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  1. Kategorie: Gretas Alpträume - vier Tage, sieben Flüge und 8591 Flugkilometer. Just for fun. Auf besonderen Wunsch hin, erzähle ich hier eine Geschichte, dies sich mehr oder weniger exakt so im Jahre 2015 zugetragen hat. Einen Report dieser Reise habe ich bisher nie veröffentlicht, weil eigentlich viel zu wenig Fotos davon existieren, um eine gescheite Story zu erzählen. Zumal kein Happy End zu erwarten ist, aber dazu später mehr. Aber @JanBu hat mich mit seinem neulich gezeigten Bericht über seine Europareise im selben Jahr motiviert, meine Erinnerungen hier ebenfalls zu teilen. Dank Corona schwelgt man zur Zeit halt gerne etwas in nostalgischen Erinnerungen und so kommt Ihr nun in den Genuss eines eher textlastigen Kurzberichts einer Deppenreise der Extraklasse Ich muss gleich vorausschicken, dass während dieser Reise einige Dinge vorgefallen sind, die nicht nur dem Umwelt- sondern auch dem Gesundheitsamt die Zornesröte ins Gesicht treiben. Der geneigte minderjährige Leser sollte daher im Verhalten der Protagonisten auf keinen Fall eine Vorbildfunktion sehen! Oder bestenfalls als abschreckendes Beispiel... Das ganze fing damit an, dass ein Kollege sein Studium mit einen Auslandssemester in Kopenhagen abrundete und mein Bruder und ich diese Gelegenheit nutzen wollten, die dänische Hauptstadt und damit auch den Kollegen zu besuchen. Da ein einfaches hin und zurück natürlich viel zu langweilig gewesen wäre und sich mittels Umwegen tatsächlich auch noch der eine oder andere Taler sparen liess, sollte es also ein stark flugreiches, verlängertes Wochenende werden. 28.11.2015: Zugegeben: so viel gespart haben wir dann doch auch nicht, schlussendlich kosteten ja nicht nur die Flüge sondern auch alles was am Boden passiert. Das erste Leg führte uns in die Hauptstadt des United Queendom. Ryanair sollte uns von Basel BSL nach London Stansted STN bringen, dafür kam wie nicht anders zu erwarten eine Boeing 737-800 zum Einsatz. Geil, eine 737-200!!!!! Äh, Moment, nein doch nicht, dass sah auf den Bildern auf airliners.net doch noch ein wenig anders aus. Ich will mich jetzt nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, aber rein gefühlsmässig würde ich behaupten, dass da etwas abhanden gekommen ist… Take off wie üblich auf der RWY 15... ...gefolgt von der französische-Fluglotsen-sind-am-streiken-Abflugroute, mit der man möglichst schnell in den deutschen Luftraum kommt: Warum ist das folgende, beim rollen zum Gate in Stansted entstandene Bild, erstens verwackelt und zweitens mit abgeschnittener Nase? Nun, fragt meinen Bruder, der meinte, er könne mich mit einem kleinen Scherzchen aufmuntern und mich beim fotografieren eine MD-11 schubsen. So von wegen blöde Planespotter und so. Er wird das nie wieder tun. Nie! Wieder! Ich hoffe, seine Schulter schmerzt noch heute Im Dienst war die inzwischen hoffentlich reparierte EI-DPI, die uns über den Ärmelkanal schleppte. Mit dem Stansted Express geht es in die Stadt, wo wir uns zum Mittagessen mit unserer damals in London lebenden Cousine verabredet hatten. Das Busaba, etwa fünf Gehminuten vom Piccadilly Circus entfernt, versorgte uns mit exzellentem und authentischem Thai-Food, bevor wir noch ein wenig Soho und das Chinatown unsicher machten. Auch wollten wir unsere Metro-Tageskarten nicht ganz umsonst gekauft haben, weshalb wir noch ein wenig das Tube-Netz belasteten und schliesslich mit der Jubilee Line nach West Hampstead fuhren. Ein touristisch unbedeutender, typisch britischer Vorort, aber das nördlichste, was mit der U-Bahn zu erreichen war, bevor wir endgültig auf die Thameslink-Strecke nach Luton wechseln mussten. Hat auch wieder Geld gespart, nicht bereits im Stadtzentrum in den Zug zu steigen… Samstagabend ist in Luton Airport Ort und Zeit, wo gefühlt sämtliche osteuropäischen Gastarbeiter aus dem Grossraum London ihren sauer verdienten Wochenend-Heimaturlaub antreten, wie unzählige Wizzair Abflüge nach so illustren Destinationen wie Cluj-Napoca, Lublin, Kutaisi oder Tirgu Mures nahelegen. In diesem Getümmel finden wir schliesslich unseren zweiten Ryanair-Flug des Tages am ungefähr hinterletzen Gate des Airports. Dieser sollte uns mit der EI-ESV… ...nach Kopenhagen bringen, wo wir knapp zwei Stunden später eintrafen. Unsere Hostel, das Urban House, liegt praktischerweise nur einen Steinwurf hinter dem Hauptbahnhof, der Bezug der Unterkunft erfolgte daher zeitnah. Dann wurde es übel… Der Kollege weilte ja wie erwähnt zwecks eines Studiums in Kopenhagen. Und wir waren nicht die einzigen, die ihn an diesem Wochenende besuchten, vielmehr war ein weiterer Kollege inklusive dessen Eltern ebenfalls vor Ort. Vor Ort bedeutet in diesem spezifischen Fall eine Beiz am berühmten Nyhavn, wo diese Truppe gerade dabei war, die Überreste eines opulenten Nachtmahls mit einem edlen Tropfen Rotwein herunterzuspülen. Da konnten wir ja schlecht Mineralwasser bestellen, als wir dazustiessen. Jetzt ist das mit Studenten und Samstagabenden so eine Sache… Jedenfalls sind wir später zusammen mit einigen zufällig getroffenen Kommilitonen des Kollegen in einer Bar versackt. Zum Glück war mein Bruder auch mit von der Partie, der hat wenigstens dank Smartphone noch den Weg zur Metrostation gefunden… Müsste Nørreport gewesen sein, aber so genau lässt sich das im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren. Und dann schlägst du morgens um halb vier in der Hostel auf und dann haben die auch immer noch Party, mit lautstarker Musik aus der Eingangstür, welche natürlich direkt unter dem Fenster meine Zimmers liegen musste. Hach, welch lauschiges Idyll. 29.11.2015 Studenten + Bar + versacken = keine gute Kombination, insbesondere wenn man anderntags einen Weiterflug geplant hat. Zum Glück ging der erst spät Nachmittags, so dass ich immerhin bis 10 Uhr ausschlafen konnte. Bruderherzchen blieb noch eine Nacht länger in Kopenhagen, um dann mit einem langweilige Swiss-Flug direkt nach Hause zu gondeln. Ich hingegen hatte mich für den Abend in Amsterdam mit Forenkollege Patrick @eldior verabredet, welcher seinerseits bereits ein paar Tage mit seiner Freundin in der niederländischen Hauptstadt verbracht hatte. CPH - AMS hätte genügend nonstopp-Flugmöglichkeiten, sowohl SAS, als auch KLM und Easyjet boten mehrere täglich Abflüge zu günstigen Preisen, aber auch hier stand die Frage im Raum: warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Estonian Air bot für nur wenig mehr Geld einen Umsteiger via Tallinn an. CPH - TLL mit ner E-175 und TLL - AMS mit einer CRJ700 hätten es werden sollen, wenn ich mich richtig erinnere. Leider ging Estonian Air einen Monat vor meinen Flügen Pleite und damit mein Ticket den Bach runter... Okay, das Geld wurde vom Staate Estland ersetzt, hat sogar erstaunlich schnell geklappt! Aber ich stand ohne Verbindung nach Amsterdam in der Mitte einer Reise da. Also Neubuchung. Doch SAS oder KLM? Doofe Frage, natürlich nein. Estonian's Nachfolgegesellschaft Nordica bot beide Strecken auch an, was aber nicht offiziell als Verbindung durchbuchbar war. Ich musste schliesslich extra persönlich beim lokalen Ticket Broker in Zürich am Flughafen (Putnik Travel) vorbei schauen, um die gewünschte Verbindung zu buchen. War nicht ganz billig - ich habe mir im Zug nach Zürich noch gedacht, "okay, Blödsinn zusammenfliegen verursacht manchmal üble Extrakosten, aber mehr als 350.- Stutz gebe ich für den Scheiss dann doch nicht aus". Logisch, dass der zu zahlende Flugpreis dann bei exakt CHF 345.- lag… Nun denn – ein Mann, ein Wort, zücken wir halt die Kreditkarte. Andererseits: beide Flüge wurden mit einem meiner Lieblingsflugzeuge geflogen, der eleganten Embraer ERJ-145, eine Maschine, die nicht gerade für ihre niedrigen Sitzmeilenkosten bekannt ist. Und meine beiden Flüge summierten sich auf immerhin vier Flugstunden, insofern eigentlich gar kein schlechter Deal. Zuständig für den Transport war BMI Regional, welche leider inzwischen auch das zeitliche segnen musste. Immerhin, die G-RJXG gibt es noch und steht heute bei Loganair unter Vertrag, wenn auch mit anderer Regi. Lustige Zusammensetzung: estnische Airline, unter slowenischem AOC, durchgeführt von einer britischen Fluggesellschaft mit einem brasilianischen Flugzeug. Wer fliegt da noch freiwillig deutsch, deutscher, Lufthansa?!? Diese beiden Flüge waren übrigens auch der Grund, weshalb ich mich nun motivieren konnte, diesen alten Trip Revue passieren zu lassen. Bzw. war es eine Diskussion neulich mit @JanBu in seinem Bericht über die Sinnhaftigkeit von Umsteigeflügen, die massiv länger sind als die direkte Verbindung. In seinem Fall Amsterdam – Oslo – London waren beide Legs für sich schon länger (de facto sogar mehr als doppelt so lang), wie es der direkte Grosskreis AMS – LHR gewesen wäre. In meinem Fall hier liegt die Situation ähnlich: CPH – AMS direkt wären 343 nautische Meilen, während die von mir geflogenen Flüge 454 bzw. 797 Meilen auf die Uhr bringen. Besonders bescheuert daran ist die Tatsache, dass der Grosskreis Tallinn – Amsterdam weniger als 10 Meilen nördlich von Kopenhagen-Kastrup Airport durchführt… Aber was macht man nicht alles für einen geilen Flieger oder eine exotische Airline Ende November wird es in diesen hohen Breitengraden halt schon früh dunkel, weshalb auch hier nicht übermässig viele Bilder entstanden. Ausserdem hatte ich ein anderes Problem: wir sind in Kopenhagen mit reichlich Verspätung abgeflogen, de facto ungefähr zu der Zeit, als wir eigentlich in TLL hätten landen sollen. Die erwartete Ankunftszeit in Tallinn liess meine Connecting Time daher auf magere 10 Minuten zusammenschrumpfen. Zum Glück war ich nur mit Handgepäck unterwegs. Ich erklärte also der Flight Attendant meine Situation und ob es möglich wäre, zur Landung Sitz 01A zu besetzen um möglichst schnell aus der Mühle raus zu kommen. Diese, eine Schottin in den Fünfzigern, meinte jedoch in einem lieblichen Dialekt nur «oh, thats lovely, you will be flying with me to Amsterdam! It will be the same plane, same gate, just get out and turn right back!» - na mir soll`s Recht sein, in Reihe eins umsetzen durfte ich mich trotzdem Natürlich war damit klar, das auch der Abflug nach Amsterdam verspätet sein wird. Und damit ging auch der Slot in AMS flöten, wo dank eines Sturmtiefs ohnehin schon mit reduzierter Kapazität gearbeitet werden musste… Anstelle der befürchteten 10 Minuten, verbrachte ich schliesslich gut zwei Stunden in Tallinn, bevor wir endlich boarden konnten. Der folgende Flug war dafür einer der besten, den ich je erlebt habe! Zweieinhalb Stunden ERJ, natürlich Einzelsitz links, die Auslastung lag mit 30 Nasen bei angenehmen 60%, einzig der Service war etwas gar mager. Kaffee, Tee und Wasser war im Angebot, Aufzählung anschliessend. Aber man hatte die Airline ja auch erst gerade im Eilverfahren in wenigen Wochen aus dem Boden gestampft, Adria Airways besorgte das Ticketing, während alle Flüge im Wetlease von drei oder vier verschiedenen Airlines durchgeführt wurden – da kann man mal darüber hinwegsehen, dass noch nicht alles rund lief. Dafür lief das mitunter beste In Flight Entertainment, dass man sich wünschen kann - in 10 Kilometern Höhe in ruhiger Luft im Dunkeln dahincruisen, während backbords über ganz Norddeutschland heftige Gewitter wüten, eine hunderte Kilometer lange Squall Line. Was für eine Lightshow! Sonst sieht man so etwas vielleicht in den Tropen. Jammerschade war das nicht fotografier- oder filmbar. ERJ-145, der Mazda MX-5 unter den Passagierflugzeugen: näher kommt man als Normalverdiener kaum an einen Supersportwagen, bzw. Businessjet heran Und dann kam ich, gegen 11 Uhr Abends, in Amsterdam an, wo mich Patrick bereits erwartete. Auch er gezeichnet vom Stress des Tages, wäre er doch eigentlich heute zusammen mit seiner Freundin wieder mit KLM nach Basel zurückgeflogen. Also, ist er natürlich auch. Der Einfachheit hätte er natürlich auch auf dem Rückflug einfach nicht einsteigen und seinen Flug nach Basel verfallen lassen können. Aber was ein echter Aviatik-Fan ist, begeht sicher keinen no-show (begehen hier im Sinne einer kriminellen Handlung gemeint, wie in «einen Einbruch begehen»), sondern bucht lieber einen zusätzlichen Easyjet-Flug zurück nach AMS später am Tag. So kann man trotzdem auch gleich das Gepäck im Hotelzimmer lassen! 30.11.2015 An diesem wunderschönen Montag stand Spotting an den berühmtesten Pisten Amsterdams wie etwa der Polderbaan auf dem Programm. Leider war das Sturmtief vom Vortag noch nicht fertig mit seinem Unwerk und so schiffte es in Strömen. Unsere Motivation, uns auf ein flaches Feld zu stellen, während der Regen in grossen Mengen und zudem quer daherkommt, war eher übersichtlich. Oder viel mehr unauffindbar. Was kann man an einem verregneten Novembertag in Amsterdam sonst so alles anstellen? So wirklich viel war es nicht – in Schlangen an den üblichen Sehenswürdigkeiten anstehen, stand noch weniger auf unserem Wunschzettel als Rainspotting, war ich doch selber bereits das dritte oder vierte mal in der niederländischen Hauptstadt und Patrick, als halber Einheimischer mit holländischem Zweitpass, kennt die Stadt ohnehin besser als die meisten Schweizer Städte. Also ausschlafen, das grosszügige Frühstücksbuffet plündern und anschliessend auf eine kleine Lücke zwischen den Regengüssen warten, in der wir einigermassen trocken bleibend zur Tramstation sprinten konnten. Schliesslich residierten wir im noblen Sloterdijk, dem Amsterdamer Äquivalent zu Spreitenbach, was uns jeweils eine längere Tramfahrt einbrockte, wollten wir ins Stadtzentrum, bzw. wieder zurück ins Hotel gelangen. Endete in einem ausgedehnten, nachmittäglichen Pub-Crawl, mit zwischenzeitlichen Sprints zwecks Ortswechsel und schliesslich in einem nepalesischen Restaurant namens Ashoka. Waren wir vor dem Nachtessen etwas angeheitert? Kann sein. Waren wir es hinterher immer noch? Nein – das Essen war zwar der Hammer, aber so brutal scharf, dass man mit dem Zeug nicht nur die Farbe von den Wänden hätte ätzen können, sondern auch unsere Kreisläufe im Handumdrehen wieder in Normalbetrieb versetzte… Den Abend beendeten wir dabei an diesem Tag deutlich früher, als dies üblicherweise der Fall wäre, dies aus zwei Gründen: erstens mussten wir am nächsten Tag ziemlich früh aus den Federn, flog doch unsere nächste Maschine bereits um 07:30 in der Früh ab und AMS ist jetzt auch nicht gerade ein Mini-Airport. Und zweiten sollten bis dahin idealerweise auch unserer Klamotten wieder einigermassen trocken sein. 01.12.2015 An diesem ersten Tag des letzten Monats des Jahres, stand noch einmal ein Zückerchen der Extraklasse an. Leider etwas, was inzwischen auch der Vergangenheit angehört. So ist es mir unmöglich, diesen Flug zur Nachahmung zu empfehlen, so sehr ich dies möchte – es gibt ihn schlicht nicht mehr. British Airways sollte uns an dem Tag von den Grachten, vorbei an der Themse zum Bosporus bringen. Amsterdam – London Heathrow – Istanbul stand auf dem Programm. Der erste Leg war ein wenig memorabler (lies: stinklangweiliger) A320-Flug, die G-EUUG stand zu Diensten und so ziemlich der einzige Moment der in Erinnerung geblieben ist, stellt die Irrfahrt vor dem Terminal 5 in Heathrow dar, welche wir vor dem Andocken geniessen durften. Auch Piloten können mal falsch abbiegen... Dieses bei der Departure entstandene Foto steht dabei sinnbildlich für das empfundene Morgengrauen um diese Tageszeit. Knappe eineinhalb Stunden später sind wir in Ell Eitsch Arr und können nach einer reichlich überflüssigen erneuten Sicherheitskontrolle unser Star des Tages in Augenschein nehmen: Ja, die guten alten Zeiten, als noch regulär Widebodies innereuropäisch verkehrten. Die G-BNWB «City of Paris» würde für meinen bis dato zweitletzten Boeing 767-Flug sorgen und uns in 4 Stunden Blockzeit nach Istanbul liefern. Der Kübel hatte mit Baujahr 1990 schon damals fast 26 Jahre auf dem Buckel und damit einmal mehr einige Sommer zusätzlich als mein Mitreisender. Leider landete der arme Vogel nur drei Jahre später unterm Schneidbrenner. Sollte verboten sein, so etwas! Von den vier Stunden Blockzeit würden die ersten gut 50 Minuten allerdings darin bestehen, gemächlich zur Startbahn 27L zu rollen. Zeit genug also, sich gemütlich einzurichten. Und dem Sound der Triebwerke beim Spool-up zuzuhören! Der war auf den 767-300 der BA nämlich etwas besonderes und bescherte mir einige spontan aufkeimende Kindheitserinnerungen – das erste Mal hatte ich den kernigen Sound der Rolls Royce RB.211 Treiber als kleiner Knopf 1987 in einer Lockheed L-1011 TriStar der Air Canada erleben dürfen. Offenbar war das Erlebnis damals so eindrücklich, dass ich 28 Jahre später ein veritables Flashback erlebte… Und da wundert sich noch jemand, dass ich so geworden bin, wie ich heute bin Auch die legendäre Curries gehören bei British Airways inzwischen der Vergangenheit an, serviert wird heute auf Europastrecken auch nur noch Durchschnittsware gegen Bares. Sonst wäre BA ernsthaft gelegentlich ein Umweg wert. Aha, mal wieder am Chemtrail-Sprühen: Ein wenig herumstrolchen musste dann auch noch drinn liegen, was bei der nicht übermässig besetzten Maschine auch kein Problem war. Mit der 2-3-2 Bestuhlung in Economy ist die 767 halt immer noch mein Favorit unter den Grossraumflugzeugen - da kann mir selbst ein A350 gestohlen bleiben! Patrick war das Fliegen als Passagier allerdings nicht genug und versuchte, sich in Reihe Null einzuloggen. Allerdings kam auf dem Tablett immer eine Fehlermeldung, die Hardware sei nicht kompatibel... So langsam neigte sich aber auch dieser Flug seinem Ende entgegen und Mister Schuler übernahm wieder den Fensterplatz, um auch noch ein, zwei Bilder vom Approach auf die Piste 23 beisteuern zu können. Auch ein Bild, das für Linienpassagiere nicht mehr live zu beobachten ist, seit der neue Airport eröffnet wurde. Eine Schande. Nach nach der Landung liess sich die eine oder andere Perle ablichten, auch dieses Bild stammt von Patrick. Arrival um 15:30LT in Istanbul - Tschüss «City of Paris», es war mir eine Ehre! Problem: nach Hause sollten wir auch noch irgendwie wieder kommen. Lösung: diesmal konventionell, da sich weitere Extratouren nicht mit dem Arbeitsleben arrangieren liessen. Anfang Dezember ist der Jahresurlaub in der Regel schon recht dezimiert. Ein simpler Turkish Airlines Flug im einem ultralangweiligen A320 sollte uns später am Abend in weiteren gut drei Stunden nach Zürich bringen. Die Route kannten wir ja bereits aus dem Vorjahr und der Service ist bei TK bekanntlich ohne Tadel. Problem Nummer zwei: fünfeinhalb Stunden Layover. Man plant ja nicht zu knapp, wenn man auf zwei verschiedenen Tickets einen Anschluss fliegt. Lösung Nummer zwei: Bezahllounge. Blöde Idee, denn da gab es ja nicht nur leckere Naschereien, sondern auch eine Selbstbedienungs-Bar. Sagen wir so: die Anzahl konsumierter doppelstöckiger Gin&Tonic´s machte Wertmässig den gezahlten Eintrittspreis locker wett. Optimieren nennt man dies in der Welt der Vielflieger… Und natürlich habe ich es einmal mehr geschafft, einen Near Miss zu produzieren. Mehrfach habe ich es bei meinen Flügen fertig gebracht, tragischen und heiklen Ereignissen bemerkenswert Nahe zu kommen. Besonders beliebt sind Flüge an Tagen nach Grossereignissen mit Aviatikbezug, etwa von Dublin nach Hause einen Tag nach dem MH17 Abschuss über der Ukraine, ein Abflug ab Genf am Tag der Ethiopian Airlines Entführung im Februar 2014, bei dem auf meine Flug nach Rom ein erheblicher Teil der ET-Fluggäste inklusive Crew mit an Bord war. Auch der CSeries Erstflug mit der Swiss am 15. Juli 2016 nach Paris wurde durch den LKW-Anschlag in Nizza überschattet. Nicht zuletzt war im März 2016 so ein Fall, wo nur eine Hand voll Schweizer Franken und ein paar Stunden darüber entschieden, dass ich nicht in Brüssel in den Anschlag am Flughafen reingelaufen bin. Und Patrick war nicht selten auch mit von der Partie. Eine Zeitlang begleiteten mich bei Reisen fatalistische Frotzeleien von Bekannten, was ich wohl diesmal mit meiner Buchung wieder für eine Katastrophe heraufbeschwört hätte... Hier war es so, dass an der grossen Glotze an der Wand der Lounge irgendwann Bilder einer gröberen Explosion zu sehen waren. Zu erst haben wir uns nicht besonders viel dabei gedacht, sind doch solche Bilder recht regelmässig in den Nachrichten zu sehen. Etwas mulmiger wurde uns dann zumute, als wir realisierten, dass da an einer Metrostation keine zehn Kilometer von unserem Standort ein Rohrbömbchen hochgegangen war... https://www.derbund.ch/ausland/europa/explosion-in-istanbuler-metro-ursache-unklar/story/29832690 Nun ja, da kommt man dann halt irgendwie ins philosophieren, die G&T´s helfen da auch ganz gut und irgendwann war dann Zeit fürs Boarding unseres Fluges TK 1911 nach Zürich. Unser mentaler Zustand war zu diesem Zeitpunkt bereits arg derangiert, ein gut 30-minütiges taxiing zur Piste 17L half da auch nicht, die aufgekommene Müdigkeit zu überwinden und das einmal mehr exzellente Nachtessen setzte dem ganzen die Krone, oder wohl besser gesagt, die Schlafmütze auf. So gibt es von diesem Flug, ausser diesem auch nicht ganz rauschbefreiten Meal-Shot von Patrick, leider kein einziges Foto: So ging diese Reise recht verpennt gegen zehn Uhr Abends, wie so oft, am Zürcher Flughafen zu Ende. Mit der Erkenntnis, dass dies mit vier Tagen, sieben Flügen und 8591 kreuz und quer durch Europa gebratenen Kilometern wohl der sinnloseste und durchgeknallteste, aber auch einer der besten Trips war, den ich jemals unternommen hatte. Und dem Beschluss, so etwas möglichst zeitnah zu wiederholen. Ein Ansinnen, dem ich, bzw. wir aus verschiedenen Gründen leider bis heute nicht ansatzweise gerecht werden konnten. Es wird langsam wieder mal Zeit! Notenheft: Bei Jans´s Bericht neulich habe ich ja ein Benotungsschema eingeführt – mal sehen, was ich da bei mir alles so raushole und ob andere Forumsgenoss*innen meine Einschätzung teilen. Ryanair 737-800, BSL – STN: eigentlich eine 4, aber die fehlende Flap Track Fairing hat schon speziell Eindruck hinterlassen. Für Ryanair selber gäbe es einen Abzug, aber als Erlebnis würde ich mir wegen dem Thrill Factor eine 4-5 geben. Ryanair 737-800, LTN – CPH: tja, da gibt es nichts zu machen. Mehr als eine 4 kann ich mir hier ehrlicherweise auch nicht geben. Ich sehe es; dieser Trip Report funktioniert ähnlich wie ich meine Lehre absolviert habe – immer kurz vor dem Abgrund. Nordica ERJ-145: CPH – TLL und TLL – AMS: ein klarer Doppelsechser! Geiler Flieger, geile Flüge, was will man mehr?!? Und wenn ich Jan eine Bonus-6 für eine bekloppte Umsteigeverbindung gab, dann darf ich mir die selber sicher auch geben, oder? British Airways A320 AMS – LHR: tja, das setzt wohl gnadenlos eine 1. Boring, boring, boring… British Airways 767-300 LHR – IST: die Hauptattraktion des Trips, Widebody innereuropäisch… das klingt schon mal nicht schlecht! Und eine 767 mit RB.211 Triebwerken? Eine echte Rarität! Meines Wissens gab es bloss die 20 Stück von BA in dieser Ausführung und von denen hat keine einzige überlebt – sämtliche Exemplare sind inzwischen von rücksichtslosen Coladosen-Spekulanten zerlegt, ach was sage ich, vernichtet und unwiederbringlich zerstört worden, wie die Buddha-Statuen in Bamiyan. Nennt mich ne Heulsuse, aber dafür gebe ich mir aus lauter Sentimentalität eine weitere 6! Turkish Airlines A320, IST – ZRH: eine 2. Aber auch nur wegen des vorzüglichen Caterings… Mal sehen, das wären dann: (4.5 + 4 + 6 +6 + 6 + 1 + 6 + 2) : 8 = auch nur eine mässige 4.4 im Zeugnis. Wie gesagt, so habe ich auch in etwa meine Lehre durchgeseucht: Mittelmässigkeit, durchsetzt mit grandiosen Pleiten und gelegentlichen Hochglanzresultaten. Über die restlichen Dinge dieser Reise wie Hotels oder die besuchten Städte lohnt es sich kaum, hier ein grösseres Fazit zu ziehen. Dazu war die Zeit vor Ort einfach zu kurz, das Urban House in Kopenhagen hat einen neuen Besitzer und auch das Hotel in Amsterdam existiert in seiner damaligen Form nicht mehr. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, dass ich mich diesmal kurz fasse und dass Ihr trotz allem Spass beim mitreisen hattet! Wie immer: Good flight, good night, Mic drop, over and out
  2. Hallo und herzlich Willkommen zu einer weiteren Langmeldung aus Kategorie „up in the air with Lukas“! Wie schon am Titel erkennbar, besteht dieser Report aus zwei Teilen, basierend auf zwei voneinander unabhängig geplanten Reisen, die zufälligerweise die gleiche Zielregion besassen. Teil Nummer eins ist etwas ‚klassischer‘ oder ‚normaler‘ in Bezug auf das beflogene Blech und stellt gewissermassen die Pflicht dar, während im zweiten Teil als Kür ‚Klassiker der Luftfahrt‘ das beherrschende Motto ist. Schauen wir also mal, was in einem luftfahrtgestörten Hirn so alles an Schandtaten heranreifen kann. Und bevor ich es vergesse: holt euch etwas zu trinken und zu knabbern, es könnte sich einen Moment hinziehen… Teil 1 – Riga auf Umwegen Wenn ich im Haupttitel schrieb ‚Riga auf Umwegen‘, dann deshalb, weil es nicht nur EIN Umweg war. Und es war auch definitiv von Vorteil, dass sich nicht eines, sondern gleich zwei Hirne um die Planung kümmerten. Ihr kennt das zweite, es ist nicht das erste Mal, dass dessen Träger in einem meiner Reiseberichte auftaucht: Patrick, hier im Forum unter „eldior“ bekannt und seines Zeichens in etwa gleich bescheuert wie ich, wenn er irgendwo aus den Augenwinkeln eine Tragfläche erblickt… Seine Arbeit hingegen nimmt er sehr ernst! Er sitzt GDS-seitig ja an der Quelle und in schwach frequentierten Minuten übt er sich manchmal freiwillig in der Bedienung dieser Systeme. Rein zum Training natürlich, was ich sehr vorbildlich finde! Dass dabei gewisse „Abfallprodukte“ entstehen, ist wohl unvermeidlich. Ein solches „Abfallprodukt“ eines äusserst inspirierenden Nachmittags war auch der Fund einer ebenso äusserst preiswerten Flugverbindung mit Air Baltic oneway von Zürich nach Helsinki via Riga, inklusive einer schönen klassischen 737-300 und einer Q400: 16.04.2015 | ZRH-RIX | BT 642 | 0945 - 1315 | 73C 16.04.2015 | RIX-HEL | BT 303 | 1400 - 1505 | DH4 Man könnte sich jetzt natürlich Helsinki ansehen. Oder in RIX einfach einen no-show produzieren, wenn man nur mit Handgepäck reist, ist das ja kein Problem. Aber aus HEL wären wir zu erträglichen Preisen oneway nicht mehr nach Hause gekommen. Und bezahlte Flüge sausen lassen, geht ja mal gar nicht :P Wie kommt man also kostengünstig am gleichen Tag wieder nach Riga? Wenn möglich unter Vermeidung des von mir nicht so geliebten Plastikschrotts paneuropäischer Provenienz? SAS hat ein Einsehen und mit Blue1’s Baby-Boeing nach ARN, so wie in einem italo-französischen Duroplasterzeugnis ging es weiter, bzw. zurück nach Riga: 16.04.2015 | HEL-ARN | SK 721 | 1840 - 1845 | 717 opb Blue1 16.04.2015 | ARN-RIX | SK 1746 | 1935 - 2155 | AT7 opb Jettime 16. April 2015 Eine ziemliche Ochsentour gibt das heute. Aber lockern wir hier mal etwas auf und zeigen ein paar erste Bilder – unser erstes Fluggerät ist die YL-BBY, eine mit Winglets aufgemotzte Boeing 737-300, 1995 gebaut und bis 2008 als D-ADIC in Diensten von flyDBA und Air Berlin unterwegs. Nach einem kurzfristigen Gatewechsel (die Maschine rollt schon via Taxiway Juliet über die 10/28, ‚unser‘ Gate ist noch besetzt, aber noch ist kein neues angezeigt…) steht sie schliesslich am Dock A: Lustig dabei übrigens; das IATA-Kürzel für beohrten Serie -300 Maschinen ist ‚73C‘. Dieses Kürzel war ursprünglich für die 737-200 Combi in Gebrauch, was in einigen Datenbanken auch noch so hinterlegt ist. Das führt dann beim geneigten Luftfahrtenthusiasten während dem stöbern auf den einschlägigen Online-Buchungsportalen schon mal zu Adrenalinstössen. Plus herber Enttäuschung, wenn sich der Fehler hinterher aufklärt :D Kurz nach dem Start, hierzulande ist das Wetter von mässiger Qualität… …über Ösiland klart es aber schnell auf. © by Patrick Schuler Und natürlich darf auch ein onboard-shot nicht fehlen :) Air Baltics Manager dürfen sich heute jedenfalls freuen, die Maschine hat einen gesunden Befüllungsgrad. Wie sich die nur wenig später aufgenommenen, drei Mal wöchentlich durchgeführten Flüge von Swiss darauf ausgewirkt haben, kann ich von hier aus nicht sagen. Die zweieinhalb Stunden Flug gehören jetzt nicht unbedingt in die Klasse der besonders erinnernswerten Flüge, zeigen aber auch, das Air Baltic ein im innereuropäischen Vergleich absolut konkurrenzfähiges Produkt abliefert. Die auch schon 20-jährige Maschine ist innen perfekt in Schuss, die neuen Recaros bequem, bloss Patrick mosert natürlich mal wieder wegen dem Sitzabstand rum. Aber das tut er eigentlich immer… :P © by Patrick Schuler Ich jedenfalls habe genug Platz, und wenn ich daran denke, dass man bei LX Gefahr läuft, eine 180-Sitzige, 28 Zoll - NEK & space flex enhanced cabin zu erwischen… nein danke, da verzichte ich auf das Swiss-Schöggeli und bleibe bei Air Baltic. In Riga ist das Wetter etwas besser als zu Hause. Und wenn man beim aussteigen von so einem Schätzchen begrüsst wird, dann weiss man, dass man hier goldrichtig ist: Der Transit ist etwas hektisch. Der war schon bei der Buchung recht nahe am der MCT, später haben sie unseren Anschlussflug noch 5 Minuten nach vorne verlegt. Weshalb es auch keine Bilder vom Terminal gibt, wir mussten uns ordentlich sputen. Aber eine kleine Anekdote gibt es noch aus dem Bus zu unserer Maschine nach Helsinki. Da sind wir an einem LH-Airbus A320 vorbei gekommen. Und dort, auf der Steuerbordseite, steht das Cockpitenster offen, eine junge Copilotin lehnt heraus und verewigt sich gerade per Handy und Selfie-Stick. War wohl auf ihrem ersten Riga-Umlauf :D Nach dem Einsteigen bietet der Ausblick aus der Kabine die für den Connaisseur unverkennbaren Merkmale einer Dash 8-Q400. Im Gegensatz zu der zuvor genutzten, schon etwas älteren Boeing fliegen wir mit der YL-BBV eine Maschine, welche kaum zwei Jahre alt ist. Das Wetter hat endgültig aufgeklart und so verlassen wir bei Sonnenschein, nach nur 40 Minuten auch schon wieder lettischen Boden. Was will man über eine fast nagelneue Dash schon negatives berichten? Hat „Pfupf“, ist leise, man (bzw. ich jedenfalls…) hat genug Platz. Bloss die Auslastung dürfte heute etwas besser sein, auf der anderen Seite bietet es uns beiden eine grosse Auswahl an freien Fensterplätzen. Wir folgen der Küste des Rigaer Meerbusens nach Nordosten, bevor via estnischen Territoriums und dem Finnischen Meerbusen Helsinki erreicht wird. Hier ist das Wetter recht wechselhaft und schwankt zwischen Sonnenschein und Überschwemmung. Eine Überschwemmung menschlicher Art gibt es zudem auch im Terminal – wir erwischen Finnair‘s Asien-Inboundwelle, was den relativ schmalen, schlauchförmigen Terminal vor lauter Passagieren bald aus allen Nähten platzen lässt. So macht dann Umsteigen definitiv keinen Spass mehr, insbesondere, wenn man so dreieinhalb Stunden totschlagen muss. Das Foto unten täuscht in dieser Hinsicht etwas, da war es noch etwas angenehmer. Unser Flug geht glücklicherweise vom letzten Gate ganz am östlichen Ende des Terminals, wo es auch etwas ruhiger zu und her geht. Und schon bald kurvt das aviatische Highlight des Tages in Richtung seiner Parkposition. Hyvää iltaa Boeing 717! Es handelt sich um die OH-BLJ, welche seit 2001 in der Luft ist. Dies zu erst bei Olympic und später in Spanien bei AeBal und Quantum Air, bevor es sie in den hohen Norden verschlug. Beim Boarding zeigt sich, dass wir es hier mit einem typischen Vielflieger-Pendlerflug zu tun haben. Der Flug ist praktisch komplett ausgebucht und trotzdem ist die Maschine schon nach knapp 10 Minuten geboardet, alle haben ihr Handgepäck verstaut, sitzen und haben ihre Zeitungen aufgeschlagen. Na also, geht doch, auch in Europa! Triebwerke auf Augenhöhe sehen können – so muss es sein! Platz gibt es hier ohne Ende… …sogar Patrick ist positiv überrascht, dass er einmal im Leben seine Knie ohne Schmerzen im Flugzeug verstauen kann :P Tja, die gute alte DC-9 ist komfortmässig eben nicht zu schlagen! Das wirkt sich auch auf unsere Stimmung aus, welche deutliche Zeichen von fortgeschrittener Avioidiotie zeigt :D Der kurze Hüpfer über die Ostsee beinhaltet kaum recht 3 Minuten Cruise, bevor wir schon wieder Richtung Stockholm sinken. Stockholm. Ich bin damit das zweite Mal auf schwedischem Boden. Und schon wieder verlasse ich den Airport nicht. Wie vor Jahren in Göteborg. Und schon damals war nicht eine nach ökologischen Punkten geplante Reise der Grund, sondern ebenfalls eine reine fuel2fun Geschichte. Ich sollte dieses Land endlich mal ernsthaft bereisen… ARN hingegen passt mir als Transit-Airport wesentlich besser, im Vergleich zu Helsinki. Hier hat man jedenfalls genug Platz. Leider haben wir hier nicht ganz so viel Zeit, 50 Minuten sind es nach Plan und es reicht kaum recht für ein Lungenbrötchen in der Designerqualmkabine, bevor unsere ATR 72 ums Eck gebogen kommt. Yippie, noch mehr Prop fliegen :) Eigentlich hatte ich ja auf eine der neuen Serie -600 Maschinen gehofft, aber auch die OY-JZY nehmen wir gerne mit. Es ist dies eine Serie -500, mit Baujahr 1998 doch schon eine ganze Weile in der Luft. Die meiste Zeit ihres Lebens war sie bei American Eagle unterwegs und erst seit gut einem Jahr bei Jettime zu Hause. Neue Airline an neuem Airport – I like :) © by Patrick Schuler Innen sieht man ihr das Alter an. Auch wenn das auf dem Foto wegen des Lichts nicht so ganz rüber kommt, wies die Kabinenverkleidung doch einiges an Vergilbung auf. Während einer ausgedehnten Rechtskurve krümmt sich die Erde unter uns weg, wir nehmen wieder Kurs auf Riga… … und im schönsten Abendlicht geht dieser Tag dem Ende entgegen. Um in die Stadt zu kommen, vertrauen wir uns einem Schnell-Shuttlebus-Service an, welcher uns schon nach wenigen Minuten direkt vor dem Hotel absetzt. Als erstes machen wir uns dort mit den Sicherheitshinweisen vertraut, sind aber danach eher weniger schlau als zuvor – never trust in a machine, speziell, wenn sie Google Translator heisst… © by Patrick Schuler Oooookay, und was jetzt? Es geht gegen 23 Uhr und uns wäre noch nach etwas zu beissen, finden aber auf die Schnelle kein Restaurant mehr, dessen Küche noch geöffnet hätte. Bloss ein Pub, da gibt es wenigstens das unvermeidliche Guinness. Kulturimperialismus ist keine amerikanische Erfindung von Mäcces oder so. Nein, in dieser Beziehung sind die Iren wesentlich schneller und weltumspannender gewesen :) 17. April 2015 Nach einer recht kurzen Nacht, sind wir auch schon wieder auf Achse, schlussendlich geht es bereits heute Nachmittag wieder Richtung heimatlicher Gefilde. Und bevor wir uns unserer in Form eines speed-sightseeing durchgeführten Stadtbesichtigung widmen, ist mal wieder Zeit für etwas Planungsarbeit. Wir haben bei der Anreise bereits gesehen, dass manchmal auch der Weg das, oder zumindest ein Teil des Ziels sein kann. Konnten wir wohl diese Taktik auch auf dem Rückweg anwenden? Sorry, was für eine saublöde Frage :D Ich persönlich präferierte ja die Variante, 2 Stunden Air Baltic Q400-Action nach Oslo und von dort mit LX Embraer 190 operated by Helvetic nach Zürich. Aber Patrick bestand auf die minim günstigere Option, mit TK via Istanbul zu fliegen. Gib es zu, du wolltest mich einfach unbedingt mal in einem A320 sehen, du Schuft!!! Zugegebenermassen war das Angebot des türkischen Nationalcarriers in punkto Preis/Leistungsverhältnis nicht zu schlagen. Für knappe hundert Franken pro Person wurde uns dieses Sahnestückchen serviert: 17.04.2015 | RIX-IST | TK 1758 | 1540 - 1835 | 738 17.04.2015 | IST-ZRH | TK 1911 | 2010 - 2215 | 320 Lektion 1 im Handbuch für angehende Avgeeks: Das Preis/Leistungsverhältnis definiert sich nicht einfach als die schnellste oder günstigste Verbindung. Man nehme stattdessen den Preis und teile ihn durch die geplanten Blockzeiten. Die Wahl fällt dann üblicherweise auf jene Verbindung mit dem niedrigsten Wert. Ausnahmen werden über ein persönliches Bonus/Malus-System definiert, welches über den Faktor der persönlichen Präferenzen bezüglich Airline, Typen, Airports, etc. gesteuert wird. Soviel mal zum Verständnis für all jene Leser, welche unsere Routenwahl unter normalen Umständen schlicht als bescheuert einstufen würden :) Eben: speed-sightseeing. Unglücklicherweise waren gestern Abend am Airport nur noch Stadtpläne in kyrillischer Schrift erhältlich, was unserer Besichtigung einen Touch von Ratespiel gab. Also nix mit Strassennamen lesen, sondern sich wie im Militär am Gelände orientieren. Als Ansatzpunkt eignet sich natürlich ein grosses, zentrales Gebäude wie der Hauptbahnhof. Und auf dem Weg dorthin können wir auch gleich mal quer über die Strasse unser Hotel ablichten. Dieses liegt zwar am Südrand der Altstadt, man erkennt aber gut, dass diese Gebäude später als der Stadtkern errichtet wurden. Hier atmet der Geist einer Zeit irgendwo zwischen des Fin de Siècle und Belle Époque. Auch der besagte Bahnhof zeugt von seiner Entstehungszeit, die Sovietära und ein Schuss Bauhaus haben ihre Spuren hinterlassen: Der Pulverturm hingegen stammt aus dem 17. Jahrhundert. Auch das nationale Kunstmuseum weiss zu gefallen: Das bekannte Ensemble aus Schwarzhäupter- und Schwabehaus muss auch noch verewigt werden. Heute findet auch noch irgendein politisches Treffen statt, die Limousinen und Sicherheitskräfte lassen jedenfalls darauf schliessen. Aber auch abseits der Bauwerke lassen sich immer schöne Plätze finden, zum Beispiel diese Flusslandschaft im Park, der die Alt- von der Neustadt trennt. Natürlich, hier hat sich der Winter erst gerade verzogen und alles ist noch kalt und trist, aber stellt euch dies mal im Frühling in voller Blüte vor! Kuckuck – hey, brauchst dich nicht so verschämt zu verstecken :) Auch einfach so läuft man interessanten Fotomotiven über den Weg. Nach einem leckeren Mittagessen mit schön dunkelgoldbraun frittierten Acrlyamid-Pommes, entdecken wir noch ein interessantes Fahrzeug, nämlich einen VW Sprinter. Vorne Volkswagen, hinten Mercedes. Und fragt mich bitte nicht, ob da in der Mitte nicht noch ein drittes Fahrzeug verbaut war – möglich wärs… Leider fand der Getränke ausliefernde Besitzer dieses unglaublich hochwertigen Fahrzeugs es nicht besonders spassig, dass wir sein Arbeitsgerät fotografisch verewigen wollten. Irgendwie war der Typ ordentlich angepisst, keine Ahnung ob er uns für geheime Spione des Verkehrsministeriums hielt. Jedenfalls ist dies schliesslich ein guter Grund, sich wieder zum Flughafen zu begeben. Diesmal nehmen wir den ganz gewöhnlichen Bus, was mit zwei Euro deutlich günstiger ist als der Shuttle. © by Patrick Schuler Web-check-in hat zwar funktioniert, aber mit dem ausdrucken haperte es mal wieder. Und da unsereiner ohnehin an einem papiernen Souvenir interessiert ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in die schon 2 Stunden vor Abflug recht lange Schlange zu stellen. Unsere Sitze können wir behalten, 20A und 20C – wir haben mal wieder den alten Seatblocking-Trick mit dem freien Mittelsitz versucht. Mal sehen, ob wir Glück haben, bei so vielen Paxen… Nach Fummelbude und Ausreisekontrolle müssen wir dringend noch Dessert und Tee nachholen, freundlicherweise mit Blick auf das Vorfeld und irgendwann (was für ein schöner Euphemismus für „wir haben uns den Hintern flach gewartet!“ :D) boarden wir per Bus. Leider ist unsere Maschine eine 737-800 und nicht die von mir erhoffte -700, welche in meinem Log noch fehlt. Die TC-JFZ hat bereits 15 Jährchen auf dem Buckel und hat diese Zeit immer bei Turkish Airlines verbracht. Irgendwann (schon wieder dieses Wort…) ist dann auch das erlösende „boarding completed“ zu hören, wobei hier, wie bei gewissen Flügen üblich, schon der Vorgang des Einsteigens zum IFE gehört - ich behaupte ja inzwischen, dass Leute gibt, die ihr geistiges Unvermögen Offensichtliches zu erkennen, absichtlich zelebrieren… Vierzig Minuten später wird die Maschine dann tatsächlich gepusht, der Grund für die Verspätung wird zwar mitgeteilt, was allerdings akustisch nur rudimentär zu verstehen ist. Und ja - an Bord stellt sich schnell heraus; es hat geklappt mit dem freien Mittelsitz. Bzw. hat es sogar noch viel besser geklappt, zwei Reihen weiter hinten ist auf der rechten Seite noch ein ganzer Dreierblock frei. Was tut man da? Genau, schnellstmöglich besetzen. Und so haben wir in der fast vollen Maschine jeder eine ganze Bank für sich. Für einen Fünfziger pro Leg. Poor man’s Businessclass :) Das Bild ist natürlich erst später während des Fluges entstanden. Irgendwo zwischen Nachtisch und Gin&Tonic oder so ;) Beim Rollen zur Startbahn erzählt uns diese Maschine davon, wer für den Limousinenauflauf in Rigas Innenstadt in Frage kommen könnte: Kurz nach dem Start sind interessante Landschaftsstrukturen zu erkennen. Sieht irgendwie sumpfig aus da unten. Und mit einem solchen Ausblick können die drei Stunden bis nach IST ja nur im Flug vergehen. Und schon wieder wandern fünf Franken in die Kasse für miese Wortspiele… Natürlich ist auch ein Hotmeal im Angebot, wir entscheiden uns beide für den Kuhmatsch-Cluster. © by Patrick Schuler © by Patrick Schuler Nach zweieinhalb Stunden machen wir über der Schwarzmeerküste wieder optisch Bekanntschaft mit dem Festland. Und kurze Zeit später kommt bereits Istanbul in Sicht. Aus dieser Position ist ein straight in approach natürlich nicht möglich, daher fliegen wir einen ausgedehnten Downwind, der uns fast 120 Kilometer jenseits der Schwelle bringt, bevor wir in den long final der 23 eindrehen. YESSSS!!! Der Poker um die fotografisch beste Seite im Flugzeug geht diesmal perfekt zu meinen Gunsten aus! Ein Anflug im besten Abendlicht über den Bosporus, was kann man sich da noch mehr wünschen? Dafür haben wir jetzt ein kleines Problemchen. Wir haben inzwischen reichlich Verspätung eingesammelt, eine gute Stunde um genau zu sein. Und netterweise fliegt unsere Maschine nachher noch zu einem Inlandziel, weshalb wir an einem der Gates beim Domestic Terminal zum Stillstand kommen, 104 oder so. Und unser Abfluggate ist 501, ein Busgate genau am anderen Ende des Terminals, wo in diesen Minuten das Boarding beginnen sollte. Rund 1,2 Kilometer Fussmarsch in einem gut gefüllten Terminal. Wir ahnen schon übles, aber als wir eine gute Viertelstunde später völlig durchgeschwitzt dort ankommen, ist weit und breit nichts von einsteigenden Leuten zu sehen. Nein, wir warten auch noch eine knappe halbe Stunde, bevor endlich einige Flughafenmitarbeiter das Gate besetzen. Da geht gerade mein schlanker Anschluss in Zürich auf die SBB den Bach runter. Nun denn, begeben wir uns an Bord des sechsten Flugs innerhalb von zwei Tagen und den letzten dieses Kurztrips. Der Gerät ist die TC-JPN, eine A320 mit Baujahr 2008 Jahren zwar nicht mehr brandneu, hat aber noch viele Jahre zu fliegen. Aber vielleicht könnte TK mal über eine neue Schicht Farbe nachdenken, die Kiste sieht aussen wesentlich runtergerittener aus, als sie tatsächlich ist. Innen sieht das schon wesentlich besser aus und der Trick mit dem leeren Mittelsitz hat auch hier bestens funktioniert. Und Zürich scheint als Zielflughafen auch beliebt zu sein. Als Zielflughafen, sage ich :) Nun, dieser Flug startet schon bei Dunkelheit, was sich natürlich negativ auf die Fotomöglichkeiten auswirkt. Selbst unser Nachtessen verschwimmt im Pixelbrei, diesmal ist es orientalisch gewürztes Poulet mit Reis und Spinat (behaupte ich jetzt mal). Okay, man könnte natürlich über für die Fotografie so nebensächliche Dinge wie Beleuchtung oder Einsatz eines Blitzlichtgeräts nachdenken. Aber doch bitte nicht mehr um diese Zeit nach einem dermassen anstrengenden Tag! Uns ist es egal und wir geniessen einen die Mahlzeit abschliessenden Tee oder Kaffee, während der restliche Flug ohne grosse Vorkommnisse abläuft. Und nach weiteren drei Stunden in der Luft setzen wir mit einer halben Stunde Verspätung im reichlich regnerischen Zürich auf. Cheerio! So, das war der erste Streich, doch der Zweite folgt gleich ein paar Wochen später… Teil 2 – fahrlässigerweise nach Osten Es ist ja nicht so, dass ich völlig Fantasielos bin. Aber ein kleines Bisschen Inspiration braucht jeder. Seltsamerweise stammt die Inspiration für diesen Trip mal wieder hier aus dem Forum, genauer gesagt war es ein Beitrag im Flugplanthread für Genf. Dort drin schrieb Forenkollege Dominic alias ‚G-GFFD‘ Anfang April über den von Merlin-Tours geplanten Belavia Tu-154 Flug nach GVA. Muss ich weiter erzählen?!? Okay, es dauerte dann schon noch einen Moment, schliesslich will auch die Rückreise geplant sein und wenn möglich sollten nicht nur Flugzeuge, sondern auch noch das eine oder andere Stück der bereisten Länder zu sehen sein. Aber irgendwann schrieb ich Dominic via Forum, wie es denn nun bei ihm aussähe, denn in dem besagten Thread liess er eindeutiges Interesse an der Teilnahme an diesem Flug erkennen. Tja eben, wohin soll man denn fliegen? Denn Minsk ist Weissrussland und damit Visapflichtig. Für einen kurzen Städtetrip etwas gar viel Aufwand, insbesondere wenn die Stadt eh nur die zweite Geige unter den Programmpunkten spielen soll. Leider erfüllten ohnehin nur zwei Destinationen die Anforderung, sowohl visafrei zu sein, als auch am gleichen Tag den Anschlussflug zu haben. Auch eine Variante, von irgendwo via Minsk auf dem Hinflug nach Genf zu fliegen, stand zur Debatte, was aber ebenfalls nicht ohne Übernachtung in Minsk funktioniert hätte. Wir entschlossen uns dann für Vilnius, was zudem ein paar Stunden spotting aus dem Terminal in MSQ ermöglichen sollte. Und dass sich da auch noch eine der von mir so gehassliebten Canadosen auf den Plan geschmuggelt hat, ist natürlich ein willkommener Pluspunkt. 29.05.2015 | GVA-MSQ | B2 872 | 1100 - 1445 | TU5 29.05.2015 | MSQ-VNO | B2 803 | 1930 - 2005 | CR2 29. Mai 2015 Endlich ist der grosse Tag da und ich muss mal wieder etwas tun, was ich eigentlich total verabscheue. Ich bin nun mal ein Morgenmuffel :D Also stehe ich bereits zu einer Uhrzeit am Bahnhof, zu der andere Leute (Partygänger, Rockstars, ect.) erst zu Bett gehen. In Solothurn steige ich auf den ICN nach Genf um, in dem Dominic bereits seit Zürich unterwegs ist und etwa tausend Jahre später, so gegen 08:50 Uhr, erreichen wir schliesslich pünktlich GVA. Wir haben zwar online eingecheckt, aber für einen solchen Flug muss natürlich ein echter Boarding Pass her, weshalb wir uns in die jetzt schon sehr lange Schlange einreihen. Das Check-in ist bereits im Gange und erwartungsgemäss findet sich da in der genannten Schlange eine ganze Horde Verrückter, unter denen wir uns wie zu Hause fühlen. Auch ein paar Gesichter, welche ich noch von meinem letztjährigen DC-10 Trip kenne, sind hier zu finden. Wen wundert’s? Dank dem Umstand, dass es sich um mehrheitlich flugerfahrene Leute handelt, geht das Check-in trotz langer Schlange sehr zügig, auch die SiKo ist kein Problem und schon stehen wir an unserem Gate in einem der Vorfeldpavillons, für die GVA bekannt ist: Bei normalen Flügen kümmert sich das gemeine Volk ja herzlich wenig um das Flugzeug, wo es ist, wann es ankommt, etc. Hauptsache, es ist pünktlich. Heute hingegen glüht der Server von flightradar.com, die Maschine ist seit dem Start in Minsk unter strengster Überwachung. Und insbesondere hier, in diesem mässig klimatisierten Pavillon, scheint man den besseren Überblick über den Luftverkehr um Genf zu haben, als es die Skyguide jemals könnte :) Gegen zehn Uhr ist die Kiste dann auch optisch auszumachen, obwohl sie noch bei Morges ist, fast 40 Kilometer entfernt. Also, das Flugzeug sieht man natürlich noch nicht, aber die Rauchfahne ist unübersehbar… Wenige Minuten später ist der Vogel schliesslich am Boden, beobachtet von hunderten Spottern aus ganz Europa. Auch Forenkollege Basti1995 ist extra aus Berlin angereist und hat die Maschine bei der Landung auf seinem Speicherchip verewigt. Da aus dem Pavillon die eigentliche Landung nicht zu sehen war, habe ich mir mal seine Fotos ausgeborgt, natürlich mit Genehmigung. Danke dafür! © by Basti1995 Später an diesem Tag würde ich auch wissen, wie sich diese Konfiguration von innen anhört… © by Basti1995 Erstes eigenes Foto: Mit Ankunft der Maschine schlägt auch plötzlich die Stimmung um – von vorher gespanntem Abwarten in eine nervöse Aufbruchsstimmung. Aber die Flughafenmitarbeiter lassen uns noch eine Weile schmorren, anscheinend sind auch unter den nach GVA reisenden Paxen einige Fans, welche das Deboarding entschleunigen. Dafür sind sie natürlich entschuldigt :) In der Zwischenzeit kommt man natürlich auch mit anderen Anwesenden ins Gespräch, Diskussionsthemen gibt es ja genug. Insbesondere zwei Gesinnungsgenossen aus Berlin helfen die Wartezeit abzukürzen. Aber endlich sind die Busse da und kurze Zeit später werden Hitze, Lärm und andere negative Umwelteinflüsse dank eines starken Endorphincocktails einfach ausgeblendet. Woher diese Stoffe wohl kommen, was hat ihre Ausschüttung ausgelöst? Lassen wir doch einfach mal ein paar Bilder sprechen. Zum Beispiel zum Thema verschiedene technologische Generationen: Man beachte das rote Dings unter der Nase der Tu-154. Der Kapitän muss natürlich angemessen begrüsst werden: Kein moderner Ökohaarfön, kein aufgepimpter Mantelpropeller, nein, hier werden noch brachiale Urgewalten gebändigt: Selfietime :P Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bevor ich endlich zum ersten Mal ein Flugzeug sowjetrussischer Konstruktion betreten darf. Und ein weiteres Mal gelingt ein Schnappschuss der Kategorie ‘Generationenkonflikt‘: Wobei hier, im Gegensatz zu Menschen, eher die älteren Semester zu den lauten Wilden gehören, während der Nachwuchs angepasst, leise, umweltbewusst und spiessbürgerlich ist :) Und ja: endlich drin! Dabei habe ich vor lauter ‚excitement‘ die vordere Kabinenhälfte schon fast durchquert, als mir einfällt, dass ich ja noch die zu Hause gebliebenen mit Bildmaterial versorgen muss. Daher gibt es diesen Kabinenteil nur von hinten zu bestaunen: Durch die in der Mitte der Maschine angeordnete Galley erreichen wir den hinteren Kabinenteil: Erst mal gehe ich ganz nach Hinten, um mir einen Überblick zu verschaffen… …bevor ich auf meinem Sitz platz nehme. Nicht gerade vom schärfsten, aber DER Beweis schlechthin, dass man sich an Bord eines Russenflieger befunden hat: Ja, es ist ‚nur‘ ein Gangplatz, aber da alle Fensterplätze durch die Leute der Merlin-Tours-Gruppe okkupiert sind, müssen wir uns mit dem begnügen, was übrig bleibt. Ausserdem: um die Maschine inflight zu erkunden, bietet sich ein Gangplatz geradezu an. Ein viel wichtigeres Kriterium war bei der Planung, dass der Sitz sich im hinteren Drittel der Maschine befindet. Warum wohl?!? Ein erster Eindruck: die Sitzfläche der Sitze befindet sich bemerkenswert weit unten, was zu einer ungewohnten Sitzposition führt. Aber für meine Körpergrösse durchaus bequem! Die Handgepäckfächer hingegen sind eindeutig zu einer Zeit konstruiert worden, als die Dinger da oben noch primär als Hutablage dienten und nicht zum unterbringen des halben Hausstandes… Mein Rucksack, den ich im Bin eines A320 oder speziell einer ‚Sky Interior‘-737 jedes Mal erst wieder langwierig suchen muss, erreicht hier bereits das Maximum des zulässigen Platzverbrauchs. Ich würde zu gerne das Gesicht eines verwöhnten 08/15 Businesskaspers sehen, der versucht, hier sein IATA-konformes Mobilehome reinzuquetschen :D Auch die ‚fasten seatbelt‘ und sonstigen Zeichen müssen noch ausgiebig gewürdigt werden: Dominic hingegen scheint sich ob des obskuren Publikums nicht ganz wohl zu fühlen? Oder hat der kritische Blick andere Gründe? Eigentlich sollten wir schon vor 30 Minuten gestartet sein, allerdings hat sich der Boardingprozess etwas verzögert, weil – nun, ich war bei weitem nicht der einzige der draussen beim fotografieren gebummelt hat. Leider ist dadurch unser Slot weg und aus dem Cockpit bekommen wir die Information, dass wir nun noch eine Stunde warten müssen. In der prallen Sonne. In einer Maschine, deren Klimaanlage nicht wirklich sehr, ääähem, ‚sophisticated‘ ist. Es ist heiss und stickig. Normalerweise würde jetzt das grosse Motzen losgehen, jedoch stört sich auf diesem Flug kaum jemand daran. Im Gegenteil, kaum einer, der die zusätzlich geschenkten Minuten an Bord nicht geniesst! Und dann, mit reichlich 90 Minuten Verspätung, kommt eine erneute Ankündigung aus der Reihe 0 – in wenigen Minuten würden wir starten. Gebanntes erwarten… ach was sage ich! Keiner sagt mehr was, geradezu andächtige Stille herrscht in der Kabine, während wir dem Wohlklang der drei hochlaufenden Soloviev D-30 Turbinen lauschen. Als ob Englein singen :D Beim losrollen werden wir von der Flughafenfeuerwehr standesgemäss mit einem Wassersalut verabschiedet, während Basti uns auf dem Weg zur Runway 23 wieder von aussen fotografisch erwischt: © by Basti1995 Und endlich fauchen uns die Treiber mit Getöse in den sonnigen Himmel über Genf: Ja, beim Start geht auch im Innern akustisch die Post ab, der hochfrequente, schrille Ton der Turbinen erfüllt die Kabine mit einer tollen Soundkulisse. Allerdings dann doch nicht ganz so dramatisch, wie ich mir das vorgestellt habe – meine Erwartungshaltung scheint die Kabinendämmungsmethoden der russischen Ingenieure unterschätzt zu haben… Und vom Geräuschniveau im Reiseflug reden wir schon gar nicht. Just wow, eine klassische 737 ist da definitiv lauter in der Kabine! Auch sonst bietet die Maschine ein äusserst angenehmes Fluggefühl – wobei… wahrscheinlich sind wir da ein wenig emotional vorbelastet :D Und wer schon mal an so einem Flug für Fans teilgenommen hat, der ahnt wahrscheinlich schon, was jetzt kommt – kaum sind die Anschnallzeichen erloschen, beginnt ein regelrechtes Stampede. Nein, das folgende Foto ist nicht beim Boarding entstanden, sondern unterwegs irgendwo über der Zentralschweiz beim Versuch nach ganz hinten zu den Bordtoiletten zu gelangen. Dauerte ca. eine Viertelstunde… Da setzen wir uns doch lieber mal noch kurz an einen inzwischen frei gewordenen Fensterplatz und geniessen ein wenig die Aussicht… …währenddessen eine kleine Detailstudie mögliche Anwendungszwecke von Speedtape anschaulich demonstriert. Und wenn wir schon beim Thema Detailstudie sind, dann können wir auch gleich noch welche von der Kabineneinrichtung machen: Oder dann doch noch von den Bordtoiletten und deren geschmackvollem Wanddeko: Dominic versucht sich derweil in der Gegenrichtung und inspiziert die Chefetage. © by Dominic Brütsch Weitere 20 Minuten später bin ich endlich bei der Galley in der Mitte der Kabine angelangt - auch über Einzelheiten der Türbedienung sollte man sich informieren, im Notfall kann das Leben retten! Jawoll nämlich!! Nixda „gestörte Nietenzähler“, just safety first!!!!111 Das einzige, auf was man bei der Tu-154 wirklich Acht geben sollte, ist die eigene Denkbeule beim ein- und aussteigen. Die lichte Höhe der Tür ist nämlich nicht wirklich „licht“, vielmehr kann es ganz schnell dunkel werden, wenn man den Kopf nicht einzieht. Als Anhaltspunkt: ich bin so knapp 1 Meter 75. Auch das Platzangebot in der Notausgangreihe muss auf dem Rückweg noch einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. Und, nein, bitte fragt nicht. Ich wollte das auch nicht genauer wissen. Und ja, ich habe meine Treter noch montiert :) Geradezu pittoresk erscheint das liebevoll von Hand gemalte Exit-Schildchen: Die Serviceeinheit dient hingegen mehr der Zierde, denn die Schutzgläser der Lampen sind so vergilbt dass diese eigentlich einen idealen schwarzen Strahler formen und selbst direkt vor den Frischluftdüsen überwiegen braunsche Molekularbewegungen. Interessiert mich jetzt aber einen Dreck, denn eben fordert und der Purser auf, doch bitte wieder unsere Plätze einzunehmen, man möchte gerne das Essen servieren. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und schwupps - schon sitzen wieder alle, während die Cabin Crew ungestört ihrer Arbeit nachgehen kann. So machen die Paxe doch einen ganz zilifi… silizif… normalen Eindruck, oder? Die Dame mit der weissen Bluse gehört übrigens nicht zur Cabin Crew, sondern ist eine Fernsehreporterin des weissrussischen Volksverblödungsinstituts. Yay, Hotmeal! Sieht besser aus, als es aussieht. Oder so ähnlich ;) Nein, Spass beiseite, es ist ganz in Ordnung. Das Ragout mit Reis ist ziemlich lecker, die Rohkost-Gurke mit nichts vielleicht etwas gar basic aber frisch und knackig. Und was will man von einem unter Schutzatmosphäre verpackten Brötchen schon erwarten? Das es warm und knusprig ist? Dafür gab es dann noch Chlöpfmoscht für alle, im vorliegenden Fall eine weissrussische Eigenproduktion. Nichts für denjenigen, der seinen Sekt gerne staubtrocken hat, aber als Begleitung zum Dessert absolut in Ordnung. Und um Welten besser, als die künstlich gesüsste Litchi-Plörre, mit der man in unseren Breiten zuweilen meine Geschmacksknospen zu beleidigen versucht. Cheerio, wir haben was zu feiern! Leider neigen sich damit auch diese zweieinhalb Stunden Flug schon wieder ihrem Ende entgegen, aber ein letztes Highlight steht noch an. Reverser auf volle Kanne nach dem Aufsetzen! YESSS, Lärm so weit das Trommelfell reicht - so habe ich mir das vorgestellt :D Tja, nach kurzem Taxi und einer weiteren Feuerwehrdusche müssen wir uns von unserer russischen Lady auch schon wieder verabschieden. Aussteigen tun wir heute aus der 2L-Türe, gleich über der Flügelvorderkante. Als nächstes wieder so ein typisches Bild eines Fluges mit hohem Anteil an Kerosinjunkies – definitiv kein normaler Linienflug. Ich hatte ja schon echt bedauern mit den regulären Fluggästen. Noch kurz die imposante Nase der Maschine gewürdigt… …bevor wir uns per Bus in den Terminal verfrachten lassen. Dort beginnt dann der lustige Teil des Transits, zusammen mit einigen anderen Leidensgenossen. Ein Kollege aus Deutschland schafft es sogar mit dem Personalausweis durch die Kontrolle, während Dominics notfallmässig beschafftes Transitvisa für die… …Tonne war. Unsere Abflugverspätung in Genf führt dazu, dass wir etwas weniger Zeit zum Flugzeuge gucken haben, aber auch so bleiben knapp zweieinhalb Stunden Zeit, unsere rüstige Dame und anderes herumstehendes Schwermetall russischer Provenienz ausreichend zu begutachten. In der Luft macht sich Ostblockgerät hingegen leider rar, einzig zwei Let 410 sorgen für etwas Abwechslung. Aber auch so ist der Traffic wesentlich interessanter als das 08/15-Plastik von Zürich (die ganze Zeit kein einziger A32S, MUHAHAHA!!!). Und schliesslich machen wir uns kurz nach 19 Uhr auf zu unserem letzten Flug für Heute. Leider bewahrheitet sich dabei eine schon früher am Tag aufgekommene Befürchtung – offensichtlich sind eine ganze Menge anderer Freunde der Tupolev unserem Beispiel gefolgt, was die endgültige Destination betrifft. Was wiederum zu einem Equipment-Change führt; anstelle der Canadose erwartet uns eine Boeing 737-500. Okay, nicht etwas dem ich hinterherrenne, auf der anderen Seite ist das auch so ein Modell was langsam rar wird und welches man noch mitnehmen sollte, solange sie noch fliegen. Unsere EW-253PA wurde 1996 für Continental Airlines gebaut, verliess deren Flotte aber bereits 2003 wieder. Und nach einem kurzen Gastspiel bei Lithuania Airlines fliegt sie seit 2008 bei Belavia. Und der Standplatz unserer Maschine ist perfekt gewählt! Ein Blick über die Schulter beim einsteigen ermöglicht einen letzten Blick auf unser Schätzchen. Und dann STRIKE! Ich hatte mir beim online check-in Sitz 10A ausgewählt, schön hinter dem Flügel und vor dem Treiber der CRJ200. In der Bobby erbe ich damit den Emergency Exit. STRIKE TWO: was kommt denn da noch ums Eck gebogen? Die weissrussische Regierungsmaschine defiliert ebenfalls noch vor uns durch. Ob extra für uns, wage ich hingegen zu bezweifeln :) Kurz zu Dokumentation ein cabin shot - Es ist interessant dass auf Fotos Kabinen immer wesentlich frischer aussehen, als sie tatsächlich sind. Es dauert dann nicht lange bis wir wieder in der Luft sind… …und nur 40 Minuten später befinden wir uns wieder auf Schengen-Boden. Ein kleiner Seitenhieb muss an dieser Stelle noch sein: aus zuverlässiger Quelle weiss ich, dass es beim heutigen Flug nicht anwesende, aber mir sehr gut bekannte Forenmitglieder geben soll, die nichts gegen einen solchen Aufkleber auf jedem Fenster in jedem Flugzeug hätten. Warts nur ab Patrick, ich freue mich schon jetzt darauf, deine eigenen Schreihälse zu sehen :D Viso gero, Oro Uostas Vilnius – auf Wiedersehen, Flughafen Vilnius. Mit dem Bus machen wir uns auf in die Stadt und nach ein, zwei Irrläufen finden wir auch unsere Hostel. V4Vilnius heisst der Laden und wurde von uns ausgewählt, weil im Erdgeschoss eine zur Lokalität gehörende Bar beheimatet ist. Man muss schliesslich Prioritäten setze, da kann so ein Detail schon mal das Zünglein an der Waage darstellen!!! Bäume werden wir heute allerdings wohl keine mehr ausreissen, der Tag war lang genug und morgen steht Sightseeing auf dem Programm. Aber ein leckeres Nachtessen und ein, zwei Bierchen in unserer Hostel müssen dann schon noch sein, bevor wir uns in chnrrrzpf…. Gell, Dominic, war ein langer Tag :) 30. Mai 2015 Frisch ausgeschlafen steht heute die grosse Besichtigungstour an und deswegen machen wir mal etwas mehr Bilder als Text. Der Wettergott meint es gut mit uns und so beginnen wir mit einigen Eindrücken der sehenswerten Gebäuden dieser Stadt: Das Großfürstliche Schloss: Die St. Kasimir-Kirche Noch mehr Kirche, diesmal St. Anne und Bernhardine, komplett in Backstein erbaut: Die alte Stadtmauer stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und war noch vor wenigen Jahren eine traurige Ruine. Um 2009 herum wurde sie instandgesetzt und präsentiert sich heute in makellosem Zustand: Unser Weg führt uns auf den Gediminas-Turm, ein Rest der „oberen Burg“ und auf einem 142 Meter hohen Hügel positioniert. Das ergibt natürlich tolle Ausblicke über die Stadt, hier stellvertretend nach Nordwesten über den Fluss Neris hinweg in Richtung des ‚neuen‘ Vilnius: Den Turm selber werden wir etwas später noch zu Gesicht bekommen, erst mal sehen wir uns noch einige andere Ecken der Stadt an, zum Beispiel den grossen Platz vor dem Rathaus: Ganz in der Nähe davon präsentiert sich diese Szene: Auch solche Gebäude bieten interessante Motive – irgendwie sieht die Stadt gar nicht so nordisch aus, wie man dies vielleicht erwartet. Vielmehr sind auch Baustile vorhanden, die an Italien oder Griechenland erinnern und so kommt die Stadt irgendwie sehr mediterran rüber. Und hinter der nächsten Kreuzung wird man unversehens von solchen Anblicken erwartet – mitten in der Stadt: Dieser Teil gehört zu Užupis, einem kleinen, durch die Vilnia vom Rest der Stadt abgeschlossenen Stadtteil. Bis zum zweiten Weltkrieg eigentlich ein jüdisches Viertel, ist es heute ein Künstlerquartier, welches sich am 1. April 1997 spasseshalber zur unabhängigen Republik erklärte (Užupis Respublika). Und auf der anderen Seite des Flusses Neris stehen diese Zeugen einer anderen, ebenfalls nicht ausschliesslich blendenden Epoche: So gegen vier Uhr nachmittags finden wir dann langsam, dass es Zeit für eine kleine Zwischenverpflegung ist. Diese stammt aus einem Supermarkt und wird deswegen nicht an einem Tisch sitzend, sondern auf einer Wiese am Flussufer verzehrt. Und hier pulsiert das Leben so richtig. Man geniesst die Sonne, flaniert über die Brücken und entlang des Flusses, schleckt Eis, auf einer Skateranlage zerschindet sich die lokale Jugend ihre Knochen und die ganz Kleinen werden mit einem Kinderzirkus bespasst. Aber am Horizont ziehen erste dunkle Wolken auf. Im Wortsinn. Dominic und ich beschliessen die Übung abzubrechen um noch vor dem sich ankündenden Gewitter in der Hostel aufzuschlagen. Unterwegs beginnt es zu winden und leider ist auch meine kritische Einschätzung („wir haben noch zehn Minuten – maximal 15“) noch zu optimistisch. 250 Meter vor unserer Hostel erwischt es uns eiskalt. Eine halbe Stunde harren wir im Eingangsbereich eines Bekleidungsgeschäfts aus, bevor der Gewitterregen so weit nachlässt, dass wir während dem letzten kurzen Spurt nicht klitschnass werden. Wir nutzen diese wolkengraue Phase um uns für den Abend frisch zu machen. Als wir uns wieder nach draussen trauen, hat es etwas abgetrocknet und so suchen wir uns eine Lokalität um uns zu verpflegen. Und kaum haben wir uns gesetzt, geht eine zweite Portion Platzregen auf die Stadt nieder. Eineinhalb Stunden später sind wir pappsatt, der Himmel ist wieder tiefblau und goldenstes Abendlicht erfüllt die Gassen. Da wird gleich noch notfallmässig eine fotografische Extrarunde durch die Stadt fällig. Die Kathedrale St. Stanislaus mit dem freistehenden Glockenturm: Litauisches Nationalmuseum mit dem Gediminas-Turm auf dem Hügel im Hintergrund: Und ein abschliessendes Stimmungsbild am Flussufer mit der grünen Brücke und der Erzengel Raphael Kathedrale: Anschliessend wird es ohne Stativ aber langsam zu dunkel zum fotografieren, weshalb wir uns lieber eine passende Abendbeschäftigung suchen. Ein zu einer Open Air Bar umfunktionierter Hinterhof in der Nähe unseres Hostels lädt zu einem Schlummertrunk ein – eine Gelegenheit welche wir hier im Report für etwas Flugplanstudium nutzen können. Dass wir von Vilnius nicht nonstop nach Hause kommen, war uns von Anfang an klar. Aber was bieten sich alles für Optionen? Klar, Air Baltic war weit vorne dabei, auch SAS stand zur Debatte. Air Lithuanica hingegen hatte kurz zuvor die Segel gestrichen, einen Umweg über Tallin mit Estonian Air liess sich nicht sinnvoll stricken und Aeroflott hatte zu viel Plastikschrott auf ihren Flügen. Ukraine International rettete uns schliesslich. Feststellung Nr. 1: Für eine schnelle Verbindung mit PS müssten wir um 5 Uhr morgens am Flughafen sein. Feststellung Nr. 2: der sehr günstige Tarif lässt einen 24-Stunden Stopover zu. Feststellung Nr. 3: für die Ukraine benötigt man als Schweizer kein Visum. Was hält uns also davon ab, noch eine Nacht in Kiew anzuhängen? Vor allem, als wir bemerken, wie günstig man dort nächtigen kann? Genau: nichts! 31.05.2015 | VON-KBP | PS 182 | 1125 - 1245 | E90 01.06.2015 | KBP-ZRH | PS 471 | 1110 - 1200 | E90 30. Mai 2015 Um zehn Uhr am Flughafen sollte ja passen, da könne wir es mit dem aufstehen gemütlich nehmen. Ein Bus bringt uns schliesslich zum Bahnhof, wo wir erst mal herzhaft frühstücken, bevor wir den spottbilligen Flughafenshuttle besteigen. Besteigen ist hier wortwörtlich zu verstehen. Behindertengleichstellung WTF?!? Unsereiner überlegt sich jedenfalls, ob man sich zum Einsteigen irgendwo anseilen kann… Am Airport überrascht uns erst mal die Pennsylvania Air National Guard mit einer KC-135, Ship 80060 schipperte eben einen Batzen GI’s nach Litauen. Einfach so aus Freundschaft wahrscheinlich… :D Unser Schiff ist die UR-EMD, 2013 direkt aus dem Dschungel nach Kiew geflogen. Ukraine International wollte uns am Vortag noch weiss machen, sie hätten den Kurs auf eine Boeing 737-500 umgestellt. Hatten sie dann doch nicht und ich durfte einen weiteren E-Jet in mein Log schreiben. Der heutige Flug führt uns knapp 600 Kilometer in südöstlicher Richtung, über den nach Fukushima nur noch zweitbekanntesten Atomunfall der Geschichte hinweg in die ukrainische Hauptstadt. Wie ein E-Jet von innen aussieht wissen ja wohl die meisten hier inzwischen :) Auch diese Perspektive ist sicher nicht unbekannt. Das blau/gelb des Winglets hingegen hat sich bisher rar gemacht im Forum. Nach ziemlich genauen 80 Minuten erreichen wir Kiew Boryspil Airport und auch hier kann sich das Airbus-im-Swiss-Lack-geplagte Auge an seltenen Vögeln laben: Ellinair – auch so ein Kandidat, den man mal rein aus Blödsinn ‚abarbeiten‘ sollte… Auch die eine oder andere Iljushin ist am Waldrand jenseits der Piste zu erkennen. Leider ist davon auch nichts mehr im Betrieb :( Mit einem Bus (also so ein ausgewachsener Reisecar, nicht ein Omnibus) fahren wir in die Stadt. Der Spass kostet 60.- ukrainische Hrywnja, was etwa drei Franken entspricht. Dieser Preis scheint einer älteren Dame jedoch nicht genehm zu sein, worauf sie sich mit dem Chauffeur zu zoffen beginnt. Nach fünf Minuten ‚angeregter Diskussion‘ sind schliesslich auch die anderen Fahrgäste von ihr angepisst, verbrüdern sich mit dem Chauffeur und fordern die Dame lautstark auf, Leine zu ziehen. Was sie dann auch tut. Auf dem Weg Richtung Downtown werden ein paar Klischees über osteuropäische Vorstädte sowjetischer Prägung kultiviert: Am Hauptbahnhof angekommen zeigt sich hingegen ein anderes Bild. Dies hier ist nicht etwa eine Kirche, sondern die Haupthalle des Bahnhofs. Leider das einzige verwertbare Bild, aber es ist etwas zu dunkel hier drin und ein Stativ wäre (abgesehen von der Tatsache, dass ich keins dabei habe) angesichts der durchflutenden Menschenmassen, auch eine von bloss eingeschränkter Praxistauglichkeit geprägte Idee. Auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof hingegen treffen klassische Formen auf moderne, schnörkellose Architektur. Nachdem uns mal wieder ein Gewitterregen aufhält, finden wir endlich die Metrostation und tauchen in die Tiefen der Kiewer U-Bahn ab. Mit bis zu 105 Metern unter der Erdoberfläche finden sich in diesem System die tiefstgelegenen Stationen der Welt. Im Folgenden ein loser Zusammenschnitt diverser Bilder ohne zeitliche Konsistenz: Die meisten älteren Stationen weisen das für den sowjetischen Einflussbereich so typische Dreiröhren-Design aus zentraler Halle und seitlich davon gelegenen, mit Querschlägen verbundenen Bahnsteigröhren auf. Diese Konstruktionsweise ist nicht bloss eine Spielerei, sondern dem Druck geschuldet, der auf den tief gelegenen Stationen lastet. Der in über 5000 Exemplaren von Metrowagonmasch gebaute Typ 81-717/714 ist, wie in vielen Städten des ehemaligen Warschauer Paktes, auch hier immer noch das am weitesten verbreitete U-Bahnfahrzeug. Der Fahrpreis wird, ganz in ‚Ostblock-Manier‘ pro Fahrt fällig, egal ob man nur eine Station fährt oder von früh bis Betriebsschluss unter Tage bleibt. Und dieser beträgt pro Fahrt ganze vier Hrywnja, etwa 20 Rappen. Bezahlen tut man an einem Automaten, der Kunststoffjetons ausspuckt, mit denen man wiederum am Eingang die Drehkreuze freigibt. Jep, das ist eine Rolltreppe. Auch die sind den Dimensionen der Stationen entsprechend; die längste überwindet 65 Meter Höhenunterschied und dürfte geschätzt so an die 140 Meter lang sein. Erste Station: der Majdan Nesaleschnosti. Unsere Hostel liegt ganz in der Nähe, das bietet sich also ohnehin an. Irgendwie strange hier zu stehen, wenn man sich in Erinnerung ruft, was da erst ein gutes Jahr zuvor passiert ist. © by Dominic Brütsch Stummer Zeuge der Ausschreitungen ist das ausgebrannte Haus der Gewerkschaften. Bauen wir uns erst mal wieder etwas auf – unter dem Majdan liegt eine unterirdische Shopping-Mall mit einem grosszügigen Foodcourt, wo wir uns eine Kleinigkeit zu beissen gönnen. Okay, beissen trifft es bei mir nicht ganz, denn Borschtsch ist bekanntlich eine Suppe :) Schön, dass man hier auch lokales bekommt und nicht nur imperialistische Scheisse Fritten & Co. Ein weiterer Anziehungspunkt ist das Haus mit den Chimären, ein 1902 von Architekten Władysław Horodecki im Jugendstil erbautes Gebäude. Namensgebend sind die als Fassadendekor dienenden Figuren. Und einmal ein Closeup: Schade, stand gerade die Sonne etwas blöd, aber das kommt davon, wenn man aus Zeitmangel den Sehenswürdigkeiten wie ein wilder Stier hinterherrennen muss… :D Ein paar Metrostationen weiter findet sich das Goldene Tor… …in dessen Schatten wir uns ein kühles Blondes gönnen, bevor wir uns dem letzten fixen Programmpunkt vor dem Nachtessen widmen. Dem Igel-Monument: Zugegeben, für diese dramatische Perspektive musste ich mich auf den Boden legen, denn auf Augenhöhe sieht der kleine putzige Kerl nicht ganz so imposant aus: Die Figur ist eine Hommage an den russischen Zeichentrick-Kurzfilm „Der Igel im Nebel“ von 1975. Wer ihn sich mal ansehen will: https://www.youtube.com/watch?v=lCsJZV7aCdY Auf unserer Suche nach einem Restaurant entdecken wir hinter Bäumen noch das Denkmal der Völkerfreundschaft… …und etwas später das St. Michaelskloster… …bevor in einer belebten Strasse etwa fünfzehn Gehminuten von unserer Hostel entfernt, ein georgisches Restaurant unsere Aufmerksamkeit erweckt. Das folgende Nachtessen ist zwar nicht ganz frei von sprachlich bedingten Pannen (Dominics Bestellung des Hauptgangs hat sich irgendwie auf dem Weg in die Küche dünne gemacht…), aber super lecker und das Servicepersonal ist mit viel Herzlichkeit bei der Sache. Und satt wurden wir schliesslich auch trotz den Pannen. 1. Juni 2015 Auch diese Reise neigt sich irgendwann ihrem Ende entgegen und so schleichen wir am Morgen früh leise aus unserem Zimmer, um unseren Bus zum Flughafen zu erwischen. Der Majdan liegt zu dieser Uhrzeit in einer gespenstischen Stille, auch die Metro ist noch ziemlich verwaist, aber spätestens am Hauptbahnhof hat uns der Trubel der Grossstadt wieder eingeholt. Am Flughafen können wir gleich durch die Sicherheits- und Passkontrolle, da wir die Bordkarten für den Weiterflug bereits in Vilnius erhalten haben. Airside erwartet uns ein moderner, heller und grosszügiger Terminal mit grossen Fensterfronten. © by Dominic Brütsch Perfekt für ein paar Bilder des lokalen Verkehrs. Okay, so viel Betrieb ist dann auch wieder nicht, aber der Lokalmatador präsentiert uns sein Flaggschiff: Nachdem wir noch unser restliches Bargeld im Dutyfree verballert haben (Krimsekt ist wirklich so gut, wie behauptet wird!), können auch wir unsere Mitfluggelegenheit besteigen. Heute ist, mit passender Regi, die UR-EMB on duty. 2012 dem Amazonasbecken entsprungen, dann ein Jahr bei Aerosvit zu Hause, bevor deren Pleite sie zum aktuellen Eigentümer brachte. Tschüss Ukraine! Na ja, einen Cabin Shot mögt ihr mir ja wohl hoffentlich gönnen :P Das Service-Konzept von PS orientiert sich am gemeinen Billigheimer, sprich Getränke und Gefrässe gibt es nur gegen Bares (oder Plastikkredit natürlich). Mein Magen grummelt etwas von „schon fast Mittag“ und „drei Stunden Flug“, also lasse ich mich dazu überreden, das angebotene Hotmeal zu testen. Da das Ding frisch aus dem Ofen kommt und nicht schon eine halbe Stunde auf dem Cart rum steht, ist es auch wirklich HOT. Auch die Schale. Autsch :) Es gibt Hähnchenbrust mit Kartoffel/Lauch-Pampe und Peperonistreifen, dazu je ein Schälchen Salat und Schokoladencreme. Kein Gourmetmenu, aber geschmacklich in Ordnung und als kleines Mittagessen ganz okay. flyUIA.com – gerne wieder! Der Bodensee lässt sich durch die Insel Lindau eindeutig identifizieren und kündigt damit auch das Ende dieses Flugs und dieser Reise an. Ein paar Runden im Holding fordern dann etwas Nerven. Nicht wegen der Flugzeit oder so, sondern weil wir Backbord auf der falschen Seite sitzen. Rechterhand wäre eine Fokker 100 von Helvetic zu sehen, mit der wir fröhlich ein paar Runden „Formationsflug“ üben. Grmbl… Die Flughöhe verrät es – wir sind nur noch Sekunden vom Boden entfernt: Aaaaaaand: touch down! So, damit hätte uns die Heimat wieder. Und damit bleibt mir nur noch eins - der Gault-Millau für Flugreisen, der Guide Michelin für Spritverschwendungen, kurz: meine berüchtigte Fazit-Ecke :D Der Reihe nach, beginnen wir mit den Städten: Riga: Ganz ehrlich? Riga hat mich ein ganz klein wenig enttäuscht. Vielleicht lag es daran, dass noch grauer Nachwinter herrschte, aber die Stadt machte irgendwie einen etwas verschlafenen Eindruck. Dazu kommt, dass sie nicht wirklich gross ist. Das alles ist an und für sich kein Problem und es war auch ganz nett dort. Nur: wegen Bern oder Luzern alleine kommt auch niemand in die Schweiz, da will man schon noch etwas mehr sehen. Beide Städte, plus Genf, plus das Jungfraujoch, oder so ähnlich. Das gilt auch für Riga: man kann das gerne auf einem Trip mitnehmen, wenn man eh durch das Baltikum reist, oder (so wie wir Kiew mitgenommen haben) als Stopover. Aber für ein ganzes verlängertes Wochenende extra dort hin zu fliegen, lohnt sich, auch in Anbetracht der Länge des Fluges, meines Erachtens nur bedingt. Vilnius: Das ist schon eher meine Kragenweite. Die Stadt hat eine angenehme Grösse, man kann sie sehr gut per Pedes erkunden. Klar, es hat auch hier keine Oberklasse-Sehenswürdigkeiten wie Eifelturm oder Kolosseum, trotzdem bietet die Stadt genug zu entdecken, dass einem auch mit drei oder vier Tagen Aufenthalt nicht langweilig wird. Auch in kulinarischer Hinsicht trifft man auf viel Abwechslung, gerade in der Altstadt reiht sich schier Café an Restaurant an Bar. Und was mir wirklich positiv aufgefallen ist: die Stadt ist sehr lebendig! Nicht im Sinne eines von hyperaktiven Vorstadtzombies überlaufenen Molochs à la London, sondern einfach frisch, aufgestellt, lebensfroh. Kann natürlich sein, dass das im Vergleich zu Riga entschieden bessere Wetter hier meine Wahrnehmung etwas verzerrt hat :D. Der einzige wirkliche Nachteil ist die schlechte Anbindung an die Schweiz - es gibt keine einzige Nonstop-Verbindung. Aus Sicht des Reisebüros schade, denn gerade umsteigefreie Verbindungen sind für Otto Normalreisender auf solchen Städtetrips meist ein Killerkriterium. Vielleicht hätte die Swiss gescheiter Vilnius 3/7 ins Streckennetz aufgenommen, als sich mit Air Baltic um die Zürich-Riga Passagiere zu prügeln? Kiew: Hoppla! Da schlägt man mehr oder weniger ungeplant in dieser Stadt auf und ist erst mal einen Moment lang baff! Unser Nachmittag, den wir zur Verfügung hatten, reichte natürlich hinten und vorne nicht aus, um die Stadt auch nur annähernd abzuklappern. Sie ist so reichhaltig an Sehenswürdigkeiten, da muss man locker mindestens vier Tage einplanen. Wenn man sich mal auf Wikipedia die Liste der Sehenswürdigkeiten Kiews ansieht, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was wir noch so alles verpasst haben: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Sehenswürdigkeiten_in_Kiew. Insbesondere das Saljut-Hotel nervt mich, dass ich es nicht gesehen habe! Dazu kommt, dass das ganze geradezu spottbillig ist. Unsere Hostel hat uns fünf Euro pro Nase und Nacht gekostet, das pannenanfällige Nachtessen inklusive Nachtisch und Bier für beide zusammen etwa 11.- oder 12.- Euro. Auch Flüge ZRH-KBP mit Ukraine International sind return zum Teil ab etwa CHF 250.- erhältlich – kein schlechter Preis für 2 x 3 Stunden Flug. Eine Städtereise nach Kiew ist also durchaus etwas, was auch mit einem etwas schmaleren Budget machbar ist. Bezüglich der Sicherheitslage ist es so, dass man in Kiew vom Krieg eigentlich nicht viel mitbekommt, abgesehen von etwas Heldenbeweihräucherung. Ansonsten sollte man sich an das halten was das EDA empfiehlt: „Lassen Sie an öffentlichen Orten und bei grösseren Menschenansammlungen Vorsicht walten und meiden Sie politische Demonstrationen jeder Art.“ Zudem gilt natürlich das, was man in jeder Stadt beachten muss – wenn man dank umgehängter Spiegelreflexkamera schon drei Kilometer gegen den Wind als ausländischer Tourist identifiziert werden kann, dann muss man sich nicht wundern, wenn man ins Visier von Taschendieben gerät. Man kann sich aber auch hier immer noch sehr gut ‚unsichtbar‘ machen. Verlassen wir die bodengestützten Sehenswürdigkeiten und wenden uns dem Fluggerät zu. Zu SAS und Konsorten möchte ich mich nicht gross verlieren, beginnen wir mal mit… Air Baltic: in Kurzform – ganz nett. Auch BT macht einen auf Low Cost, Gepäck und Verpflegung gibt es nur gegen Aufpreis. Aber bei LX ist man gepäckseitig inzwischen gleich weit und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch im ganzen Lufthansakonzern hinter dem Vorhang ohne zusätzliche monetäre Aufwendungen auf dem Trockenen sitzen wird. Und wie ich oben im Report schon erwähnt habe: ein Stückchen Schokolade kann eine 28-Zoll NEK-Kabine nicht wett machen. Dazu kommt, das Air Baltic als die kulanteste europäische Airline gilt: http://www.travelinside.ch/travelinside/de/notdArchiv.php?we_objectID=35210 Turkish Airlines: der klare Testsieger, was das Preis/Leistungsverhältnis betrifft. Ich meine, das waren knappe 50.- Franken pro 3-Stunden-Leg, jeweils inklusive Hot Meal und 30 kg Freigepäck – das kriegt nicht mal Ryanair hin! Man darf wohl die Vermutung äussern, dass der äusserst geringe Flugpreis durch ein hochentwickeltes Preisberechnungssystem zustande kam, welches den Marktwert eines solchen Umwegs als schier nicht vorhanden betrachtete. Danke dafür! Ich meine, man darf ja auch mal Glück haben :P. Belavia: die laufen natürlich etwas ausser Konkurrenz. Es gehört ihnen hoch angerechnet, dass sie extra für eine Gruppe Avgeeks einen ihrer Linienflüge auf die Tu-154 umgestellt und den möglichen Kundenzorn auf sich genommen haben. Nicht nur wegen des Flugzeugtyps, unsereins ist ja auch nicht immer ganz pflegeleicht :004:. Wenn man aber davon ausgeht, dass unser Anschlussflug nach Vilnius eher dem Standard entspricht, dann… na ja, wie soll ich sagen? Hier atmet noch der Geist des Ostblocks? Nein, das wäre unfair. Probieren wir es mit einem Vergleich: Leuten wie mir kann so etwas sicher jederzeit verkaufen, auch ein erfahrener Vielflieger wird sich bei Bedarf damit abfinden können. Aber einem flugunerfahrenen Reisebürokunden würde ich sie, Alternativen vorausgesetzt, nicht unbedingt aufschwatzen. Ukraine International: da bin ich dann nochmals positiv überrascht worden! PS galt lange Zeit als Europas schlechteste Airline, Kiew Boryspil als schrottiger Flughafen. Nun, wenn ich mir das richtig zusammengereimt habe, dann hatte die Fussball-EM vor einigen Jahren hier einiges an Investitionsstau aufgelöst und so kommt es, dass PS heute in einem topmodernen Terminal zu Hause ist, der auch internationalen Standards absolut gerecht wird. Auch Flugzeugmässig ist man auf Kurz- und Mittelstrecke gut ausgerüstet, bis auf ein paar wenige verbliebene 737-500 ist man mit modernem Gerät unterwegs. Bloss die Langstrecke muss man sich eher nicht antun, den im Netz verfügbaren Fotos zufolge droht in deren Boeing 767 eine kuschlige 2-4-2 Bestuhlung… Bezüglich Kabinenprodukt gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern. Happa Happa kostet zwar, bleibt aber preislich im Rahmen - mein Menu hat inklusive einem alkoholfreien Getränk € 9.- gekostet und war durchaus sättigend - okay, Bud Spencer hätte danach wohl erst mal noch einen Hauptgang verlangt :D. Dafür ist auch in den günstigsten Promotarifen 23kg Freigepäck enthalten. Man bewegt sich also seitlich neben anderen Konzepten… Unter dem Strich ist UIA aber durchaus auf einem akzeptablen Niveau. Kann man ohne Bedenken auch dem verwöhnten Easyjet-Passagier unterjubeln, wenn der nicht gerade nach New York oder Bangkok will :) Au man, eigentlich sollte das nicht schon wieder so ein Roman werden, aber irgendwie kann ich es nicht lassen. Ich hoffe daher, ich konnte euch ein wenig unterhalten und wieder mal ein paar sehenswerte Destinationen näher bringen. Und natürlich auch das Feeling aus der Tupolev! Ich wünsche noch einen schönen Sonntagabend!
  3. Ein Besuch in Zentralasien – Kirgistan Schon seit längerem wollte ich Zentral Asien näher kennenlernen. Neben Israel habe ich noch nicht wirklich sehr viel von diesem Kontinent gesehen (Ich bin ja auch erst 19 und habe noch das ganze Leben vor mir ;)). Da es sich wie bei meinem letzten Bericht für uns Schweizer um eine relativ unbekannte Region handelt (Auch wenn die Schweiz schon seit Jahren eine Partnerschaft mit Kirgistan pflegt), habe ich mich dazu entschlossen wieder ein Reisebericht zu erstellen. Für mich war von Anfang an klar, dass meine Reise mich nach Kirgistan führen würde, da dort einige Bekannte von mir Wohnen. Für nur knapp 550 Franken konnte ich mir dann auch ein Ticket mit Turkish Airlines ergattern und schon konnte die Reise beginnen. Meine Route sollte mich in verschiedene Teile des Landes führen. Nach einem mehr oder weniger erholsamen Flug, bin ich dann endlich am Flughafen in Bischkek, etwa zwanzig Minuten zu früh gelandet. Nutzen konnte ich die Gewonnene Zeit nicht, denn wir mussten mehr als 30 Minuten auf unser Gepäck warten. Die ersten zwei Nächte übernachtete ich bei meinen bekannten in der Hauptstadt Bishkek. Die Stadt, insbesondere die Bauten, Trolley Busse und die Pärke erinnern noch stark an Sowjetische Zeiten. Obwohl Kirgistan das zweitärmste Land von Zentralasien ist, gibt es relativ viele Autos auf den Strassen. Das Besondere daran ist, dass jedes zweite Auto rechtsgesteuert ist. Dies führt manchmal zu einem kleinen Adrenalinschub, wenn das Taxi zum Überholen ansetzt und erst im letzten Moment sieht, dass ein Auto entgegenkommt ;). Nachfolgend einige Eindrücke aus Bishkek: Manas – Wilhelm Tell von Kirgistan Lenin – Früher durfte Lenin an der Vorderseite des Gebäudes wache halten und zeigte konstant nach Russland. Nach dem Kollaps musste der arme Lenin sein Platz an Manas übergeben und steht jetzt an einem viel weniger populären Standort hinter einem Gebäude xD Einige Freizeitaktivitäten von Bischkek mussten wir auch ausprobieren Am Dienstagabend setzten wir unsere Reise mit dem Nachtbus Richtung At Bashi fort. Unser Ziel war eine sogenannte Cheilo, eine Art Maiensäss auf über 3000 Meter Höhe. Aus den gefühlten 45 Grad in Bischkek wurden im Verlaufe der Nacht plötzlich eisig kalte 10 Grad. Der Bus holperte mehr als 12 Stunden über schlechte Strassen, bis wir endlich mit zwei Stunden Verspätung unser Ziel erreichten. Strom gab es da keiner, dafür konnte man die Landschaft umso mehr geniessen. Wasser wurde aus dem Bach geholt. Auch da waren wir vorbereitet. Chlortabletten zur Wasserreinigung waren unser ständiger Begleiter. Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe und Esel waren alle gemischt in einer Herde. Keine Viehzäune und keine Wachhunde hätten sie daran gehindert durch die Berge zu ziehen ;) Dafür wurden die Pferde drei Mal am Tag gemolken und deren Milch freundlicherweise mir jedes Mal wenn ich die Jurte betrat vorgesetzt xD. Die Frisch gemolkene Milch wird zuerst in einem angeräucherten Kuh Magen gelagert bis sie einen leichten Alkoholischen Geschmack hat. Zum Morgenessen gab es etwas Ähnliches wie Donuts und Joghurt. Und zum Nachtessen Delikatessen wie Schaf Lunge, Magen und Darm. Jeweils mit einem Becher Pferdemilch zum Trinken. Mmmm Zum Glück gab es als Beilage immer noch etwas Brot und Salat… Dann wurde uns noch die Umgebung gezeigt. Bis 10 Km an die Chinesische Grenze führte uns der Weg mit unserem Maschutka Bus. Ein Beifahrersitz gab es nicht, aber da die Türe sich während der Fahrt immer von selbst öffnete, musste der Sohn vom Fahrer einfach auf einem Stuhl sitzen und die Türe in regelmässigen Abständen schliessen :D Zurück nach Bischkek ging es dann nach drei Tagen wieder mit dem Taxi (8 Stunden Fahrt für etwa 10 Franken pro Person). Meine Schwester Landete eine Woche nach mir mit Pegasus Airlines ebenfalls in Bischkek (Wobei sie mehr bezahlt hat als ich mit Turkish :D). Gemeinsam ging es dann zur nächsten Reise. Eine 2 tägige Trackingtour über einen Pass, an verschiedenen Seen entlang. Esel ersetzten Heu Ladewagen… …oder Tier Ambulanzen Gewässer… …und noch mehr Gewässer. Kirgistan hat im Gegensatz zu vielen umliegenden Länder sehr viel Wasser. Endlich erreichten wir unser Ziel. Den Landesweit berühmten Sari Cheleck See. Nach einer erholsamen Übernachtung in einem Guesthouse ging es wieder mit einer Machutka weiter nach Osh. Dort besuchten wir eine Hühnerfarm… …und den in Kirgistan berühmten Süleimann, den Berg von Salomon, welcher sich in mitten der Stadt befindet. Zwei Tage erholten wir uns dort, bevor wir am Sonntagmorgen mit dem Flugzeug (Air Manas/Pegasus Asia) zurück nach Bischkek flogen. Aufgrund von diversen Verspätungen und einer langen Schlange am Check-In Schalter konnten wir gerademal 10 Minuten vor dem geplanten Start einchecken. Zum Glück tickt die Uhr in Zentralasien etwas anders ;) Als wir endlich an Bord waren und alle Passagiere Ihre Sitzplätze gefunden hatten, kam plötzlich ein offiziell gekleideter Flughafen Mitarbeiter zu unserem Sitz gesprungen und fragte uns aufgeregt nach unseren Boardingpasses. Er warf einen kurzen Blick auf den Boardingpass meiner Schwester und fing an zu lachen. „Madam, dieser Boardingpass gehört aber nicht Ihnen! Oder heissen sie etwa Marina Gordikova?“. So kam sie ohne es zu merken durch zwei unabhängige Passkontrollen bis ins Flugzeug ;) Ob die arme Marina Gordikova es noch auf das Flugzeug geschafft hat? :o Boeing 737-400 Die letzten drei Tage der Ferien verbrachten wir teilweise noch am Issikul See. Dieser ist der höchstgelegene Salzwasser See der Welt. Er ist so gross, dass man nicht ans andere Ufer sehen kann. Die Fahrt dorthin dauerte etwa 5 Stunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 140 Km/h. Bei der Fahrt zurück verkürzte sich diese Zeit, da unser Taxi Chauffeur teilweise mit über 180 Km/h unterwegs war :) Meine Schwester und unsere bekannte versuchten sich noch im Parasailing. Nach einem wunderschönen Flug Landeten sie dann jedoch im Wasser. Pech für mich. Der Schirm konnte im nassen Zustand nicht mehr geflogen werden. Schneller als es mir lieb war waren die drei Wochen Ferien auch schon wieder vorbei. Am 28. 07 um 03.00 am Morgen startete unser Rückflug zurück in die Schweiz. Da ich und meine Schwester beide gerne am Fenster sitzen, machten wir den Deal dass sie auf dem ersten Flug am Fenster sitzen dürfe. Es ist wie verhext. Wenn ich mit Ihr fliege geht immer etwas schief xD Unser Fensterplatz auf dem ersten Flug: Weiss jemand wieso das Fenster hier fehlt? (Boeing 737-800) Es macht irgendwie absolut kein sinn! Auf der Gegenüberliegenden Seite gab es ein Fenster und vorne und hinten ebenfalls! Trotzdem konnten wir dann den letzten Flug zurück nach Zürich geniessen und uns dank zwei freien Sitzreihen noch etwas erholen. Ich hoffe euch hat mein Bericht gefallen. Für mich war es wieder einmal ein Highlight vom Jahr! Gerne nehme ich auch eure Tipps und Kritik für meine nächsten Beiträge hier im Forum zu herzen. Die Bilder wurden alle mit einem Smartphone (Huawei Ascend P7 und iPhone 4s) geschossen und sind dementsprechend nicht von bester Qualität. Ich reise gerne nur mit Handgepäck und da hat halt meine Spiegelreflex Kamera kein Platz.
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