reverser Geschrieben 11. Juni 2018 Teilen Geschrieben 11. Juni 2018 Guten Tag allerseits, aus dem Fluglotsenroman "Lotsenpech" hier eine Story, die sich in alten Zeiten der Bundeswehr abgespielt haben soll, als noch mit Flugzeugen vom Typ Noratlas regelmäßig Versorgungsflüge nach Sardinien durchgeführt wurden. Damit bin ich eigentlich "off Topic" im Off-Topic-Thread, aber die Geschichte ist doch gar schräg und auch etwas makaber, womit ich sie, trotz aviatischem Inhalt, in etwas verkürzter Form, folgendermaßen hier reinschreibe: "Eines Tages kamen die Soldaten auf die Idee, dass die Staffel ein Maskottchen brauche. "Wenn wir schon dauernd da runterfliegen, könnten wir uns doch einen Esel als Staffel-Maskottchen mitnehmen", sagte der Feldwebel." Es folgt die Beschreibung, wie das Tier in Sardinien gekauft wurde. "Bei der Ankunft auf dem Flughafen versuchte das Grautier, das mittlerweile seine sprichwörtliche Geduld verloren hatte, mitsamt den gefesselten Beinen auszuschlagen. Die Jets, die pausenlos auf dem Nato-Platz zu Schießübungen starteten, verursachten einen Höllenlärm. Mitleidig meinte einer der Soldaten: "Macht ihm halt die Fessel los, dass er in die Maschine geführt werden kann." "Fessel gut, sonst Esel wild like Bronco", sagte der beistehende Italiener lachend in einem Gemisch von Deutsch und Englisch. Gemeinsam trugen sie das heftig zappelnde "Maskottchen" in die Maschine. "Ich hole noch einen Behälter mit Wasser" sagte der Lademeister, "falls das Tier unterwegs durst bekommt. Da wir ja über Frankreich fliegen müssen, wird es ein langer Flug." Dem neuen Staffelangehörigen sollte es an nichts fehlen. Sie wollten alles tun, damit sich der Esel wohl fühlen konnte. Als der "Betreuer" mit dem Wasser kam, redete er fürsorglich auf das Tier ein: "So, ab heute bist du einer unserer Kameraden. Ich habe mir schon einen Namen für dich ausgedacht. Ab jetzt heißt du Gefreiter Fritz Deutschmann und bei guter Führung wirst du später zum Obergefreiten befördert. Aber nur, wenn du dir nichts zuschulden kommen läßt, andernfalls bekommst du eine Disziplinarstrafe, klar?!" Die Motoren wurden angelassen und sprangen knatternd und kotzend an, die Maschine startete. Der Flugweg führte über das offene Meer. Bald hatten sie ihre Reiseflughöhe von ungefähr 3000 Metern erreicht." Das Tier ward losgebunden, und "sobald er von seinen Fesseln gänzlich befreit war, wurde der Esel mutig und schlug kräftig aus. Erst stieß er die Beine in die Luft. So kam er nicht hoch. Dann wälzte und drehte sich das lebendige Frachtgut blitzschnell und sprang in die Höhe. Alle Energie, die durch die Fesselung bisher in dem Tier geschlummert hatte, machte sich explosionsartig frei. Mühsam konnte sich der Lademeister in Sicherheit bringen. Das Tier sprang wie ein Rodeopferd bockig auf und ab und keilte aus. Der Wasserbehälter kippte um, das Nass ergoss ich auf den Boden und versank in den Ritzen der Maschine. Der Pilot hatte den Spuk mitbekommen und wusste erst nicht, was er tun sollte. "Ladeluke auf!", brüllte der Kommandant in Panik. "Meinst du etwa, wir sollten ihn absetzen??", fragte der Lademeister ungläubig. "Ja verdammt!", schrie der Pilot im Befehlston. Der Gefreite Fritz Deutschmann randalierte weiter wie ein Berserker. Vermutlich hatte er einen Höhenrausch bekommen. "Warte, ich schau nach, ob die Luft rein ist", meinte der Pilot und vergewisserte sich, dass kein Flugzeug und kein Schiff in der Nähe war, von dem aus der Vorgang beobachtet werden könnte. Mühsam betätigte der Lademeister die schweren eisernen Hebel der hinteren Türsicherung. Wie ein brausender Sturmwind schoss die frische Luft durch die Öffnung. Erschrocken hielt der Esel inne und starrte bockig mit eingestemmten Beinen und hängendem Kopf auf die geöffnete Tür. Der düstere Innenraum erinnerte ihn an seinen Stall zuhause. Auch von da aus führte eine Tür in die Sonne, in die Freiheit, in die grüne Natur. Dann urinierte er eine unglaubliche Menge auf den Boden. Der scharfe Geruch breitete sich durch die Luftwirbel sofort bis ins Cockpit aus. "Festhalten, ich pulle gleich etwas, damit er nach hinten läuft!", schrie der Kommandant in den Laderaum runter. Der Pilot zog den Steuerknüppel an und die Maschine ging in einen leichten Steigflug über. Fritz Deutschmann gab zwei kehlige, langgezogene Iiiih-Aaaahs von sich und machte zwei Riesensätze von hinten auf die Ladeluke zu, um in die vermeintliche Freiheit zu gelangen. Todesmutig sprang er ins Leere. Im freien Fall überschlug er sich mehrfach in der Luft, um schließlich mit fast 200 Stundenkilometern auf dem Wasser aufzuschlagen. "Ihr habt alle gesehen, dass der Gefreite Fritz Deutschmann auf feige Art Fahnenflucht begangen hat. Er fühlte sich den Belastungen in der Bundeswehr nicht gewachsen und hat offensichtlich wegen dieser psychischen Instabilität Selbstmord begangen. Wollen mal zu Hause schauen, ob wir einen deutschen Esel finden, der sich nicht gleich wegen Unbelastbarkeit dem Dienst in der Truppe entzieht", meinte der verantwortliche Pilot, als er seinen trockenen Humor wiedergefunden hatte." Ob sich die Geschichte wirklich so abgespielt hatte, wissen wir nicht. Aber die Story passt zu dem "Lotsenpech" Roman mit dieser tragischen Lotsen-Hauptfigur, einem durchgängigen Pechvogel. Gruss Richard 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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