich im Fussballstadion selber? Oder vielleicht im ÖV bei der Anreise, im Pub vor/nach dem Spiel etc.? Das ist für mich vor allem die Frage, weil bei grossen Events gibt es auch immer entsprechend grosse Reisebewegungen. Grüsse Ernst 1
Dierk Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 (bearbeitet) vor 3 Stunden schrieb Urs Wildermuth: Ein sehr interessanter Artikel zum Thema. https://www.bluezones.com/2020/06/covid-19-straight-answers-from-top-epidemiologist-who-predicted-the-pandemic/ Leider propagiert er wieder das alte Durchseuchungsdogma: Zitat But I can say with certainty, what I call the laws of virus physics, is that this is going to continue to transmit until we see a large part of the population infected. When you think about only 5% of this country’s been infected to date, and you understand the pain, the suffering, the death, and economic disruption that’s occurred with just 5%, then you can imagine what it’s going to take for us to get to 60 or 70%. Weil Menschen unflexibel sind und sich nicht an neue Situationen anpassen können und auch prinzipiell keine behördlichen Massnahmen ergriffen werden können, muss zwangsweise, aufgrund einer Art physikalischen Naturgesetzes des Virus, eine Durchseuchung von 60-70 Prozent erfolgen, bis Herdenimmunität erreicht ist. Das ist natürlich ein enormer Blödsinn, Herdenimmunität ist dann erreicht, wenn das R unter eins fällt und die Gesellschaft gelernt hat, mit dem Virus zu leben, d. h. Verhaltensänderungen langfristig aufrechterhalten werden können. Das R ist bereits schon länger unter Eins. Wir probieren gerade aus, wieviel der alten Vethaltensmuster wir uns erlauben können, ohne dass das R auf über 1 steigt. Unnötige Dinge wie z. B. sich die Hand geben, könnten problemlos langfristig abgeschaft werden. Auch der interindividuelle Abstand bei sozialen Meetings, also die persönliche Komfortzone, bevor man die Nähe des Gesprächspartners als "intim" oder aufdringlich empfindet, könnte neu eingeregelt werden. Bearbeitet 15. Juni 2020 von Dierk 1
Urs Wildermuth Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 vor 10 Stunden schrieb ErnstZ: Die Frage ist aber, wo sich die Leute angesteckt haben. War das wirklich im Fussballstadion selber? Oder vielleicht im ÖV bei der Anreise, im Pub vor/nach dem Spiel etc.? Das ist für mich vor allem die Frage, weil bei grossen Events gibt es auch immer entsprechend grosse Reisebewegungen. Richtig. Und dazu kommt, das Fussballstadion ist alles andere als normales "draussen", sondern bis auf ein Loch im Dach in der Mitte praktisch eingeschlossen. Heisst, die Luftzirkulation ist definitiv nicht so, wie wenn man wie der Autor das propagiert, in Parks e.t.c wo es relativ viel Platz gibt unterwegs ist. Heute sind aber viele Stadien so, von Theater, Konzerten e.t.c. gar nicht zu reden. Daher denke ich mal, die werden noch sehr lange nicht gehen wenn sie überhaupt je zurück kommen. vor 10 Stunden schrieb Dierk: Herdenimmunität ist dann erreicht, wenn das R unter eins fällt und die Gesellschaft gelernt hat, mit dem Virus zu leben, d. h. Verhaltensänderungen langfristig aufrechterhalten werden können. Ist das eine offizielle Definition? Ich glaubte bisher Herdenimmunität sei eben dann erreicht, wenn soviele Träger Antikörper aufweisen, dass das Virus keine Träger mehr findet. Und dass eben dies bei 60-70% passiert. vor 10 Stunden schrieb Dierk: Unnötige Dinge wie z. B. sich die Hand geben, könnten problemlos langfristig abgeschaft werden. Auch der interindividuelle Abstand bei sozialen Meetings, also die persönliche Komfortzone, bevor man die Nähe des Gesprächspartners als "intim" oder aufdringlich empfindet, könnte neu eingeregelt werden So einfach ist es nicht. Der Abstand von 2 m als neues Normal bedeutet extreme Einschnitte in das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Nicht das das vorher ideal gewesen ist, mir hat immer schon vor solchen Massen gegraut, aber überleg mal was da alles wegfällt. Primär alle Sportveranstaltungen, Konzerte, Theater, Kino, Clubs, Discoteken, Kirchen e.t.c. sind dann aus. Noch nicht mal angefangen beim Public Transport, der nur noch 1/3 der heutigen Kapazität hat. Auch wenn man sich vorstellt, das die Maske das "Kondom des Coronavirus" sein soll.... heisst bei jeder interaktion müsste diese getragen werden. Ist das wirklich realistisch? Sicher, Homeoffice und all das wird hier einiges ändern, aber das die Menschheit bereit ist, praktisch die gesamten Performing Arts aufzugeben halte ich für unwahrscheinlich.
Dierk Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 (bearbeitet) vor 26 Minuten schrieb Urs Wildermuth: Ist das eine offizielle Definition? Ich glaubte bisher Herdenimmunität sei eben dann erreicht, wenn soviele Träger Antikörper aufweisen, dass das Virus keine Träger mehr findet. Und dass eben dies bei 60-70% passiert. ... So einfach ist es nicht. Der Abstand von 2 m als neues Normal bedeutet extreme Einschnitte in das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Nicht das das vorher ideal gewesen ist, mir hat immer schon vor solchen Massen gegraut, aber überleg mal was da alles wegfällt. Primär alle Sportveranstaltungen, Konzerte, Theater, Kino, Clubs, Discoteken, Kirchen e.t.c. sind dann aus. Noch nicht mal angefangen beim Public Transport, der nur noch 1/3 der heutigen Kapazität hat. Auch wenn man sich vorstellt, das die Maske das "Kondom des Coronavirus" sein soll.... heisst bei jeder interaktion müsste diese getragen werden. Ist das wirklich realistisch? Sicher, Homeoffice und all das wird hier einiges ändern, aber das die Menschheit bereit ist, praktisch die gesamten Performing Arts aufzugeben halte ich für unwahrscheinlich. Ein R < 1 definiert die Herdenimmunität. Die Virulenz des Virus mag zwar gegeben sein, z.B. unter den Bedingungen Schweiz, Februar 2020, naive und uninformierte Bevölkerung, war das R0 = 2,5. Die Gleichung für Herdenimmunität ist pc = 1 - (1 / R0) Prozentsatz der Bevölkerung, der immun sein muss = 1 - (1 / R0) 1 - (1 / 2.5) = 0,6, d.h. 60% der Bevölkerung müsste Antikörper haben (Virulenz unter den Bedingungen siehe oben). Wenn aber die Bedingungen kulturell und verhaltensbedingt ändern, ist das R0 nicht mehr 2,5. Bereits regelmässiges Händewaschen soll das R0 senken. Abstand halten senkt das R. Jemand, der gerade Erkältungssymptome hat, nicht küssen oder sonst keinen näheren Kontakt suchen, senkt das R, regelmässiges Lüften in geschlossenen Räumen senkt es usw. Wenn nun durch eine nicht mehr naive Bevölkerung mittels Verhaltensänderungen das R von 2.5 auf 1.5 gesenkt wird, müssen plötzlich nicht mehr 60% der Bevölkerung immun sein, sondern nur noch 1 - (1 / 1.5) = 0,33 d.h. 33 Prozent der Bevölkerung muss immun sein. Mit Kontakttracing (Corona-App) und weiteren Massnahmen könnte das R evtl. auf 1.25 oder tiefer gesenkt werden, dann gilt 1 - (1 / 1.25 ) = 0,2 d.h. 20 Prozent muss immun sein. Mit strengeren Massnahmen fällt das R unter 1 (z. B. war es zeitweise bei 0,65). Sobald es unter 1 fällt, ist die Gleichung sinnlos, denn dann würde der Bevölkerungsanteil negativ, d.h. im Grunde stirbt das Virus aus, je tiefer das R desto schneller, es sei denn es wird von aussen ständig erneut in die Bevölkerung getragen, z.B. durch erkrankte Reisende aus Risikogebieten, die ständig einströmen, oder durch Tiere, die für das Virus ein Reservoir bilden. Andersherum könnte man sich auch vorstellen, das kultur- und verhaltensbedingt das R über 2.5 steigt. Z.B. wenn die gesamte Bevölkerung ermuntert würde, zwei- dreimal die Woche intensiven und engen Kontakt mit möglichst vielen weiteren Personen zu suchen und dabei anderen Leuten möglichst oft ins Gesicht zu husten, keine Taschentücher mehr benützt würden, sondern der Rotz einfach so rausgeblasen wird usw. Bearbeitet 15. Juni 2020 von Dierk 1
Walter_W Geschrieben 15. Juni 2020 Autor Geschrieben 15. Juni 2020 (bearbeitet) Dierk, Was das "R" bedeutet ist mir klar. Ist es ein objektiver, messbarer Wert oder eine Schätzung? Und wenns eine Schätzung ist, durch wen? Bearbeitet 15. Juni 2020 von Walter_W
Dierk Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 Das R kann durch Kontaktverfolgung bei Beginn einer Epidemie ermittelt werden. Wenn jemand als erkrankt festgestellt wird, befragt man ihn, mit wem er in der Inkubationszeit Kontakt hatte und untersucht anschliessend alle diese Personen und zählt, wieviele ebenfalls erkrankt sind. Das macht man mit allen Erkrankten und kommt nach einer Weile so auf einen Mittelwert. D.h. im Mittel hat ein Erkrankter 2.5 weitere Personen angesteckt als die Erkrankung noch unbekannt war, die Bevölkerung davon überrascht wurde und die Massnahmen dagegen nicht existierten. Es gibt aber die Theorie der Superspreader. Ein fünftel aller Erkrankten gibt das Virus an deutlich mehr als 2.5 weitere Personen weiter, während die anderen 80% der Erkrankten das Virus an deutlich weniger als 2.5 Personen bzw. sogar überhaupt nicht weitergeben, dies auch bei engem häuslichem Kontakt.
Walter_W Geschrieben 15. Juni 2020 Autor Geschrieben 15. Juni 2020 (bearbeitet) Die Berechnung interessiert mich und habe im Internet gesucht: Offenbar steige der R-Wert in Deutschland markant an. Stand 15.Juni 2020 20.01 Uhr: Wert 1.19 in Deutschland Das RKI berechnet den Wert so „Um Herauszufinden wie viele Menschen die Betroffenen im Durchschnitt infiziert haben, muss die Zahl der Neuinfektionen in einem bestimmten 4-Tages-Intervall durch die Zahl des vorangegangenen Zeitfensters geteilt werden“. Ob die ETHZH diese Berechnung auch so macht, weiss ich nicht. Gemäss "24heures.ch" liegt der R-Wert in der gesamten Schweiz bei der letzten möglichen Schätzung vom 4. Juni bei 0.83. Allerdings ist die Summe der Neuinfektionen über 7 Tage um 9.6% höher als in der Vorwoche. Die Todesfälle haben jedoch um 33% abgenommen. Die regionalen Unterschiede sind nicht eruierbar im Internet. Die Auswirkungen der Lockerungen der Einschränkungen sollen sich erst in 4-14 Tagen zeigen. Bearbeitet 15. Juni 2020 von Walter_W 1
reverser Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 Wenn ich hier zwei Beispiele aus eigener Erfahrung anführen darf: Vor 2 Wochen war ich in einer deutschen Großstadt unterwegs. Die Trottoirs waren so voll, dass ich und andere auf die Tramschienen ausweichen mussten um, dem Gedränge ausweichend, einigermassen vorwärtszukommen. Zwei Bedingungen kamen zusammen: Eine erste "Lockerung" des wochenlangen Lockdowns, und dazu einsetzendes schönes Sommerwetter am Wochenende. Hat sich angefühlt wie ein Dammbruch! Beispiel No.2: Ich bin im Kontakt mit einer Freundin in Indien. Seit Wochen ist sie mit ihrer Familie in der Wohnung eingesperrt. Der Lockdown dort wird mit einer Rigorosität durchgesetzt, da befinden wir uns in Deutschland vergleichsweise im Club Med. Trotzdem breitet sich der Virus aus. In Delhi werden die Waggons der Züge gerade zu provisorischen Hospitälern umfunktioniert. Ich hatte der Frau einen entsprechenden Zeitungsbericht geschickt und gefragt: "Funktioniert denn dieser harte Lockdown bei euch nicht?" "Gar nichts funktioniert!", war ihre Antwort. Gruß Richard
DaMane Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 (bearbeitet) vor 18 Minuten schrieb reverser: ....................... Ich hatte der Frau einen entsprechenden Zeitungsbericht geschickt und gefragt: "Funktioniert denn dieser harte Lockdown bei euch nicht?" "Gar nichts funktioniert!", war ihre Antwort. Gruß Richard Über die zustände in Indien weiß ich nur, was uns die dortigen Korrespndenten berichten. Und nach denen sind die Verhältnisse absolut nicht zu vergleichen. Lock-Down ja (theoretisch), aber Mindestabstände und Kontaktsperren? Kaum machbar. Den Virus zuhause aussitzen kann dor niemand, der nicht mit Lebensmitteln versorgt wird. Gruß Manfred Bearbeitet 15. Juni 2020 von DaMane
Dierk Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 vor 50 Minuten schrieb Walter_W: Die Berechnung interessiert mich und habe im Internet gesucht: Offenbar steige der R-Wert in Deutschland markant an. Stand 15.Juni 2020 20.01 Uhr: Wert 1.19 in Deutschland Der R-Wert schwankt immer ein bisschen. Ausserdem gibt es leider aufgrund der fehlenden Zahlen vom Wochenende, welche dann Anfang Woche nachgereicht werden, eine artifizielle wöchentliche Schwankung der Fallzahlen, was offenbar auf die Berechnung des R-Wertes durchschlägt. Ein 4-Tages-Mittel reicht zur Glättung nicht aus, ein 7-Tages-Mittel dagegen schon. Vielleicht wurde die Methode zwischenzeitlich verbessert. Link zur Tabelle der R-Werte des RKIs. (Excel-Datei) 1
reverser Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 vor 11 Minuten schrieb DaMane: Über die zustände in Indien weiß ich nur, was uns die dortigen Korrespndenten berichten. Und nach denen sind die Verhältnisse absolut nicht zu vergleichen. Lock-Down ja (theoretisch), aber Mindestabstände und Kontaktsperren? Kaum machbar. Den Virus zuhause aussitzen kann dor niemand, der nicht mit Lebensmitteln versorgt wird. Gruß Manfred Du sagst es: Die Lebensmittelversorgung! Der aktuell erneute Ausbruch in Peking wird dem importierten Lachs in die Schuhe geschoben...bzw. in die Flossen. Gruß Richard 1
cosy Geschrieben 15. Juni 2020 Geschrieben 15. Juni 2020 On 6/14/2020 at 4:30 PM, Walter_W said: In der Tat, sowohl im Tirol, in der Lombardei und in Frankreich wurden Gebiete abgesperrt und damit konnten Hotspots isoliert werden und die weitere Ausbreitung verhindert werden. Hat jemand Infos wo wann welche Gebiete 'dann waren'?
ErnstZ Geschrieben 16. Juni 2020 Geschrieben 16. Juni 2020 vor 13 Stunden schrieb reverser: Beispiel No.2: Ich bin im Kontakt mit einer Freundin in Indien. Seit Wochen ist sie mit ihrer Familie in der Wohnung eingesperrt. Der Lockdown dort wird mit einer Rigorosität durchgesetzt, da befinden wir uns in Deutschland vergleichsweise im Club Med. Trotzdem breitet sich der Virus aus. In Delhi werden die Waggons der Züge gerade zu provisorischen Hospitälern umfunktioniert. Ich hatte der Frau einen entsprechenden Zeitungsbericht geschickt und gefragt: "Funktioniert denn dieser harte Lockdown bei euch nicht?" "Gar nichts funktioniert!", war ihre Antwort. Wie soll das dann auch funktionieren... In einer "Wohlfühlzone" in einem gut situierten Stadtviertel geht das vielleicht. Aber wie soll ein "totaler Lockdown" in den ärmeren Gegenden oder den Slums durchgesetzt werden? Dort ist die Bevölkerungsdichte so hoch dass kein Social Distancing einzuhalten ist. Die können auch nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen oder online Lebensmittel einkaufen, sondern müssen "draussen" irgendwie das Lebensnotwendige beschaffen. Kein Wunder kann sich das Virus weiter verbreiten. Insofern kann man das nie und nimmer mit Ländern hier in Europa vergleichen. Grüsse Ernst 2
Gulfstream Geschrieben 16. Juni 2020 Geschrieben 16. Juni 2020 vor 14 Stunden schrieb reverser: Beispiel No.2: Ich bin im Kontakt mit einer Freundin in Indien. Seit Wochen ist sie mit ihrer Familie in der Wohnung eingesperrt. Der Lockdown dort wird mit einer Rigorosität durchgesetzt, da befinden wir uns in Deutschland vergleichsweise im Club Med. Trotzdem breitet sich der Virus aus. In Delhi werden die Waggons der Züge gerade zu provisorischen Hospitälern umfunktioniert. Ich hatte der Frau einen entsprechenden Zeitungsbericht geschickt und gefragt: "Funktioniert denn dieser harte Lockdown bei euch nicht?" "Gar nichts funktioniert!", war ihre Antwort. Gruß Richard da wird gar nichts durchgesetzt und es kann nichts funktionieren. Die indische Regierung sah sich mit den Fakten konfrontiert: entweder x Menschen, die schlicht verhungern, oder y Tote durch C19. Sie haben sich für Zweiteres entschieden und den Lockdown aufgehoben (30.5.2020): https://www.nzz.ch/meinung/corona-in-indien-das-grosse-experiment-mit-dem-ende-des-lockdown-ld.1558245 Ab wann kann eine Herdenimmunität erstellt werden? Ab 70% oder so....? Das wird länger dauern und viele Opfer fordern bei dem Gesundheitssystem in Indien.... Markus
reverser Geschrieben 16. Juni 2020 Geschrieben 16. Juni 2020 (bearbeitet) vor 8 Stunden schrieb ErnstZ: Wie soll das dann auch funktionieren... In einer "Wohlfühlzone" in einem gut situierten Stadtviertel geht das vielleicht. Aber wie soll ein "totaler Lockdown" in den ärmeren Gegenden oder den Slums durchgesetzt werden? Dort ist die Bevölkerungsdichte so hoch dass kein Social Distancing einzuhalten ist. Die können auch nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen oder online Lebensmittel einkaufen, sondern müssen "draussen" irgendwie das Lebensnotwendige beschaffen. Kein Wunder kann sich das Virus weiter verbreiten. Insofern kann man das nie und nimmer mit Ländern hier in Europa vergleichen. Grüsse Ernst Genau das hatte ich mir auch gedacht, als dort in Indien der Lockdown so rigoros in Kraft gesetzt wurde: "Wie soll das gehen??" Es hat nicht geklappt, wie wir mittlerweile wissen. Stellt sich die Frage, was sich die Regierung dabei gedacht hat: War doch absehbar... Zitat Wie in "ärmeren Gegenden der "totale Lockdown" durchgesetzt wurde / bzw. wird", wo "die Bevölkerungsdichte so hoch ist", wie Du sagst, "dass kein Social Distancing eingehalten werden kann", ist hier zu sehen. Gruß Richard Bearbeitet 16. Juni 2020 von reverser
ErnstZ Geschrieben 17. Juni 2020 Geschrieben 17. Juni 2020 (bearbeitet) Am 15.6.2020 um 23:35 schrieb cosy: Hat jemand Infos wo wann welche Gebiete 'dann waren'? In Italien wurden grosse Teile der Lombardei abgeriegelt, u.a. auch Mailand und Venedig. Das hat dazu geführt, dass insbesondere der Süden Italiens von Corona ziemlich verschont werden konnte. In Österreich war es das Tirol. Wie und wann genau findet man ganz einfach heraus in dem man in Google beispielsweise "Corona Quarantäne Italien" eingibt. Grüsse Ernst Bearbeitet 17. Juni 2020 von ErnstZ
mds Geschrieben 17. Juni 2020 Geschrieben 17. Juni 2020 On 6/14/2020 at 10:37 AM, Walter_W said: Ohne mich als „Covidioten“ (ein sehr herablassender Ausdruck von mds) zu sehen eröffne ich einen eigenen Thread zu Corona. Die bisherigen Post’s zu Corona sind in verschiedensten Thread’s platziert worden. Stimmt, das war sehr herablassend. Ich bitte Dich deshalb um Entschuldigung und danke Dir für den neuen Thread! 1
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